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Der Papst und die „Tochter Zion“

1977 veröffentlichte der Johannes-Verlag (Einsiedeln) das einzige Marien-Buch, das Joseph Kardinal Ratzinger verfaßt hat und das den programmatischen Titel trägt „Die Tochter Zion“ (Untertitel: „Betrachtungen über den Marienglauben der Kirche“). Das schmale Buch umfaßt 83 Seiten, ist aber inhaltlich sehr dicht und gehaltvoll.

Der heutige Papst und damalige Kardinal wollte den theologischen Sinn der Marienverehrung verständlich machen, besonders auf dem Hintergrund der Heilsgeschichte Gottes. Davon zeugt auch der Titel „Tochter Zion“: Die Madonna war ein jüdisches Mädchen, als der Engel Gabriel ihr verkündete, daß sie die Mutter des göttlichen Erlösers sein wird; Maria (ihr hebräischer Name war Miriam) war verbunden mit einem Volke, das seit Jahrtausenden gläubig den Messias erwartete. Diese messianische Verheißung fand in Christus ihre Erfüllung.

Der Autor befaßt sich mit der herausragenden Stellung Mariens im Heilswerk Gottes – und vor allem mit den beiden mariologischen Haupt-Dogmen (Jungfräulichkeit und Gottesmutterschaft Mariens) und ihrer biblischen Verankerung. Zugleich wird hier der Zusammenhang von Altem und Neuem Bund sichtbar, denn die Madonna ist die Brücke zwischen Israel und der Kirche. Zugleich verbindet sie die triumphierende Kirche im Himmel mit der streitenden Kirche auf Erden, da sie der Kirche ihres göttlichen Sohnes durch ihre mächtige Fürsprache zur Seite steht.

Dieses Buch verdeutlicht zugleich die besondere Sendung der Frau in der Heilsgeschichte: sie ist keine Priesterin, weder im Alten noch im Neuen Bund, doch ihre Bedeutung ist gleichwohl nicht zu unterschätzen. Hierzu heißt es im Buch „Tochter Zion“:

Die großen Rettergestalten Esther und Judith verkörpern die unzerstörbare seelische Kraft Israels, das nicht nach Art der Weltmächte auftrumpfen kann – und gerade so die Mächtigen zu besiegen weiß. Die Frau als Retterin ist die Verkörperung der Hoffnung Israels. Bezeichnend ist, daß immer schon die Frau zwar nicht als Priesterin, aber als Prophetin und Richterin-Retterin im Denken und Glauben Israels erscheint.“

Zugleich betont der prominente Autor, daß „das Marienbild des Neuen Testaments ganz aus den Fäden des Alten Testaments gewoben ist, um das Geheimnis Marias auszusagen. Wo die Einheit von Altem und Neuem Testament zerfällt, geht der Raum einer gesunden Mariologie verloren.“

Dieser Hinweis ist wichtig, denn nicht menschliche Gefühle und Erwartungen sind die Grundlage der kirchlichen Marienlehre, auch nicht das sicherlich verständliche Bedürfnis, eine großen Frauengestalt zu verehren. Entscheidend ist vielmehr die Zusammenschau der biblischen Heilsgeschichte, denn es geht um Marias gottgewollten Platz im Erlösungsplan des Ewigen.

Felizitas Küble

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