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Am 2. April 1892 geboren: Pfarrer Johann B. Huber, mutiger Märtyrer aus dem KZ Dachau

Vom Freikorpskämpfer zum glaubensstarken Priester

Stadtpfarrer Johann Baptist Huber war ein Priester des Bistums Passau, geboren am 2. April 1892 in Alzgern im Landkreis Altötting (Bistum Passau, Niederbayern), verstorben am 13. September 1942 im Krankenhaus München-Schwabing.

Huber fand wegen des Ersten Weltkriegs nur mit Verzögerung zum Priestertum. 1915 zum Kriegsdienst eingezogen, wurde der junge Mann von den soldatischen Tugenden der Geradheit, Tapferkeit und Kameradschaft ebenso wie vom Patriotismus stark geprägt. Doch der Glaube war das eigentliche Fundament seiner Haltung.

Huber erlangte den Dienstgrad des Oberleutnants und den Rang eines Kompaniechefs im 17. Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment. Für Geleistetes und Erlittenes erhielt er mehrere Orden und Ehrenzeichen.

Nach dem Krieg kehrte H. in das Herzogliche Georgianum nach München zurück, einen vorzüglichen Studienplatz für den Passauer Priesternachwuchs. Die rote Revolution unterbrach das Studium erneut. Vom Frühjahr 1919 bis Frühjahr 1920 kämpfte H. bei mehreren Freikorps-Einsätzen, die ihn von Passau bis ins Ruhrgebiet führten.

In Huber entstand während dieser Zeit eine große Abneigung gegen das kommunistische System. Für seinen Einsatz erhielt er noch 1938 die „Ehrenurkunde für Freikorpskämpfer“.

Doch war bis dahin Hubers patriotisch-konservatives Engagement bereits in deutlichen Gegensatz zur NS-Ideologie getreten. Der Krieg und die Revolutionszeit haben den jungen Menschen stark geprägt. Sie brachten ihn nicht von seinem Weg zum Priestertum ab.

Am 29.6.1921 wurde er im Passauer Dom zum Priester geweiht.

Als junger Kooperator bemühte er sich in Passau um den Ausbau des Vereinswesens. Er nahm als Seelsorger für die kasernierte Landespolizei und später für die Reichswehr auch die Soldaten unter seine geistliche Obhut.

Einsatz für Jugend und Arbeiterschaft

Er entfaltet eine opfervolle Arbeiterseelsorge, übt über den Kreis der Arbeiterschaft hinaus eine weitgreifende soziale Tätigkeit, betreut die Jugend unter großen persönlichen Opfern.

Am 16.1.1932 wurde der Priester Stadtpfarrer von Landau. Er galt schon vor 1933 als herausragender Gegner des NS. Als die Machtübernahme durch die NSDAP herannahte, kam es zu Ausschreitungen gegen ihn; beim „Pfarrhofsturm“ am 4.3.1933 verhinderte sein kraftvolles Auftreten eine weitere Eskalation.

Im weiteren Verlauf des Jahres 1933 starteten die Nationalsozialisten eine Serie von Angriffen auf den Geistlichen. Vom 28.6. bis 14.7.1933 musste er sich aus der Pfarrei zurückziehen, um der Schutzhaft zu entgehen. Die Auseinandersetzungen gingen 1934 weiter. Der Kreisleiter der NSDAP versuchte, den Stadtpfarrer mit allen Mitteln zu brechen.

Auch in den folgenden Jahren wurde Huber regelmäßig angegriffen, verfolgt, angezeigt und verurteilt. Er ließ sich davon jedoch nicht einschüchtern und kämpfte unerschrocken für die Wahrheit. Seine Predigten waren daher selbst von Gläubigen anderer Pfarreien gut besucht, weil man bei ihm „wenigstens noch in der Kirche erfährt, was die Zeitungen nicht schreiben dürfen“.

„Dienst an Gott, Volk und Vaterland“

Diese Wahrhaftigkeit und sein christlicher Glaube machten H. zum scharfen Widersacher der NS-Ideologie. Gegenüber den Verfolgern betonte er seine längst erwiesene patriotische Haltung:

„Ich habe bisher meinen Dienst als ehem. Frontoffizier u. Freikorpskämpfer 1919/20 u. als nunmehriger Seelsorger (…) immer als Dienst an Gott, Volk und Vaterland betrachtet mit dem Ziel, die mir seelsorgerlich Anvertrauten zu Gott – zur Kirche und zum Staat zu führen“.

Als Vorsitzender des Priestervereins der Diözese stärkte er die abwehrende Haltung des Diözesanklerus gegenüber dem NS und wusste zu verhindern, daß die NS-Propaganda in den Reihen des Klerus Verwirrung stiftete.

Als Landau 1939 einen neuen Bürgermeister erhielt, konnte H. zu diesem ein besseres Verhältnis herstellen als zu dessen Vorgänger, so daß sich in der Folge die Auseinandersetzungen etwas abschwächten, obwohl der Pfarrer nie unbehelligt blieb. 1940 etwa wurde er wegen der Grabrede für einen Gefallenen zu einer Geldstrafe verurteilt, die er jedoch nicht bezahlte. Daher wurde er am 24.3.1941 ersatzweise zu 10 Tagen Haft in das Landshuter Gefängnis eingeliefert.

