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Die Massenabtreibung als (un)moralischer „Supergau“ und ihre verheerenden Folgen

Von Martin Hohmann

Es gibt immer weniger Kinder in Deutschland, die Zahl der Geburten nimmt ständig ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Furcht vor Katastrophen und Zukunftsangst –  inzwischen sogar Klimaangst – wird ebenso angeführt wie unzureichende Fremdbetreuung, eine schlechte eigene Finanzsituation.

Über einen bestimmten Grund herrscht in Medien und in Politik sozusagen dröhnendes Schweigen: Es ist die Abtreibung. Wenn ich im Folgenden davon spreche, dann meine ich grundsätzlich Abtreibung als Massenphänomen, nicht den Einzelfall.

In den letzten Jahrzehnten starben in Deutschland acht Millionen ungeborene Kinder durch Abtreibung. Das übertrifft die derzeitige Einwohnerzahl der Millionenstädte Berlin, Hamburg, München und Köln zusammen. Die schauerlichen Einzelheiten dieses werktäglichen Gemetzels will ich uns ersparen.

Schlaglichtartig möchte ich einige Fragen beleuchten:

Erstens: Wie kam es dazu?

Nach den Studentenunruhen 1968 gewann auch in der breiten Bevölkerung das Schlagwort von der „repressiven christlichen Sexualmoral“ und der folglich nötigen „Befreiung“ des Individuums immer größeren Raum. Selbstverwirklichung war angesagt. Dies galt als „gesellschaftlicher Fortschritt“. Die sozialliberale Koalition beschloß in den 1970er Jahren eine Fristenlösung. Das Bundesverfassungsgericht billigte letztendlich die Abtreibung bis zum 3. Monat mit Beratungspflicht.

Die Schlagworte Fortschritt, Freiheit und Selbstverwirklichung versprachen eine lebenswerte Zukunft für das Individuum. Das Fortschrittsmantra nahm für sich „Modernität“ und eine überlegene Moral in Anspruch. 

Dem ist jedoch strikt zu widersprechen.

Ethisch-moralischen Fortschritt gibt es nicht. Technologischen Fortschritt, ja den gibt es. Moral unterscheidet nach gut oder böse, richtig oder falsch. Kann es richtig sein, die Schwächsten, die absolut Schuldlosen ohne Gerichtsverfahren dem Tod zu überantworten?

Kann es richtig sein, dass „in der Mitte unserer Gesellschaft“ massenweise getötet wird? Kann es richtig sein, daß die, die leben durften, sich das Recht zuschreiben, anderen eben dieses Recht zu verweigern?

Der Tod ist heute ein „Meister in Deutschland“

Ja, wahrhaftig, der Tod ist heute, im Jahr 2023, ein Meister in Deutschland. Im Grunde wissen es alle. Die meisten nehmen es achselzuckend hin. Der 68er Zeitgeist hat praktisch ein neues „Supergrundrecht“ geschaffen: das Recht auf „befreite Sexualität“, also auf zügellose, schrankenlose Sexualität. Weichen mussten das Lebensrecht und die unantastbare Menschenwürde, die nach Art. 1 Grundgesetz auch dem ungeborenen Menschen zustehen.

Kommen wir zu einer zweiten Frage: Wie wirkt sich die Abtreibung auf die Psyche, auf das Innenleben des Einzelnen und unseres Volkes aus?

Die Einführung der straffreien Abtreibung war für das innere Gefüge unseres Landes nach meinem Ermessen von allergrößter Bedeutung. Zwar war blieb offiziell die Todesstrafe abgeschafft, aber ein staatlich geduldetes, ja sogar gefördertes Töten wurde eingeführt.

Mit nur wenigen Stimmen Mehrheit im Parlament wurde das Tötungstabu beseitigt. Das Gerechtigkeitsdefizit ist unübersehbar. Das Böse hat sich unter den Tarnbegriffen Freiheit, Fortschritt, Selbstbestimmung „in der Mitte der Gesellschaft“, mitten im Volk eingenistet und es wirkt.

Wovor sollen Regierung und der Gesetzgeber jetzt noch zurückschrecken?

Geringschätzung der nächsten Generation

Dem Machbarkeitswahn sind keine Grenzen mehr gesetzt. Wir haben es zum Beispiel bei den Coronaeinschränkungen gesehen. Dass unter den Stichworten politische Korrektheit, Genderismus und Wokismus neue Tabus, gleichsam Ersatztabus, aufgerichtet wurden, dient der Ablenkung vom und der Verschleierung des zentralen Tabubruchs durch Abtreibung.

Welchen Dammbruch die faktische Freigabe der Abtreibung bewirkt hat, zeigt sich auch auf einem anderen Gebiet. Die öffentlichen Schulden, die Staatsschulden begannen ab ungefähr 1972 bedrohlich anzusteigen und haben jetzt ein katastrophales Ausmaß erreicht.

