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David von Augsburg über Visionen: "Oftmals bringen sie mehr Schaden als Nutzen…"

Der Franziskaner und Schriftsteller David von Augsburg (gestorben 1272) verfaßte ein Handbuch für Novizenmeister mit dem Titel „Wie der Mensch äußerlich und innerlich in die rechte Ordnung kommt“.
Darin schreibt der Ordensgeistliche Folgendes zum Thema Privatoffenbarungen und Visionen:
„Dazu gehören die Offenbarung von Geheimnissen und Visionen bzw. sich zeigende Bilder. Durch solche Dinge werden manche Menschen mitunter über die Wahrheit belehrt, die meisten aber werden jämmerlich hinters Licht geführt.
Man soll sich damit umso weniger aufhalten, je häufiger sie jene Personen täuschen, die sich auf sie stützen  –  und je weniger sie zum geistlichen Fortschritt beitragen, selbst wenn sie wahr sind.
Von Leuten freilich, die im geistlichen Leben unerfahren sind, werden diese Vorgänge als machtvoller Erweis von besonderer Heiligkeit und Weisheit gewertet.“ (II, 66.1)
Außerdem warnt der Pater in seinem Handbuch weiter:
„Auch wenn die Visionen manchmal wahr sind, so sind sie nicht von sich aus verdienstvoll: Wer vieles Derartige schaut, ist nicht besser  –  und wer nichts sieht, ist nicht geringer  –  das gilt für alle Wunder.
Oftmals bringen diese Dinge mehr Schaden als Nutzen, weil die Empfänger sich dessen eitel rühmen.
Viele bilden sich auch ein, sie hätten Visionen, während sie nichts gesehen haben  –  und sie führen sich und andere in die Irre; oder sie wollen sogar Gewinn daraus schlagen. Viele haben auch Visionen zusammengedichtet, um nicht weniger geachtet zu sein als andere  – oder um mehr Achtung zu erhalten als andere, gewissermaßen als besonders heilige Leute, denen die Geheimnisse Gottes gezeigt werden.“ (II,66,4-7)

Quelle: „Die Gabe der Unterscheidung  –  Texte aus zwei Jahrtausenden“ von Marianne Schlosser

Kommentare

3 Antworten

  1. In einem intelligenten, weisen, Universum KANN nichts ohne Sinn, ohne Weisheit sein. Wenn Gott, das universelle (Bewußt-)Sein LIEBE ist, kann – letztlich – nichts darin ohne Liebe sein.
    Dann ist die einzige Frage, WIE wir die Dinge deuten, die wir erleben.
    Nach 25 Jahren konkreter, eindrücklicher, Erfahrungen in diesem Bereich ist mir in den letzten ca. 10 Jahren erst klar geworden, auf welche Weise solche Erfahrungen zu deuten sind.
    Das „Know-How“ dazu ist (in) der zivilisierten Gesellschaft weitgehend verloren gegangen – aufgrund der „Kollektiven Neurose“, die im Wesentlichen darin besteht, dass die Menschen sich nicht mehr zu ihrem regelhaften Erwachsenen-Bewußtsein entwickeln, welches von derselben Qualität ist wie das universelle göttliche (Bewußt-)Sein. Dessen Sprache ist SYMBOLISCH; und entsprechend zu deuten. Wie auch Sagen, Legenden, Märchen, Träume, „Psychose-Inhalte“ und Bibelgeschichten. Es kommt alles aus derselben Quelle. Das schrieb auch schon C.G. Jung.

  2. Sehr guter Artikel.
    … der überaus gehaltvoll in so wenigen Sätzen viele aktuell eingebildete „Möchtegern-Propheten, Gottgeführte, Privatschwätzer und Besserwisser“ schon aus der damaligen Zeit vorzüglich entlarvt.
    Danke!
    mfg

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