Von Pater Georg Hanser MHM
Zum Ende des Weltkrieges wurde und wird in Kirchen und Medien der Opfer gedacht; besonders bewundert werden Otto Neururer, Jakob Gapp und Provikar Carl Lampert, Edmund J. Pontiller. Diese und andere sind im Buch „Große Gestalten der Kirche Tirols“ erwähnt.
Von Tiroler Missionaren, die unter ähnlich grausamen Umständen am anderen Ende der Welt von Japanern ermordet wurden, hört man nichts. Wer bis zum 2. Weltkrieg in die Mission ging, nahm Abschied für immer. Er würde Eltern, Geschwister und Heimat wohl nie mehr sehen. Es war ein heroischer Entschluss! Es war die Bereitschaft, alles zu riskieren, auch das Leben.
Als 1942 die Japaner einmarschierten, wurden die Missionare interniert, nur die 9 deutschsprachigen nicht: das waren der Apostolische Präfekt August Wachter aus Bludenz, Johann Unterberger aus Stans bei Schwaz, Anton Raich aus Pians, Franz Flür aus Piller, Josef Theurl aus Assling, dann die Südtiroler Markus Obertegger aus Vöran, Ägidius Leiter aus Weißenbach und Anton Paulmichl aus Agums und der Schlesier Josef Böhm.
Diese 9 Missionare mussten nun ein Gebiet von 55.000 km betreuen. Oft wurden Kirchen und Dörfer bombardiert. Viele wurden willkürlich erschossen. Der Hunger und das Elend waren groß.
Durch die Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 fühlten sich die Japaner verraten und trauten den `Tiroler Missionaren´ nicht mehr. Sie könnten den Alliierten, die bereits einmarschierten, zu viel verraten, so wurde befürchtet.
Am 19. Mai wurden die Missionare in Penampang verhaftet. Man wollte sie und die Schwestern zur `Sicherheit´ wegbringen. Alles Bitten half nichts. Endlich konnte man erreichen, dass die 7 Karmelitinnen bleiben durften. Diese lebten zusammengepfercht in einem Klassenzimmer.
Es gab unvorstellbare Abschiedsszenen: Alle Christen wollten noch beichten, das Altarsakrament und kirchliche Gegenstände mussten in Sicherheit gebracht werden. Endloses Händeschütteln und viele Tränen.
Zeugnis der Liebe: Opfertod für Dorfbewohner
Um 22 Uhr begann der Abmarsch. Da die Bahnlinie bombardiert wurde, mussten sie 280 km zu Fuß zurücklegen. Der Älteste war 66, die jüngsten 38 Jahre alt. Sie waren von den Hungerjahren geschwächt. Einmal, als sie nachts bei einem Dorf bewacht wurden, sagte ein Wächter, er könnte sie mit dem Boot zu den Alliierten in Sicherheit bringen. Sie antworteten: Nein! Wenn wir entkommen, werden die Japaner alle im Dorf massakrieren. – So waren sie bereit, ihr letztes Opfer zu bringen und für ihre Leute zu sterben.
Anton Paulmichl bekam Malaria und starb. Er wurde verscharrt. 1959 wurde er nach Penampang zurückgebracht und feierlich begraben. Sein Grab ist das Einzige. Auf dem großen Grabstein sind auch die Namen der anderen angeführt, auch die von drei Schülern, welche die Missionare begleiten mussten.
Den Gefangenen war es verboten, mit den Leuten zu reden. Einmal wird berichtet, dass sie heimlich um etwas zu essen baten. Anfangs August wurden sie zum letzten Mal gesehen.
Man meint, sie hätten ihr eigenes Grab schaufeln müssen und wären erschossen worden. Die Japaner sagten nach dem Krieg, sie seien bei einem Bombenangriff umgekommen. Wir gedenken ihrer am 6. August. Am gleichen Tag fiel die Atombombe auf Hiroshima, am 9. auf Nagasaki, am 15. August hat Japan kapituliert. Zu spät für unsere Missionare.
Martyrium heißt Zeugnis geben; ihr ganzes Leben in der Mission war ein Zeugnis des Glaubens, ihr Sterben für das Dorf ein Zeugnis der Liebe.
Schon 1942 wurden 3 Josefsmissionare auf den Philippinen von den Japanern und Rebellen hingerichtet: Johann Kaufmann aus Welschnofen, Heinrich Fink aus Brixen und Friedrich Stoiber aus Bayern. Sie hätten sich in Sicherheit bringen können, aber sie blieben `bei ihrer Herde´.
Andere Missionsorden könnten wohl ähnliches berichten.