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Von der enormen Bedeutung der Familie

Von Christa Meves

Sie existiert noch auf unserem europäischen Terrain – die Familie in ihrer traditionellen Form mit einem Elternpaar, seinen leiblichen Kindern und einem Clan im Hintergrund; aber in einem doch recht zerrauften Zustand und mit einem sorgenvollen Antlitz. Sie ist mächtig abgemagert. Nur noch wenige Kinder gehen aus ihr hervor.

Seit Jahrzehnten verharrt die Familie deshalb in diesem unzureichenden, beklagenswerten Zustand. Und durch Scheidung kommt ihr häufig sogar ihre Lebenslänglichkeit abhanden.

Ja, und sie ist – jedenfalls scheint das vielen so – unansehnlich geworden, geradezu unattraktiv und deshalb nicht mehr anstrebenswert. Das ist nicht erstaunlich; denn in den vergangenen Jahrzehnten ist sie viel geschmäht, häufig auch lächerlich gemacht, manchmal sogar bespuckt worden.

Und so schleicht sie nur noch abgehalftert durch ein umdüstertes Terrain. Jedenfalls im medialen Mainstream ist sie von den Thronen der Hochachtung, des Respektes und des Ansehens längst gestürzt worden. Man hat sie ihres Wertes beraubt.

Wer oder was hat diesen bejammernswerten Zustand mit einem so großen Geburtenschwund hervorgerufen, der nicht mehr in der Lage ist, den Bestand der eigenen Bevölkerung stabil zu halten?

Was ist geschehen?

Schauen wir kurz zurück. Was ließ noch vor 50 Jahren die Familie als wertvoll erscheinen? Es war als Erstes der Nutzen, den sie für das zukünftige Gedeihen des Landes besaß – durch die Erzeugung von damals 2,6 Kindern pro Frau, einem gesunden Level für einen stabilen Status und die Erfüllung des Generationenvertrags.

Als Zweites gründete ihr Wert in der allgemein gemachten Erfahrung, dass gesunde, zusammenhaltende Elternpaare durch sorgsame erzieherische Bemühungen leistungsstarke junge Persönlichkeiten hervorzubringen pflegen, was zukunftsträchtige Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft vorantreibt.

Mittlerweile hat sorgsame Forschung darüber hinaus diese Erfahrung bestätigt: Um in der jungen Generation seelisch gesunde, leistungs- und liebesfähige Erwachsene zu haben, taugt am besten der persönliche familiäre Einsatz durch die Kindheit hindurch, ja mehr noch: Das Fehlen solcher elterlichen Leistungen nährt die Gefahr von seelischen Störungen im jungen Alter.

Wie die leerstehenden Ausbildungsplätze für geeignete Auszubildende zu Fachkräften z. Z. zeigen, befinden wir uns jetzt bereits in diesem unzureichenden Zustand.

Wie ließ sich die Ressource Familie, die immerhin noch im Grundgesetz der BRD von 1949 einen angemessenen, würdevollen Platz einnimmt, verspielen? Wie konnte es geschehen, dass sie in den jetzt vorherrschenden beklemmenden Zustand der Entwertung geriet? Denn dass diese neumodische Missachtung die Hauptquelle der demografischen Krise darstellt, ist unverkennbar.

In welchen Zeitströmungen sind die Ursachen dieser bedenklichen Entwicklung zu suchen? Das müssen wir uns fragen, wenn wir auf Änderung hoffen wollen.

In den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts boomten die naturwissenschaftlichen Erfindungen. Gleichzeitig erlebten die Überlebenden des Krieges in der BRD erstaunt das Wirtschaftswunder. Eine Fülle von Umgestaltungen setzte ein. Allmählich lösten die technischen Veränderungen geradezu so etwas wie einen Machbarkeitswahn aus.

Wozu brauchen wir für unser Leben noch die Vorstellung eines unsichtbaren Gottes?

Zum Einfluß von Simone de Beauvoir

Der atheistische Existentialismus war vorgeprescht und hatte begonnen, einer hedonistischen, liberalistischen Lebensstimmung Raum zu geben, gekennzeichnet z. B. durch die Aussagen der Lebensgefährtin von Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir. Sie wurde zur Gallionsfigur und zur Protagonistin der militanten Feministinnen, die sich in dieser Zeit formierten.

