Aus der heutigen liturgischen Lesung der kath. Kirche: Jes 11,1-10:
Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
Der Geist des HERRN lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. ER erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht.
ER richtet nicht nach dem Augenschein, und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet ER, sondern ER richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist.
ER schlägt den Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes.
Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib.
2 Antworten
Die Christen sind das Neue Gottesvolk. Das Neue
Israel.
Wichtig ist wie immer der Kontext:
Die endgültige Rettung Israels: 9,1 – 11, 36
Die gesamte lange Passage ist wichtig-aber in Kürze
zusammengefasst:
„Ich frage also:Hat Gott sein Volk
verstossen?Keineswegs!Denn auch ich bin ein Israelit,
ein Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamins.Gott
hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt
hat.“ Römer 11,1-3
„Es ist jedoch nicht so, als ob das Wort Gottes
versagt hätte. Denn nicht alle, die von Israel
abstammen, sind wirklich „Israel“. Auch sind sie nicht
alle Kinder, weil sie Abrahams Same sind, sondern:
„Was ‚dein Same‘ genannt werden wird, wird durch Isaak
kommen.“ Das heißt nicht, die Kinder des Fleisches
sind wirklich die Kinder Gottes, sondern die Kinder
der Verheißung werden als der Same gerechnet. […]
Wenn nun Gott, obwohl gewillt, seinen Zorn zu zeigen
und seine Macht kundzutun, die Gefäße des Zorns, die
zur Vernichtung passend gemacht sind, mit viel Langmut
duldete, damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit an
Gefäßen der Barmherzigkeit kundtun könnte, die er zur
Herrlichkeit im voraus bereitet hat, nämlich uns, die
er nicht nur aus den Juden berufen hat, sondern auch
aus den Nationen, was dann? Es ist so wie er auch in
Hosea sagt: „Die nicht mein Volk sind, will ich ‚mein
Volk‘ nennen und sie, die Nichtgeliebte, ‚Geliebte‘;
und an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: ‚Ihr seid
nicht mein Volk‘, dort werden sie ‚Söhne des
lebendigen Gottes‘ genannt werden.“
Ferner ruft Jesaja in bezug auf Israel aus: „Obwohl
die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer sein
mag, ist es der Überrest, der gerettet werden wird.“
Jesaja aber erkühnt sich und sagt: „Ich wurde von
denen gefunden, die mich nicht suchten; ich wurde
denen offenbar, die nicht nach mir fragten.“ In bezug
auf Israel dagegen sagt er: „Den ganzen Tag habe ich
meine Hände nach einem Volk ausgebreitet, das
ungehorsam ist und widerspricht.“
Ich frage also: Gott hat doch nicht etwa sein Volk
verworfen? Das geschehe nie! Denn auch ich bin ein
Israelit, vom Samen Abrahams, vom Stamm Benjamin. Gott
hat sein Volk nicht verworfen, das er zuerst anerkannt
hat. Nun wisst ihr nicht, was die Schrift in
Verbindung mit Elia sagt, wie er vor Gott gegen Israel
vorstellig wird? „Jehova, sie haben deine Propheten
getötet, sie haben deine Altäre ausgegraben, und ich
allein bin übrig geblieben, und sie trachten mir nach
der Seele.“ Doch was sagt ihm der göttliche Ausspruch?
„Ich habe siebentausend Männer für mich übrigbleiben
lassen, Männer, die das Knie nicht vor Baal gebeugt
haben.“ So hat sich nun auch in der gegenwärtigen
Zeitperiode ein Überrest gemäß einer Auserwählung
zufolge unverdienter Güte gezeigt. Wenn es nun durch
unverdiente Güte ist, ist es nicht mehr zufolge von
Werken; sonst erweist sich die unverdiente Güte nicht
mehr als unverdiente Güte.
Was nun? Gerade das, was Israel ernstlich suchte, hat
es nicht erlangt, die Auserwählten aber haben es
erlangt. Die übrigen hatten ihr Empfindungsvermögen
abgestumpft, so wie geschrieben steht: „Gott hat ihnen
einen Geist tiefen Schlafes gegeben, Augen, um nicht
zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis auf den
heutigen Tag.“
Römer 9:6-8, 22-28; 10:21; 11:1-8;
Die Juden sind also nicht vollständig verworfen,
Paulus ist schließlich selbst ein Jude. Allerdings
müssen sie, wie alle anderen Menschen auch, Glauben an
Christus ausüben, um gerettet zu werden. Als Nation
sind sie nicht mehr Gottes auserwähltes Volk, nur ein
„Überrest“ der fleischlichen Juden hat auch das
Vorrecht zum „Israel Gottes“ zu gehören (Galater
6:16). Dazu müssen sie, wie Paulus auch, Christus
annehmen.
