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Erhielt Prof. Albert Drexel einst wirklich „Botschaften“ von Christus?

Von Felizitas Küble

Seit Jahrzehnten werden in traditionsbewegten Kreisen die Bücher von Prof. Dr. Albert Drexel (1889 – 1977) verbreitet.

Der katholische Priester, Völkerkundler und Theologe aus Hohenems im österreichischen Vorarlberg hat nicht nur Sachbücher veröffentlicht, sondern erhielt Anfang der 70er Jahre  –  eigenen Angaben zufolge  –  auch direkte übernatürliche Einsprechungen von Christus selbst.  christus

Angeblich erklärte der HERR dem Professor in den Jahren 1970 bis 1972 in nächtlichen Freitags-Visionen, wie es in Kirche und Welt zugeht und wo der Schlüssel zur Lösung der Probleme liegt.

Die erscheinungsbeflissene Zeitschrift „Mystik“ (Nr. 1/2009), die der Lippstädter Journalist Claus P. Clausen herausbrachte, war wie so oft des Lobes voll: „Drexel war ein glaubenstreuer Priester und Prophet.“ 

Das theologisch unterbelichtete Blatt bevorzugte „himmlische“ Panik-Botschaften über den bevorstehenden Weltuntergang und setzte sich besonders stark für das seinerzeit kirchlich gemaßregelte „Engelwerk“ und die vom Vatikan abgelehnten „Marienerscheinungen“ von Heroldsbach ein.

Im Rahmen seines Artikels über Drexels Visionen schreibt Clausen: „Das Werk der hl. Engel geht auf Gott zurück.“ –  Wenn das so einfach ist, erübrigen sich freilich alle innerkirchlichen Debatten von selbst…

Das Engelwerk „rettet“ die Kirche…

Sodann zitiert die Zeitschrift eine Vision Drexels vom 7.8.1970 mit angeblichen folgenden „Worten des Heilands“: Marienstatt-DSC_0111-3

„Ich habe zu dir von den heiligen Engeln gesprochen und sage dir, dieses Werk ist ein Werk der Vorsehung Meines himmlischen Vaters und ein Werk für die Rettung der Kirche Roms in der gegenwärtigen und kommenden schweren Verwüstung, Unruhe und Zerstörung.

Von Priestern, den geweihten Dienern und Hirten der Kirche, ist das Unheil in der Kirche ausgegangen, durch Priester, die diesem Werke ausdrücklich oder innerlich angehören, wird die Kirche gerettet.“

Zweifellos eine eindeutige Ansage, schwarz und weiß sind klar getrennt, Schafe und Böcke geschieden: Von Geistlichen ist „das Unheil“ ausgegangen, durch Engelwerkspriester wird „die Kirche gerettet“.

Obwohl die Kirche sich ablehnend über die Privatoffenbarungen der Engelwerks-Gründerin M. Bitterlich äußerte, erfahren wir nun, daß es sich hierbei um ein Werk des Himmels handelt.

Auch Maria von Agredas Visionen sind „von oben“…

Aber auch die kirchlich ebenfalls nicht anerkannten Marienvisionen der spanischen Nonne Maria von Agreda sind ein Werk der „Vorsehung“, wie wir der „Botschaft des Heilands“ vom 4.12.1970 entnehmen dürfen:
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 „Darum war die Vorsehung des himmlischen Vaters am Werke, als sie die Bücher der Offenbarungen an Meine heilige Tochter Maria zu Agreda zur Verherrlichung der heiligsten Jungfrau neu erstehen ließ und dazu Menschen als Helfer wählte.“

Zugleich bieten die „Botschaften“ an Drexel die in diesem Spektrum übliche Mischung aus „Zuckerbrot und Peitsche“, Panik-Offenbarungen wechseln sich mit Endzeitschwärmereien, so zB. bei der im „Mystik“-Heft zitierten Vision vom 1.1.1970:

„Es wird eine Zeit der Finsternis und zugleich eine Zeit der Leuchtens sein. Während die Saat der Bösen und der Gottlosen in Verderbnis enden wird, wird die Saat der Gläubigen zu einer reineren und schöneren Kirche erblühen.“

Kirche steckte in „schwerster Prüfung aller Zeiten“

Clausens zweite Publikation, der wöchentlich erschienene „Schwarze Brief“, brachte mit seiner Nr. 2/2009 ein „Sonderblatt“ heraus. Dort werden die angeblich himmlischen „Botschaften“ an Prof. Drexel weiter dokumentiert.

