Top-Beiträge

Links

Warum das Buch von Fernandez über das Küssen unpassend für einen Priester ist

Die Publikationsliste des neuen Glaubenspräfekten Fernandez  –  bislang als Erzbischof in Argentinien tätig  –  wirkt zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig. Er wurde von Papst Franziskus zum obersten Glaubenswächter der katholischen Weltkirche ernannt.
Die folgenden Überlegungen zu seinem Buch über die „Heilung durch den Mund – Die Kunst des Küssens“ stammen von einer uns namentlich bekannten Leserin, die sich damit etwas näher befaßt hat:

Fernandez gibt ganz praktische Tips, wie man sich für einen Kußpartner attraktiver macht – und Störfaktoren beseitigt (Duschen, Zähne putzen, Schnurrbart kürzen, bequeme Position wählen), die eigentlich die Grenzen der Peinlichkeit schon überschreiten  –  jedenfalls wenn sie aus der Feder eines Geistlichen stammen (bei der Veröffentlichung war er fast 10 Jahre Priester und in einer Pfarrei tätig), daher ganz und gar unpassend sind.

In diesem Artikel (https://www.lifesitenews.com/news/amoris-laetitia-ghostwriters-lascivious-book-on-kissing-now-available-in-en/) wird auf das spanische Original verwiesen, in dem Fernandez schrieb: „Ich möchte klarstellen, dass dieses Buch nicht so sehr auf meiner eigenen Erfahrung basiert, sondern auf der Erfahrung derjenigen, die sich küssen.“

Dass Fernandez zumindest teilweise aus eigener Erfahrung spricht, scheint in den Passagen angedeutet zu sein, die er in der ersten Person Plural schreibt (und offenbar bezogen auf einen männlichen Partner) :

„Ein wahrer Kuss zeigt, dass der andere mir heilig ist…Aber wenn der Sex außer Kontrolle gerät und wir mehr wollen  –  mehr Vergnügen, mehr Intensität  –    verwandelt sich der andere in einen Schwamm, den wir bis zum letzten Tropfen vollständig ausdrücken wollen. Und so beginnen die Küsse, die Magie, die Verehrung, die Anbetung zu verlieren. Und das deutlichste Zeichen für den Tod der Liebe ist, dass diese zitternden Küsse verschwinden…“ 

Obwohl Fernandez eine durchaus fleischliche und sogar erotische Herangehensweise an das Küssen vertritt, behauptet er, dass die Sinnlichkeit des Kusses nicht unbedingt zu weiterer sexueller Aktivität führen muss, und vertritt die Auffassung, dass Küsse die ultimative Form des Ausdrucks von Zuneigung seien.

Er glaubt, dass sie dem sexuellen Akt überlegen sind, weil sie einer großen Anzahl von Menschen verabreicht werden können, anstatt nur mit einer einzigen Person geteilt zu werden.

Auf weitere Details des Buches verzichte ich gern.

Es geht nicht darum, mehr oder weniger appetitliche Details aus der Vergangenheit einer Person hervorzuholen – wobei nicht bekannt ist, daß Erzbischof Fernandez sich von dieser Schrift distanziert hätte – , sondern m.E. tragen sie bei zur Charakteristik einer Persönlichkeit, der Papst Franziskus immerhin die wichtige, mit erheblichem Einfluss und Machtbefugnis verbundene Aufgabe des Präfekten des vatikanischen Glaubensdikasteriums übertragen hat.

In diesen Tagen jährt sich zum 6. Mal die Entlassung bzw. Nicht-Verlängerung der Amtszeit von Kardinal Gerhard Müller (siehe Foto) als Präfekt der Glaubenskongregation  –  was er wohl zu dieser Personalie denkt?

Was es zu bedeuten hat, daß Papst Franziskus sehr oft Männer in Führungspositionen beruft, zu Kardinälen ernennt oder in seine Nähe holt und fördert, die vor allem bezüglich der Homosexualität heterodoxe Auffassungen vertreten, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Sein Brief an Fernandez läßt m.E. erkennen, daß er die Kirche zu einer grundlegenden Neuausrichtung führen und sich dabei nicht durch überkommene Vorstellungen bremsen lassen will.