Denke doch auch in diesem Zusammenhang an das
Gleichnis vom Weingarten aus Markus, Kapitel 12.
quote:
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„Wer nicht auf meiner Seite ist, ist gegen mich, und
wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“
Matthäus 12:30 und Lukas 11:23
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sowie
quote:
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Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns.
Markus 9, 40
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Dies scheint ein Widerspruch zu sein; wichtig ist
aber, wie immer, der Kontext:
Im ersten Text argumentiert Jesus mit den Pharisäern
(Jüdische Schriftgelehrte). Ihm wurde vorgeworfen,
dass sein Heilungswunder, welches er gerade eben
vollbracht hatte, durch den Teufel geschehen war.
Jesus kontert daraufhin scharf, denn seine Gegner
waren alle mit den Schriften vertraut, hätten also
wissen können, wer Jesus war, und konnten ausserdem
ein Wunder „live“ miterleben. Da sie trotzdem Jesus
als Verbündeter Satans ansahen, ging Jesus mit ihnen
ziemlich hart ins Gericht und sagte dabei diesen
oberen Satz. Wer Gott erlebt, und ihn trotzdem
ablehnt, ist gegen Gott. (aber das tun die anderen apostolischen Traditionen etwa nach Johannes und Jakobus oder auch Thomas ja eben nicht!)
Die zweite Stelle:
Hier redet Jesus über Leute, die Gutes tun, ohne
explizit einer Gemeinde zuzugehören bzw. den Jüngern
nachfolgen. Leute, die Gutes tun und nicht gegen Gott
sind, sind für Gott. Gültig ist für Christen natürlich die Bibel.
Mir erscheint diese Deutung der beiden Stellen auch im
Zusammenhang mit dem Liebesgebot Jesu viel
überzeugender.
Sagte Jesus nicht auch über den fremden Wundertäter
der in seinem Namne wundervollbrachte und den die
Jünger dann daran hindern wollten weil er sich ihnen
nicht anschließen wollte, sie sollten ihn nicht
hindern?
Anerkennung auch anderer Konfessisonen…
Ich wollte noch auf zwei spezielle und sehr verwandte
Bibelstellen hinweisen (ich verwende die
Einheitsübersetung bzw. Interlinear-Übersetzung)
hinweisen:
Der fremde Wundertäter: Markus 9,38- 41
Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen,
wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir
versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht
nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner,
der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht
schlecht von mir reden.Denn wer nicht gegen uns ist,
der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser
zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – amen,
ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.
Der fremde Wundertäter: Lukas 9,49 – 50
Da sagte Johannes: Meister, wir haben gesehen, wie
jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir
versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit
uns zusammen dir nachfolgt. Jesus antwortete
ihm:Hindert ihn nicht!Denn wer nicht gegen euch ist,
der ist für euch.
Auch als überzeugter Christ kann man also andere
christl. Konfessionen oder eingeschränkt die Juden als Gott
verehrend aktzeptieren. Wenn auch noch unvollkommen.
Zudem gibt es durchaus (z.B. aus der verschollenen
Quelle „Q“, deren Inhalte teiweise Eingang in die
Bibel fanden) Jesus- Worte, die nicht in jeder Bibel
stehen oder Eingang in die verbreitetste Bibelversion
fand. Siehe auch den 1. Clemens-Brief und das äthiopische Henoch Buch, aus dem der Apostel Paulus im Neuen Testament der Bibel im Judas-brief auszugsweise zitiert. Etwa bei den Kopten mit dem breiteren Bibel-Kanon. Oder in der syrischen Kirche. Der heilige Irenäus von Lyon zählte auch noch den 1. Clemensbrief und den Hirtenbrief des Hermas zum biblischen Kanon bzw. Bibel-Kanon und Neuen Testament. Die äthiopisch-koptische Kirche rechnet u.a. auch noch Sondergut wie das etwa für die Angelogie wichtige Jubiläen-Buch zum engeren und breiteren Bibel-Kanon und ihrem alten Testament.
Auch die Kirchenväter schätzten es noch hoch, es stand bei ihnen allgemein noch im hohen Ansehen.
Rettet die Kinder in Not!
Werner Keweloh, Sinzig