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Geistlicher Mißbrauch: Vereinnahmung der Beichte für charismatische Praktiken

Von Felizitas Küble

Seit Jahrzehnten melden sich aufgrund unserer kritischen Berichterstattung zunehmend mehr Opfer von Sonderpraktiken aus dem sogenannten „Befreiungsdienst“ sorgenvoll an uns.

In der charismatischen Szene dreht sich fast alles um die beiden Zauberformeln „Heilung und Befreiung“, dazu kommen noch Zeichen und Wunder, Binden und Lösen etc.

Besonders problematisch ist der „Befreiungsdienst“, bei dem es sich um exorzismus-ähnliche Praktiken handelt, um angebliche „okkulte Bindungen“, dämonische „Belastungen“ oder gar „Besessenheit“ zu bekämpfen und die angeblich Betroffen davon zu „befreien“. 

Dabei ist es vielfach nicht einmal nötig, daß die Gläubigen von sich aus über derartige „Störungen“ klagen, denn diese werden ihnen nicht selten regelrecht eingeredet, meist mit Hinweis auf frühere esoterische Erfahrungen, die nun mit einer „Befreiungsaktion“ losgelöst werden  müßten.

Wenn diesbezüglich nichts vorliegt, kann man immer noch auf das Problem einer vermeintlichen „Vorfahrensschuld“ zurückgreifen, die inzwischen in diesen Kreisen etwas wohlklingender als „Stammbaumheilung“ schöngeredet wird, worüber es reihenweise Seminare und Publikationen gibt.

Dies ist seit Jahrzehnten nichts Neues unter der Sonne.

„Befreiungs“-Ritual nach der Absolution

Was mir aber in den letzten drei Jahren zunehmend auffällt, sind Schilderungen von Betroffenen aus dem katholisch-charismatischen Spektrum, wonach sie im direkten Nachgang zur Beichte vom Priester ungefragt mit einem „Befreiungs-Ritual“ gegen die Esoterik behelligt worden seien.

Obwohl bereits die Lossprechung erfolgte, sollen die Katholiken dennoch vorformulierte „Lossage-Formeln“ nachsprechen (die sich an den gebeichteten Sünden orientieren)  – wie etwa: „Ich sage mich los von Reiki…von Astrologie…von Kartenlesen…“ 

Selbst ein „Befreiungs-Rülpsen“ wurde mir schon berichtet: Der Gläubige soll nach der Absolution von angeblich okkulten Einflüssen mit Sondergebeten losgelöst werden, wobei der Beichtvater minutenlang immer wieder hörbar rülpst, wohl um zu „zeigen“, wie ekelhaft diese okkulten Belastungen und wie überaus anstrengend die „Befreiungsarbeit“ für den Geistlichen ist…

Vor derartigen Praktiken kann nur gewarnt werden:

1. Damit wird das Bußsakrament in entwertender Weise behandelt und die Absolution als nicht voll wirksam betrachtet, weil es ja direkt danach noch weiterer „Rituale“ bedarf. Diese Formeln werden schon deshalb erst nach der Absolution vollzogen, weil die Kirche dergleichen Unfug nicht kennt und auch nicht erlaubt, daher geschieht der  „Befreiungsdienst“ im Nachgang, aber so schnell, daß der Gläubige sich noch im Beichtstuhl, Sakristei oder Beichtzimmer befindet.

2. Es handelt sich um eine kirchlich nicht vorgesehene und auch nicht zulässige „Ergänzung“ und Vereinnahmung der Beichte für charismatische Extrapraktiken, die dem „Beichtkind“ ungefragt übergestülpt werden. Es weiß nicht, wie ihm geschieht und ist völlig ratlos und perplex.

Es wird zudem unnötig gedemütigt – und das ausgerechnet nach der Absolution, die doch als wohltuende Versöhnung mit Gott und als Begegnung mit dem Heil in Christus erfahren wird. Wozu also nach dieser wirklichen sakramentalen Befreiung noch eine ritualisierte Sonder-Befreiung in geradezu magischer (Un-)Art?!

Somit geschieht in diesen Fällen ein verhängnisvoller seelsorglicher Missbrauch und eine (un)geistliche Manipulation, die zudem dazu führen kann, daß der bzw. die Betroffene von der Beichte abgeschreckt wird und sie in Zukunft meidet, was ja auch nicht verwunderlich wäre.

Abfall vom Glauben durch magische Praktiken

Eine junge Aussteigerin, die mir ihr Leid geklagt hat, war von solchen Praktiken derart psychisch an den Rand gebracht worden, daß sie sich nicht nur von der Charismatik, sondern auch gleich vom Glauben als solchem losgesagt hat, weil sie sich in ihrer Verzweiflung anders nicht mehr zu helfen wußte und einen „radikalen Befreiungsschlag“ für notwendig hielt, um ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.

