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Die St.-Johannes-Gemeinschaft ist mit Sexaffären ihres Gründervaters belastet

Von Felizitas Küble

Anfang der 70er Jahre entstanden in Frankreich einige katholisch-charismatische Bewegungen und ordensähnliche Kongregationen, darunter die „Gemeinschaft der Seligspreisungen“, die Gemeinschaft Emmanuel und die Gemeinschaft vom Hl. Johannes (nicht zu verwechseln mit der „Johannesgemeinschaft“, einem Priesternetzwerk, das Kardinal Urs von Balthasar gründete).

Diese drei Vereinigungen haben auch Ableger in deutschsprachigen Ländern.  

Zudem hängen sie in ihrer Gründungsphase alle eng zusammen mit der französischen „Stigmatisierten“ und Visionärin Marthe Robin, vor allem die „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ und die St.-Johannes-Gemeinschaft bzw. die „Brüder vom Hl. Johannes“. 

Genau in diesen beiden Kongregationen sind sowohl der jeweilige Gründervater wie auch führende Ordensbrüder in Sex- und Missbrauchs-Skandale verstrickt, die von diesen Gemeinschaften auch mehr oder weniger reumütig eingeräumt werden.

Merkwürdige Rolle der „Seherin“ Marthe Robin

Man fragt sich, warum die angeblich so hochbegnadete „Seherin“ Marthe Robin, die doch vieles für die Zukunft „prophezeite“, beidesmal die jeweiligen Gründer gleichsam im Namen Gottes (da von ihrem visionären Jesus befohlen…) dazu aufforderte, eigene Gemeinschaften zu gründen.  

Über einige ihrer endzeitschwärmerischen „Botschaften“ haben wir vor sieben Jahren berichtet: https://charismatismus.wordpress.com/2012/08/22/initiative-kinder-von-medjugorje-kundigt-phanomenale-geistausgiesung-fur-frankreich-an/

Derzeit ist die St.-Johannes-Gemeinschaft durch eine Film-Dokumentation in ARTE (Thema: missbrauchte Nonnen) wieder ins Gerede gekommen. Sogar die erscheinungsbewegte, charismatische Seite „Kath.net“ hat sich dazu entschlossen, jetzt zweimal über die Sexaffären des Gründerpaters Marie-Dominique Philippe (siehe Foto) zu berichten: http://www.kath.net/news/67185

Pater Philippe gehörte bis zu seinem Tod im Jahr 2006 dem Dominikanerorden an und war ein gelehrter Philosoph und Universitäts-Professor. Er gründete zugleich  – mit Erlaubnis seiner Oberen – besagte Kongregation „vom heiligen Johannes“, einen männlichen und zwei weibliche Zweige. Die Ordensbrüder sind mehrheitlich Priester. 

BILD: Französische Biographie über Marthe Robin

Papst Benedikt ermahnte die Kongregation allerdings bereits 2006 zu größerer Sorgfalt bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Zehn Jahre später kritisierte der Vatikan die „verdächtige Nachsichtigkeit“ dieser Gemeinschaft bei sexuellen Übergriffen. Unlängst äußerte sich auch Papst Franziskus sehr kritisch über sie. (Näheres hier: https://bazonline.ch/ausland/europa/papst-wirft-ordensgemeinschaft-versklavung-von-frauen-vor/story/26852175)

Zu Lebzeiten des Gründervaters  – als von seinen missbräuchlichen Verhältnissen u. a. mit gottgeweihten Frauen noch nichts bekannt war  – wurde der Geistliche viel verehrt, Anhänger verlangten nach seinem Tod sogar die Seligsprechung.

„Kath.net“ führte ein Exklusiv-Interview mit ihm: http://www.kath.net/news/792

Darin betonte der Generalobere seine „marianische“ Frömmigkeit, was freilich zu seinem unsittlichen Lebenswandel nicht passen will.

Er kommt auch darauf zu sprechen, wie Marthe Robin (1901 – 1981) ihn zur Gründung seines Werks inspirierte, nachdem junge Männer ihn um geistliche Begleitung baten:

„Als diese Studenten mich gebeten haben, mich um sie zum kümmern, habe ich mit Marthe Robin, die ich sehr gut kannte, gesprochen und sie hat zu mir gesagt: „Sie müssen diesen Auftrag annehmen!“ Und ich habe zu Marthe gesagt: „Sagen Sie das, weil Sie mich gerne haben, oder sagen Sie das von Gott?“ Und nachdem sie gebetet hat, sagte sie, dass Jesus das von mir verlange. Und so ist die Gemeinschaft entstanden.“

Auf die Kath.net-Frage „Können Sie etwas über Marthe Robin erzählen?“ antwortete der Pater: „Marthe war wirklich eine große Charismatikerin.“ – Sie habe jahrzehntelang „das Leiden Jesu erlebt“. Wenn sie sich in Ekstase befunden „und ganz von Jesus ergriffen“ war, sei sie „nicht ansprechbar“ gewesen. 