Letztlich geht es um eine Relativierung der Moral im Sinne einer Situationsethik, gegen die sich Papst Benedikt XVI. und Papst Johannes Paul II. immer verwahrt haben.

Und wie im postsynodalen Schreiben Amoris laetitia die ominöse Fussnote 351 die Tür für die Kommunionzulassung Geschieden-Wiederverheirateter öffnete (wer fragt heute noch nach Zulassungsvoraussetzungen?), darf man gespannt sein, welche Überraschung nach der Weltsynode verkündet werden wird  –  und dann mit der Legitimation, die Weltkirche sei angehört worden und habe dies so beschlossen.

Kommentare

9 Antworten

  1. Der „Kuss-Ansatz“ des designierten Glaubenspräfekten ist keineswegs aufregend neu.
    Verwiesen sei auf das durchaus lesenswerte Büchlein „Küssen ist beten: Sexualität als Quelle der Spiritualität“ (2003) von Wunibald Müller, dem (verheirateten) langjährigen Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach.

  2. DIE „ALTE GLAUBENSKONGREGATION“ GIBT ES NICHT MEHR UND SOLL ES AUCH NICHT MEHR GEBEN

    https://katholisches.info/2023/07/05/die-glaubenskongregation-hat-sogar-gegen-mich-ermittelt/

    ES GIBT EINE VORGESCHICHTE – UND EINE ABRECHNUNG

    “ Msgr. Victor Manuel Fernández, der neuernannte Glaubenspräfekt der katholischen Kirche, kokettiert gegenüber den Medien und diskreditiert dabei sein neues Amt und seine Amtsvorgänger.

    Das Glaubensdikasterium sei die alte Glaubenskongregation, das Heilige Offizium, sprich, die Inquisition gewesen, eine Institution, die gegen alle möglichen Leute ermittelt habe, auch gegen ihn, den neuen Glaubenspräfekten, selbst.
    ( Dem Papstvertrauten war vorgeworfen worden, die kirchliche Lehre zur Homosexualität nicht zu teilen.) ..

    Nun aber wolle Papst Franziskus sie grundlegend umbauen. Aus ihr wurde bereits im vergangenen Jahr das Dikasterium für die Glaubenslehre und er, Fernández, werde nun den Umbau vollenden. Der neuen Glaubenspräfekt sprach mit argentinischen Medien über seine neue Aufgabe..

    Seine Ernennung zum neuen Glaubenspräfekten erklärte Tucho Fernández damit, daß die neue Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium, die von Franziskus für die Neuorganisation der Römischen Kurie erlassen wurde, „nicht ausgereicht“ habe. Franziskus habe gesehen, daß die von ihm erhoffte Wirkung nicht in dem Ausmaß eingetreten sei, das er sich erhofft hatte. Aus diesem Grund habe er nun ihn, Victor Manuel Fernández, seinen argentinischen Landsmann, Vertrauten und Freund, nach Rom zurückgerufen, um personell neue Weichen zu stellen und ein NEUES KAPITEL aufzuschlagen..

    Fernández erklärte damit, daß Franziskus ihn nach Rom berufen habe, um den Umbau der Glaubenskongregation zu vollenden, weil die bisherigen Bemühungen unzureichend waren. Er begnügte sich aber nicht mit dieser offensichtlichen Kritik am bisherigen Glaubenspräfekten Kardinal Luis Ladaria Ferrer SJ, sondern führte einen noch größeren Seitenhieb gegen die künftig von ihm geleitete Behörde selbst und seine bedeutenden Amtsvorgänger, insbesondere gegen Benedikt XVI., der mehr als 20 Jahre lang Präfekt der Glaubenskongregation war, ehe er zum Papst gewählt wurde. Dieser Seitenhieb erfolgte, indem Fernández die genannte Negativchronologie anführte und die Kurienbehörde als INQUISITION bezeichnete..

