„Und wieder hat der Heilige Geist uns in seinen Bann gezogen!“ – so beginnt der euphorische Bericht über diese Tagung mit 60 Personen. 

Bekanntlich befindet sich in jeder katholischen Pfarrkirche das Altarsakrament und damit in Christus die Gegenwart Gottes selbst mit dem Heiligen Geist „inklusive“.

Der Hl. Geist übernahm die Seminarleitung…

Aber so richtig voll präsent ist die dritte Person der Gottheit anscheinend erst bei einem charismatischen Seminar: „Und der Heilige Geist war an all den Tagen noch stärker als sonst in der Kirche. Er hatte die Leitung übernommen.“

Danach geht es sogleich um die außergewöhnlichen „Charismen“, auf welche die schwarmgeistige Bewegung besonderen Wert legt, nämlich „Prophetie, Gabe der Heilung, Sprachengebet und die Gabe der Unterscheidung der Geister“  – wobei es mit der Geist(er)unterscheidung in Wirklichkeit gerade in diesem Spektrum nicht weit her ist.

Natürlich gab es dort auch die enthusiastische, meist lautstarke Worship-Musik, mit deren Hilfe versucht wird, zum charismatischen „Durchbruch“ zu gelangen: „Ein Dank an unsere „Lopreis-Band“, die unser Singen bis hin zum Himmel begleitet hat.“

Es wurde dann wie in diesem Spektrum üblich um die „Ausgießung des Heiligen Geistes“ gebetet, als ob Gottes Geist nicht bereits in den Gläubigen wohnen würde.

Normalerweise wird in katholischen Charismatikerkreisen  aus taktischer Vorsicht der Ausdruck „Geisttaufe“ vermieden, um keinen Konkurrenzgedanken zur eigentlichen Taufe und dem Sakrament der Firmung aufkommen zu lassen. Doch Pastor Roland Bohnen ist hierbei nicht so pingelig:

„Geisttaufe“ mit Zeichen und Wundern

In der charismatischen Zeitschrift „Charisma“ berichtet er über seine gemeinsamen Leben-im-Geist-Seminare mit Pfr. Wieners und schreibt hinsichtlich der „Erfahrung der Geisttaufe“, die Teilnehmer würden eingeladen, „über neue Ausgießung des Heiligen Geistes über ihr Leben zu beten, was mit tiefgehenden spirituellen Erfahrungen verbunden sein kann. Der Heilige Geist will den Gläubigen die Geistesgaben, die sogenannten Charismen schenken, und das erleben die Teilnehmer der Seminare oft sehr kraftvoll.“

Es geht hier ersichtlich um eine (Sehn-)Sucht nach außerwöhnlichen „Geistesgaben“, um einen inneren Erlebnistrip, so daß man sich fragt, ob diese Gläubigen sich in Wirklichkeit verunsichert fühlen und daher eine Art emotionalen „Gottesbeweis“ suchen?

Dazu kommt die dort bekanntlich weitverbreitete Fixierung auf „Zeichen und Wunder:

Typisch insofern die Aussagen über ein Leben-im-Geist-Seminar mit Propst Wieners bei der „Charismatischen Erneuerung“ in Süstersel:  https://ce-suesterseel.de/leben-im-geist-seminar-29-31-januar-2021/

Es heißt dort unter dem Stichwort „Worum geht es?“:

„Seit der Jahrhundertwende gibt es die Pfingstbewegung, seit 1968 ist diese Bewegung in die Katholische Kirche hineingekommen, wo man sie als Charismatische Erneuerung bezeichnet.“   –  Seitdem hätten Millionen von Menschen die „Kraft und den Schwung des Heiligen Geistes erfahren“ sowie seine „Führung“ erlebt, nämlich durch „Heilungen, prophetisches Reden, Zeichen und Wunder.“

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Gemälde: Evita Gründler