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"kath.shop" bietet Sammelsurium fraglicher Seher und Propheten

„Mystischer“ Kraut- und Rüben-Salat auf 336 Seiten: „Das steht der Welt noch bevor“

„Kath.shop“ aus Linz in Österreich ist ein Nebenzweig des Nachrichtendienstes „kath.net“ und ein Internet-Versandservice für Bücher und diverse Andachtsgegenstände. Viele der Angebote gehen auf Seher,  „begnadete Seelen“ und Erscheinungen zurück.
Unter „Privatoffenbarungen“ findet man z.B. folgende Ansammlung von Schriften, die sich meist auf kirchlich nicht anerkannte Visionen und Erscheinungen beziehen.
Dort wird etwa auch eine „Tochter der Sonne“ angepriesen, womit aber kein ruhmreiches Indianermädchen gemeint ist, sondern eine angeblich visionär erleuchtete Frau. Auch ansonsten enthält das Angebot von „kath.shop“ viel Seltsames und Unerleuchtetes:
http://www.kathshop.at/shop.php?open=58&kid=58
An zweitletzter Stelle wird dort für 18,70 € das Buch „Das steht der Welt noch bevor“ von Anton Angerer präsentiert, das im erscheinungsseligen Mediatrix-Verlag  „erschien“ (!).
Es wird von „kath.shop“ folgendermaßen vorgestellt:
„Ein großes schreckliches Ereignis wird die Welt erschüttern! Es wird mit einer Revolution in den Ländern Westeuropas beginnen. Ihr folgt der militärische Überfall der Sowjetunion auf den Westen. Diese kriegerischen Auseinandersetzungen enden mit dem Eingreifen Gottes durch ein göttliches Strafgericht, das weltweit über die ganze Menschheit kommen wird. Während der dreitägigen Finsternis wird die Welt gereinigt. Wann wird das geschehen? „Wenn die Menschen von Frieden und Sicherheit reden, dann bricht plötzlich Verderben über sie herein wie die Wehen über die hoffende Mutter, und sie werden ihm nicht entrinnnen …“ (1 Thess 5,3)“
Diese kurze Inhaltsangabe  bietet bereits ein kurioses Nebeneinander von Richtigem (die zuletzt erwähnte Bibelstelle) und Fragwürdigem oder Unsinnigem.
Zunächst scheint in diesem Buch, das im Jahr 2000 in erster und ein Jahr später in zweiter Auflage herauskam, die „Sowjetunion“ noch putzmunter präsent zu sein.
Sodann gab es zwar einst in Ägypten eine „dreitägige Finsternis“, eine Wiederholung derselben wird aber in der Bibel für die Endzeit nicht angekündigt  –  mögen diese auch diverse „Seher“ anders verkünden.
Die „bunte“ Mischung aus Richtigem, Falschem  und  Halbwahren wird in dem angepriesenen Buch selber noch viel breiter ausgewalzt.
Fast alles, was „Volksseher“, „Sühneseelen“ und vermeintlich begnadete Propheten in den letzten Jahrhunderten zum Besten gaben, wird nacheinander vorserviert, zum Teil durchaus mit Richtigem garniert (seitenlanger Wiedergabe der neutestamentlichen Apokalpyse).
Insgesamt entsteht der Eindruck eines Kraut- und Rübensalates, wenngleich er für kritische Leser immerhin von einem gewissen dokumentarischen Wert sein mag.
Das  kuriose Werk  bringt neben Zitaten aus einigen wenigen kirchlich anerkannten Erscheinungen eine Unzahl von „Visionen“ aus aller Herren Länder, Zeiten und Zonen  –  darunter viele sog. „Volksseher“ wie den unvermeidlichen Mühlhiasl, den noch berühmteren Irlmaier, den „Seher aus dem Waldviertel“, einen eher unbekannten „Sepp Wudy“, sodann die nebelhaften „Papstweissagungen des Malachias“ (wobei längst erwiesen ist, daß sie nicht von Malachias stammen, sondern weitaus später entstanden), außerdem Garabandal (kirchlich nicht anerkannte „Marienerscheinungen“) und La Salette.
Nun ist La Salette zwar anerkannt, aber nur bezogen auf die anfänglichen Aussagen von Melanie Calvat, nicht jedoch hinsichtlich der von ihr später ergänzten Ausführungen (meist bezeichnet als „Großes Geheimnis“); deren Verbreitung wurde vom Vatikan Anfang des 20. Jahrhunderts sogar ausdrücklich untersagt.
Das Kraut-und-Rüben-Buch enthält aber (wie das häufig auch bei speziellen La-Salette-Büchern der Fall ist) nicht nur den anerkannten ersten Teil der Privatoffenbarung aus Frankreich, wogegen nichts einzuwenden wäre  – sondern eben auch den unsinnigen späteren Teil.
Darin wird eine Endzeitschwärmerei offenkundig, die seitens der Kirche nie gelehrt, sondern immer wieder ausdrücklich abgelehnt wurde, wonach nämlich vor der Ankunft des Antichristen ein weltweiter „Triumph der Kirche“ zu erwarten sei, quasi ein katholisches Friedensreich der Endzeit (siehe hierzu S. 39 und 289 f in diesem Buch).
Auf S. 290 wird ausdrücklich erwähnt, daß dieser glorreiche und universale  „Triumph der Kirche“ chronologisch „vor dem Kommen des Antichristen“ stattfinden werde  – und eben dies widerspricht sowohl der Heiligen Schrift wie der kirchlichen Lehre, denn für die unmittelbare Zeit vor dem Antichristen kündigt das NT einen rasanten Glaubensabfall an, also genau das Gegenteil dessen, was viele „Seher“ prognostizieren.
Siehe hierzu außerdem unser Artikel über endzeitschwärmerische Thesen (Chiliasmus und Millenarismus): http://charismatismus.wordpress.com/2011/06/10/millenarismus/
Felizitas Küble

Kommentare

3 Antworten

    1. Guten Tag,
      verlassen Sie sich lieber auf die biblische Eschatologie (Endzeitlehre, Lehre von den Letzten Dingen), da weiß man, was man hat und daß es garantiert von „oben“ kommt.
      Ich schreibe jetzt nicht zwischen Tür und Angel einen Grundsatzartikel über Irlmaier.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

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