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Abenteuerliche Verheißungen zum „gnadenreichen Wundenrosenkranz“

Von Felizitas Küble

Seit rund 150 Jahren kursiert in katholischen Gebetskreisen und erbaulichen Schriften die Verehrung der heiligen Fünf Wunden Christi  – gemeint sind damit meist die beiden Handwunden, die Fußwunde, die Schulterwunde und die Seitenwunde des Erlösers.

Nun wäre gegen eine solche Andacht im Sinne einer betrachtenden Passionsfrömmigkeit grundsätzlich nichts einzuwenden, solange noch klar bleibt, daß die Leiden Christi den Gläubigen zwar große Gnaden und Verdienste vermittelt haben, die eigentliche und vollständige Erlösung aber durch Jesu TOD am Kreuz erfolgt ist, nicht in erster Linie durch seine vorhergehenden Leiden.

Zudem sollten die mit der „Wunden-Verehrung“ verbunden Anrufungen, Koronen und Rosenkränze auch sonst theologisch gediegen sein und keine Verstiegenheiten und Sonderbarkeiten enthalten.

So fragt man sich, warum auf dem (privaten) katholischen „Radio Horeb“ dreimal wöchentlich der „Wundenrosenkranz“ gebetet wird: https://www.horeb.org/fileadmin/eigene_dateien/Neue_Seite/Gesammelt_2018/Downloads_PDF/gebetsflye.pdf

Dabei lautet eine Anrufung: „Bedecke uns mit deinem Kostbaren Blut.“  –  Was soll diese „Bedeckung“ theologisch beinhalten und was ist darunter zu verstehen? 

Weiter heißt es: „Ewiger Vater, ich opfere dir die Wunden unseres Herrn Jesus Christus auf, um die Wunden unserer Seelen zu heilen.“

Eine etwas merkwürdige „Aufopferung“ von Laien außerhalb der Eucharistiefeier  –   zudem fällt die Fixierung auf die „Wunden unserer Seele“ auf, die „geheilt“ werden sollen.

Dies paßt zu jener religiösen Welle der „Inneren Heilung“ und des Kreisens um die „Wunden“ der eigenen Seele, wie sie in charismatischen und esoterischen Kreisen gang und gäbe sind. Dies führt leicht zu einer ichbetonten Nabelschau, ständigem Vertiefen in die „Verletzungen“ des eigenen „Selbst“ und deren „Heilung“ etc.

In unserem christlichen Glauben geht es aber in erster Linie um das HEIL der Seele, folglich um das Seelenheil  – und die „Heilung“ unserer Seelenwunden kann dann eine schöne Folge sein, hat aber nicht im Mittelpunkt zu stehen.

Das wäre freilich alles noch diskutabel, wenn nicht dieser „gnadenreiche Wundenrosenkranz“ wieder einmal – wie so viele, ähnlich geartete Sonderandachten (etwa die kuriosen „Brigittengebete“)  –  die abenteuerlichsten Verheißungen versprechen würde.

So soll der Heiland der visionären Laienschwester Marie-Marthe Chambon aus dem 19. Jahrhundert für die Fünf-Wunden-Verehrung angeblich besondere Gnadenerweise angekündigt haben, wie man hier nachlesen kann: http://www.rosenkranzgebete.de/jesu-blut-und-wunden/gnadenreicher-wundenrosenkranz/herkunft-des-rosenkranzes/index.php

Die hier erwähnten „Verheißungen“ sind aber kirchlich nicht anerkannt und können es auch gar nicht sein, weil sie erstens in den amtlichen Ablaßbüchern fehlen, zweitens gegen wesentliche Grundsätze echter (!) Abläße verstoßen.

Einer davon lautet, daß das Versprechen, lediglich aufgrund eines bestimmten Gebetes könne eine oder mehrere Seelen aus dem Fegefeuer in den Himmel gelangen, von vornherein nicht gültig sein kann und kirchlich verworfen wird.

