Von Friedhelm Schülke
Ältester Teilnehmer Brosda mit 102 Jahren
Aus Platzgründen konnten die Heimatfahnen nicht wie gewohnt einziehen, dafür aber eine große Erntekrone unter den Klängen der ostpreußischen Erntedankchoräle „Mit lautem Jubel bringen wir“ und „Das Feld ist weiß“, gespielt vom Pommerschen Blasorchester Wolgast und feierlich hereingetragen von Vorstandsmitglied Steffen Thomassek. Unter dem Applaus der Teilnehmer wurde sie auf der Bühne aufgezogen und schwebte den ganzen Tag über allen Rednern und Kulturgruppen.
Morgenandacht hielt Prinz Timotheus von Preußen
Die Morgenandacht hielt wie vor einem Jahr Timotheus Friedrich von Preußen – der 18-jährige Prinz vertrat wieder seinen Vater Philip Kiril von Preußen, und zwar sehr würdig. Im feierlichen Totengedenken wurde der bekannt gewordenen Verstorbenen des letzten Jahres namentlich gedacht. Ihnen und der Heimat zu Ehren stimmten die Landsleute stehend in ihre Heimathymne „Land der dunklen Wälder“ ein.
Wie immer, so erschien auch diesmal ein historischer Gast: KARL PLENZAT, Professor für Volkskunde in Königsberg, Elbing und Schneidemühl in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Der heute kaum noch bekannte Ostpreuße hat als eifrigster Sammler von Volksliedern aber viel Bekanntes hinterlassen.
„Zogen einst fünf wilde Schwäne“
1918 gab er seinen „Liederschrein“ heraus und bewahrte so 112 deutsche, masurische und litauische Volkslieder aus Ostpreußen vor dem Vergessen. Eines der heute bekanntesten hat ihm sein eigener Vater in Enzuhnen bei Trakehnen selbst vorgesungen: „Zogen einst fünf wilde Schwäne“.
Es wurde in Anklam zur Feier des Tages vom Schülerchor aus Memel und dem Pommerschen Blasorchester vorgetragen. Das Lied wird seit 2005 dem Komponisten Richard Faltin aus Danzig zugeschrieben, dessen Familie allerdings aus Memel stammte. Erst Karl Plenzat machte es einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Der Volkskundler, dargestellt vom Verfasser dieser Zeilen, mahnte auch den Sinn dieses Anti-Kriegs-Liedes in der heutigen Zeit an: „Keiner der Schwäne ward je mehr gesehen, keine Birke stand in Blüten, kein Bursche kehrte mehr aus dem Kampf nach Hause zurück, und keines der Mädchen am Memelstrand wand je den Brautkranz.“
Königsberg als Stadt für Friedensverhandlungen
Anlässlich des 300. Geburtstages des Philosophen Immanuel Kant 2024 biete sich keine andere Stadt so passend für Friedensverhandlungen und einen globalen Ausgleich an wie Königsberg, das 2024 gleichfalls seinen 300. Jahrestag begeht – die Vereinigung seiner drei Teilstädte. Für diese Aufrufe gab es breite Zustimmung im Saal und viel Applaus.
Nach der Mittagspause traten sämtliche angereisten Kulturgruppen aus Ostpreußen mit umfangreichen Programmen auf. Den Auftakt machte aber das Mecklenburg-Pommeraner Folklore-Ensemble Ribnitz-Damgarten (siehe Titelbild).
Echte Hingucker in ihren farbenfrohen Kostümen und Trachten waren auch die Kinder und Jugendlichen der Tanzgruppe „Saga“ Bartenstein (siehe Foto) und die Schüler vom Hermann-Sudermann-Gymnasium Memel.
Die Sängerinnen des Chores „Heide“ aus Heydekrug erhielten in ihren strahlenden Kostümen den Beinamen „blaue Engel“. Mit seinem eigenen Repertoire gab auch der Chor „Stimme der Heimat“ Lötzen sein Bestes.
Den Höhepunkt erreichte das Landestreffen beim Auftritt des Chores „Warmia“ Heilsberg. Ewa Huss-Nowosielska brachte mit ihren Damen den Saal zum Kochen – auch diesmal animierten sie zu einer langen Polonaise rund um die Tische. Mit gegenseitig gereichten Händen und dem gemeinsamen Singen des Ostpreußenliedes beendeten alle Mitwirkenden dieses schöne Treffen gemeinsam im Großen Finale auf der Bühne.
Fotos: Gunter Hartter, Berlin
4 Antworten
Herzlichen Dank!
Lieber Herr Schukat,
meine Schwester Reinhild v. Wahl und ich hatten vor, aus Thüringen und Sachsen uns auf den Weg nach Anklam zu machen. Leider passte es wegen der zahlreichen anderen Verpflichtungen dann doch nicht, sich die Zeit zu nehmen. Es ist wirklich beeindruckend, was Sie und alle Organisatoren auf die Beine stellen. Möge Gott weiterhin seinen reichen Segen für das Denken, Fühlen und Handeln der Ostpreussen geben,
Ihr dankbarer Hubertus v. Below, ehemals Serpenten Gumbinnen
Lieber Herr Schukat,
lieber Herr Schülke, vielen Dank für Ihr Engagement für die Heimat im Osten.
Ihr Einsatz für ein friedliches Miteinander der „alten“ und „jungen“ Ostpreußen ist einmalig.
Als Teilnehmer aller Treffen der letzten Jahre waren wir leider diesmal verhindert.
Beim nächsten Treffen wieder dabei.
Inge und Bernd Polte
Stadtgemeinschaft Tilsit
Wunderbar! Welche eine Freude! Gott segne Veranstalter und Gäste und gebe uns alles, was wir auch weiterhin nötg haben für unser Volk und unser Land. AMEN