Pressemeldung der Gutenberg-Universität in Mainz:
Der Schamanismus wird gemeinhin als Praxis verstanden, bei der Menschen mit einer Geisterwelt in Kontakt treten. Er gilt nicht eigentlich als Religion, sondern wird eher als die Auseinandersetzung mit einem Jenseits beschrieben, um heilende Kräfte zu mobilisieren. „Auf jeden Fall aber herrscht ein starker Seelenglaube vor, auch bei unterschiedlichen Ausprägungen des Schamanismus“, erklärt Volkskundler Uhlig:
„Ursprüngliche Verbreitungsgebiete sind Sibirien und Südamerika. Erste Kenntnisse davon kamen verstärkt zum Ende des 17. Jahrhunderts mit Reiseberichten aus Sibirien nach Europa und schon bald rückte die ambivalente Figur des Schamanen ins Bewusstsein der westeuropäischen Bildungsschichten.„
Der Volkskundler untersucht in dem DFG-Projekt „Sinnentwürfe in prekären Lebenslagen der Gegenwart: Eine transnationale Ethnographie geistigen Heilens im ländlichen Raum (Eifel)“ insbesondere, was die Menschen eigentlich dazu bewegt, einen Schamanen aufzusuchen.
Unzufriedenheit mit dem bestehenden Gesundheitssystem und die Suche nach alternativen Heilungsansätzen mögen eine Ursache sein, weshalb sich Menschen dem Schamanismus mit seinen Praktiken wie Schwitzhütten-Zeremonie, schamanischer Reise oder Hopi-Herzheilung zuwenden.
Aufgrund der bisher geführten Interviews steht für den Volkskundler fest, dass es sich beim modernen Schamanismus um ein vielschichtiges Phänomen handelt, das Klienten aus allen Bildungsschichten anspricht, keineswegs nur abergläubische Außenseiter.
Im Rahmen seiner Dissertation wird Uhlig weitere Interviews mit schamanisch Praktizierenden führen und auswerten. Durch die mikroskopische Analyse versucht das Vorhaben, u.a. einen lebensnahen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Deutung von Spiritualität zu liefern und auf diesem Wege einen Beitrag zur Erforschung individueller Gegenwartsreligiosität zu leisten.