Von Birgit Kelle (Leiterin von Frau 2000plus)
Eine neue Studie aus der Schweiz bestätigt die bereits vielzitierte Langzeit-NICHD-Studie aus den USA. Auch die Schweizer Untersuchung ist eine Langzeitstudie, daran fehlt es beispielsweise in Deutschland – über die Gründe darf gerne spekuliert werden.
Hier die Ergebnisse:
„Kinder, die in den ersten sieben Lebensjahren außerfamiliär in Gruppen betreut wurden, weisen mehr Problemverhalten auf“, fasst Averdijk zusammen.
Der Zusammenhang sei nicht überwältigend groß, zeige sich aber in den vier Punkten «Aggression», «Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS», «nichtaggressives Problemverhalten wie Lügen und Stehlen» sowie «Angst und Depression».
Immerhin: «Das Problemverhalten schwächt sich mit den Jahren ab, bei elfjährigen Kindern ist es nicht mehr feststellbar», sagt ETH-Forscherin Averdijk. Das ist beruhigend, aber vielleicht trügerisch:
Ein paar Jahre später, so zeigen Jay Belskys Studien, also bei 15-jährigen Jugendlichen, machen sich die negativen Auswirkungen wieder verstärkt bemerkbar.
Belsky vermutet, dass die früheren problematischen Verhaltensmuster mit dem Eintritt in die Pubertät wieder aktiviert werden und einen Einfluss auf das Risikoverhalten und die Impulsivität haben. Dieser Negativ-Effekt wird nicht aufgehoben durch den leichten Vorsprung an kognitiven Fähigkeiten.“
Man fragt sich, wie viele es Studien es erst noch geben muss, bis man auch in Deutschland zur Kenntnis nimmt, dass es Risiken gibt bei früher Fremdbetreuung.
Und wie lange muss es dann noch dauern, bis man endlich anerkennt, dass es dann vielleicht sinnvoll wäre, die Erziehung zu Hause bei den Eltern zumindest gleichwertig finanziell zu fördern – wenn nicht sogar zu favorisieren.
Ich fürchte, darauf müssen wir noch lange warten.
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