HERBST
Das Laub hat ausgegrünt in Gau und Hag,
Die Traube schwoll, die Ähren sind geschnitten —
Durch weichen Nebel, der am Himmel lag,
Kommt leuchtend uns zum letzten Sommertag
Der Sonne letzter Funkelstrahl geglitten.Nimm Abschied, Herz, von Farbe, Acht und Glut —
Noch einmal funkelt’s auf in Busch und Bäumen,
Wie Blumen bunt, getaucht in Gold und Blut —
Das ist des Sterbens trügerischer Mut,
Kurz vor dem Schlummer noch ein buntes Träumen!Noch einmal denn hinaus, den Stab zur Hand —
Mit Frühlingsmut und sommerheißem Sehnen!
Weit, wie die fruchtbefreite Flur sich spannt —
Weit, wie des Himmels sonnig Wolkenband,
Soll Mut und Hoffen, Herz und Blut sich dehnen! —Dann mag der Wirbelsturm im Überdruß
Das welke Laub von morschen Zweigen hämmern —
Und niederschmettern, was verderben muß!
Noch eines letzten Sommertag’s Genuß —
Dann mag die lange Nacht herniederdämmern!Adalbert von Hanstein
Foto: Dr. Bernd F. Pelz