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So kam Pater Kentenichs Schönstattbewegung nach Madison (USA)

Von Dr. Edith Breburda

Am 18. Oktober 2014 feiert Schönstatt sein 100-jähriges Bestehen. Die „Apostolische Bewegung“ wurde von Pater Josef Kentenich gegründet, der von 1951 bis 1965 nach Milwaukee und Madison in Wisconsin (USA) ins Exil gehen musste.  Schones

P. Kentenich (16. 11.1885  –  15.9.1968) wurde 6 Jahre nach seiner Freilassung aus dem KZ Dachau von seinem Werk in Vallendar bei Koblenz wegen einer Prüfung durch vatikanische Stellen getrennt. Erst am Heiligen Abend 1965 durfte er nach Schönstatt zurück.

Marianische Pioniere

Viele der amerikanischen Pioniere und deutschen Schönstätter Marienschwestern erinnern sich noch an die Zeit, als P. Kentenich in Wisconsin tätig war.

Einige Schwestern des Schönstatt-Säkularinstitutes sind vor ein paar Jahren gestorben, unter Ihnen die Universitätsprofessorin Adelheid. Bei ihrer Beerdigung hörte man, sie habe keinem erzählt, dass sie einer katholischen religiösen Gemeinschaft angehörte. Die Universität von Wisconsin ist sehr liberal  –  und es gehe  ja schließlich keinen etwas an. Als ihr Kollege von seiner Sekretärin erfuhr, dass Sr. Adelborg eine Nonne war, reagierte er sehr erstaunt.  Schjug

Sr. Clementia, die bereits 92 Jahre alt ist, stammt aus dem Allgäu. Wenn man sie besucht, holt sie eine Dose mit den Kapellchen-Keksen. Wenn man ein Anliegen mit ihr bespricht, meint sie oft: „Sagen sie es dem Herrn Pater, er hat ja sonst nichts zu tun da oben im Himmel.“

Sie war mit Sr. Miltred (siehe Foto: unten) im Movement Haus in Milwaukee tätig. Sister (Schwester) Miltred war kurz vor ihrem Tod eine der 10 berühmtesten Persönlichkeiten von Milwaukee.

Johannes, ein älterer Herr, fuhr die Ordensfrau jeden Sonntag in seinem roten Sportwagen zu den alten Pionieren. Sr. Miltred musste sie besuchen und die Hl. Kommunion bringen.

Johannes kam aus Holland. Er war ein großer Künstler, der Kirchenglasfenster herstellte. Seine Künstlermähne hatte er immer noch, auch wenn seine Haare schon lange weiß waren. Geduldig wartete er jeden Sonntag, bis Sr. Mildred endlich alles beisammen hatte und im Vordersitz des Sportwagens versank.

Oft erzählte Johannes, wie er kurz nach seiner Ankunft in Milwaukee sein ganzes Englisch zusammenkratzte, um sich in einer Glaswerkstatt zu bewerben. Dabei stellte er fest, dass der Werkstattbesitzer bestens Deutsch sprach. Johannes war sich nicht bewusst, dass man in Milwaukee Deutsch verstand; das gilt vor allem für die Lutheraner, da Deutsch ja quasi ihre Kirchensprache ist.

Unser Besuch bei Sr. Miltred

Miltred

Im September 2000 standen wir das erste Mal vor Sr. Miltreds Tür. Wir wollten eigentlich weiter nach Chicago, doch die Schwester ließ uns nicht mehr weg. Wir sollten herein kommen. Sie stellte Kaffee auf und holte deutschen Kuchen. Wir mussten uns erst alle Filme über Pater Kentenich ansehen. Als wir dann spät abends weiter wollten, sagte sie:

Chicago is out, ich habe Euch schon Zimmer im Internationalen Schönstatt-Zentrum in Waukesha bestellt„.

Oft besuchten wir die alten Schwestern, die es liebten, Deutsch zu sprechen.

Zu den Pionieren der Bewegung zählten auch die Gmeinders: ein amerikanisches Ehepaar, das einige Eheschwierigkeiten hatte, bis P. Kentenich kam. Dann fuhr Henk Gmeinder den Ordensgründer oft in seinem Auto zu religiösen Veranstaltungen. Bis vor kurzem berichtete das Ehepaar manchen Pilgern, die aus Deutschland kamen, einiges über den Pater.

