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Neun konkrete Forderungen für einen vatikanischen Dialog mit den Muslimen

Von Dr. Udo Hildenbrand

Das ganze Dialog-Dilemma des Vatikans mit den Muslimen wird in der Tagespost vom 2.3.2017 auf S. 4 deutlich:

Im Artikel „Skepsis über die Zukunft der Christen im Irak“ ist von Hass auf die Christen sowie von  deren Flucht und Vertreibung die Rede. Der unmittelbar danebenstehe Artikel spricht  vom „zuversichtlichen Dialog“ des Vatikans  mit der muslimischen Al-Azhar-Universität in Kairo. 

Wie lange soll der jetzt wieder neu angesetzte, von den Muslimen „großmütig“ eingeräumte Dialog eigentlich noch ergebnislos verlaufen? Wann endlich werden als Dialogergebnisse konkrete Schritte aufgezeigt, die den vielfach bedrängten Christen in islamisch dominierten Ländern spürbare Hilfe, Erleichterung und ein menschenwürdiges Leben ermöglichen; Schritte, die zugleich  auch in unseren Breitengraden von entscheidender Bedeutung sind?

Zur Dialog-Agenda zwischen dem Vatikan und den Muslimen  müssten unabdingbar folgende ganz konkreten Forderungen bzw. islamischen Selbstverpflichtungen zählen, die Grundvoraussetzungen sind für ein menschenwürdiges Miteinander zwischen den Religionen und Kulturen:

  1. Alle Koransuren, die gegen Nichtmuslime, aber auch im Verhältnis von Mann und Frau Formen von Gewalt, von Ungleichheit und Unfreiheit fordern oder gestatten, sind ausschließlich unter historischen Bedingungen und Umständen zu betrachten. Sie werden als zeitbedingt und als geschichtlich überholt erklärt. Sie haben keinen Ewigkeitswert und damit heute und in Zukunft überall auf der Welt keinerlei Bedeutung mehr.
  2. Im Islam sind künftig verboten:
    a) alle Handlungen, die gegen das Leben und das Eigentum und Besitz von Muslimen und Nichtmuslimen gerichtet sind,
    b) die ideelle, finanzielle und organisatorische Unterstützung jeglicher Formen des Terrorismus,
    c) Selbstmordanschläge und die Verherrlichung der Schreckenstaten von sogenannten „Märtyrer“
    d) Angriffskriege, wobei das koranische Prinzip des militanten Dschihad (=Glaubenskrieg) nur noch als historisch zu qualifizieren ist,
    e.) Polygamie (zumindest in nichtmuslimischen Ländern) und Kinderehe.
  3. Alle Nichtmuslime haben auch in islamisch geprägten Ländern ganz selbstverständlich das Recht, im Rahmen der UN-Deklaration der Menschenrechte von 1948 in Freiheit nach ihrem Glauben bzw. nach ihrer Weltanschauung zu leben.
  4. Unmoralisch sind die Verhaltensformen von Doppelzüngigkeit sowie das Vertrauen zerstörende bewusste Täuschen und Verschleiern (takiyya).
  5. Unislamisch, unmoralisch und kriminell ist die Todesstrafe für Konvertiten.
  6. Keine Religion und kein Einzelner haben das Recht, aufgrund eines angeblich objektiven Absolutheitsanspruches gegen Andersglaubende/-denkende gerichtete Rechtsansprüche zu reklamieren.
  7. Da Staat und Religion voneinander getrennte, eigenständige, jedoch aufeinander bezogene Bereiche sind, ist die Dominanz der Religionen über den Staat und die Dominanz des Staates über die Religionen verboten.
  8. Menschen anderen Glaubens werden im Islam nicht mehr − auch menschlich degradierend und diffamierend − als „Ungläubige“ bezeichnet.
  9. Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ (UN) von 1948 ist die für alle Völker und Nationen geltende Form der Menschenrechte, nicht jedoch die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ von 1990.

Sollte die Lösung dieser  fundamentalen ethischen Problemfelder zumindest schrittweise, jedoch überprüfbar,  nicht möglich sein, bleibt alles theologische Dialogisieren fruchtloses Gerede und verantwortungslose Geld-  und Zeitverschwendung.

