Während die im April 2014 entführten Mädchen aus Chibok weiterhin in der Hand der Boko Haram sind, unternimmt die Terrorgruppe weitere Schritte, um ihren Einfluß auszuweiten. In einem Ende August veröffentlichten Video verkündete ihr Anführer Abubakar Shekau die Errichtung eines Kalifats.
Davon betroffen sind zunächst die Dörfer und Städte im Nordosten Nigerias, die bereits von der islamistischen Miliz erobert wurden. Ein Kirchenleiter warnt davor, dass die Zukunft der gesamten Christenheit in der Region auf dem Spiel stehe.
Die Flagge der Islamisten weht mittlerweile über verschiedenen Orten in den drei nordöstlichen Bundesstaaten Nigerias Borno, Yobe und Adamawa. Mit Bama fiel den Milizionären Medienberichten zufolge jüngst die zweitgrößten Stadt Bornos in die Hände.
Offenbar hat die nigerianische Armee den gut ausgerüsteten Kämpfern oftmals nicht genug entgegenzusetzen, um sie aufzuhalten.
Boko Haram will wie die IS eine islamische Diktatur
Tausende von Zivilisten sind über die Grenze in das angrenzende Kamerun geflohen. Die Ausrufung eines Kalifats untermauert den Herrschaftsanspruch der Boko Haram, die – ähnlich wie die IS in Syrien und dem Irak – einen eigenständigen islamischen Staat anstrebt.
Dessen Herrscher, der „Kalif“, gilt als Nachfolger Mohammeds und ist sowohl geistliches als auch weltliches Oberhaupt des neuen Reiches. Im Fall der Boko Haram wäre dies mutmaßlich ihr Anführer Abubakar Shekau, der allerdings noch nicht in dieser Funktion aufgetreten ist.
Die im Namen des Islam verübten Grausamkeiten gegen Andersgläubige gelten als legitimer Bestandteil der neuen Rechtsordnung.
Christen von muslimischen Nachbarn verraten
Ein Open Doors-Mitarbeiter vor Ort sprach von 178 zerstörten Kirchen allein in der Gegend der Stadt Gwoza (Borno). „Die Lage gerät außer Kontrolle. Die Kirche in der Stadt Mubi, wo viele Flüchtlinge Zuflucht suchen, kann ihre große Zahl nicht mehr bewältigen.“
Ein katholischer Kirchenleiter der Diözese Maiduguri, welche die drei hauptsächlich betroffenen Staaten umfaßt, schilderte Journalisten gegenüber zahlreiche Gräueltaten gegen Christen und fügt hinzu:
„Lokale Sympathisanten der Boko Haram haben zum Teil Christen verraten, die sich versteckt hielten. Jetzt bewohnen die Islamisten ihre Häuser und fahren in ihren Autos.“
Quelle: Hilfswerk Open Doors