    Die Ernennung eines Mannes zum Glaubenspräfekten, gegen den die Glaubenskongregation selbst ermittelt hatte, gehört zu jener Art von „Humor“, die Papst Franziskus besonders gefällt. In der Kirche finden erhebliche Kreise das aber nicht mehr lustig..

    Fernández betreibt eine ABRECHNUNG, wenn er von der Glaubenskongregation als Inquisition spricht, die „verfolgte“ und dabei auch „unmoralische Methoden“ angewandt habe. Die Keulen sind präzise plaziert und dienen zur DEMONTAGE DER BEHÖRDE durch ihren neuen höchsten Amtsträger..

    …nun folgt die Abwicklung jener altehrwürdigen Kurienstelle, die als Konsequenz wegen der Reformation mit dem Auftrag errichtet worden war, über das DEPOSITUM FIDEI zu wachen, damit sich KEINE IRRLEHREN einschleichen..

    Unter den besten Kennern besteht kein Zweifel, daß Tucho Fernández weder in der Lage noch willens ist, diesen Auftrag zu erfüllen.
    Wenn Franziskus dennoch ihn ernannte, dann gerade deshalb. Die Glaubenskongregation erhielt mit 1. Juli 2022 den neuen Namen Glaubensdikasterium. Der Namenswechsel findet mit der Ernennung des neuen Glaubenspräfekten ihre Vollendung:

    Die alte Glaubenskongregation gibt es nicht mehr und soll es laut Franziskus auch gar nicht mehr geben.“
    —-
    Je mehr Hintergründe – auch durch den neu ernannten Präfekten selbst – bekannt gegeben (um nicht zu sagen locker „ausgeplaudert“ ) werden, umso mehr enthüllt sich der zugrundeliegende Plan der „ABWICKLUNG“ bisheriger Strukturen , weil diese nicht mehr zur „Franziskus – Fernandez – Kirche“ passen.
    Und es wird immer mehr offenbar, wie sehr EB Fernandez als langjähriger Protege und enger VERTRAUTER des Papstes schon Einfluss genommen hat auf das Handeln des Papstes und seine Theologie, sie sind wie ein Team, ein Tandem.

    Dazu paßt auch, daß Fernandez offenbar schon früh den Papst bewegte, Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation abzusetzen, weil dieser sich dem Papst überlegen fühle..

    EIN PARADIGMENWECHSEL

    Wozu ein „DEPOSITUM FIDEI “ schützen, wenn doch alles im Fluss, alles relativ, alles offen ist für die Zeichen der Zeit, die Lebenswirklichkeit, die „Erkenntnisse der Wissenschaften“ ?

    Mit dem erst 60 jährigen Fernandez soll dieser UMSTURZ irreversibel in die Kirche eingeführt und als „Erbe“ von Franziskus gesichert werden.

    In einer Chronologie der Vorgeschichte kommt ein TAKTIEREN des Papstes zum Vorschein, angetrieben und gespeist von einer unguten Melange aus Ressentiments gegenüber der „Zeit der Restauration“, des Stillstandes unter den Vorgängerpäpsten Benedikt und Johannes-Paul, einer gewissen Verachtung deren Theologie, Nibelungentreue gegenüber Vertrauten/ Verbündeten (unabhängig von deren Vergehen) und nachtragender Rache gegenüber denen, die dem eigenen Willen ein Hindernis waren ( und bei bester Gelegenheit „entsorgt“ wurden).
    Die Beispiele sind zahlreich und belegbar.

    Nach dem Tode von Papst Benedikt beschleunigt sich nun der Prozeß des Umbaus, wohl auch im Hinblick auf sein eigenes Alter gilt es jetzt anscheinend für Papst Franziskus, Pflöcke einzuschlagen.

    https://katholisches.info/2023/07/04/ist-der-neue-glaubenspraefekt-haeretisch/

    „Die Ernennung von Erzbischof Victor Manuel Fernández, genannt Tucho, zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation, nunmehr Glaubensdikasterium genannt, läßt intern in Rom die Wogen hochgehen (siehe Die Karriere des päpstlichen Ghostwriters). Der Unmut über die jüngste Personalentscheidung des Papstes hat in der Kirche wie eine Bombe eingeschlagen. Der Eindruck ist dabei wortwörtlich zu nehmen, denn so wie Bomben eine Wüste der Zerstörung hinterlassen, so wird die Weichenstellung gesehen.
    Tucho Fernández selbst gibt sich „überrascht“, doch in Wirklichkeit wurde er bereits 2017 als möglicher Nachfolger des damals von Franziskus auf unfeine Art vor die Tür gesetzten Kardinals Gerhard Müller genannt..