Aus seiner Erfahrung als aktiver Soldat des Ersten Weltkriegs sorgte sich H. ganz besonders um die im Kriegseinsatz stehenden Soldaten seiner Pfarrei. Er sammelte Nachrichten aus der Heimat, versah sie mit einem geistlichen Zuspruch und stellte daraus Briefe zusammen.

Gefängnis Landshut und KZ Dachau

Die vervielfältigten Texte lagen in der Kirche aus und konnten so von den Pfarrangehörigen an ihre Verwandten im Felde verschickt werden. Die Gestapo konstruierte daraus das Delikt einer unzulässigen Vervielfältigung und Verbreitung von Feldpostbriefen. Sie ließ Huber deswegen am 14.4.1942 festnehmen und nach einem mehrstündigen Verhör in das Landgerichtsgefängnis Landshut überstellen.

Dort saß H. mehrere Wochen lang ein, wobei ihm seine gefährliche Lage immer bewußter wurde. In Gedichten und Gebeten drückte er das Befinden seiner Seele aus, das von anfänglicher Gelassenheit und Heiterkeit über die fortschreitende Einsicht in den Ernst der Lage bis hin zur Erwartung und gläubigen Annahme des Todes voranschritt… 

Trotz seiner Herzschwäche wurde Pfarrer Huber am 5.6.1942 von Landshut in das KZ Dachau verbracht. Es ging der Gestapo nicht um die Feldpostbriefe, vielmehr sollte dieser energische Gegner des Systems „endlich einmal zur Raison gebracht“, die „Staatsautorität (…) nicht weiter (…) untergraben“ werden.

Die verheerenden Lebensbedingungen im KZ führten im Sommer 1942 zu einem Massensterben unter den dort inhaftierten Geistlichen. Als sich H. bei der Zwangsarbeit verletzte, unterblieb die medizinische Behandlung. Er erlitt eine schwere Blutvergiftung, der Gelbsucht und Lungenentzündung folgten.

Erst nach längerer Krankheit wurde der fast schon sterbende Priester aus dem Lager in das Krankenhaus München-Schwabing zur Behandlung gebracht, doch seine Lebenskraft war bereits so weit untergraben, dass er nach wenigen Tagen am 13.9.1942 verstarb. 

Mit Huber hatte das NS-System seinen vielleicht entschiedensten Gegner im Pfarrklerus der Diözese Passau beseitigt.

Bis zu seiner mit dem Tod endenden Haft hat er gezeigt, daß Patriotismus keineswegs zwangsläufig zur Übernahme der NS-Ideologie führen mußte. Sein entschiedener und konsequenter Widerstand war für den Passauer Diözesanklerus beispielgebend.

Deshalb verfolgten die lokalen und regionalen Funktionäre ihn so lange, bis sie ihn endlich zur Strecke gebracht hatten. 

Quelle: https://stephanus-stiftung.org/ 
Dieser Text ist eine für das Internet aufbereitete, gekürzte Fassung aus dem Buch „Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“:
https://www.deutsches-martyrologium.de/export/sites/martyrologium/.galleries/dokumente/Stadtpfarrer-Johann-Baptist-Huber-Lebensbild.pdf

Titelfoto: https://www.passauerbistumsblatt.de/artikel/johann-baptist-huber-editorial

Kommentare

3 Antworten

  1. Allein im Sommer 1942 verstarben im KZ Dachau mehr als 40 katholische Priester, die meisten verhungert. Dass man den bekannten Stadtpfarrer Huber noch in ein Krankenhaus brachte, ist eine Ausnahme, der Grund liegt im Dunklen. Aber man brachte ihn als Sterbenden dorthin, die Klinik konnte nichts mehr für die ausgemergelten Menschen tun.
    Wer damals demonstrieren wollte, wer anderer Meinung war, kam ins KZ.
    Daher: Wehre den Anfängen! Obsta principiis! Der römische Grundsatz steht interessanterweise im Singular! Er will jeden von uns Einzelnen ansprechen, verbrecherischen Anfängen sofort entgegenzutreten, wenn wir solches erkennen.
    Das ist auf alle Fälle derzeit bei den Bestrebungen zu sehen, welche die vorgeburtliche Kindstötung „entkriminalisieren“ wollen, auch wo man den assistierten Suizid salonfähig machen will. Gehen wir auf die Straße! Kommen wir aus ganz Bayern nach München zur Demo für das Leben am 13. April 2024, 13 Uhr Königsplatz!

  2. Die NS Ideologie war eine der schlimmsten Formen des faschistischen Totalitarismus , wie jede per Gesetzen etablierte ideologische Zwangsdiktatur … gleich mit welchen Mitteln , heute wurde und wird hierzulande und weltweit das Medizin. System für totalitäre Zwangsmaßnahmen missbraucht sowie ein neuer Militarismus nach außen und innen mit Etablierung von Feindbildern in den Köpfen junger Menschen initiiert und der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet , der da heißt Frieden schaffen ohne Waffen , mit Aufrüstung hat s nie geklappt .Wo bleiben heute die Priester und Pfarrer und Gemeinden ,die dieser Kriegspolitik offen Paroli bieten .

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