Der zeitliche Zusammenhang ist nicht zwingend. Der innere Zusammenhang ist es aber. In beiden Fällen zeigt sich eine tiefe Verachtung und Geringschätzung für die nächste Generation und ein robuster Egoismus für die eigene Generation.

Via Kredit setzen heute Politiker im großen Stil das Geld von morgen ein, das Geld unserer Kinder und Enkel, um heute ihre Wahlchancen zu verbessern. Wenn der eigene Nachwuchs unter Verstoß gegen das fünfte Gebot getötet werden darf, dann ist es ein weit geringerer Eingriff, unter Verstoß gegen das siebte Gebot dem überlebenden Rest im Wege der Staatsverschuldung die Kosten für den eigenen Konsum aufzubürden.

Kurz gesagt: Die Einen werden umgebracht, die Anderen im Wege der Kreditaufnahme – nur – bestohlen.

Das Vorbild der Abtreibung favorisiert einen verwerflichen Lösungsansatz: Wenn etwas im Wege ist, dann weg damit, Hindernisse radikal ausschalten, eliminieren, eben auch Menschen.

Notwendig ist aber das Gegenteil: das Annehmen, das Ertragen, das Durchtragen, die Geduld. – Nebenbei gefragt: Wie soll man den „fortschrittlichen“ Befürwortern der Abtreibungsgewalt ihre stets erhobene Forderung nach sensiblem, gewaltfreiem Umgang mit Mensch und Umwelt glauben? Das ist doppelter Standard und reinste Heuchelei.

Fazit: Die Abtreibung hat eine staatlich geförderte, institutionalisierte Brutalität erzeugt. „Kultur des Todes“ hat Papst Johannes Paul II. sie genannt. Sie ist der Bruch schlechthin in der Kultur unseres demokratisch verfassten Landes und in den Ländern der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft. Sie ist der beständige moralische „Supergau“.

Gelebter Glaube ist angewandte Vernunft

Eine Konsequenz der acht Millionen Abtreibungsopfer ist der immer stärker fühlbare Fachkräftemangel. Er ist zugleich ein Vorzeichen für einen unausweichlichen wirtschaftlichen Niedergang. Können wir auf die Einsicht hoffen, die Befolgung von Gottes Gebot „Du sollst nicht töten“ wäre der bessere, der wirtschaftlich erfolgreichere, und damit zugleich der vernünftigere Weg gewesen?

Jahrzehnte nach der Einführung der Abtreibung zeigt sich: die Achtung vor dem Leben, die der HERR fordert, ist gleichzeitig der Weg der Vernunft, der uns auch ökonomisch nutzt. Gelebter Glaube ist letztendlich angewandte Vernunft.

Nach meiner Einschätzung wird es nicht mehr lange dauern, bis sich die Befürworter der Abtreibung kleinlaut von der öffentlichen Bühne schleichen, die sie so lange beherrscht haben. Auch das blutige Monster des Marxismus ist nach jahrzehntelanger Machtausübung und 100 Millionen Toten implodiert.

Im übrigen haben Lebensrechtler einen starken Verbündeten: den natürlichen Selbstbehauptungswillen. Es gilt: Entweder wir schaffen die Abtreibung ab, oder sie schafft uns ab.

Dritte Frage: Was ist zu tun? Wie können wir helfen?

Lassen Sie mich aus dem zweiten Buch der Chronik im Alten Testament zitieren: „Wenn dann mein Volk, über das Mein Name ausgerufen ist, sich demütigt und betet, mein Angesicht sucht und von seinem bösen Weg umkehrt, dann will ich es vom Himmel erhören, seine Sünde vergeben und sein Land heilen“ (2 Chronik 7,14).

Bei der Heilung unseres Landes kommt uns als aktiven Christen eine Mitwirkungspflicht zu: Immer wieder deutlich zu machen, dass alles menschliche Leben heilig ist, weil es von Gott kommt. Zum Zweiten wollen wir als Familien Vorbild sein: Wir sollen in anderen die Sehnsucht wecken nach der grundsätzlichen Geborgenheit und Harmonie einer christlichen Familie. Und drittens braucht unser verwirrtes Vaterland unser Gebet, unser inständiges Gebet.

Unser Gastautor Martin Hohmann aus Neuhof bei Fulda war bis zur letzten Legislaturperiode über Jahrzehnte hinweg Mitglied des Deutschen Bundestages (erst CDU, dann fraktionslos, danach saß er für die AfD im Parlament).