    Unter glaubenstreuen Katholiken, ob Prälaten, niederer Klerus oder Laien, herrscht blankes Entsetzen. Tucho Fernández hängt seit 2013 der Ruf des Protobergoglianers nach. Anders ausgedrückt: Er gilt als Negativbeispiel schlechthin für eine wichtige Personalentscheidung des regierenden Papstes..

    Tucho Fernández gehörte bereits in Buenos Aires zum engsten Kreis um den damaligen Kardinal Bergoglio. Mehr noch, er war dessen rechter Arm und engster Mitarbeiter. Fernández stieg zum wichtigsten Berater und vor allem zum Redenschreiber des Primas von Argentinien auf. Seinen Ghostwriter nahm Franziskus 2013 mit nach Rom. Es war ein Umzug mit einer Vorgeschichte. .

    LESENSWERT !

  3. „Das Hohe Lied ist eines der geheimnisvollsten Bücher der heiligen Schrift. Es gibt unterschiedliche Deutungen, es wurde gedeutet als Hochzeitslied zwischen Menschen, aber auch als Liebeslied zwischen Gott und den Menschen, den geistigen Weg des Menschen zu Gott.“

    Selbst wenn man es als Hochzeitslied zwischen Menschen ansieht, drehte es sich doch um Braut und Bräutigam, das Umwerben des/ der Geliebten.

    Tatsächlich hat Dr. Heereman in ihrer Dissertation nachgewiesen, es geht im Hohen Lied vorrangig um den Weg des Menschen zu Gott, die Liebe Gottes zum Menschen, sein Werben, und die Antwort des Menschen darauf.

    https://www.horeb.org/xyz/podcast/spiri/20220219sp.mp3
    Ich suchte ihn, den meine Seele liebt (vgl. Hld 3,1) – Betrachtungen zum Hohenlied, 19. Teil.
    Datum: 19.02.2022 Dauer: 00:55:56
    Ref.: Dr. Nina Sophie Heereman, Professorin für Hl. Schrift

    Bei Fernandez bleibt es auf der rein menschlich – sinnlichen (egoistischen) Ebene nicht näher definierter Beziehungen (promiskuitiv, homosexuell ?) mit Neigung zur kitschigen Übersteigerung, Ekstase ( zitierte Gedichte !).
    Es geht um Lust und Lustgewinn in freien Beziehungen,
    nicht um Aufeinanderbezogen-Sein im Sinne einer sich entfaltenden Freundschaft, die in eine Ehe mündet.

    Es kommt auf den Rahmen an !
    Siehe auch die Theologie des Leibes, Johannes- Paul II .
    Es ist ein längst überholtes, von Gegnern immer noch gern gepflegtes Missverständnis, die katholische Kirche sei Leib – feindlich, Sexualität oder gar Freude daran sei verboten (oder nur erlaubt mit der Absicht Kinder zu zeugen.. ) .

    1. Das stimmt. Die Frage stellt sich aber dann schon: warum gelingt es der Kirche nicht, dass Missverständniss aus der Welt zu schaffen? Macht sie die Theologie des Leibes ausreichend bekannt? Wissen überhaupt alle Geistlichen darüber Bescheid oder wollen sie es überhaupt wissen und lehren?