Wenn ich zufällig dabei war, musste ich alles übersetzten. Eine Frau meinte einmal ganz erstaunt zu mir: „Sie sprechen aber auch ganz gut Deutsch“. Irgendwie war ihr entgangen, dass ich gebürtige Deutsche bin.Sr. Jess2

Im August 2014, also erst kürzlich, besuchten wir Sr. Petra, eine deutsche Heimatvertriebene aus der Slowakei. Sie kam schon vor 60 Jahren nach Milwaukee. Dieses Jahr feierte sie ihren 80. Geburtstag, was sie aber nicht daran hindert, weiterhin in der ganzen Welt herumzufahren und Schönstatt-Niederlassungen, in ein paar Tagen in Argentinien, zu besuchen.

Eine Schönstatt-Kapelle auf dem Berg?

Als wir bei einem leckeren Kuchen saßen, erzählte sie von ihrer Arbeit. Ihre Gedanken gingen zurück nach Puerto Rico, wo sie vor 45 Jahren tätig war.

Damals wollte sie eine Schönstatt-Kapelle auf einem kleinen Berg erbauen lassen – das Grundstück dafür wurde von einem Farmer übereignet und der Bischof gab seinen vollen Segen. Er hatte von P. Kentenich einen Vortrag gehört und meinte daraufhin, er kenne P. Kentenich  –  und für Schönstätter tue er alles.

Die Schwestern wollten mit dem Bischof und den Gläubigen der Umgebung eine Heilige Messe auf dem Berg feiern, auf dem bald eine Kapelle stehen sollte. An einem Sonntag-Nachmittag kamen die Leute mit Bussen angereist. Sr. Petra wollte schon einen Schönstatt-Altar auf den Berg schleppen lassen. Irgendwie kam sie dann jedoch nicht dazu. Zwei Stunden dauerte die Prozession auf den Berg. Oben belohnte eine unvorstellbare Sicht die Mühen.  Sr- Petr

Enttäuschung durch den Bischofs-Brief

Am Tag vor dem Ereignis studierte Sr. Petra mit den Kindern Lieder ein. Alles war bis auf das Letzte organisiert. Da kam der Farmer, der seine Tränen nicht zurückhalten konnte.

Er zeigte der Schwester einen Brief des Bischofs. Die Schwestern hätten sein Schreiben falsch verstanden: er habe nicht yo – ich  – participar, sondern no –  nein –  participar geschrieben. Schwester Petra erklärte uns: „Natürlich stand da erst yo participar„. Der Bau eines Kapellchens werde vom Bischof untersagt, hieß es weiter in dem Brief.

Was sollte man tun?  –  Es war alles schon geplant. Nur der Schönstattpfarrer, der Farmer und die zwei Schwestern wußten, dass der Bischof nicht kommen würde.

Sr. Petra betete, aber so wie sie es schilderte, ging sie mit dem lieben Gott eher hart ins Gericht. Er solle sich der Sache annehmen. Es war ja alles nicht ihre Schuld.

Der Bau der Kapelle fiel in’s Wasser

Es liegt in der Natur der Puerto-Ricaner, sich für ein Ereignis besonders herauszuputzen. Sie waren total schick geschminkt, hatten ihre Haare gerichtet, trugen schön Kleider – vielleicht auch noch Stöckelschuhe. So setzte sich die Prozession auf den Berg in Bewegung.

Auf halbem Weg brach plötzlich ein tropischer Regen herein. Die Leute mussten umkehren. Sie wateten knietief im roten Lehmboden. Die Heilige Messe konnte nicht gehalten werden. Ein Mann sagte: Kent kap

Ich möchte ihnen einen Scheck geben für den Bau des Kapellchens. Was soll ich reinschreiben?“   –  „Schreiben Sie, was Sie wollen„, meinte Sr. Petra und stopfte den Scheck in ihre Tasche.

Zur gleichen Zeit war die andere Schönstatt-Schwester total am Ende. Sie meinte. dafür habe sie doch nicht promoviert (eine Doktorarbeit geschrieben), das könne man mit ihr doch nicht machen.

Alle Teilnehmerinnen hatten mit Schminke verschmierte Gesichter und total nasse Haare und Kleider. Mit einem Gartenschlauch mussten sich die Schwestern den Schlamm abspritzen.

Hilfe durch angeheiterte Burschen

Klatschnaß, wie sie waren, stiegen sie in ihren VW. Es war kurz vor Mitternacht, als wenige Kilometer vor ihrer Bleibe ihr Auto stehen blieb. Da kamen zwei angeheiterte Jugendliche.