So heißt es zB. bei den „Worten des Heilands“ vom 5.5.1972, der Visionär erhalte „besondere Gnaden“ um seiner „Aufgabe“ willen vom allwissenden Gott für diese Zeit, „in der Meine heilige Kirche der schwersten Heimsuchung und Prüfung aller Zeiten ausgesetzt“ sei.
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Warum, so fragt man sich, soll jene Phase Anfang der 70er Jahre für die Kirche die schlimmste „aller Zeiten“ gewesen sein?!

Aber je dunkler die Zeit, desto heller leuchtet des Sehers Werk, klar doch: „Für diese böseste, gefährlichste und verworrenste Zeit war dein Leben und deine Aufgabe vorgesehen.“   –  Auch das vom Visionär zu schreibende Glaubensbuch ist natürlich das, so wörtlich, „notwendigste Buch für jetzt und die Zukunft“, wie es in der „Botschaft“ vom 7. Juli 1972 heißt.

Die Drexel-Visionen erfreuen sich im traditionellen Lager großer Zustimmung, obwohl dort z.B. unter dem vorhin erwähnten Datum davon die Rede ist, die „eigenen Söhne der Kirche“ seien unter „Satans Eingebung“ darauf erpicht, „den Geist des großen Konzils zu verfälschen“.   – Das 2. Vatikanum und sein „Geist“ wird sonst in diesen Kreisen mitnichten als „groß“ eingeschätzt.

Falschbehauptung: „Priester verlassen ihre Weihe“

Theologisch völlig falsch ist das vermeintliche Jesuswort an Prof. Drexel vom 4.8.1972:DSC_0722-2-3

„Während mein Sohn Paulus“ (gemeint ist Papt Paul VI.) in Tränen und in Schweiß um die Rettung der Kirche ringt und in unsagbarem Schmerz täglich Kenntnis von den Priestern bekommt, die ihre Herde, ihre Weihe und ihr Amt verlassen…“

Kein Priester, selbst wenn er komplett vom Glauben abfallen oder gar zu einer Satanssekte überwechseln würde, kann seine WEIHE verlassen, weil das Sakrament der Priesterweihe dem Empfänger bekanntlich ein unauslöschliches Merkmal einprägt. Gerade weil Drexel selber Priester war, hätte er dies genau wissen müssen.

Daher kann ein Priester zwar sein „Amt“, aber nicht seine Weihe verlassen. Allein schon wegen dieser theologisch offensichtlich falschen Aussage können die Drexel-Botschaften nicht von Christus stammen, da ER die Wahrheit selber ist!

Kommentare

9 Antworten

  1. Die Engel(s)namen des Engel(s)werkes findet man bei: .

    1) Philo(n) von Alexandrien in dessen zweitem Buch, der Apostel Paulus zitiert von diesem jüdischen Philosophen und Merkaba-Mystiker und hermetischen Philosophen der Hermetik bzw. Hermetiker

    2) Kardinal Nikolaus von Kues (Cusanus), der wie andere Renaissance-Humanisten wie Reuchlin und Marsilio Ficino und Johannes Trithemius als Abt von Sponheim und seinem Schüler Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (von dem wiederum der Jesuit Athanasius Kircher zitierte) und auch Pico de la Mirandola aus dem jüdisch-kabbalistischen Buch Raziel als Teil der jüdischen Hekhaloth-Literatur zitierte. Siehe auch den Heilpraktiker Paracelsus.

    3) Erwähnenswert wäre zu den verschiedenen Engelsklassen auch noch das Jubiläen-Buch, welches bei den Kirchenvätern in so hohem Ansehen stand bzw. so hoch geschätzt wurde, dass noch Origenes und Epiphanias daraus zitierten. Es gehört wie auch das äthiopische Henoch-Buch bis heute noch zum breiteren und engeren Bibel-Kanon der Kopten Äthiopiens bzw. der koptisch-äthiopischen Tewahedo-Kirche. Zur alten slawischen und bulgarischen Bibel gehörte auch noch das slawische Henoch Buch, welches auch messianische Einflüsse aufweist.

    Siehe auch die Heilpraktikerschule der Hygieniker im 18. und 19. Jahrhundert, nach dem Heilpraktiker Paracelsus und van Helmonte und bis hin zu Eliphas Levi und den Romantikern.

  2. Mit dem „großen Konzil“, dessen Geist nicht zu verfälschen ist, ist offensichtlich das Tridentinum und nicht das Vaticanum II gemeint.

