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Prof. Wolffsohns Mahnung an die Medien: Wer kontrolliert die „vierte Gewalt“?

Der Münchner Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn (siehe Foto) hat sich in einer Festrede kritisch mit der Rolle der Medien und ihrer Macht hierzulande befaßt.

Foto: http://www.wolffsohn.de/

Der deutschjüdische Bestsellerautor wies in seiner Ansprache zur Verleihung des diesjährigen „Wächterpreises der deutschen Tagespresse“ am 28. Mai 2021 darauf hin, daß es „auf Dauer nicht gutgehen“ könne, wenn Medien ohne Kontrolle schalten und walten, sich selber zwar als „Wächter“ sehen, aber von Kontrolle in eigener Sache lieber nichts wissen wollen.

Dazu Wolffsohns Klartext: „Die vierte Gewalt kontrolliert. Gut so. Doch wer kontrolliert die vierte Gewalt? Niemand.“

Der Historiker lehrte über drei Jahrzehnte lang Neuere Geschichte an der Bundeswehr-Universität in München. In diesem Jahr erschien sein erstes Kinder- und Jugendbuch „Wir waren Glückskinder – trotz allem“ beim dtv-Verlag.

Die NZZ (Neue Zürcher Zeitung) veröffentlichte am 8. Juni einen Gastkommentar Wolffsohns. Dabei handelt es sich um eine gekürzte Version seiner erwähnten Wächterpreis-Festrede: https://www.nzz.ch/meinung/medienkrise-wenn-sachliche-aufklaerung-mit-bevormundung-verwechselt-und-abweichende-vorstellungen-unterdrueckt-werden-ld.1628540

Hieraus folgen nun einige wesentliche Zitate:

Medienmacher preisen sich selbst gerne als Wächter bzw. Hüter des und der Guten gegen das Böse. Doch ist der vermeintlich Gute wirklich gut und umgekehrt der Böse wirklich böse? Wer sich selbst zum Wächter des Guten und auch Richtigen erklärt, könnte ja auch ein Schein-Guter sein, ein Fakten- und Moral-Usurpator. Husch-husch-Recherchen, wenig Wissen, viel Meinung, Fake statt Facts.

„Selbst im Qualitätsjournalismus massen sich manche an, ihre persönliche Darstellung, Analyse und erst recht ihre eigene Meinung für die einzig richtige zu halten. Sie vermischen Tatsachen und Meinung. Die Versuchung dieser Vermischung ist gross, denn die Masse der Konsumenten, sprich Käufer, interessiert sich mehr für Emotionales als Rationales.“

Die Medien, als sogenannte vierte Gewalt, usurpieren somit in gewisser Weise die Funktionen der drei anderen Gewalten: der Legislative, der Exekutive und der Judikative. Mehr noch: Indem sie als Wächter vorgeben, den allgemeinen Willen zu vergegenwärtigen, präsentieren sie sich als Stimme des Volkes, letztlich als Souverän – und weil souverän, agiert der Wächter ohne Kontrolle.“

BILD: Besteller-Biographie von Prof. Wolffsohn: „Deutschjüdische Glückskinder“

„Beispielhaft für die freiwillige Gleichschaltung auch von Topmedien war jüngst die Berichterstattung über die scheinbar «nur» antiisraelischen, tatsächlich aber antisemitischen Demonstrationen arabischer und anderer Muslime im Mai 2021. Tatsächlich hatten die Demonstranten zum Beispiel vor der Gelsenkirchener Synagoge «Scheissjuden, Scheissjuden!» gebrüllt. Berichtet wurde meistens zunächst nur über «antiisraelische Parolen», als wären die Täter unbekannt. In Deutschland benannten die «Welt» und die «Bild»-Zeitung die muslimischen Brüllfanatiker und ihre linksextremistisch deutschen Bündnispartner, also die «islamogauchistes», wie man sie in Frankreich nennt.“