Unser Autor Dr. Udo Hildenbrand aus Bühl in Baden ist katholischer Priester und Spiritual eines Klosters

 

Kommentare

9 Antworten

  1. Ich denke auch, dass das alles gut klingt, aber kaum realisierbar ist. „Adolf Breitmeier“ kommentiert zurecht, dass dann vom Islam wenig übrig bliebe. Er wäre förmlich entkernt. Er ist und bleibt nun mal eine Herrschaftsideologie per definitionem. Diese Herrschaftsideologie hängt ursächlich mit dem rabiaten, übersteigert-verengten Monotheismus zusammen.

    Und damit komme ich zu „123“, der insofern sehr wohl auch recht hat, denn immer dann, wenn im Christentum auf das vitale (!) trinitarische Prinzip zu sehr vergessen wird, haben wir auch da Ambitionen und Verhaltensweisen, die denen im Islam durchaus nahestehen. Zur Zeit ist das zwar nicht so, aber man sieht es ja im Kommentar des „Kirchfahrter Archangelus“, dass die „Tradition“ ähnlicher ideologischer Einstellungen auch in der RKK längst noch nicht überwunden sind. Hätte man die „Pius“-Tradition an der Macht, hätten auch bei uns einige nichts zu lachen, und vor allem der Punkt 7 würde auch von der Kirche dann mit Füßen getreten und wurde von ihr Jahrhunderte lang sogar mit aller Verbissenheit mit Füßen getreten. Auch wir haben „Häretiker“ und Konvertiten verfolgt und ermordet. Und verlogenen Zusagen gaben auch wir. Man denke nur an die unselige Geschichte des Jan Hus. Zum Glück hat das Vaticanum II damit zumindest theoretisch aufgeräumt. Aber gerade diesen Punkt wollen konservative Kräfte in der Kirche ja nicht akzeptieren und beharren auf „Mirari vos“ oder dem „Syllabus errorum“ aus dem 19. Jh, als sei das die wahre Lehre. Natürlich müsste ein Blick auf unseren Erlöser genügen, um uns zu sagen, was wahre Lehre hier nur sein kann und was nicht. Und auch was die Frau betrifft, hat sich in der Kirche der antichristliche Strang, der die Frau abwertet und immer mehr herausdrängt aus dem geistlichen Leben und das hierarchische Männerprinzip derart überbetont, wie das seit 1000 Jahren geschah mehr durchgesetzt als alle egalitären Ansätze, die man bei Jesus ganz klar, bei den Aposteln teilweise schon wieder verdüstert, aber immer noch einigermaßen deutlich erkennen konnte. Auch das Polygamieverbot hat man in der Kirche und im Abendland durch Mätressenwirtschaft unterlaufen. Und eine „naturrechtliche“ Argumentation milderte sehr wohl das Polygamieverbot Jesu zumindest theoretisch ab. Grund: es gehe beim Sex ums Zeugen, und da sei Polygamie im Grunde eine natürliche Sache. habe ich etwa im Ott in einer Randbemerkung leider feststellen müssen. Zwar hat das Vaticanum II auch mit dieser übersteigerten Fixierung aufs Kinderzeugen aufgeräumt, aber auch dieser Punkt ist entweder insoweit entartet, als man danngleich gar keine Kinder mehr will oder aber zurück will zu quasi-islamischen Einstellungen, die in der Frau auch mehr oder weniger nur ein Saatbeet sehen, das möglichst viele Kinder zu gebären hat.

    Für mich hat die Auseinandersetzung zwischen den drei „Buchreligionen“, wie der Islam das nennt, heilsgeschichtlichen, eschatologischen Charakter. Der Islam, aber auch Teile des Judentums und der Kirche setzen die dem Heidnischen nicht entwachsene Tradition Abrahams und seiner Konkubinen fort. Der wahre Glaube setzt Abrahams Tradition, die ausschließlich über seine rechtmäßige Frau Sara läuft, fort. Vgl. Gal 4
    Der „Vater der vielen“, wie Gott Abraham nennt, ist ein unklares, vermischtes Phänomen. Er ist Vater der Freien und der Sklaven. Sara dagegen nennt Gott „Sara“, die „Fürstin“, die „Freie“, die „Herrin“. Nur was aus ihr geboren ist, ist ein freies Kind Gottes. darauf bezieht sich die Überlegung des Paulus, die wiederum natürlich der Frau eine Schlüsselrolle gibt, wo die des Mannes noch ganz unklar und vorläufig bleibt. Die Kirche hat aber solche frauenzentrierten Stellen stets beiseite gerückt. Würde etwa Franziskus das einmal beachten, würde der alleinige Rückbezug auf Abraham zusammenschmelzen müssen, denn er besagt tatsächlich nach dem NT noch gar nichts. Nur der Bezug auf Sara ist aussagekräftig!

