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Neues Buch von Pfarrer Frings „Aus, Amen, Ende?“ ist eher enttäuschend

Von Thomas May

Nach den vielen Vorschusslorbeeren, die das Buch „Aus, Amen, Ende?“ bekam, hatte ich mehr erwartet, und so machte sich beim Lesen zunehmend Enttäuschung breit.

Der Ansatz der „gestuften Nähe“ zu Gemeinde und Kirche ist sicher bedenkenswert und erprobungswürdig, aber deswegen muss und darf man nicht das bisherige, noch von volkskirchlichen Strukturen mitgeprägte Modell über den Haufen werfen. titel-frings

Die dem Autor so wichtigen „Segnungen“ und „Segnungshandlungen“ als vorsakramentale Stufe für „Fernstehende“, die sich „vorsichtig“ annähern und nicht gleich vereinnahmt werden wollen, lassen sich schon heutzutage problemlos integrieren und stellen eine Öffnung zur „säkularen“ Gesellschaft dar.

Ein großer innovativer Wurf ist das nicht. Und dass Menschen sich lokalunabhängig „ihre“ Kirchengemeinde selber aussuchen, sich für sie „entscheiden“, kenne ich seit 40 Jahren.

Ein Fehler wäre es allerdings, wenn man, wie Pfarrer Frings nahelegt, nicht mehr den „Schafen“ hinterherläuft, „die sich gar nicht verloren fühlen“, sondern sich nur noch oder überwiegend in die Haltung der „Offenheit“ für jene begäbe, die von sich aus, von ihrer „Sehnsucht“ getrieben, in der Gemeinde ihrer Wahl andocken wollen.

Sosehr hier „Zuspruch“ notwendig und aufbauend ist, so wenig darf Kirche das andere lassen und ist in Treue zu Vorbild und Auftrag Jesu Christi auch künftig gehalten, Menschen im Sinne der „nachlaufenden Pastoral“ die Frohe Botschaft zu bringen und aufzuschließen, gerade da, wo die Sehnsucht verschüttet, ja zugemüllt ist und ihr Strom erst wieder freigelegt werden muss.

Zu der vielleicht entscheidenden Frage:

Wie kommen Menschen heute zum (katholischen) Glauben bzw. wie kann man sie (mitunter auf Umwegen und über Zwischenstufen) dahin führen, ohne sie zu verschrecken und gleichzeitig ohne tragende Elemente dieses Glaubens wegzulassen oder zu verleugnen, und wie „rekrutiert“ die Kirche heute eine ausreichende Anzahl (haupt- und ehrenamtlicher) Mitarbeiter, die ihren Glauben auch furchtlos, unverkürzt und aufopfernd bezeugen, weiß der Autor leider wenig beizusteuern.

Man kann sich noch so raffinierter pastoraler Methoden und Techniken bedienen, die mögliche und unmögliche „Zufriedenheit“ der Gemeinde-„Kunden“ erforschen wollen, Spielraum für „Partizipation“ gewähren, „Reformen“ (meist Leichter- und Bequemermacher) anleiern, sich Fern- und Näherstehenden mit einem Höchstmaß an „Menschenfreundlichkeit“ und „Achtsamkeit“ andienen:

Ohne lebendigen, authentischen, einfordernden Glauben und wahrhaftig gläubige Menschen, die auch bereit sind, quer zum Zeitgeist zu stehen, „geht“ Kirche nicht. Vor diesem Hintergrund wäre es interessant gewesen, mehr darüber zu erfahren, wie der Autor den von ihm geforderten „wachsenden Anspruch nach innen“ konkret umgesetzt und nachhaltig sichergestellt sehen möchte.

Spaßig fand ich die eingestreuten Anekdoten aus dem Leben des Kaplan Frings, z. B. den Disput über die Frage, warum Haustiere in einem Gotteshaus nichts zu suchen haben.

Angesichts der unverhältnismäßig hohen Anzahl von Grammatik-, Rechtschreib- bzw. Kommafehlern hätte man dem engagierten Buch ein sorgfältigeres Lektorat gewünscht.