Sektiererische Tendenzen und geistlicher Missbrauch

Am 26. Mai 2014 veröffentlichte AVREF  – ein französischer „Verein für religiöses Leben und Familie“ aus Chaville – eine Pressemitteilung, worin bereits ausführlich über geistliche und sexuelle Übergriffe, Manipulation, schlimmste gesundheitliche Verwahrlosung und sektenhafte Strukturen in der St. Johannes-Gemeinschaft berichtet wurde: http://www.prevensectes.com/gris1.htm

Typisch für irrgeistige Tendenzen ist z.B. das vorschnelle Herbeireden angeblicher Besessenheit etwa bei Krankheiten, Lebenskonflikten oder sonstigen psychisch-sozialen Belastungen, um dann schleunigst durch ein charismatisches „Befreiungsgebet“ (einen Quasi-Exorzismus) „geheilt“ zu werden. Natürlich wird damit in Wirklichkeit das Gegenteil bewirkt: die Situation wird psychisch und spirituell für die Betroffenen solcher Panikmache noch verschlimmert.

Zum sexuellen Missbrauch gesellt sich der seelsorgliche, denn wie sollen leitende Personen, die ein Doppelleben führen, von dem die eigene Gemeinschaft nichts weiß, in angemessener Weise eine „geistliche Leitung“ und Begleitung ihrer Untergebenen ermöglichen? Diese fühlen sich zudem ihrem Oberen sowohl zum äußeren wie zum religiösen Gehorsam verpflichtet.

Genau dies ist der eigentlich unverständliche Punkt:

Wenn Gründer und Leiterfiguren schon in sittenloser Weise leben, warum geben sie dann nicht wenigstens die Führung ab – und sei es pro forma altersbedingt, aus gesundheitl. Gründen oder einfach, um einem jüngeren Nachfolger Platz zu machen.  –  Diese Oberen müßten deshalb noch nicht einmal ihr Sündenleben „outen“, sich aber wenigstens aus der 1. Reihe entfernen.

Das geschah weder hier noch bei den „Legionären Christi“ und auch nicht bei der „Gemeinschaft der Seligspreisungen“.

Diese Beispiele, die nicht vollständig sind, zeigen auf, daß in etlichen sog. „neuen geistlichen Gemeinschaften“ intensiv der Wurm drin ist – nicht „nur“ sexuell, sondern grundsätzlich spirituell.

Quelle des 1. Fotos: https://johannesgemeinschaft.at/gruender-der-johannesgemeinschaft/

Kommentare

Eine Antwort

  1. Marthe Robin war bettlägerig stigmatisiert und lebte Jahrzehntelang ohne Nahrung. Sie wurde von ihrer Verwandtschaft gepflegt und nach Aussen abgeschirmt. An diesen Behautpungen hätte ich persönlich so meine Zweifel. Einem Mitglied der Seligpreisungen habe ich einmal Bilder der ebenfalss angeblich stigmatisierten „Mystikerin“ von Heede gezeigt.
    Die Antwort war: „Bevor ich glaube dass so etwas Betrug sei, glaube ich lieber dass dies alles echt ist!“- naja, so kann man es auch machen.
    Der nebenbei erwähnte Urs von Balthasar hatte im Schlepptau eine ebenso angeblich stigmatisierte Mystikerin: Adrienne von Speyr. Sie war „innerlich“ stigmatisiert und durfte bei ihren himmlischen Erlebnissen auch schon mal mit dem Heiligen Ignatius von Loyola spazieren gehen. Der Inhalt ihrer Visionen hat etwas „tändelndes“ und oberflächliches. Leider spielen in der von Balthasar angeregten Gemeinschaft, die ansonsten vorbildlich ist, diese „Visonen“ immer noch eine gewisse Rolle, wie ein vor kurzem erschienenes Buch eines prominenten hochgestelleten Klerikers deutlich macht: Das Kirchenjahr im Zusammenhang der Visionen der Adrienne von Speyr.
    Warum immer dieser seltsame Hang zu Privatoffenbarungen?
    Ich las mal ein Buch über Anna Katharina Emmerick. Dem Autor war aufgefallen, dass viele fromme Männer eine solche „Seherin“ im Hintergrund hatten oder von ihr abhängig waren.
    Es wurden viele Bespiele, bekanntere und unbekanntere aufgezählt.
    Anna Katharina Emmerick und Brentano, die „Leidensbraut“ Therese Neumann und Pfarrer Naber, Urs von Balthasar und Adrienne von Speyr, Louise Beck mit einem ganzen Anhang hoher Kleriker usw. Der Autor vermutet bei diesen frommen Männer irgendeine psychologische Schwäche, sich solcher schwärmerischer weiblicher Mystik anzuschliesen und unterzuordnen.
    Ob da was dran ist?

    Marthe Robin scheint ja leider nicht so den Durchblick gehabt zu haben, schliesslich hätte ihre Sehergabe sie vor den oben erwähnten Personen warnen müssen.

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