    1. Guten Tag,
      der Vatikan wäre gut beschäftigt, würde er sich um tausende (!) von Visionären kümmern und deren Botschaften überprüfen. Das kommt für Rom überhaupt nicht infrage, weil dafür die zahllosen selbsternannten Seher auch nicht wichtig genug sind. Zudem ist zunächst der Ortsbischof zuständig, nur in besonders wichtigen Fällen der Vatikan.
      Weder Vatikan noch Ortsbischof haben Drexels Botschaften approbiert (gebilligt, genehmigt).
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  3. Schönen Abend!

    Die Botschaften an Prof. Dr. Dr. Dr. Albert Drexel, der Priester war und dazu noch
    ein sehr sehr begnadeter, sind über alle Zweifel erhaben. Er hatte eine sehr feine
    Unterscheidungsgabe und er war meines Wissens auch der Herausgeber der
    Neuauflagen der Schriften von Maria
    v. Agreda. Die Schriften von M.v. Agreda wurden von unzähligen höchstrangigen
    Theologen inklusive Papst, Kardinälen, Bischöfen und sogar Universitätsprofessoren
    wärmstens empfohlen. Sie hatte die eingegossene Wissenschaft. Das sagt alles.
    Sie liegt exakt auf einer Linie mit Thomas v. Aquin.

    Wenn man nun schaut, was dieser Priester A. Drexel in seinem Leben geleistet
    hat, dann wird man erkennen, dass er sehr viel Gutes getan hat und ausschließlich
    im Dienste Jesu war. Die Priester, welche laut Aussage Jesu ihre Weihe verlassen
    haben, habe ihre Weihe von sich aus verlassen. Die Priesterweihe prägt ein un-
    auslöschliches Prägemal auf, das niemand auslöschen kann. Dennoch sagt Jesus,
    manche hätten ihre Weihe verlassen und von diesen Priestern aus gesehen ist es
    auch so. Das ist völlig verständlicher Sprachgebrauch.

    Frau Küble meint anscheinend, der Himmel könnte nur Dogmatiksätze der Kirche
    nachsprechen und sonst nichts. Umgekehrt muss man aber denken! Jesus bzw.
    die Gottesmutter hat sich
    in der Kirchengeschichte den Heiligen unzählige male offenbart mit Worten, die
    später in ein Dogma eingegangen sind. Ein Dogma ist dann so formuliert, dass
    jeglicher missverständlichen Ansicht ein Riegel vorgeschoben wird bzw. dass
    keine missverständlichen Folgerungen gezogen werden können. Aber das sind
    dann knappe Formulierungen, die ein Glaubensgut zusammenfassen, worüber man
    vieles sagen kann und wenn sich der Himmel offenbart, entsteht ein Gespräch
    zwischen Jesus und dem/der Heiligen. Wenn ich hier nur Worte aussprechen darf,
    die keinen Millimeter von Dogmenform abweichen dürfen, dann kann ich ja
    zu reden aufhören, denn dann brauch ich nur sagen:

    Privatoffenbarungen gibt es!
    Mystik gibt es!
    Jesus war wahrer Gott und wahrer Mensch!
    Die Muttergottes wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen!
    Kurz und bündig. Ohne Erklärung.

    Dann müssen aber auch Sie, Frau Küble, zu reden aufhören, denn auch Ihre
    Behauptungen sind in Gesprächsform gehalten und zwar oft in spöttischem Ton,
    was ganz und gar nicht der Dogmenform entspricht, denn die Dogmenform
    entspricht der tugendhaften Form.

    Wenn es die Mystik und damit die vielen Aussagen Jesu an seine Heiligen in
    der Kirchengeschichte nicht gegeben hätte, dann wäre die Kirchenführung
    mehrmals abgedriftet. Deswegen wohl sind Petrus und (!) Paulus in Rom gestorben.
    Dies versinnbildet das Petrusamt und das Prophetenamt. Priesteramt und
    Prophetenamt.

    Deswegen heißt es in Am 3,8 so schön:
    „Der Löwe brüllt, wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr, spricht – wer wird da nicht
    zum Propheten?“ (EÜ)

    Dass es in NT-Zeit keine Propheten gäbe, wäre unreifes Geschwätz, fern von jeglicher
    Realität. Christus war und ist Priester und Prophet zugleich. Und diese Auserwählung
    teilt Er auch Seinen Freunden mit, denen, die Ihn lieben.

    Gute Nacht und reichsten Segen aller himmlischen Propheten an alle Leser!
    Alex

    1. Mir fiel gestern ein Flyer von Max Webers Offenbarungen in die Hand.

      Ich schaute im Internet und kam auf die Kritik hier und fand Ihren Beitrag von 2017 auf diese Kritik. Ich weiss nicht, ob Sie meine Antwort erreicht, möchte aber für Ihren Beitrag danken!

      G.B.

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