Ausgezeichnete Analyse der Euro(pa)-Krise aus freiheitlich-katholischer Sicht
Die Frankfurter Allgemeine veröffentlichte in ihrem Wirtschaftsteil einen hervorragenen Grundsatzartikel des katholischen Priesters und Sozialethikers Dr. Elmar Nass aus Aachen, der sich zugleich konkret mit aktuellen Problemen der Eurozone und des ESM befaßt, vor allem mit dem weithin verschütt gegangenen Vertrauen in den Euro und die ESM-„Rettungs“-Maßnahmen.
Unter dem Titel „Die Kirche und das Euro(pa)dilemma“ erschien der fundierte Beitrag gestern in FAZ-net.
Hierbei versucht der Wirtschaftsethiker, der im Generalvikariat Aachen arbeitet, die Eurokrise im Licht der katholischen Sozialethik zu deuten und von diesem Ansatz her auf Lösungen hinzuweisen.
Sein Beitrag enthält sowohl freiheitliche bzw. marktwirtschaftliche wie auch konservative und sozialpolitische Elemente, wie es der katholischen Soziallehre entspricht.
Der Professor stellt klar, daß Solidarität mit den „Schwachen“ durchaus keine freischwebende, isolierte Tugend ist, die verabsolutiert werden darf – sondern daß sie an Vertrauen, Redlichkeit und Verantwortung gekoppelt sein muß, um glaubwürdig und seriös zu bleiben.
Zudem erinnert er an das in der katholischen Soziallehre bedeutsame Prinzip der Subsidiarität, wonach jeweils die kleinste Einheit das leisten soll und darf, was ihr gemäß ist, statt es weiter nach „oben“ zu delegieren – oder in ihrer Eigenständigkeit von übergeordneten Instanzen ungebührlich eingeschränkt zu werden. Damit wird einem ausufernden Zentralismus und Bürokratismus vorgebeugt.
Überdies erläutert der Verfasser, daß zur Solidarität auch die Solidität gehört, denn ohne solides Wirtschaften wird jedwede, erst recht eine europaweite „Solidarität“ zur Farce und läßt die gefährdete Stabilität weiter abrutschen.
Der Sozialethiker schreibt ganz klar, daß „das Management der Währungsunion und ihrer Krisen“ bisher von „Vertragsbrüchen und nicht gehaltenen Versprechungen“ bestimmt gewesen sei – und zwar zu Lasten der Solidität.
Außerdem stellt der Autor nüchtern fest: „Deutschland ist vielen südlichen Nachbarn zum Buhmann geworden. Das hat hierzulande die Begeisterung getrübt.“ – Er fügt die allzu berechtigte Warnung hinzu:
„Wenn durch die dramatisch hohe Mithaftung für die Schulden anderer Länder Zinsen und Inflation auch hierzulande steigen und Sozialleistungen gekürzt werden, könnte nicht nur die Stimmung weiter kippen, sondern auch der Wirtschaftsmotor, von dem die Nachbarn profitieren, abgewürgt werden.“
Lesen Sie hier den sachkundigen Artikel des Sozialethikers: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/essay-die-kirche-und-das-euro-pa-dilemma-11858130.html