„Die Grenze zwischen Moral und Heuchelei ist fliessend. Zwei Beispiele aus Deutschland: Der Henri-Nannen- und der Georg-von-Holtzbrinck-Preis sind renommierte Journalistenpreise und ihre Auslober sowie Förderer ehrenwerte Persönlichkeiten, die weisse Westen ohne braune Flecken tragen. Dennoch kümmert es dort offensichtlich nicht, dass beide Namensgeber tief im nationalsozialistischen Verbrechersystem verstrickt waren und zu dessen Profiteuren zählten. Bei solchen Moralhütern darf man sich nicht wundern, dass die behüteten Medienkonsumenten solchen Medienproduzenten «Nein danke!» sagen.“

Kommentare

6 Antworten

  1. Es geht schon damit los, dass es keine vierte Gewalt gibt. Die echten drei Gewalten beschreiben staatliche Gewaltenteilung. Die Medien sind kein Teil davon. Aber Wolffsohn und Andere aus dem rechten Spektrum spielen gerne mit dem Begriff der vierten Gewalt, um missliebige Medien zu beschneiden. Denn Medien, deren Inhalte Herrn Wolffsohn genehm sind, möchte er ja auch nicht kontrollieren.

    Staatliche Medienkontrolle nennt man in Deutschland Zensur. Und die ist im Grundgesetz ausdrücklich verboten.

    Was es natürlich gibt, sind zivil- und strafrechtliche Einschränkungen der Pressefreiheit und den Verfassungsschutz, der eingreifen muss, wenn Medien die FDGO bedrohen. Dabei gilt aber, dass man in einer Demokratie auch Widerspruch aushalten muss.

    Damit sind wir bisher gut gefahren. Ungarische und russische Verhältnisse will ich diesbezüglich in Deutschland nicht haben. Und auch nicht das dumme Geschwätz von den angeblichen Fake News.

  2. Eine Kontrolle durch die sog. „vierte Gewalt“ ist mir in den letzten Jahren nicht aufgefallen. Weder der ruckartige „Atomausstieg“, noch unkontrollierter Flüchtlingszustrom oder handstreichartige Gesetzesänderungen (sog. Homo-„Ehe“, permanente Infektionsschutzgesetz-Novellen, zuletzt „Bundesnotbremse“) wurden kritisch durchleuchtet. Die Gesetzgebungsorgane winkten in derartig schnellen Takt die Vorlagen durch, dass die handelnden Personen diese nicht einmal lesen, geschweige denn verstehen konnten. Wo war da diese ominöse „vierte Gewalt“?

    1. Sie existiert nicht. Und natürlich gab es durchaus Medien, die sich kritisch mit den von ihnen aufgeführten Punkten auseinander gesetzt haben.

      1. Ist dem so? Da bitte ich aber um die Angabe konkreter Belege. Welche Medien denn?
        In einem FAZ-Beitrag („Merkels neue Kleider“, faz.net vom 3. Mai 2016) konstatiert z.B. der ehemalige Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, der linke Intellektuelle Wolfgang Streeck, ein „politisches System von opaker Geschlossenheit, zusammengehalten durch eine Unzahl von Sprech-, Denk- und Frageverboten, verteidigt von >allen demokratischen Kräften<“ sowie „mehr oder weniger regierungsamtliche Medien“.

        Mit der Analyse konkreter Medienmanipulationen beschäftigen sich beispielsweise
        https://kenfm.de/sendungen/die-macht-um-acht/ und auch https://publikumskonferenz.de, um nur 2 Quellen zu nennen.
        Welche Beispiele können Sie nennen?

  3. Das Problem ist – wer könnte diese Aufgabe übernehmen?
    Wären jene, die über eine faire Berichterstattung der Medien wachen würden, selber frei von jeglicher Einflussnahme von aussen?
    Wären sie in dem Maße innerlich frei, wie es nötig wäre, um wirkliche Unabhängigkeit zu garantieren?

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