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Lutherische Würdigung: Nachruf auf Benedikt XVI. durch SELK-Bischof Voigt

Hier folgen Auszüge aus dem Nachruf vom Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover), auf den emeritierten Papst Benedikt:

Meiner Meinung nach sind seine drei Jesus-Bücher, „Jesus von Nazareth“, die es in die Bestseller-Listen rund um den Globus geschafft haben, seine wichtigsten Werke. Der sogenannte „historische Jesus“ und der „Christus des Glaubens“ waren bis dahin immer weiter auseinandergerissen worden.

Die historische Forschung vertrat die Meinung, dass man nur den historischen Jesus erforschen könne. Die Glaubensaussagen über Jesus Christus aber seien lediglich „Gemeindebildungen“, also Glaubenserzählungen der ersten christlichen Gemeinden.

Ratzinger hat mit der Schärfe seines philosophisch gelehrten Verstandes darauf hingewiesen, dass diese Trennung zwischen historischer Forschung und Glauben in die Irre führen muss, da der göttliche Logos Fleisch geworden ist (Joh 1,14).

Mit diesem Wort bekennen wir uns zum dem tatsächlichen Hineintreten Gottes in die reale Welt“, sagt Ratzinger im ersten Band seiner Jesus-Trilogie.

Damit zeigt er einer rein historischen Methode der Schriftauslegung zugleich ihre Grenzen und ihre Bedeutung auf: Sie versucht die historischen Zusammenhänge eines Textes und deren ursprünglichen Sinngehalt möglichst detailreich zu rekonstruieren. Das ist ihr Wert. Wenn das göttliche Wort Fleisch geworden ist, trägt es aber einen Bedeutungsüberschuss in sich, der Historizität beanspruchen muss und sich zugleich historischer Vergleichbarkeit entzieht.

In diesem Zusammenhang denkt Ratzinger auch über die Inspiration des göttlichen Wortes nach. Ein biblischer Autor spricht nicht als privates Subjekt, sondern „Er spricht in einer lebendigen Gemeinschaft …, in der eine größere führende Kraft am Werk ist“, schreibt Ratzinger.

In seinem kurzen Beitrag zu einer Umfrage des christlichen Philosophen Robert Spaemann zum Thema: „Wer ist Jesus von Nazareth – für mich?„, schreibt Joseph Ratzinger:

Ich vertraue der Tradition in ihrer ganzen Breite. Und je mehr Rekonstruktionen ich kommen und wieder gehen sehe, desto mehr fühle ich mich in diesem Vertrauen bestärkt. Es wird mir immer deutlicher, dass die Hermeneutik von Chalkedon die einzige ist, die nichts weginterpretieren muss, sondern das Ganze annehmen kann. (Das Konzil von Chalkedon im Jahr 451 hat die Lehre von der göttlichen und menschlichen Natur Jesu Christi als untrennbar und unvermischt herausgearbeitet.)

Möge sein geistliches Erbe beitragen zu einer künftigen Erweckung in Europa und weltweit, die wir täglich und sehnlich erbitten vom Herrn der Kirche, Jesus Christus. Er lasse sein durch die Taufe zur Ewigkeit geheiligtes Kind, Joseph Ratzinger, nun schauen, was es geglaubt hat, Jesus Christus.

Quelle: https://selk.de/index.php/nachruf

Kommentare

2 Antworten

  1. In seinen Jesusbüchern bekennt sich dieser Papst ausdrücklich (wortwörtlich) und mehrfach zur angeblichen Unverzichtbarkeit der historisch-kritischen Methode (Bibelkritik) , die unvereinbar ist mit dem Bibelverständnis des konservativen Luthertums, wie es neben anderen (etwa Roland Sckerl von der Lutherischen Bekenntnisgemeinde Durmersheim, siehe Internet) vertritt die strikt konservative Evangelisch-Lutherische Freikirche (ELFK). Der Artikel bestätigt also Mängel der nur konservativeREn SELK, auch wenn diese in vielem konservatiVER sein mag als die Römisch-Katholische Kirche (RKK).

  2. Bei diesem wesentlichen Punkt kann man nur zustimmen, dass Christus und Glauben zusammen gehört, alles andere würde auf die materialistische Selbstdarstellung des Menschen hinlaufen. Das führt dazu, dass der Mensch sich göttlich wähnt und nicht mehr als Schöpfungskind, immer wieder zu jeder Zeit ein Ablasshandel gedeihen kann, um Pfründe zu schachern oder ideologisch Menschen zu knechten.
    Zu Luthers Zeiten haben die Kirchenfürsten durch Szenarien der Ängstigung, nicht um vordergründig Gotteshäuser als Symbol des Christentums und Zuflucht der Gläubigen zu bauen, sondern auch um sich ungeniert für die eigenen Bedürfnisse zu bedienen. Da wundert nicht, dass Luther damals wütend war, wo der damalige Papst und sein Gefolge zu seiner Zeit das Geld der Gläubigen mit Saufgelagen durchgebracht haben. Aktuell wird auch unter Missachtung aller Naturgesetze für eine Lobby Klimawandel Ablasshandel betrieben, wo Gelder für die globale Weltherrschaft Zweckentfremdet nicht für Natur und Umweltschutz verwendet hin und her verschoben werden. Ein Finanzmodell, auch um ohne zu prüfen, ob neue Technologien einen Raubbau an der Natur, wie bei Herstellung von Smartphones, nach sich ziehen, die technisch noch nicht ausgeglichen werden können. Jede Entwicklung hat ihren Preis und nur um Konzern Profite und deren Monopol-Diktate zu sichern, schröpft man wie bei der Heizungsdiktatur das Volk.
    Selbst Luther bekannte sich in seinen 95 Thesen dazu, dass seine Erkenntnis Grenzen hat im Kosmos, Gottes universaler Welt , weil die Mutter Erde und der Mensch ein kleiner Teil der Schöpfungsgeschichte sind.

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