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Frei von „Ahnenschuld“: Heilt Juliana Bosma durch die „Schlüssel Davids“?

Von  Felizitas Küble

Eine fixe Lieblingsidee der charismatischen Szene ist seit jeher die Vorstellung von einer „Vorfahrensschuld“, von der man sich durch besondere Rituale lösen bzw. durch den „Dienst der Befreiung“ heilen kann, den „vollmächtige“ Geisterfüllte vornehmen.

Pfingstbewegte und geistesverwandte Kreise vermeiden inzwischen teilweise den direkten Ausdruck „Ahnenschuld“, weil derartige Begriffe in amtlichen kirchlichen Stellen mit Recht schnell zum Stirnerunzeln führen.

Aber das Problem läßt sich durch eine gewundene Wortwahl umschiffen. So spricht man dann gerne  – wie schön – von der „Versöhnung zwischen den Generationen“ (gemeint sind vor allem jene unter der Erde…), von „Stammbaumheilung“, von „Abbeten bis zum Ursprung“ bzw. „Vergebung aus dem Ursprung“ usw….

Suchende Schäflein, die solche rhetorischen Tricks nicht kennen, meinen dann leicht, ein Seminar über die „Vergebung zwischen den Generationen“ habe etwas damit zu tun, daß man sich mit seinen Eltern besser verträgt oder die Enkelkinder mehr liebt etc.

In Wirklichkeit geht es dabei häufig ans Eingemachte, wie ich seit Jahrzehnten von zahlreichen Aussteigern immer wieder erfahre. Da ist ständig von „Ahnen-Fluch“ die Rede, von der „okkulten Belastung“ durch Vorfahrensschuld, von „Verkettung“ durch dämonische „Gebundenheiten“ und dergleichen mehr.

Die „Lossage-Rituale“, die den Betroffenen aufgedrängt werden,  können sich lange hinziehen, bei mehreren Opfer deren Aussagen zufolge stundenlang bis hin zu acht Stunden  – „eine wahre Qual“, wie mir eine junge Frau berichtete.

Und wo der Teufel angeblich sein Unwesen treibt, da kommen die „Befreiungsdienstler“ wie gerufen, um die Gläubigen von jenem Unfug zu „heilen“, den man ihnen zuvor regelrecht eingeredet hat. Diese Suggestionen und manipulativen Praktiken sind seelsorglich übergriffig und enden nicht selten im geistlichen Mißbrauch bzw. direkt in der Psychiatrie (auch dazu weiß ich von einer Reihe tragischer Schicksale).

Heilungsdienst für „Gebundene“ im Haus David

Zu diesem sonderbaren Spektrum zählt auch „Juliana“, wie sie in der Schwärmerszene schlicht genannt wird – so auch in der gleichnamigen Biographie von Marie-Sophie Maasburg (siehe Titelbild).

Die freikirchlich-„ordinierte“ Pastorin Juliana Bosma leitet in Österreich ihr „Haus Davids“, wo sie „Fluchbeladenen“ und sonstigen „Belasteten“ in geistbewegter Weise Heilung verschafft (laut Aussagen von Betroffenen kann auch das glatte Gegenteil geschehen).

Wir wissen es ja bereits: Heilung und Befreiung, „Binden und Lösen“ sind das ABC der pfingstlerischen und charismatischen Szene.

Daß es sich bei der Vorfahrens-Causa nicht etwa um wilde Behauptungen meinerseits handelt, kann hier nachgelesen werden: https://www.zoe.faith/themenveranstaltungen/schicksal-oder-fluch-juni-2024

Auf diesem Juliana-Werbe-Portal heißt es nämlich:

„Viele Tragödien werden als unumgängliches Schicksal verstanden, aber unsere Erfahrung zeigt, dass ihnen oft Flüche zugrunde liegen, die aufzuheben sind. Unfälle, Scheidungen, unheilbare Krankheiten, perverse Tendenzen, Süchte, finanzielle Rückschläge, Konkurse, Unfruchtbarkeit, Arbeitslosigkeit, vorzeitiger Tod, wiederholende Muster des Versagens oder Verlustes …“

Für eine Veranstaltung von Juliana Bosma über „Schicksal oder Fluch?“ wird dort wie folgt geworben:
„Ergreifen Sie jetzt die Gelegenheit, um von möglicher Vorfahrenschuld, gegenwärtig auferlegten Flüchen und Verwünschungen völlig frei zu werden!“

