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Kiews Bürgermeister und Ex-Boxweltmeister Vitalij Klitschko in Potsdam geehrt

Von Michael Leh

Dr. Vitalij Klitschko, der zwei Meter große Bürgermeister Kiews und frühere Boxweltmeister im Schwergewicht, ist in Potsdam mit dem renommierten Medienpreis „M 100 Media Award“ geehrt worden. Leh Klitschko Nr. - DSC_0051 schn

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, der auch Vorsitzender des M100-Beirats ist, erklärte, Klitschko erhalte die Auszeichnung als Vertreter aller demokratisch ausgerichteten Oppositionellen des Maidan.

Klitschko (siehe Fotos) habe sich um die demokratische Bewegung in der Ukraine verdient gemacht. „Sein Wirken für einen friedlichen Verlauf der Demonstrationen ist nicht hoch genug einzuschätzen“, so Jakobs. Klitschko habe mäßigend und beruhigend auf die Massen eingewirkt.

Wiens Außenminister Kurz hielt die Laudatio

Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz erklärte in seiner Laudatio:

„Ich bewundere Vitalij Klitschko für seinen unermüdlichen Einsatz für Freiheit, Demokratie und Frieden in seiner Heimat. Dieses selbstlose Verhalten sollte uns alle inspirieren, denn Freiheit und Frieden sind in vielen Teilen der Welt – und leider auch wieder für Europa – keine Selbstverständlichkeit.“

Einen Sonderpreis nahmen in Potsdam stellvertretend für die ukrainische Gruppe „YanukovychLeaks“ Natalie Sedletzka und Kateryna Kapliuk in Empfang.

Die Gruppe aus zwölf Journalisten und vielen Aktivisten hatte nach der Flucht des ehem. Präsidenten Wiktor Janukowitsch Tausende von Dokumenten geborgen, die er zuvor in einem Weiher auf seinem Anwesen versenkt hatte. Die Dokumente wurden von der Gruppe analysiert und publiziert, um das Korruptionssystem Janukowitschs transparent machen. Leh Klitschko Nr 1 - DSC_0046 schn

Der 43-jährige Vitalij Klitschko, Sohn eines ukrainischen früheren Offiziers der Sowjetarmee, wurde am 25. Mai mit großem Abstand vor allen anderen Kandidaten in einer Direktwahl mit 57,6 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister Kiews gewählt.

Seine 2010 gegründete Partei „Ukrainische demokratische Allianz für Reformen“, abgekürzt UDAR (ukrainisch/russisch für Schlag bzw. Fausthieb) gewann zugleich 60 Prozent der Mandate im Stadtrat der Millionenmetropole Kiew.

Klitschko ist auch Abgeordneter im ukrainischen Parlament. Bei der vorgezogenen Parlamentswahl am 26. Oktober wird er die Liste des „Block Petro Poroschenko“ anführen.

Auf einer Pressekonferenz in Potsdam erklärte Klitschko, der ihm verliehene Preis gebühre allen Ukrainern, die sich für Freiheit und Demokratie einsetzen und besonders jenen, die auf dem Maidan für eine europäische Zukunft ihr Leben gaben.

„Wir sind Europäer und wir wollen einen erfolgreichen Weg gehen wie Polen, Tschechien, die Slowakei oder Ungarn“, sagte er und fügte hinzu:  „Wir haben immer von einem EU-Beitritt geträumt.“

Es gelte, Reformen durchzusetzen. Dazu sei er entschlossen. „Wir haben heute leider eine schwierige Situation durch die Annexion der Krim und die militärischen Angriffe der russischen Armee in der Ostukraine“, erklärte Klitschko, „aber wir haben auch Patrioten, die unser Land verteidigen“.

„Es geht nicht allein um die Ukraine“

Im übrigen Europa müsse man begreifen, dass es nicht nur um das Schicksal der Ukraine gehe. „Es gibt Leute“, sagte er, „die daran interessiert sind, einen erfolgreichen europäischen Weg der Ukraine zu verhindern und Instabilität in eines der größten europäischen Länder zu bringen.“

Alle europäischen Politiker sollten helfen, die Ukraine zu stabilisieren und die Aggression Russlands zu stoppen. Alle diplomatischen Bemühungen müssten genutzt werden, um den „blutigen Kampf zu beenden – aber auf keinen Fall um den Preis der Unabhängigkeit unseres Landes“, fügte Klitschko hinzu.

Nach einer Pressekonferenz Klitschkos bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Berlin hatte eine falsche dpa-Meldung für Schlagzeilen gesorgt, wonach er angeblich für einen „Mauerbau“ an der ukrainisch-russischen Grenze um Hilfe gebeten hätte.

Auf Nachfrage eines holländischen Journalisten in Potsdam stellte Klitschko deshalb noch einmal klar, dass es sich bei der Meldung um eine „Luftblase“ handele. Womöglich seien Aussagen von ihm falsch interpretiert worden.

„Allerdings“, fügte Klitschko hinzu, „müssen wir die Grenze zwischen der Ukraine und Russland sichern, da sehr viele Waffen über die Grenze geschmuggelt werden und sehr viele militärische Gruppen aus Russland kommen.“

Gefragt, ob es Eigenschaften eines Spitzensportlers gebe, die ihm auch als Politiker helfen, erklärte er: „Disziplin, Verantwortung und Wille zum Sieg.“

Klitschko ist auch promovierter Sportwissenschaftler (Thema der Dissertation: „Sportbegabung und Talentförderung“). „Ohne Kampf kein Sieg“, hatte er auch zuvor bei einem Vortrag in der Berliner KAS-Akademie erklärt, als er zur schwierigen Lage in seinem Land befragt wurde.

Auf die Frage der PAZ, wie in Kiew die Unterbringung der vielen Flüchtlinge gemeistert werde, erklärte er, neben einem Regierungsprogramm gebe es sehr viele freiwillige Helfer.

Unser Autor Michael Leh (von ihm stammen auch die Fotos) ist politischer Journalist und lebt in Berlin

Erstveröffentlichung des Artikels in der „Preußischen Allgemeinen Zeitung“ (PAZ) vom 20.9.2014   

 

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