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Syriens Isolierung in Arabien ist beendet – Vatikan fordert erneut Ende der Sanktionen

Gute Nachrichten sind in Syrien seit 2011 eine Seltenheit. Das durch mehr als einem Jahrzehnt (Bürger-)Krieg verwüstete Land wurde am 6. Februar erneut von einem Erdbeben in der Nähe der nordwestlichen Grenze des Landes zur Türkei heimgesucht, das mehr als 330.000 Menschen vertrieb. Auch Aleppo, die größte Stadt der Region, die lange Zeit ein wichtiges Zentrum des Christentums in diesen Gebieten war, wurde erneut getroffen.

Die x-te Katastrophe hat Syrien erneut in den Mittelpunkt der Besorgnis gerückt, insbesondere bei seinen Nachbarn, darunter Saudi-Arabien, das zuvor beschuldigt worden war, den Aufstand gegen Präsident Bashar al Assad durch Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen mit angeheizt zu haben.

Als unmittelbare Folge der humanitären Krise hat die Arabische Liga mit ihren 22 Mitgliedern die regionale Isolierung Syriens beendet:

Assad wurde auf der Tagung der Liga in Dschidda (Saudi-Arabien) im vergangenen Monat persönlich begrüßt und konnte sich erneut offiziell an die Mitglieder der Organisation wenden, die ihn vor 12 Jahren ausgeschlossen hatte.

Dies ist eine überraschende Entwicklung, die auch vom Vatikan begrüßt wird, der die westlichen Länder auffordert, die Sanktionen zu beenden, die die syrische Wirtschaft lähmen.

Wenn die Diplomatie siegt

Das Erdbebens führte zu einer sofortigen Reaktionen führender Vertreter arabischer Länder: Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al Sisi rief Assad am nächsten Tag an. Eine Woche später flog der jordanische Außenminister Ayman Safadi nach Damaskus und nahm damit den ersten direkten diplomatischen Kontakt auf dieser Ebene seit Beginn des Syrienkonflikts im Jahr 2011 auf.

Innerhalb weniger Wochen landete eine Delegation arabischer Parlamentarier, darunter der Präsident des irakischen Parlaments, Muhammad al-Halbousi, zugleich Präsident der Arabischen Interparlamentarischen Union, in der syrischen Hauptstadt.

Ende März wurden in Amman (Jordanien) mögliche politische Optionen für Syrien von einem breiteren Spektrum interessierter nationaler und internationaler Einrichtungen erörtert, darunter Vertreter der UNO, der EU, der Türkei, Frankreichs, Deutschlands und sogar der USa. Die Mitglieder der Arabischen Liga bestanden jedoch darauf, dass die Leitlinien und Entscheidungen zu Syrien auf regionaler Ebene getroffen werden sollten: „Die arabischen Staaten müssen die Initiative ergreifen und Gespräche zur Lösung der Syrien-Krise aufnehmen“, betonte Safadi.

Jordanien will Syrien wieder eingliedern

Im Mittelpunkt der „Jordanischen Initiative“, einem Plan zur Wiedereingliederung Syriens in die regionalen politischen Strukturen, steht das Prinzip der Gegenseitigkeit.

Als Gegenleistung für Normalisierung und humanitäre Hilfe erklärt sich die Assad-Regierung bereit, die Wiedereingliederung von Flüchtlingen zu beschleunigen (mehr als 663.000 syrische Flüchtlinge befinden sich in Jordanien, 865.000 im Libanon und sogar 3,6 Millionen in der Türkei), den Drogen- und Waffenschmuggel zu kontrollieren und eine Sicherheitsreform einzuleiten, um irreguläre Milizen aufzulösen.

Die abschließenden Verhandlungen waren offensichtlich bereits im Gange, als der syrische Außenminister am 12. April nach Dschidda flog, um den saudi-arabischen Außenminister zu treffen, der am 18. April nach Damaskus reiste.

Auch dies waren die ersten diplomatischen Gespräche, die seit dem Ausbruch des Krieges 2011 in Saudi-Arabien mit Syrien geführt wurden.

Am 7. Mai stimmte eine Versammlung der Außenminister der Arabischen Liga in Kairo dafür, die Assad-Regierung förmlich einzuladen, dem regionalen Forum wieder beizutreten, das 1945 von sechs arabischen Ländern, darunter Syrien, gegründet wurde.

Vatikan fordert seit Jahren ein Ende der Isolierung

Seit Jahren fordern der Vatikan und die Kirchen im Nahen Osten ein Ende der Isolierung Syriens und handeln entsprechend.
Letztes Jahr beklagte der apostolischer Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari, die mangelnde Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft für die Förderung von Frieden und wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes.

Zum Abschluss der Konferenz trafen die Leiter der katholischen Hilfsorganisationen mit Präsident Assad zusammen, der ihre Arbeit lobte, zumal sie allen Syrern, unabhängig vom Glauben, angeboten wird. Das Treffen entsprach den vom Vatikan unterstützten Kriterien, die den Dialog immer als wesentlich erachten.

Einen Monat vor dem Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus, im Februar 2013, war der libanesische Kardinal Bechara Boutros Raï der erste maronitische Patriarch seit siebzig Jahren, der Damaskus besuchte. Der maronitische Patriarch nahm an der Amtseinführung des neuen Patriarchen der griechisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, Johannes X., teil. Die Feierlichkeiten wurden zu einer Demonstration der Einheit zwischen orthodoxen und katholischen christlichen Führern angesichts des Extremismus, der das Land zerriss.

Papst Franziskus hat sich in den acht Monaten seit seiner Wahl mit allen Patriarchen der Kirchen des östlichen Ritus getroffen und ihnen seine Fürsorge und Unterstützung gezeigt. Der Papst vertraute auch auf ihre Wahrnehmung der syrischen Realität und Situation und schloss sich nicht den westlichen Strategien an, die eine Politik des „Regimewechsels“ verfolgen.

Werden die Sanktionen beendet?

Die Arabische Liga ist in erster Linie ein loses politisches Bündnis. Sie ist nicht in der Lage, die zahlreichen Notsituationen in Syrien rasch zu beheben: Die Bevölkerung leidet unter massiver Nahrungsmittel- und Gesundheitsproblematik, 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut.
Nach Ansicht vieler Experten ist Syrien zu großem Leid verdammt, das fast alle Bürger betrifft, solange der Westen die Sanktionen gegen das Land aufrechterhält. Die Sanktionen beeinträchtigen auch den wirtschaftlichen Wiederaufbau.

Vatikan-Vertreter, Oberhäupter lokaler christlicher Gemeinschaften und hochrangige Vertreter der UNO haben die Sanktionen gegen Syrien wiederholt beklagt, weil sie vorwiegend die verarmte Bevölkerung bestrafen und Hilfsbemühungen erschweren.

Der Rat der Kirchen für den Nahen Osten, dem die wichtigsten katholischen Gemeinschaften im Nahen Osten angehören, hat schließlich eine eindringliche Warnung ausgesprochen: „Wir fordern die sofortige Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien und den Zugang zu allen notwendigen Gütern, damit die Sanktionen nicht zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden“.

Quelle: Fidesdienst  –  Verfasser: Victor Gaetan. Weitere Infos auf der Website des preisgekrönten Autors und NCR-Mitarbeiters: VictorGaetan.org

Fotos: Bistum Regensburg, Archiv, Radio Vatikan

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