Verriegeln Sie die Türen„, meinte die andere Schwester. „Das geht doch nicht, vielleicht können die ja helfen„. Die etwas angetrunkenen Jungs waren sicher, dass die Batterie leer sei. Sie bauten sie aus und nahmen sie mit. „Ade, schöne Batterie„, dachte Sr. Petra. Aber nach 45 Min. kamen die Burschen mit einer geladenen Batterie zurück und die Schwestern konnten heim.

Zuhause kramte Sr. Petra den nassen Scheck aus ihrer Tasche: 10.000 US-Dollar stand da. Nachdem sie die Grippe, die sie bekam, auskuriert hatte, ging sie zum Bischof.

Was er sich denn bitte gedacht hätte. Wieso die Absage?   –  Der Bischof entschuldigte sich – der Ortspfarrer war gegen die Kapelle und der Bischof schuldete diesem Priester einen Gefallen. So konnte der Bischof nichts tun.

Zwei Monate später verließ der Pfarrer das Priesteramt, um sich eine Villa auf dem Hügel zu bauen. Das Kapellchen wurde später woanders errichtet, wo man leichter hinkommt. Auf dem Berg, mitten in der Pampa, hätte das gar keinen Sinn ergeben.

Gott schreibt auf krummen Wegen gerade„, beendete Sr. Petra ihren Bericht. Zumindest passt ein Spruch von P. Kentenich zu der Situation. Er sagte:

Einer der wichtigsten Gründe, dass wir nicht ängstlich sein sollen, besteht darin: Wir sollten auch dem Lieben Gott noch Gelegenheit geben, etwas zu tun.“

US-Bischöfe und die Schönstätter

Wie steht es heute um das Schönstattwerk in den USA?  – Eigentlich gut. Als Erzbischof Dolan, jetzt in New York, noch in Milwaukee war, besuchte er öfter Sr. Miltred und das Schönstatt-Zentrum. Beim 50. Kapellchenjubiläum von Milwaukee zelebrierte er die Festmesse.kapell1

Bischof Morlino aus Madison wird am 24. August 2014 das Schönstatt-Haus in Madison aufsuchen und dort den „Covenant-Sonntag“ halten.

Ein großer Verehrer von Schönstatt war der 2010 verstorbene Bischof Georg Wirz. Sein Vater kam aus der Schweiz und er konnte Deutsch. Er übersetzte P. Kentenich alles, als dieser im Seminar der Pallotiner in Madison wirkte.

Als das Kapellchen in Madison von einer Strassenseite auf die andere versetzt wurde, war Monsignore Georg Wirz dabei. Jeden Abend ging er damals in’s Kapellchen, um für seine kranke Mutter zu beten.

Msgr. Wirz nahm am 2. Vatikanischen Konzil in Rom teil. Er nahm dort Verbindung zu Kardinal Frings auf. Er wollte erreichen, dass P. Kentenich sein „Exil“ in den USA beenden und zurück nach Deutschland kommen konnte.

Wie es letztendlich zu einem „geheimnisvollen Telegramm“ aus Rom kam, das P. Kentenich die Rückkehr gestatte, weiß keiner. Die alten Pionierschwestern sind sich sicher, dass Bischof Wirz seine Hände im Spiel hatte.

Unsere Autorin Dr. Edith Breburda ist Buchautorin, Bioethik-Expertin und Veterinär-Medizinerin (Tierärztin); sie lebt in den USA (Bundesstaat Wisconsin); von ihr stammen auch die Fotos in diesem Artikel.

 

Kommentare

Eine Antwort

  1. Ich studierte Deutsch von 1987 bis 1990 bei der Universität Wisconsins – Platteville. Die Professorin war Sr. M. Adelborg, die auch Frau Rosa Bahmann hieß. Sie lehrte uns über deutsche Geschichte und Literatur. Zur Zeit wußten wir nicht, daß sie als „Externin“ arbeitete, aber wir wußten ja, daß sie Christin war. Sie zeigten ihren Studenten immer eine christliche Liebe. Wer es an Weisheit, Zeit, Verstehen, Heiterkeit usw mangelte, so gab sie sie. Viele Bücher auf meinem Bücherregal sind noch von ihrer eigenen Bibliothek gekommen.

    Rund um 2002 besuchte ich sie mit meiner jungen Familie bei ihrem Heim zu Schönstatt. Wieviel Freude gab es an diesem Tag. Ich habe sie nie wieder gesehen, aber ich erinnere mich oft bis zum heutigen Tag an sie. Mein Leben ist durch sie gebessert worden.

    Dank sei Gott!

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