    Kluge und redliche Muslime wie Abdel-Samad räumen ohne weiteres ein, dass vom Islam tatsächlich nur noch ein wenig Lifestyle übrigbleiben wird. Andere, wie Abdelwahhab Meddeb, versuchten zurückzugehen ins 10. Jh und bei verlorengegangenen mystischen Traditionen erneut anzuknüpfen („Die Krankheit des Islam“, „Ibn Arabis Grab“). Das wird aber wohl immer nur einzelnen, auch intellektuell sehr potenten Menschen möglich sein.

    Ich sehe also ein großes Problem:
    Einerseits in der starren Konzeption des Islam selbst.
    Andererseits darin, dass die Auseinandersetzung mit dem Islam die Kirche dazu zwingt, selbst endlich aufrichtiger mit ihrer eigenen Tradition und wohl doch auch Lehrirrtümern umzugehen, denn all die Exzesse in ihr kann man nicht mehr nur als Ausrutscher ansehen. All das basierte ja auf knallhart falschen Lehren.. Und genau diese ehrliche Auseinandersetzung lehnen fast alle, gerade die an sich Glaubenstreuen ab. Ihre Lebenswerke bestehen meist in einer immer geschraubteren Apologetik, die natürlich keinen Menschen mehr überzeugen wird. Auch kaum einen Muslim.

    Wie kommen wir da je wieder raus?

  2. Vielleicht sollte zunächst vor der „christlichen“ Haustüre gekehr werden, bevor Forderungen aufgestellt werden. Hat der Vatikan eigentlich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ratifiziert? Nee. „Doppelzüngigkeit“? Siehe Umgang mit Homosexuellen, dreist kaschiert mit der „Wir lieben den Sünder“- Unerhörtheit. Punkt acht? Alle, die nicht hardcorechristlicher Meinung sind, sind linksgrün-versifft.

    Könnte viel schreiben, aber das ist es schlicht und einfach nicht wert. Perlen vor die Säue.

    1. Guten Tag,
      eben beschwerten Sie sich noch heftig darüber (siehe Kommentar unter dem Artikel „Gebetszug“), daß irgendwer im Leserkommentaren (muslimische) Migranten als „Invasoren“ bezeichnet haben soll.
      Ihr Hinweis „Perlen vor die Säue“ klingt allerdings nicht unbedingt freundlicher…
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

    2. Fürwahr, man sollte die theologischen Hirten unter die Lupe nehmen, die dafür sorgen, dass durch ihren Verrat an Christus und dem christlichen Glauben die Institution Kirche erodiert. Die einfachen Christen halten sich an den Gott der Liebe im neuen Testament, wo Jesus sie Eigenverantwortung in Bezug zu Schöpfung und Schöpfungskindern lehrt, auch dass kein Mensch das Recht hat, einen anderen Menschen zu unterdrücken und jeder sich vor Gott beim jüngsten Gericht verantworten muss.
      Unsere Bischöfe Marx und Bedford Strohm und Co. versuchen, über das Alte Testament Herrschaftsansprüche gegenüber Gläubigen geltend zu machen, indem sie Gehorsam nicht Gott, sondern sich selbst gegenüber einfordern wollen, und daher ist die Entstellung der christlichen Botschaft das Blendwerk schlechter Hirten, die die Herde für ihre eigenen ideologischen Ziele manipulieren. Was aber lehrt der Koran, Gewalt gegenüber Ungläubigen, wie die Erlaubnis, als Gotteskrieger die im Sinne Mohammeds Ungläubigen zu versklaven oder gar zu töten.
      Eine Frau ist in den fundamentalen Ansichten weniger Wert wie das Vieh, eine Gebär- und Sexsklavin ohne Rechte, Sure 9. Der fundamentale Islam ist keine Religion des Friedens und der Versöhnung, sondern der Eroberung ! Politiker und schlechte Hirten werfen die christliche Herde den Wölfen zum Fraß vor. Wie war es denn in einem afrikanischen Land, wo christliche Schülerinnen entführt wurden, um sie zu versklaven, und wer all diese Gräueltaten im Namen des Islam ignoriert, hat auch Blut an den Händen. Die Muslime, die einen aufgeklärten Islam einfordern, Mohammed als Figur der Geschichte zu sehen und nicht als Prophet, dem die Gotteskrieger gehorchen sollen, kann man wahrlich wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchen.
      Papst Franziskus verrät mit seiner Haltung, die er pflegt, die Christen an ihre Schlächter, verblendet von seiner utopischen Ideologie der Globalisierung, und wenn das so weiter geht, schafft er die Christen für eine unzivilisierte Unterwerfungsreligion ab.

