Nachdem die linke Illustrierte „Stern“ das Medientheater um den Limburger Bischof wochenlang eifrig mitmachte, nachdem die Stern-Ausgabe von dieser Woche das Thema unter dem Titel „Die dunkle Macht“ (gemeint ist natürlich die katholische Kirche) erneut seitenlang breittritt, erscheint der besonnene Kommentar von Frank Ochmann auf STERN-online, der am gestrigen 23. Oktober erschien, umso bemerkenswerter.
Bereits im Titel ist von einer „weisen Entscheidung des Papstes“ die Rede. Einleitend schreibt der Redakteur:
„Der erste Reflex auf die römische Entscheidung ist klar: Wie kann der Papst nur!“ – Seit Wochen „schäumen wir“, so Ochmann, und dann treffe Papst Franziskus „ganz unaufgeregt“ seine Entscheidung, nämlich eine Pause für den Bischof und fürs Bistum ein neuer Generalvikar.
Der Autor fügt hinzu: „Was, in Gottes Namen, ist daran falsch, außer dass es so gar nicht zum Furioso-Takt der Medien passt?
Hätte der Papst Tebartz in die Engelsburg sperren oder auf dem Campo de‘ Fiori verbrennen sollen wie einst Giordano Bruno? Hätte uns das besser gefallen?“
Sodann weist Ochmann darauf hin, daß das Hamburger Gericht bislang keinen Strafbefehl erließ und daß die Prüf-Kommission der Bischofskonferenz ihre Arbeit noch nicht einmal richtig begonnen habe. Daher tut der Pontifex gut daran, keine übereilten Beschlüsse zu fassen:
„Soll er dem Gericht vorgreifen? (…) Soll der Papst sich selbst ad absurdum führen, indem er entscheidet, bevor er unterrichtet wurde? Also: Mit der Ruhe, bitte!“
Der Autor bezeichnet den päpstlichen Beschluß als „sehr gut“:
„Denn er schafft eine rechtliche Verlässlichkeit für den Beschuldigten, also Bischof Tebartz-van Elst, für den der Vatikan auch eine Fürsorgepflicht hat, ob uns das gefällt oder nicht. Zugleich aber beruhigt dieser vorläufige Beschluss die Lage in Limburg, in dem er die alte Spitze abzieht.
Denn auch das bedeutet der Entscheid von heute: Der bisherige und vermutlich stark in die Affäre verstrickte Generalvikar Franz Kaspar ist ab sofort nicht mehr im Amt.“
Zugleich hat Franziskus verdeutlicht, daß er das Heft in der Hand behält – und sich durchaus nicht von einer sensationsgierigen Presse unter Druck setzen läßt.
Auch dies bringt der „Stern“-Autor klar auf den Punkt:
„Er allein bestimmt das Tempo seiner Entscheidungen, nicht die Medien oder irgendwer sonst. Wer diesen Papst in den vergangenen Monaten beobachtet hat, hätte das auch wissen können. Und er hätte in einem seiner großen Gespräche aus den vergangenen Wochen auch lesen können, was er selbst darüber sagt:
„…Die Weisheit der Unterscheidung … lässt uns die geeignetsten Mittel finden, die nicht immer mit dem identisch sind, was als groß und stark erscheint.“
Frank Ochmann stellt zum Schluß seines bemerkenswerten Beitrags treffend fest:
„“Groß und stark“ wäre es wohl vielen vorgekommen, hätte der Papst heute mit einem Basta-Beschluss den Bischof Tebartz-van Elst kurzerhand abgesetzt. Dass er so nicht gehandelt hat, spricht für die Stärke und Weisheit dieses Papstes.“
2. Foto: Medienmagazin PRO
Eine Antwort
Es ist gut, auch mal Nachdenklicheres zu diesem Thema in diversen Blättern lesen zu können.
So manch einem der Redakteure mag es vielleicht mehr und mehr beklommen zumute geworden sein, die Linie ihres Blattes eisern durchhalten zu müssen.
Ich wehre mich nur ein bisschen dagegen, nun jeden etwas mehr freundlich gehaltenen Kommentar zum Anlass zu nehmen, demütig „danke“ zu sagen.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Einsicht und das Bemühen um Sachlichkeit ist immer zu begrüßen und anzuerkennen.
Wenn beides echt ist und nicht nur vorgeschoben, weil sich die Windrichtung in letzter Zeit etwas geändert hat und man mit der neu entdeckten Barmherzigkeit, mitschwimmen möchte, wäre das wirklich eine positive Entwicklung..