De Beauvoir bezeichnete Mutterschaft als „Falle“ der Frau und setzte damit ein entscheidendes Fanal zur Entwertung der Familie. Diese nichtswürdige Institution habe jahrhundertelang die Entfaltung der Frau verhindert, postulierte sie. Die Frau müsse sich daraus lösen, um sich selbst zu verwirklichen.

Ab 1969 stimmte deshalb eine erhebliche Zahl von Frauen in den Ruf der Neuen Linken ein, die traditionelle Familie als veraltet abzuschaffen. Mit Verve feierte so der Ruf von Engels im Verbund mit Marx in den Revoluzzer-Hirnen Urständ: Diese Lebensform – so behauptete man leichtfertig falsch und kühn – habe nun endlich ausgedient.

Die Familie erzeuge fortgesetzt ungerechte Unterschiede in der Gesellschaft und müsse um der Gerechtigkeit willen einer gleichförmigen Kollektivierung der Kinder und familiärer Auflösung durch Scheidungserleichterung weichen.

Die Befreiung der Frau aus der Versklavung durch den Paterfamilias und ihr Aufschwung zu unabhängiger Erwerbstätigkeit, statt zwischen „Kindern, Küche und Kirche zu vergammeln“, wurde nun – neben der Befreiung zur Sexualität und der Abschaffung auch aller weiteren machtanmaßenden Autoritäten – zum Mainstream der nächsten Jahrzehnte, und das alles mit vollmundiger medialer Unterstützung – bis auf den heutigen Tag.

Von hier an geriet die Bewertung der Familie in eine Schieflage, von der sie sich nie wieder erholte.

Da eine vorrangige Eigenschaft der Frau in ihrer Suggestions- und Anpassungsbereitschaft besteht, ließ sich bereits damals nicht erwarten, dass sich nach Einführung der Anti-Baby-Pille die Talfahrt der Geburten würde aufhalten lassen. Was nicht anerkannt ist, das machen wir Frauen nicht gern – und schon ganz und gar nicht als Dauerlebensform!

So ging die Großfamilie langsam zugrunde

Das zu gesellschaftlichem Ansehen einseitig hochgezüchtete Geltungsbedürfnis der Frau ließ sich deshalb von nun ab als Vehikel zur Bevorzugung der erwerbstätigen Frau verwenden. Mutterschaft – womöglich in einer Großfamilie mit sehr vielen Kindern – das löste in der erwerbstätigen topfit seienden Frauengeneration bald nur noch herablassendes Kopfschütteln aus. Und so ist mittlerweile die Großfamilie auch bereits seufzerlos zugrunde gegangen. 

Nicht einmal eine Million großformatiger Zukunftsbereiter dieser Art haben wir hierzulande heute noch! Und nur unter vielen nachbarschaftlichen Schmähungen halten kinderreiche Eltern noch heute stand.

Aber nicht einmal der schöne Kompromiss einer kurzzeitigen Familienpause, solange die Kinder klein sind, und mit einer Halbtags-Erwerbstätigkeit danach, solange Kinder elterlich zu betreuen sind, schlägt als Vorschlag so weit durch, dass genug Kinder geboren würden. Die Mühsal der Familienarbeit wird eher als töricht und damit für junge Menschen als unattraktiv erlebt.

Was ist dem Staat die Familie noch wert?

Und wo bleibt eine alarmierte Reaktion des Staates auf die fortschleichende existenzielle Bedrohung? Was ist unserer Regierung die Familie wert?

„Alle Frauen werden arbeiten“, tönte Ursula von der Leyen schon in ihrer Phase als Familienministerin. Berufsausbildung der Frau war zwar seit der Emanzipation bereits vor dem Ersten Weltkrieg berechtigterweise erwirkt worden – war bis dahin aber für die Familie bildende Frau eher als Absicherung und Lebenserweiterung nach der Kinderpause in der Familie in Anspruch genommen worden.

Ab 1969 aber wurde Erwerbstätigkeit nun auch für die junge Familienmutter zu einer vorrangigen gesellschaftlichen Unabdingbarkeit.

Die Folgen traten rasch ein. 