Unser Autor Thomas May ist katholischer Religionspädagoge aus Sendenhorst bei Münster

 

 

Kommentare

8 Antworten

  1. Das Buch ist auf jeden Fall sehr wichtig, damit Priesterseminaristen sich auf verschärfte Bedingungen für ihre priesterliche Laufbahn gefasst machen.

    Im Buch schildert Frings (laut Printmedienauszügen) frustriert / entsetzt / geschockt / … ???, dass bei einer kirchlichen Trauung ein Bräutigam bei der Kelchkommunion den Hochzeitsgästen in den Kirchenbänken zugeprostet haben soll.
    Ich würde eigentlich schon behaupten, dass Frings aus Frust über den „Sakramentsanalphabetismus“ seiner Schäfchen seinen Dienst als Pfarrer quittiert hat.

    Dass er sich gegen jegliche negativen Gefühle nach 28 Dienstjahren verwehrt, ist doch auch nur genau die Schönfärberei, die er bei den sakramentalen „Catering-Events“ kritisiert.

    Ich wüsste echt nicht, wie ich damit als Zelebrant leben sollte, zumal dieser Vorfall nur die Spitze des Eisberges darstellt.

    Aber … Thomas Frings kommt mir in seinem jüngsten TV-Interview bei „Bibel-TV“

    https://www.youtube.com/watch?v=1QF1F4k9Z-Y

    absolut nicht als Visionär für eine Reform der Pastoralstrukturen vor.

    1. P.S.: Pastoren in den Freikirchen müssen oft lange Zeit in ihrer Freizeit neben dem anstrengenden weltlichen Beruf Gemeindeaufbau und Predigtdient und seelsorgliche Begleitung hinkriegen (vgl. Tobias Teichen, ICF München)

      1. Siehe auch die „Zeugen der Wahrheit“ (ZDW)-Website und das Kreuzgang-Forum und Gloria.TV und den Catwalk-Weblog – die Abschaffung der alten tridentinischen Messe als traditionaler „Heiliger Messe aller Zeiten“ war und ist und bleibt eine liturgische Katatstrophe. Sie ist ähnlich wirksam wie die alte byzantinische Messe der russisch-orthodoxen Kirche, welche auch von der katholischen Kirche anerkannt wurde.

  2. Zitat:
    Ein Fehler wäre es allerdings, wenn man, wie Pfarrer Frings nahelegt, nicht mehr den „Schafen“ hinterherläuft, „die sich gar nicht verloren fühlen“, …

    Frage:
    Wann/Wo ist denn bisher „Kirche“ in Deutschland den Schafen hinterher gelaufen? Ich blicke auf ein halbes Jahrhundert bewusster Kirchenwahrnehmung zurück und kann mich an keine ernsthaften Versuche diesbezüglich von kirchenoffizieller Seite erinnern. Ist mir da etwas entgangen?

    1. Ihnen ist nichts entgangen, ich teile Ihre Wahrnehmung.
      Die Gründe, warum „Schafe“ ihre „Herde“ verlassen (haben), sind vielfältig: manche, weil sie sich in ihrem Glauben nicht mehr gut „versorgt“ und aufgehoben fühlen („Glaubensgründe“, wie „zeitschnur“ in ihrem Kommentar andeutet; diese vermissen dann in der Regel auch etwas), andere, weil ihnen die „Herde“ gleichgültig (geworden) ist (sie fühlen sich auch eher „nicht verloren“; diese meint wohl Pfarrer Frings), u. v. a. m.
      Tatsächlich hat sich die Kirche in Deutschland seit Jahren vielfach zu wenig „ernsthaft“ um jene gekümmert, die sich von ihr abgewendet haben (oft nicht mal nachgefragt). Unabhängig von deren Motiven ist die „nachlaufende Pastoral“ eine bleibende Aufgabe der Kirche, sie gehört zu ihrem Wesen.