  4. Woher kommt die ganze Aufregung? Wie Kardinal Müller sagte, der Heilige Vater muss wissen, was er tut, und dafür einmal gerade stehen wie wir alle.
    In Rüdesheim wurde St. Jakobus durch Vandalismus schwere Schäden zugefügt, mich regt das mehr auf wie die Personalentscheidungen des Heiligen Vaters. Das Buch über das Küssen zu veröffentlichen war sicher unglücklich. Nebenbei:
    Wie kommt es eigentlich, dass das Hohelied zu der Ehre kam, zur Heiligen Schrift zu gehören? „Mit Küssen seines Mundes küsse er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe…“ So ganz ohne ist das Hohelied wahrlich auch nicht.

  5. EB FERNANDEZ SPIELTE EINE ROLLE BEI DER ENTLASSUNG KARD. MÜLLERS

    Im Buch „In Buona Fede“ ( Solferino, 2023) berichtet Kardinal Müller, daß Fernandez,  damals Rektor der Kath. Universität Buenos Aires, sich persönlich gegen ihn gestellt habe. Er habe 2014 den Papst in einem Gespräch überzeugt, er solle Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation entlassen, weil dieser sich dem Papst (theologisch) „überlegen“ fühle.

    https://de.dayfr.com/international/445108.html

  6. https://www.lifesitenews.com/news/exclusive-cardinal-muller-reacts-to-pope-francis-new-appointment-to-vaticans-doctrine-chief/  4.7.23
    ( google Übersetzung)

    INTERVIEW: LIFESITENEWS IM GESPRÄCH MIT KARDINAL MÜLLER

    Kardinal Gerhard Müller gab das Interview per e-mail, als er auf die jüngste Nachricht von der Ernennung von Erzbischof Victor Fernández zum neuen Präfekten der Kongregation (jetzt Dikasterium) für die Glaubenslehre (CDF) antwortete .
    LifeSiteNews hatte am 1. Juli über die Ankündigung berichtet und erläuterte die kontroverse Haltung von Erzbischof Fernández zu einer Reihe von Themen, etwa zum Empfang der Heiligen Kommunion für Geschiedene und Wiederverheiratete, zur Förderung von Amoris Laetitia und zu seinen Schriften zur Sexualität…

    „Michael Haynes: Eminenz, Sie haben zu Protokoll gegeben, dass  Sie einige Aussagen von Erzbischof Fernández als „häretisch“ bezeichnet haben. Welche Gefahr stellt er jetzt als Leiter der CDF dar, insbesondere angesichts seines Schreibens und seiner Förderung von Amoris Laetitia als Öffnungskommunion für Geschiedene und „Wiederverheiratete“?

    Kardinal Gerhard Müller: Die Entscheidung darüber, wer Präfekt der Hauptkongregation (oder des Dikasteriums) wird, die den Papst in seinem universalen Lehramt direkt unterstützt, obliegt allein dem Heiligen Vater. Er muss sich dafür auch in seinem Gewissen vor Christus, dem Herrn und Oberhaupt seiner Kirche, verantworten. Dies schließt die Besorgnis vieler Bischöfe, Priester und Gläubigen auf der ganzen Welt nicht aus. Sie haben das Recht, ihre Anliegen frei zu äußern (Lumen gentium 37).

    Die von mir damals kritisierte Meinung, dass jede Diözese Sitz des Nachfolgers Petri werden könne, wird von den Vätern des Ersten Vatikanischen Konzils bereits direkt als ketzerischer Widerspruch zum offenbarten Glauben im 2. Kanon der Verfassung „Pastor aeternus“ qualifiziert ( Denzinger-Hünermann 3058). Die Vorstellung, dass „der römische Pontifex die volle, höchste und allgemeine Macht über die Kirche hat“ ( Lumen gentium 22), also das plenitudo potestatis , hat überhaupt nichts mit der uneingeschränkten Befehlsgewalt weltlicher Potentaten zu tun, die sich auf eine höhere Macht berufen.

    Auch DIE KIRCHE des Dreieinigen Gottes BEDARF KEINER NEUGRÜNDUNG ODER MODERNISIERUNG, als wäre sie ein baufälliges Haus geworden und als könnten schwache Männer den göttlichen Baumeister übertreffen. Sie ist in Christus bereits historisch ein für alle Mal verankert und in ihrer Lehre, Verfassung und Liturgie vollkommen im Heilsplan Gottes verankert.