Mit einer die Familie abstützenden Politik ließ sich keine Wahl mehr gewinnen. Ein verantwortungsbewusstes familienpolitisches Denken wurde im gesellschaftlichen Getriebe über weitere Jahrzehnte hinweg zu einem der Realität entrückten Ideal. Aber dieser Trend ist insofern uneinheitlich, als es bisher keiner Volksbefragung gelungen ist, das immer gleiche erstaunliche Ergebnis bereitzuhalten:

Für eine hohe Mehrzahl von Menschen ist das Leben in einer Familie dennoch die eigentlich erwünschte Lebensform – trotz des permanent seit Jahrzehnten boomenden Scheidungslevels, trotz der Zunahme von Singles, Alleinerziehenden und nun auch von groß propagierten Gruppen von LSBTIQ in all der nun auch schulisch schmackhaft gemachten „Vielfältigkeit“!

Das Gender-Programm in der EU

Seit 1995 ist zudem in der EU mit wohlausgestatteten Instituten Gender-Mainstreaming installiert worden. Als ein pädagogisches Programm soll hier den Kindern bereits im Vorschulalter jeder Geschmack auf Familie aus dem Kopf gebracht werden. Sogar das Wort „Familie“ wird dort aus den Kinderbüchern gestrichen!

Sie sollen auch daran gehindert werden, in diesem Alter ihre geschlechtliche Identität zu festigen, wie es normalerweise geschieht. Stattdessen soll diese offengehalten werden, um nicht jenseits der Geschlechtsreife eine einseitige Mann-Frau-Anziehung zu bevorzugen, die natürlicherweise auf Familienbildung traditioneller Art abzielt.

Dem soll eben durch andere, angepriesen bessere, modernere, eben „vielfältige“ Lebensformen entgegengewirkt werden. Obgleich die Anlage als Mann oder als Frau – so weiß die Forschung heute – bereits im Fötus hormonell festgelegt wird, setzt man sich über diese hieb- und stichfesten Forschungsergebnisse einfach hinweg. 

Die Abwertung der Familie wird auf dem Boden solcher Trends weitere gravierende negative Folgen haben. Diese ungute Fehleinschätzung ist jetzt bereits schuld daran, dass sich in der jungen Generation eine müde Heiratsscheu ausgebreitet hat: Immer mehr junge Frauen und junge Männer bleiben Singles, meist mit der Begründung, den passenden Partner nicht gefunden zu haben.

Bei den Männern ergibt die Befragung, dass sie unter ihren so selbstbewussten Kolleginnen keine entdeckt hätten, mit der sie sich Familiengründung vorstellen könnten: „Beherrschtwerden“ – das liege ihnen nicht, heißt es dann lakonisch.

Abschied von der klassischen Familie?

Eine Entwertung der Familie bedeutet es auch, dass die kinderlosen Paare sowie nun auch die Gleichgeschlechtlichen-Ehe der traditionellen Familie gesetzlich und steuerlich angenähert worden sind. Ja, mittlerweile sind wir so weit, dass in den Medien jegliche Form, die von der traditionellen Familiengestaltung abweicht, als das interessantere, als das modernere Lebensmodell hochgelobt wird.

Das ist das Nonplusultra der Erweiterung des Familienbegriffs durch den Bundeskanzler Schröder als Großtat seiner Regierungszeit mit seiner neuen Definition: „Familie ist da, wo Kinder sind.“ Schon in der Schule soll nun durch diese überdehnte Definition von eheähnlichen Familiengemeinschaften auf die Langweiligkeit der traditionellen Familie hingewiesen werden.

Doch neuerdings hat sich gegen die Abwertung der Familie vielseitiger Widerstand entwickelt, in den Nachbarländern mehr noch als in Deutschland. Es scheint so, als forderen die negativen Erfahrungen mit den neuen Modellen dazu ebenso heraus wie die übertreibenden Absurditäten im Hauptstrom der Presse und deren digitalen Begeisterung für neue Auswüchse. 

Schafft sich die Wahrheit unter der Betondecke zerstörerischer Übertreibungen wieder Raum? Denn die Familie ist ja nicht etwa eine veraltete, bourgeoise Einrichtung eines vergangenen 19. Jahrhunderts – wie weiter nachhaltig behauptet wird. Es gibt sie vielmehr vom Beginn der Menschheit an. Sie hat sich zwischen Dornen und Disteln durch ihren Zusammenhalt bewährt, besonders auch durch die Ausweitung zu einem Clan.

Sie erweist sich aber auch bis heute durch das Gedeihen derjenigen Kinder als unaufgebbar, die von liebevollen leiblichen Eltern abstammen; denn diese haben nun einmal, wenn sie seelisch gesund sind, das intensive Bedürfnis, ihre Kinder zu umlieben, sie zu beschützen und verantwortungsbewusst aufzuziehen. Das hat sich in der Geschichte als ein mächtiger kultivierender, die Gesellschaft erhaltender Faktor erwiesen.