‍Die erwähnte Biographie der Heilerin aus der Alpenrepublik findet auch bei Amazon-Rezensionen begeisterte Aufnahme. So schreibt eine Leserin, das  Buch sei „besonders empfehlenswert für Eltern, denn Juliana teilt einen wichtigen Insight: Eltern können Flüche, die aufgrund Generationenschuld auf ihren Kindern liegen, durch Gottes Wort brechen und unschädlich machen.“

Schlüssel Davids als Vollmacht zum „Binden und Lösen“

Das von Juliana B. geleitete Haus David leistet seinen Heilungsdienst unter dem Stichwort „Key of David“, es geht also um nichts weniger als die „Schlüssel Davids“, des gesalbten Königs aus dem Alten Bund.

Auf der Webseite des Werkes kann man Vortrags-CDs bestellen, unter dem Stichwort „Zurüstung“ u.a. die „Schule der Befreiung“, die Schule der Heilung“  – soweit das Übliche in der Szene. Dann wird es konkreter: „Setz die Gefangenen frei“ –   „Zerbrich das Joch und zerstöre die Ketten“  –  sowie: „Euch ist der Schlüssel David gegeben“.

Auch eine „Schule der Heilung“ mit dem Charismatiker Dr. Arne Elsen darf dabei nicht fehlen. Wir haben über seinen sehr speziellen Auftritt auf einer MEHR-Konferenz des Gebetshauses Augsburg bereits berichtet.

Nun fragen sich noch nicht recht „eingeweihte“ Gläubige, welche geheimnisvollen Hintergründe wohl die verheißungsvollen „Schlüssel Davids“ (Key of David) haben mögen. Auch dies verrät uns Juliana B. auf ihrer Seite gerne: https://www.keyofdavid.at/about

Dort heißt es:
„Der Name basiert auf Jesaja 22,22: „Ich will ihm auch den Schlüssel des Hauses Davids auf seine Schulter legen, sodass, wenn er öffnet, niemand zuschließen kann, und wenn er zuschließt, niemand öffnen kann“.

In dieser Stelle bekommt David geistlich gesehen Autorität – übereinstimmend mit Matthäus 18,18: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.“

Man faßt es nicht:
Hier werden die anmaßenden Rituale des „Bindens“ und „Lösens“ von „Flüchen“, Ahnenschuld und okkulten „Belastungen“ durch Bibelstellen „begründet“, die mit diesem magischen Praktiken überhaupt nichts zu tun haben, sondern in einem völlig anderen Zusammenhang stehen.

Zudem sprach Christus in Mt 18,18 zu seinen Apostlen und nicht etwa zu Juliane Bosma!

Aufruf zur „Geistlichen Kampfführung“

Zu den charismatischen Lieblingsvokabeln gehört sodann die „geistliche Kampfführung“. Dabei sind die Himmelsstürmer, die das Wirken Satans „vollmächtig“ besiegen, wieder voll in ihrem Element.

Auf der erwähnten Homepage ist hierbei martialisch von der „TaskForce“ die Rede, immer mal was Neues:

„Gott verlangt von allen Christen zu beten, aber die Fürbitte ist eine ganz spezielle Art des Gebets. Es geht um geistliche Kampfführung unter der Führung des Heiligen Geistes…Die TaskForce ist vergleichbar mit einer Spezialeinheit des Militärs. Nicht alle, die ihr Land lieben, sind auch bereit, dafür in den Kampf zu ziehen. Eine kleine Truppe starker Fürbitter jedoch kann Berge für Gott versetzen!“

Die österreichische Pfingstgemeinden-Zeitschrift mit dem Titel „Im-Puls“ schreibt dort auf Seite 5, Frau Juliana Bosma stehe im „Befreiungsdienst“ und sie „verhilft anderen Menschen zu Heilung – von Depression, Sucht und familiären Verstrickungen.

Auch ein wohlklingendes Tarnwort für Ahnenschuld: „Familiäre Verstrickungen“…

Bosma folgt der Spur von Johannes Hartl

Von der protestantischen Pfingstlerszene zum katholischen Charismatismus ist der Weg nicht weit, sondern gleich um die Ecke.

