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Münster: Bischof Genns spezielle Vorstellung von seinen Weihe-Kandidaten

Von Felizitas Küble

Am 27. September 2018 berichtete die Tagespost online bereits in ihrem Titel über folgende Merkwürdigkeit: „Bischof Genn: „Vorkonziliare klerikale Typen weihe ich nicht“

Weiter heißt es, der Münsteraner Oberhirte habe während einer Pressekonferenz in Fulda wörtlich erklärt: „Ich kann ihnen dezidiert sagen: Vorkonziliare klerikale Typen möchte ich nicht und werde sie auch nicht weihen.“

Die Bemerkung ist umso erstaunlicher, als sich zuvor Paul Metzlaff von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz darüber äußerte, viele junge Leute seien heute „traditional-postmodern“, was bedeutet, daß sie traditionelle Frömmigkeitsformen schätzen, darunter auch die alte Messe – sprich: „die außerordentliche Form des römischen Ritus“, wie die überlieferte Liturgie amtlich heißt.

Hinsichtlich der Aussage von Bischof Dr. Felix Genn (siehe Foto) verwundert sowohl der Inhalt wie die Form („…klerikale Typen“). 

Dies umso mehr, als derselbe Kirchenmann am kommenden Sonntag, dem 25. November, einen leitenden Reproduktionsmediziner im St.-Paulus-Dom (siehe Foto) zum Ständigen Diakon weihen möchte: Prof. Dr. Stefan Schlatt aus Altenberge.

Der Biologe ist Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CERA) an der Universität Münster: https://www.medizin.uni-muenster.de/cera/

Laut einem Bericht der Westfälischen Nachrichten wird der Professor im Zivilberuf bleiben und sein Diakonenamt nebenberuflich bzw. ehrenamtlich ausüben.

Nun gehört aber zu dem von ihm geleiteten CERA auch das „Kinderwunschzentrum“ der Universität: https://ukm-kinderwunschzentrum.de/index.php?id=kinderwunschzentrum-therapie

Wie zu erwarten, wird dort fleißig die IVF (In-Vitro-Fertilisation) angewandt, also die Reagenzglas-Befruchtung. 

Nun lehnt aber die katholische Kirche grundsätzlich jede künstliche Befruchtung ab – zunächst rein grundsätzlich moraltheologisch, weil der eheliche Akt und die Fruchtbarkeit nicht getrennt werden sollen, weil – vereinfacht gesagt – Leben und Liebe zusammengehören.

Dazu kommt eine konkrete ethische Problematik bei der IVF, weil keineswegs alle Embryonen in die Gebärmutter der Frau eingepflanzt werden, zumindest nicht sofort; überzählige Embryonen (also befruchteten Eizellen als der kleinsten Erscheinungsform des menschlichen Lebens) werden eingefroren und später eingesetzt  – oder auch nicht, wobei sie dann in Stickstofftanks „verwaisen“.

Selbst wenn keine Vernichtung erfolgt: Wie läßt sich das Einfrieren von Embryonen überhaupt sittlich rechtfertigen und mit der Menschenwürde vereinbaren? Ganz zu schweigen von einer „Entsorgung“. (Näheres hier: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/kuenstliche-befruchtung-was-passiert-mit-eingefrorenen-embryonen-15180750.html)

In der Webpräsenz des Münsteraner Kinderwunschzentrums heißt es: „Unser Team führt ca. 600 Behandlungszyklen im Jahr mit den verschiedenen Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung durch.“

Somit handelt es sich dabei um eine alltägliche Arbeit dieser universitären Abteilung, die zu dem von Prof. Schlatt geleiteten CERA gehört.

Wie läßt sich dieser Sachverhalt nun mit dem kirchlichen Nein zur Reagenzglas-Befruchtung vereinbaren? Wie steht es sodann mit jener Selbstverständlichkeit, wonach sich ein für die Weihe vorgesehener Kandidat zur Lehre der Kirche bekennen sollte?

Immerhin ist Bischof Genn sehr wählerisch, wenn es um „vorkonziliare klerikale Typen“ geht. Wo bleibt aber seine Sorgfalt, wenn das klare Zeugnis der Kirche in bioethischen Anliegen gefragt ist?

Übrigens befürworten fast alle der am Sonntag zur Weihe vorgesehenen sieben Männer eine Einführung des Frauen-Diakonats (keine Gegenstimme, nur eine zögerliche Enthaltung) – siehe Video in der Kirchenzeitung-online: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/sieben-neue-diakone-fuer-das-bistum-muenster/

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag in Münster und das Christoferuswerk, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

6 Antworten

  1. Papst Benedikt hat die Traditionalisten (und leider auch einige ungute „Typen“ wie diesen HolocaustLeugner, der die Traditonalisten in Verruf gebracht hat) wieder ins Boot geholt.
    Dr. Genn wirft die Traditionaliste wieder raus. Unter Papst Benedikt hätte er sich das wohl nicht getraut. Wäre da wahrscheinlich nicht im Traum auf die Idee gekommen. Da war die päpstlich-bischöfliche Welt scheinbar noch in Ordnung. Man muss halt schauen, wo der Wind herweht. Ein neuer Papst – eine neue Meinung.
    Aber wenigstens macht Dr. Genn uns Mut, dass wir keine Angst vor der Islamisierung haben brauchen, ja dass wir dadurch sogar einen Grund zur Freude haben. Islam willkommen – Traditionalisten ade?

  2. Nachtrag:
    Tatsächlich ist es wohl so, dass unterschiedlichen Bistümer unterschiedliche Priester hervorbringen. Anscheinend sind zum Beispiel die Unterschiede zwischen Freiburg und Augsburg sehr deutlich, vor allem bei jüngeren Priestern. Ursache ist wohl, dass unterschiedliche theologische Ausrichtungen unterschiedliche Leute anziehen. Nur wenn bewusst ausgesondert wird, ist das noch einmal etwas ganz anderes.

  3. Gelten für die Zulassung zum Weiheamt nicht objektiven Kriterien? Neben Rechtgläubigkeit und einem intensiven Gebets- und Sakramentenleben (und allgemein eine enge Gottesbeziehung) denke ich da an Eigenschaften wie Gehorsamsfähigkeit, Durchhaltevermögen, allgemein normalen Umgang mit Menschen etc.

    Darf ein Bischof aufgrund persönlicher Abneigung überhaupt einen Kandidaten ablehnen? Sicherlich – eine ganz objektive Beurteilung kann es nie geben. Aber ist eine vorsätzliche Selektion nach persönlichen Geschmack nicht eine Verfehlung von Seiten des Bischofs?

  4. Bischof Felix Genn ist 1950 geboren und vorkonziliar erzogen worden. Somit kann man sagen, er ist ein vorkonziliarer Typ. Zum Glück (?) hatte Bischof Stein aus Trier, der ihn zum Priester weihte, noch keine Probleme mit vorkonziliaren Typen.

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