  3. Naja – es ist der große Traum vieler, heute könnte irgendeiner mit einem „innovativen Wurf“ auftreten. Ich höre diese Formel schon mein ganzes Leben lang und auf nahezu jedem geistigen Feld. Höre immer noch Reich-Ranicki, der immer wieder neue Autoren als große Hoffnungen pries.. naja…

    Die Zeit für Innovationen ist vorbei. Manchmal denke ich, es ist alles gesagt, alles gedacht, und vor allem ist ein wahrer Dschungel des Glaubens in einem Dschungel säkularer Entwicklungen gewuchert und verwuchert, dass kein Mensch das mehr sichten kann. Wer noch der Einbildung wie etwa Pius X erliegt, er müsse mit der Machete Kahlschlag machen und echte oder vermeintliche Übel „mit der Wurzel ausreißen“, wird auch heute zu nichts anderem als zu beschleunigter Glaubenserosion beitragen.

    Frings zieht sich zurück in ein Kloster. Fein – das ist ein noch gangbarer Weg.
    Und letztendlich wird es darauf bei jedem Gläubigen hinauslaufen: auf Rückzug – wohin auch immer. DAS ist die Realität, die sich zunehmend abzeichnet, und viele gehen inzwischen aus Glaubensgründen nicht mehr in eine der ihnen noch erreichbaren Kirchen.

    Das ist es, worauf wir rasant zusteuern.

    1. Ich wünscht,e ich könnte Ihnen widersprechen.
      Und stimmen Ihnen auch noch zu, es ist, sobald man sich die Mühe macht, nachzufragen, auf allen Themenfeldern alles gesagt.
      Wenn ich so auf die letzten Jahrzehnte an Diskussionen über Gesellschaft, Kirche und soziale Fragen zurückblicke, so ist auffällig, wie wenig die Stimmen der Vernünftigen gehört werden, obwohl diese sich sehr viel Mühe geben.
      Politik und Kirche wird bestimmt durch konstruierte Beispiele, das war schon beim §218 so und ist jetzt bei der Frage um die wiederverheirateten Geschiedenen nicht anders, und bei der z.Z etwas zurückgetretenen Diskussionen um die Euthanasie genauso.
      Leider ist es auf dem Feld der Politik auch nicht anders.
      Es gab vor Jahrzehnten einen dummen Spruch, der den Kapitalismus kritisieren sollte, der da lautete: Die Hausfrau hat die Wahl zwischen Dash und Omo, wenn sie eigentlich Brot und Rosen kaufen will.
      Damit sollte der Widerspruch zwischen den realen Bedürfnissen (Brot und Rosen) und den aufgesetzten Bedürfnissen (Dash und Omo) dargestellt werden.
      Mittlerweile sind wir weiter, Brot und Rosen assozieren wir mit dem neuesten, ökoverträglichen aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigten, hautsensiblen und ergiebigen Waschmittel in der umweltfreundlichen Pappverpackung, von Schülern einer Inklusionsklasse gestaltet, wo man dazu noch mit jeder Packung ein soziales Projekt unterstützt.
      Auch das Bild vom Dschungel trifft es megagut.
      So ein Dschungel ist ein Ökosystem, das faktisch von sich selber lebt, ein Ökosystem, das faktisch auf Sand gebaut ist, weil die Humusschicht darunter nur einige Millimeter! dick ist, bei uns ist sie im Vergleich bis zu 30cm dick.
      Fängt man nun im Dschungel an zu roden, so wächst da nie mehr was, die Fläche versteppt oder wird gar zur Wüste, das ist bei uns anders, abgeholzte Wälder werden wieder zu Wald, auch und wenn bei uns alle Wälder bewirtschaftet werden.
      So bleibt einfach die bange Frage: „Wer wird uns retten aus dieser verdrehten Welt?“ und damit sind wir dennoch wieder auf sicherem Boden, weil genau diese Frage ja die ist, die Christus mit einem einfachen „Ich“ beantwortet.

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