Die Familie ist darüber hinaus eine besonders gute Basis für einen Weg, der zur Lebenserfüllung führt. Gesund herangewachsene Kinder zu haben, erzeugt ein tiefes Empfinden der Befriedigung. Familiendurchführung ist eine Chance, an der Fortführung der Menschheit mitzuwirken, ja mehr noch, etwas vom Schöpfer unvergänglich Gewolltes zu erfüllen: durch freiwillige Mitarbeit an der Schöpfung mitzuwirken.

Was sollte für Ehe und Familie unternommen werden?

Welche gesellschaftlichen Maßnahmen könnten eine konstruktive Änderung hervorrufen?

1.) Subventioniert werden sollten vor allem jene Mütter, die sich sonst eine ausschließliche Familienphase aus finanziellen Gründen nicht leisten könnten.
2.) Eine echte eigene Rente für Mütter müsste bereitgehalten werden, um ihrem hohen Arbeitseinsatz bei der Erziehung der Kinder Rechnung zu tragen und ihn so angemessen zu werten.
3.) Familienmüttern sollten nach der Familienpause Fortbildungskurse angeboten werden, um den Anschluss zum Erwerbsleben wiederzufinden.
4.) Das Gelingen der Familienarbeit sollte durch vorbereitende Erziehungskurse der werdenden Eltern unterstützt werden; denn die positiven Erfahrungen am Lebensanfang schaffen schließlich eine enorme Erleichterung der Fähigkeit, später zwischenmenschliche Beziehungen eingehen und erhalten zu können und zu Gott zu finden; denn die Verbindung zwischen Gott und Mensch kann gleichnishaft und unverkrampft am besten vorbereitend in einer christlichen Familie eingeübt werden.                    

FAZIT

Daraus wird deutlich: In der Familie manifestiert sich ein Auftrag Gottes. Psychologische Forschung und christliches Menschenbild haben sich in jüngster Zeit geradezu als deckungsgleich erwiesen. Nach christlicher Vorstellung ist der Mensch auf eine personale Liebesbeziehung zu seinem Gott, seinem Vater, hin angelegt.

Über Jesus Christus hat er die Möglichkeit bekommen, diese Beziehung zu verwirklichen. Er kann sich durch dessen Leben, seine Lehre und sein Sterben als ein von seinem Vater geliebtes Kind erleben, das auf dem Boden dieser Erkenntnis mit bewusster Gegenliebe antwortet. Dadurch wird eine innige und krafterfüllte Liebesbeziehung möglich, die den Menschen befähigt, diese Liebe an seine Mitmenschen weiterzugeben.

Die Kraft, die durch diese Liebesbeziehung gewonnen wird, macht es ihm möglich, seinen „natürlichen“ Menschen – den vitalen Egoismus – in zunehmendem Maße zu überwinden und von innen her im Geist Christi zu einer unverkrampften Opfer- und Vergebungsbereitschaft zu kommen.

Auf diese Weise wird der Mensch durch den Geist der Liebe aus materialistischer Gefangenschaft befreit, sodass er seinen Egoismus immer häufiger besiegen kann.

Die besten Voraussetzungen, um zu einer solchen Lebenserfüllung zu gelangen, bietet die Familie.

Kommentare

10 Antworten

  1. Die ganze Sache ist ein ungelöstes und vielleicht auch unlösbares Problem.

    Auch wenn dies in konservativen Kreisen oft bestritten wird: für zwei oder vier oder sechs oder acht oder noch mehr Jahre seine Karriere unterbrechen zu müssen, ist oft ein Karrierekiller. Was heißt, Frauen mit mehreren oder vielen Kindern, wie es Christa Meves vorschwebt, ist ein anspruchsvoller Beruf praktisch nicht möglich.
    Früher, als die Arbeit der Männer auch oft anstrengend und unattraktiv war, war das kein Problem; heutzutage aber ist es das sehr wohl.