Kommentare

7 Antworten

  1. Der Aufruf zum Gebet ist lebenswichtig! Der mit mystischen Erlebnissen gesegnete Pater Pio von Petrelcina (1887 – 1968) hat weitergegeben, was er gehört hat: „Ein Tag ohne Abtreibung würde genügen, und Gott würde der Welt Frieden schenken bis ans Ende der Tage.“ Wenn wir also etwas zum Frieden beitragen wollen, dann sollten wir aufhören, kleine Kinder im Mutterleib zu töten!

  2. Martin Hohmann nennt die Dinge Punkt für Punkt beim Namen. Dazu geführt hat eine falsche Politik – und das schon seit langem. Auch in den Ländern.
    Nach der Hessenwahl 2018 (CDU stärkste Partei) konnte die schwarz-grüne Regierung weiter regieren. Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, jegliche „Gehsteigbelsätigung vor „Abtreibungskliniken und Beratungsstellen gesetzlich abzuschaffen“. Im Berliner Koalitionsvertrag von SPD/Grüne/FDP steht dies auch heute noch. Wusste oder will man nicht wissen, dass man für das Leben der unschuldigen, wehrlosen Babys betet?
    In den Medien wurde über die Aussage des Pflegedienstleiters eines vor 10 Jahren in einer Kleinstadt neu errichteten, modernen Seniorenheimes berichtet. Das Heim verfügte über 140 Betten. Die Hälfte stand trotz übermäßigem Bedarf leer. Es fehle ganz einfach das notwendige Pflegepersonal. Auch in den Krankenhäusern mangele es an qualifizierten Mitarbeitern.

  3. Wolf und Bär
    schützt man sehr.
    Sie genießen Artenschutz.
    Mensch‘ in Mutter
    acht Millionen,
    viele davon
    Mütter, Väter
    nicht geworden.
    Gottgeborgen
    leben sie.

  4. Es macht einen nur fassungslos! Ich habe es mir vor Jahren einmal angetan und ein Video angeschaut, wie eine Abtreibung im Bauch einer Frau vor sich geht.
    Grausam, grausam, grausam! Es schien so, als ob der Fötus dem Messer hätte ausweichen wollen.

    1. Herzlichen Dank an Martin Hohmann !
      Dem ist nur noch ein Tatbestand hinzuzufügen, der ebenfalls verschwiegen wird, nämlich dass es bei jeder Abtreibung ZWEI Opfer gibt: DAS KIND UND DIE MUTTER !

  5. „Das Vorbild der Abtreibung favorisiert einen verwerflichen Lösungsansatz: Wenn etwas im Wege ist, dann weg damit.“

    ABTREIBUNG IST EIN INTERNATIONALES PROBLEM

    Die “ Kultur des Todes“ ist nicht auf Deutschland beschränkt, sondern Teil einer internationalen Agenda, die von verschiedenen einflußreichen Organisationen, NGOs, Stiftungen gefördert und von willigen Politikern umgesetzt wird.

    Dazu gehört die Idee der Überbevölkerung, die Suche nach Wegen der Bevölkerungsreduktion ( gehört die „Impfung“ dazu ?), die Bindung von Entwicklungshilfemitteln an Abtreibung, Sterilisation und Kontrazeption, euphemistisch umschrieben als „Zugang zu reproduktiven Rechten“, sex. Selbstbestimmung.
    In Kenia wurde 2015 bekannt, daß eine angebliche Tetanus Impfung ( von WHO und UNICEF ) teilweise kombiniert war mit Sterilisation ( beta HCG ), nachdem aufgefallen war, daß bevorzugt junge Frauen geimpft wurden.(1)
    Afrika wird kritischer gegenüber neuen Kampagnen, während sich Bill Gates immer wieder Neues ausdenkt .

    Und neuerdings die Bekämpfung des KLIMAWANDELS durch Verzicht auf Kinder oder gar Sterilisation.

    Neomalthusianisten, auch Abtreibungsbefürworter finden seit Jahren als Redner und Gäste Gehör im Vatikan, gerade empfing Papst Franziskus Bill Clinton und den Sohn von George Soros, siehe 7.7. Komm.

    https://christlichesforum.info/neuer-praefekt-fernandez-praesentiert-sich-als-genervtes-opfer-der-inquisition/

    (1) http://www.fides.org/de/news/35616-AFRIKA_KENIA_Schlussberichte_zur_Tetanusimpfung_30_der_Ampullen_enthalten_einen_Faktor_zur_Geburtenkontrolle
    Bericht der kenianischen Bischofskonferenz !

  6. Lieber Herr Hohmann. Für diesen Beitrag müssen wir Ihnen auf Knien danken.Unser Land voll Lieb und Leben wurde durch die Protagonisten der Abtreibung zu einem voll Hass und Tod, eine zutreffende Zustandsbeschreibung. Gott gebe, daß es einmal wieder anders wird.

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