Zudem ist es geradezu abenteuerlich, wenn der „Heiland“ in seinen Botschaften an besagte Nonne verheißen haben soll:
„Ich werde alles gewähren, um was immer man Mich durch die Anrufung Meiner hl. Wunden bittet.“  –  „Sooft ihr den Gekreuzigten mit reinem Herzen anschaut, erlangt ihr die Befreiung von 5 Seelen aus dem Fegefeuer, eine für jede Wunde.“

In dem vatikanisch approbierten Handbuch „Die katholische Lehre von den Ablässen“ von Pater Josef Hilgers SJ werden die amtlichen Regeln der Unterscheidung echter und untechter Ablässe erläutert.

Dazu heißt es auf S. 130: „Als erdichtet sind die Versprechungen in Blättern und Büchlein zurückzuweisen, wonach für das eine oder andere Gebet, das die Gläubigen verrichten sollen, eine oder mehrere Seelen aus dem Fegfeuer befreit würden, und die Ablässe, welchen diesen Versprechungen noch beigefügt zu werden pflegen, sind für unecht zu halten.“

Theologisch irreführend ist sodann folgende „Botschaft“ an jene Ordensfrau:

„Jene, die nach der Beichte oder auch vorher Mein Kostbares Blut und Meine Leiden aufopfern als Sühne für ihre ganzen Sünden des Lebens und als freiwillige Busse den Wundenrosenkranz beten, deren Seelen sind so rein und schön, als wenn sie nach der Taufe stehen würden, und deshalb können sie jedesmal nach einer solchen Beichte die Gnade der Bekehrung für einen grossen Sünder erbitten.“

Hier wird der Eindruck erweckt, auch schon vor (!) der Beichte führe die Kostbare-Blut-Verehrung samt Wundenrosenkranz sogar zur Taufunschuld  – was aber v o r  der Beichte gar nicht möglich ist, auch nicht durch noch so viele fromme Andachten. Zudem ist die gesamte „Verheißung“ ohnehin kirchlich nicht anerkannt, steht nicht im Ablaßverzeichnis, ist theologisch absonderlich und damit schlicht hinfällig.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

 

Kommentare

5 Antworten

  1. Also, mit dem Wundenrosenkranz konnte ich noch nie etwas anfangen. Wenn man ihn für bestimmte Anliegen betet, zum Beispiel gegen die Abtreibung, dann passt dies nicht zur folgenden Anrufung, die wiederholt wird: „Ewiger Vater, ich opfere dir die Wunden unseres Herrn Jesus Christus auf, um die Wunden unserer Seelen zu heilen.“ Was hat die Heilung der Wunden meiner Seele zum Beispiel mit der Abtreibung zu tun? Gar nichts! Diese Unstimmigkeit hat dazu geführt, dass ich diesen Rosenkranz nicht bete.

  2. Es ist schlimm, wie viele Seelen so in die Irre geleitet werden. Auf den Mist, der in diesen Kreisen verzapft wird, muss man erstmal kommen.
    Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

    a) Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen.
    b) Die kiffen ohne Unterlass.

    Mehr kann man dazu nicht sagen.

  3. Gibt schon merkwürdige, abstruse Sachen…mir geht es ähnlich mit den 12 Verheißungen, wenn man das Bild des Heiligsten Herzens Jesu verehrt…
    Da muss ich mal sagen, das steht aber so nicht in der Bibel, und im KKK lese ich davon auch nichts….mit den Kirchenvätern und den Kirchenlehrern usw. kenne ich mich (noch?) nicht so aus…nur so ganz minimal.., ein bisschen von Thomas v Kempen, und Franz von Sales, aber es scheint mir, dass die nüchterne harte Arbeit an sich selbst, das Verwirklichen des Heils mit Furcht und Zittern eher unbeliebt ist…sehr anstrengend, ohne „süsse“ Verheißungen ausser dem Frieden, den die Welt nicht geben kann…sekündchenweise, oder auch mal länger, wenn man dran bleibt…
    …. ausserdem passt das, was dieser angebliche Jesus sagt, überhaupt nicht zusammen mit dem, was ER sonst sagt….

    Zeitgeistige Schwärmerei und Gefühlsduselei.

    Dieses Getue…Also wirklich….

    Es ist gut, dass Frau Küble daran erinnert, dass Sein Tod uns erlöst hat, durch Sein vergossenes Blut, und durch Seine Auferstehung wir die Hoffnung haben auf die eigene Auferstehung und das ewige Leben…

    …und mal davon abgesehen…wer hat schon ein reines Herz?…

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