    Abgesehen von den langfristigem gesellschaftlichen Auswirkungen: angenommen eine Familie habe vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen. Die finanziellen Mittel sind begrenzt (da die Mutter ja lange nicht außer Haus gearbeitet hat), man kann nicht alle Kinder studieren lassen. Die Jungen müssen später einmal eine Familie ernähren, die Mädchen werden allenfalls vor der Heirat oder nachdem die Kinder „aus dem gröbsten draußen sind“ arbeiten gehen. Dreimal darf man raten, wenn die Familie dann studieren lässt. Und welche Auswirkungen das auf die Gesellschaft hat, wenn die meisten Familien das zu tun.

    1. falsch. 5 Kinder, über 20 Jahre „ausgestiegen“ bzw. Gelegenheitsjobs gemacht, wenn es sich ergab und das letzte Kind in die Schule kam und ja, tatsächlich haben alle Kinder studiert bzw. will das letzte Kind auch studieren. Es hat sich so ergeben, die Kinder haben sich ihre Ausbildungswünsche alle selbst gesucht. Es gibt BaföG, man kann sein Studium mit eigener Arbeit teilfinanzieren etc. Warum „muss“ Frau „Karriere“ machen bzw. sich vor einem „Karriereknick“ fürchten? Das sind Gesellschaftsbilder, die durch diese negative Entwicklung des Bildes von Frau, Mutter, Familie entstanden sind.
      Ich stelle fest: je länger die stabile Grundlage der gesunden! Mutter/Vater-Kind-Bindung ohne „Fremdeinwirkung“ (Ganztagskrippe/Kindergarten – nix gegen eine stundenweise! Betreuung ab einem gewissen Alter – mind. 3 Jahre) stattfindet, umso stabiler sind die Persönlichkeiten, die sich daraus entwickeln.

  2. Die Ausführungen von Christa Meves sind nachvollziehbar, gleichgültig, ob das nun aus christlicher oder aus psychologischer Sicht betrachtet wird. Aber die Betrachtung beschränkt sich auf die im psychologischen Bereich erfolgten Veränderungen, ohne danach zu fragen, was eigentlich dazu geführt hat.

    Familien finden in der Welt statt, in der nun mal das Streben nach sozialer Sicherheit und Wohlstand eine große Bedeutung hat. Die wesentliche Leistung der Familie, also letztlich der Eltern, besteht in der Erziehung von KIndern. Der Lohn dieser Leistung war seit Menschen Gedenken die Versorgung der Eltern bei Krankheit und Alter durch die eigenen Kinder. Grobe Berechnugen zeigen, dass die Kosten eines Kindes (Sachkosten und Arbeitskosten) in der Größenordnung liegen, , in der auch die Kosten eines heutigen Rentners liegen, wobei bei KIndern und Alten durchschnittliche Verhältnisse agenommen werden. – Wer früher keine KInder hatte, sparte viel Geld und musste mit dem gesparten Geld das eigene Alter selbst absichern, während Eltern auf ihre KInder setzen konnten.

    Die Kosten für Kinder und für Alte standen demach in einer intakten Familie früher etwa im Gleichgewicht. Das entsprach auch in vielen Fällen der Wirklichkeit. Doch das Leben verlief häufig anders, z. B. , wenn Kinder vorzeitig starben, im Krieg fielen oder erkrankten. Deshalb war es grundsätzlich vernünftig, Krankheit und Alter versicherungsrechtlich abzusichern.

    Der große Denkfehler (Bezeichnung von Oswald von Nell-Breunung), der bei diesem Vorhaben gemacht wurde, war, dass der Zusammenhang zwischen der Versorgung von KIndern und Alten auseinandergerissen wurde. Obwohl nach wie vor die Versorgung der Alten einer Generation durch die Beiträge der KInder dieser Generation abgesichert wird, wurde in der Gesetzliche Renten-Versicherung (GRV) der Anspruch auf Altersrente von der Kindererziehung gelöst und fast ausschließlich an Erwerbsarbeit gebunden. Seitdem müssen die Kinder kinderlosen Rentnern in der Regel höhere Renten zahlen als ihren eigenen Eltern. Damit wurde die KIndererziehung zunächst nur wirtschaftlich, in der Folge zwangsläufig aber auch ideell abgewertet. Heute werden die Hintergründe dieser Abwertung von den meisten Menschen nicht mehr nachvollzogen, weil diese Entwicklung langsam und Schritt für Schritt erfolgte.

    Heute meinen tatsächlich fast alle KInderlosen und deshalb lebenslang Erwerbstätiigen, sie hätten ihre Renten „selbst erarbeitet“, obwohl sie tatsächlich ausschließlich von den KIndern der Eltern bezahlt werden, die selbst wegen in der Regel geringerer Erwerbstätigkeit wesentlich weniger Rente erhalten.

