Die evangelische Kirche trägt selbst erheblich dazu bei, dass die Protestanten in Europa im weltweiten Vergleich den schwächsten Glauben haben, so das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung.
Der Vorsitzende der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der „Nordkirche“, Pastor Ulrich Rüß, macht dafür eine jahrzehntelange Verweltlichung der Glaubenslehre, Ethik und Glaubenspraxis in der evangelischen Kirche verantwortlich. Sie gebe sich häufig „wie eine abgespeckte, quasi ‚Lightversion’ des christlichen Glaubens“ nach dem Motto „Glauben leicht gemacht“.
Es gebe – so der evangelische Pfarrer aus Hamburg – so gut wie keine Verbindlichkeiten in Lehre und Ethik mehr, schreibt er in der Zeitschrift der theologisch konservativen Vereinigung. Die ev. Kirche passe sich der Zeit an: „So gut wie nichts gilt mehr als heilig, weder die Bibel als Gottes Wort, noch die Sakramente, noch die Ehe.“
Synodenbeschlüsse der letzten Jahrzehnte und die jüngste Orientierungshilfe der EKD zu Ehe und Familie seien „traurige Zeichen dieser Entwicklung“, beklagt der evangelikale Pastor. Das umstrittene EKD-Papier rückt von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild einschließlich gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und sogenannter „Flickenteppich-Familien“.
Laut Rüß bewegt sich die Kirche weit weg von den Grundlagen der Reformation: „Luther wäre entsetzt angesichts dieser evangelischen Kirchenverhältnisse.“
An die Stelle der Rechtfertigung vor Gott sei die Rechtfertigung vor der Akzeptanz der Menschen getreten: „Der Kniefall vor der Vernunft fällt deutlich tiefer aus als die Ehrfurcht vor Gott und seinem Geheimnis.“ – Als Folge davon „verdunste“ der Glaube.
Quelle: www.idea.de