  3. Die Dialogitis-Krankheit ist beim II. Vaticanum (vgl. u.a. Nostra aetate) ausgebrochen und daher grundsätzlich vom Kriterium eines Erfolgsnachweises befreit. Zeitigt der Dialog „noch“ keine Erfolge, so ist er zu „vertiefen“ bzw. zu intensivieren und zwar mit „Demut“ und „Geduld“ – bis Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. Siehe Dialoge mit Protestanten, mit Ostkirchen, mit Muslimen; kurz: mit allen, die bei „drei“ nicht auf dem Baum sind. Da von außen Kriterien aufstellen zu wollen, ist leider völlig sinnlos, gelten doch bei kirchlichen Dialogen die 3 F: Formlos, fristlos, fruchtlos.

  4. Die Forderungen sind aus ,,unserer“ Sicht genau richtig, jedoch aus der Sicht eines gläubigen Mohammedaners (Muslim) völlig inakzeptabel. Alle Grundlagen des Islams wären damit zerstört, der Koran noch nicht einmal mehr ein Viertel dick. Also es gäbe praktisch den Islam nicht mehr. Aus all dem, was ich vom Islam gelernt habe, folgere ich, dass es unmöglich ist, mit dem Islam zu diskutieren, zumal er sich seine eigenen ,,Menschenrechtskovention“ geschaffen hat mit der Schlussfolgerung:
    Artikel 24 und 25
    Alle Rechte und Freiheiten die in dieser Erklärung genannt wurden, unterstehen der islamischen Scharia. UND: Die islamische Scharia ist die einzig zuständige Quelle für Auslegung oder Erklärung jedes einzelnen Artikels dieser Erklärung.
    Es gibt kein Zueinanderfinden zwischen Islam und egal welcher Religion. Um Kriege zu vermeiden, muss man eine echte räumliche Trennung anstreben nach saudi-arabischem Vorbild: Zum Handel und Arbeiten kann man kommen >> muss aber nach Erledigung seiner Geschäfte wieder gehen. Dann ist Ruhe und Frieden (bis einer auf die Idee kommt, Krieg anzufangen, deshalb muss man selbst stark sein, sehr stark).
    Nur so ist nach meiner Meinung eine Koexistenz mit dem Islam möglich. Leider haben weder die Politiker noch die Kirchenmänner sehr viel Ahnung vom Islam und betrachten ihn nach unseren Wertvorstellungen, was völlig abwegig ist. Punkt fünf, die Todesstrafe für Glaubenswechsler als unislamisch zu bezeichnen, geht total an der Realität vorbei, denn das ist wahrscheinlich die stärkste ,,Säule“ des Islams. Ich gehe davon aus, dass in einer Diskussion nicht ein einziger Punkt von den islamischen Gelehrten auch nur ansatzweise behandelt werden würde. (So wie auch die Islamkonferenz (Unterwerfungkonferenz) der deutschen Regierung mit Mohammedanern lediglich zu Zugeständnissen FÜR den Islam gesorgt haben, ein Armutszeugnis der Regierung, eine echte Unterwerfungsgeste).

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