    Das Ergebnis: Ein Ehepaar mit 5 Kindern, in dem ein Partner, meist die Mutter lebenslang mit den KIndern beschäftigt war, erhält eine Rente. Ein kinderloses Ehepaar, in dem beide lebenslang erwerbstätig waren, erhält zwei volle Renten. Aber alle drei Renten werden im gesetzlichen Rentensystem ausschlielich von den KIndern betahlt.

    Diese Zusammenhänge sind heute schätzungsweise vielleicht bei 15% der Menschen bewusst. Die großé Mehrheit ignoriert aber den Zusammenhang spürt jedoch die Auswirkugen am eigenen Leibe sehr deutlich. Aber diese Mehrheit empfindet die Zustände nicht etwa als ungerecht, In ihren Augen führt das vielmehr dazu, dass der Wert der Erwerbsarbeit weit überschätzt und der Erziehungsarbeit weit unterschätzt wird. Hier liegen die vermutlich weitaus wichtigsten Ursachen für die Abwertung der Familie. Unterstützt wird das noch durch die zwei heute in der Politik vorherrschenden Ideologien des Marxismus und des Kapitalismu. Beides steht in vielen Punkten im Gegensatz. Gemeinsam ist aber beiden Ideologien die Überbewertung der Erwerbsarbeit auf Kosten der Erziehungsarbeit, weil eben nur die erstere schnellen Profit bringt.

    Die Tragik unserer Gesellschaft besteht heute darin, dass diese beiden Ideologien die Politik bestimmen und die Beachtung der Elternrechte nahezu unmöglich machen.

    Zwar werden die Rechte der Eltern im deutschen Grundgesetz geschützt. Aber das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat mit mehreren Urteilen nur sehr wenig zur Verwirklichung der Elterechte beitragen können, obwohl es in der Vergangenheit die Defitite mehrmals ausdrücklich benannt hat. – In einem jüngeren Beschluss des BVerfG vom 7. April 2022 hat sich aber sogar dieses Gericht von früheren Urteilen gelöst und den offensichtlich ideologischen Sichtweisen der Politik angepasst. Dass hier etwas nicht stimmen kann, wird darin deutlich, dass sich das Gericht mit seinen früheren Urteile, die z.T die Gesetzgebung scharf kritisierten, gar nicht mehr auseinandergesetzt hat. Ja, es erfolgte nicht einmal eine mündliche Verhandlung , in der die Kläger ihre Argumente hätten vorbringen könen.

    Vor diesem Hitergrund ist zu fragen, ob wir jetzt nach einer viele Jahrzehte dauernden verfassugswidrigen Sozialpolitik, die das BVerfG auch mehrmals so benannte, inzwischen bei einer Gleichschaltung dieses Gerichts angekommen sind. Wenn es künftig keine Korrektur mehr geben sollte, dann wären wir in entscheidenden Fragen am Ende des Rechtsstaats angekommen.

  3. Eine Wissenschaftlerin, die mit Gott argumentiert, hat keine Chance im wissenschaftlichen Dialog da Gott keine wissenschaftliche Kategorie ist
    auch sieht man, die gute alte Dame hat die Entwicklung in Ihrem Beruf der letzten 50 Jahren ausgeblendet also mögen Ihre Betrachtungen für den kirchlichen Gebrauch geeignet sein, aber nicht für die Allgemeinheit

    1. Herr Kovacs, Gott ist keine wissenschaftsbetriebliche Kategorie, so müssten Sie sagen, denn so wäre es richtig erkannt — aber den wenigsten ist bewusst, dass Wissenschaftsbetrieb und Wissenschaft sich so zueinander verhalten wie Kino und Realität. Oder wie Lüge und Wahrheit.

    2. Gott ist keine wissenschaftliche Kategorie, aber diesen Artikel ist nicht eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern der Erfahrungsbericht einer überzeugten Christin, die auch noch Wissenschaftlerin ist.

      In einer psychologischen Fachzeitschrift würde Christa Meves natürlich anders schreiben.

  4. Vielen Dank für diese nachdenklichen und zugleich nachhaltigen Artikel von Christa Meves. Wann endlich hören wir auf sie und ihre guten Einsichten und Ratschläge?

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