Ich versuchte, ihr zu verdeutlichen, daß es sich bei diesem gefährlichen Unfug nicht um das wahre Christentum, sondern um ein Zerrbild des Glaubens handelt, was sie rein vom Verstand her auch einsah, aber seelisch nicht mehr auf die Reihe bekam. Sie bat mich sogar, nicht für sie zu beten, weil sie den ganzen „religiösen Kram“ weit hinter sich lassen wollte.

Allen Betroffenen rate ich dringend, derartige Praktiken dem Bischof bzw. dem Seelsorgsamt des Bistums zu melden, vielleicht gibt es auch (endlich mal!) Ansprechpartner gegen geistlichen Mißbrauch. Wenn Aussteiger sich nicht trauen, den Vorfall anzuzeigen, können Sie mich gerne kontaktieren: Ich leite die Causa entsprechend weiter (auf Wunsch ohne Namensnennung des Opfers). In zwei bayerischen Bistümern hatten meine Beschwerden zur Folge, daß die pastoral übergriffigen Priester diszipliniert wurden.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Gemälde: Evita Gründler

Kommentare

7 Antworten

  1. Shalom ,
    vor Jahren habe ich das Buch gelesen von:
    Kenneth McAll
    Familienschuld und Heilung

    Es ist mit der katholischen Lehre kompatibel und jeder der selbstständig denken kann wird weder Schuldgefühle bekommen noch sich geißeln müssen.
    Zu der Zeit habe ich all meine Vorfahren und Familie Gott übergeben und allen vergeben und um Vergebung gebeten .
    1.Petrus 5: 7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
    Mk 11,24 Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.
    Mk 11,25 Und wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt.

    Es ist wichtig , dass die Menschen selbst in der Bibel lesen und sich an Jesus halten dann werden sie von anderen Menschen nicht abhängig.

    Gal 5,1 Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!

  2. JESU WORTE „Mt 5,5“: „selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Übersetzung: Allioli, auch von Jehovas Zeugen benutzt, sauf erreur, französisch, wenn ich mich nicht irre). Zu „Faschings-Gottesdiensten“ stellt sich im Augenblick vor einem „13.2.“ auch die FRAGE, wo in der Kirche seit „1900“ n. Christi Geburt das Amt einer PFARRERIN eine Legitimation erhalten hätte. – Aber sollten wir, zu „Beichte“, nicht „trotzdem“ daran denken, daß die Kirche an ihrem Ursprung eine „Sekte“ genannt wird? Zu Ihrer Haltung gegenüber Debora Marasco: in Pöllauberg bei Pöllau in Steiermark bekannte sich die Gemeinde zu ihr, https://www.youtube.com/watch?v=Fx3lu1BcfFk .

  3. Diese „Vorfahrenschuld“ wird gerne genommen, um die Menschen an sich zu binden. Ich kenne ein Geschwisterpaar, die schon seit Jahren meinen, sie müssten wegen ihrer Vorfahren etwas wieder gut machen, sie tun deshalb vielerlei Dinge.
    Das war denen auch von einer charismatischen Person, die eben in Sachen Vorfahrenschuld „hellsehen“ kann, erzählt worden.
    Die Kirche kennt diese Schuld nicht.
    Warum auch?
    Jeder Mensch ist für sich selbst und seine Sünden allein verantwortlich. Wir können für die verstorbenen und noch lebenden Verwandten beten. So lehrt es die Kirche, um das Fegefeuer zu verkürzen. Auch Messen erbitten.
    Aber die im Bericht erwähnten zusätzlichen Gebete zur Befreiung nach der Beichte sind hanebüchen .

  4. Liebe Felizitas,
    Das darf nicht wahr sein, was hier berichtet wird.

    Diese „Priester“ machen sich zu etwas, wozu sie nicht bestellt sind. Denen gehört die Approbation entzogen.

    Hat man schon mal gehört, dass Bischöfe dies wahrgenomen und sanktioniert haben?

    1. Lieber Hubert,
      das ist allzu wahr – und noch heute hat mich eine Betroffene angerufen und Fürchterliches berichtet.
      Die Bischöfe wissen davon nichts, es sei denn, sie werden informiert – entweder von den Opfern selbst oder von mir an ihrer Stelle.
      In zwei Fällen wurde der charismatische Geistliche in die Schranken gewiesen (einmal Auftrittsverbot für Exerzitien, das andere Mal Verbot seines „Sondersegens“).
      Freundlichen Gruß
      Felizitas

  5. Das sind doch kranke Typen, die auf solche Ideen kommen! Sie gehören versetzt! Man sollte sie täglich zwei Stunden Holz hacken lassen! bevor sie noch mehr Schaden anrichten!

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