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Prof. Florian Steger zu politisch motivierten Psychiatrie-Zwangseinweisungen in der DDR

Pressemeldung der Universitäts-Medizin Mainz:

Mit einer Lesung zum Thema geschlossene Venerologische Stationen widmet sich die Universitätsmedizin Mainz einem ganz besonderen Kapitel der DDR-Medizin.

In diesem geht es um die Geschichte politisch motivierter Zwangseinweisung von Mädchen und Frauen in Kliniken für Geschlechtskrankheiten in der DDR.

Univ.-Prof. Dr. Florian Steger, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm, liest aus seinem Buch „Traumatisierung durch politisierte Medizin: Geschlossene Venerologische Stationen in der DDR“.

Die Autorenlesung findet statt am Montag, 17. Juli 2017, um 19 Uhr im Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1 in 55131 Mainz). Interessierte sind herzlich eingeladen.

Um Anmeldung wird gebeten. Der Eintritt ist frei.

Infos:

In der DDR waren tausende Frauen und Mädchen von einer politisierten Medizin betroffen. Schon Zwölfjährige wurden politisch motiviert in geschlossene Venerologische Stationen zwangseingewiesen.

Allein der Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit oder eine Denunziation reichten aus, um auf eine solche Station gebracht zu werden. Auf den Stationen wurde durch eine politisierte Medizin ohne Aufklärung und Einwilligung der Zwangseingewiesenen in die körperliche Integrität der Mädchen und Frauen eingegriffen, obwohl 70 Prozent nachweislich keine Geschlechtskrankheit hatten.

Das eigentliche Ziel bestand darin, Frauen, die nicht das Idealbild der DDR erfüllten, mit sehr restriktiven Regeln zu disziplinieren. Das in dieser Zeit erlebte führte bei den zwangseingewiesenen Mädchen und Frauen zu schweren Traumatisierungen.

Mit diesem Sachverhalt setzt sich das breit rezipierte und diskutierte Buch „Traumatisierung durch politisierte Medizin: Geschlossene Venerologische Stationen in der DDR“ auseinander. Der Autor Professor Steger wird es an diesem Abend vorstellen.

Anmeldung für die Veranstaltung: Gisela Ferle, Tel.: 06136-7368, Fax 06136-5402, E-Mail: Gisela.Ferle@t-online.de

Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Norbert W. Paul,
Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Telefon 06131 17- 9545;

Kommentare

2 Antworten

  1. Als außen Stehender, obwohl manche über das unsägliche Leid der Opfer wussten, ist es immer schwierig, mit diesem Thema um zu gehen. Nein, es waren nicht nur Patienten aus medizinischen Gründen dort, sondern auch politische Rebellen oder Kinder aus prekären Familienverhältnissen, deren Willen man brechen wollte. Traurigstes Beispiel Waldheim. Nicht selten haben die Patienten den Forschungszwecken gedient, was noch irgendwie ….
    Diese Sträflinge, will sie mal so nennen, mussten regelmäßig oft die Kontrolle ihres Intimbereiches über sich ergehen lassen, manchmal wöchentlich. Jene Entwürdigung, die den starken Willen eines Menschen beugt, wenn er wie Fleisch von Gutachtern behandelt wird. Deshalb verstehe ich beim besten Willen nicht, wie man Grüne und Rote Co noch wählen kann, wo man versucht, über Eingriffe in den Intimbereich durch Frühsexualisierung den Willen zum selbstständigen freien Willen und Denken der Kinder beugen will, die zu einem Objekt herabgewürdigt werden, noch wählen kann. Es sind missbrauchte Kinder durch eine Obrigkeit, die ihnen die Würde nimmt.

  2. Man hört allenthalben, dass die Leute in der DDR, zumindest die Jugend in den 70-er und 80-er Jahren, sexuell sehr freizügig waren. Und da traten sicherlich auch ‚mal Geschlechtskrankheiten auf. Deswegen wundert es mich, dass Frauen mit Geschlechtskrankheiten so sehr stigmatisiert und schikaniert wurden, beziehungsweise dass Geschlechtskrankheiten solch ein Tabu waren, dass man unschuldige Frauen damit schikanieren konnte.

    Oder gab es solche Ereignisse nur in der Anfangszeit?

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