Juliana Bosma ist offenbar eine begeisterte Anhängerin von Dr. Johannes Hartl, dem katholischen Theologen und Gründer des Gebetshauses Augsburg, der zugleich als Leiter der umschwärmten MEHR-Konferenz fungiert.

Auf Linkedin dankt sie ihm per Du („thanks Johannes“) überschwänglich für eines seiner neuen Bücher, das sie liebe.

Auch auf Facebook folgt sie Hartl und sendet ihm „zur Bestätigung“ für dessen gepostetes Landschaftsbild ein eigenes Naturfoto: https://m.facebook.com/drjohanneshartl/posts/428447942195586/

Bei soviel „konfessionsverbindender“ Schwärmerei darf „Kath.net“ nicht fehlen.

So schreibt Petra Knapp-Biermeier am 15.3.2019 in dem erscheinungsbewegten Portal geradezu enthusiastisch über ein Bosma-Seminar: 

„Es realisierte sich genau das, was ich zum ersten Mal bei einem lebensverändernden Seminar von Juliana Bosma im Haus David in der Nähe von Linz richtig realisierte:
Wenn du Groll ansammelst, wenn du nicht vergibst, dann öffnest du die Tür für den Feind. Der Widersacher, der zuallererst deine Gedanken infiziert mit dem subtilen Gift, dass du Opfer bist, Waisenkind, ungeliebt, alleine gelassen.“

Das ist typisch für die moralisierende Panikmache dieser Szene: Da ist bei allzu menschlichen Schwächen und Fehlern, statt auf dem Teppich zu bleiben, gleich vom „Feind“ und vom „Widersacher“ die Rede, von dessen subtilem „Gift“ man „infiziert“ werde usw…

„Kath.net“ vergleicht Julianas Umzug mit Abrahams Auszug

Am 31.5.2021 hat Kath.net noch einmal nachgelegt: https://kath.net/news/75325

Geworben wird für Frau Bosma ebenso wie für den katholisch-charismatischen Unternehmer Patrick Knittelfelder, der bei der letzten MEHR-Konferenz im Januar 2024 als Referent aufgetreten ist. (Siehe hierzu unseren Bericht: https://christlichesforum.info/star-der-mehr-konferenz-2024-patrick-knittelfelder-und-seine-geistaussendung/)

In dem Artikel heißt es über die in Namibia geborene Bosma, die vor Jahrzehnten nach Österreich zog:

„Juliana hatte – ähnlich wie Abraham – ihr Land (Südafrika) verlassen und betreut seit Jahren ein erfolgreiches ökumenisches Missionshaus in der Diözese Linz, welches auch von Katholiken stark frequentiert wird.“

„Ähnlich wie Abraham“ wohlgemerkt, trägt sie die „Schlüssel Davids“ in ihrer pfingstkirchlichen Pastorenhand, heilt von Flüchen, befreit von Ahnenschuld und fasziniert auch katholische Gläubige.

Was wollen wir mehr?!

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

3 Antworten

  1. „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich will euch Ruhe verschaffen“, so Jesus Christus in Matthäus 11,28

    Wichtigtuer und Menschen, die andere mit falschen Lehren beherrschen wollen, sollten die Aussage in Matthäus 7, 21-23 beachten:

    „21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. 22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt? 23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Gesetzlosen!“

  2. Typisch die pfingstlerischen, charismatischen Kreise.

    Jeder sollte sich von diesem Angebot, wenn es um Ahnenschuld geht, distanzieren.
    Die katholische Kirche kennt sowas nicht.

    Und ich kann mir gut vorstellen, daß so manch ein Teilnehmer völlig fertig nach dem Seminar ist.

    Frau Küble schreibt ja bereits davon.

    Jesus sagte, wer mein Jünger sein will, schaue nicht nochmal zurück…
    Ebenfalls sagte er einem, der ihn nachfolgen wollte und erst noch seinen Vater begraben wollte, lass die Toten ihre Toten begraben.
    Damit zeigt er deutlich, dass man die Vergangenheit ruhen lassen soll.
    Und Frieden mit dem Vergangenen machen.
    Man kann aus der Vergangenheit lernen und sich vornehmen, in Zukunft es anders machen. Den Menschen vergeben, ohne in der Vergangenheit stecken zu bleiben. Auch wenn es manchmal schwer fällt.
    Diese Seminare von Juliana zielen darauf ab, in der Vergangenheit stecken zu bleiben.

    Bleiben wir wachsam und nüchtern.

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