    Im Heiligen Geist dient sie den Menschen ständig als Sakrament der Erlösung der Welt. Ihre Lehre ist kein Programm, das von Menschen verbessert und aktualisiert werden soll, sondern das treue und vollständige Zeugnis der eschatologischen Offenbarung Gottes in seinem fleischgewordenen Sohn „voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

    AUFGABE DES DIKASTERIUMS ist es, im Dienst des päpstlichen Lehramtes aufzuzeigen, WIE DIE GLAUBENSLEHRE BIBLISCH FUNDIERT IST, wie sie sich in der DOGMENGESCHICHTE entwickelt hat und wie ihr Inhalt VOM LEHRAMT VERBINDLICH ZUM  AUSDRUCK GEBRACHT WIRD. 

    Der religiöse Gehorsam, den alle Katholiken dem Universalepiskopat und insbesondere dem Papst schulden, bezieht sich nur auf die übernatürlichen Wahrheiten der Glaubens- und Morallehre (einschließlich der natürlichen Wahrheiten in Ontologie, Erkenntnistheorie und Ethik, die die Voraussetzungen dafür sind, dass das Wort Gottes in unserem menschlichen Geist erkennbar ist).

    DER PAPST und die Bischöfe KÖNNEN FÜR IHRE PRIVATMEINUNGEN KEINEN GEHORSAM VERLANGEN, schon gar NICHT FÜR LEHREN und Handlungen, DIE DER OFFENBARUNG UND DEM NATÜRLICHEN SITTENGESETZ WIDERSPRECHEN würden. Dies wurde bereits 1875 von den deutschen Bischöfen gegen die Fehlinterpretation der Lehren des Ersten Vatikanischen Konzils durch den deutschen Kanzler Bismarck erklärt. Papst Pius IX. stimmte dem ausdrücklich zu (Denzinger-Hünermann 3115; 3117).

    DER PAPST UND DIE BISCHÖFE sind AN DIE HEILIGE SCHRIFT UND DIE APOSTOLISCHE TRADITION  gebunden und KEINESWEGS AN QUELLEN ZUSÄTZLICHER OFFENBARUNG   ODER AN OFFENBARUNGEN, die angeblich an den AKTUELLEN STAND DER WISSENSCHAFT ANGEPASST werden müssten.

    Der römische Pontifex und die Bischöfe bemühen sich im Hinblick auf ihr Amt und die Bedeutung der Angelegenheit mit geeigneten Mitteln eifrig darum, diese Offenbarung ordnungsgemäß zu untersuchen und ihrem Inhalt einen treffenden Ausdruck zu verleihen. aber EINE NEUE ÖFFENTLICHE OFFENBARUNG akzeptieren sie nicht als Teil des göttlichen Glaubensdepots (divinum Depositum fidei). ( Lumen gentium 25).

    Haynes: Erzbischof Fernández hat auch  argumentiert , dass sexuelle Beziehungen zwischen zusammenlebenden Paaren nicht immer sündig seien. Welche Gefahr birgt dies für ihn, eine solche Position in der CDF zu bekleiden?

    Kardinal Müller: Unter Berufung auf den ursprünglichen Willen des Schöpfers bezeichnete Jesus selbst Scheidung und „Wiederverheiratung“ als Ehebruch in Gesprächen mit den hartherzigen Pharisäern, die über die Lebenswirklichkeit ihrer Zeitgenossen und die Unfähigkeit, Gottes Gebote zu erfüllen, stritten (Mt 19:9).

    Jede schwere Sünde schließt uns vom Reich Gottes aus, bis sie bereut und vergeben wird (1 Kor 6,10). Gottes Barmherzigkeit besteht darin, den reuigen Sünder durch Jesus Christus wieder mit sich selbst zu versöhnen. Auf keinen Fall können wir uns mit der Begründung unserer Zerbrechlichkeit RECHTFERTIGEN, IN DER SÜNDE ZU VERHARREN, das heißt IM fatalen WIDERSPRUCH ZUM HEILIGEN UND HEILIGMACHENDEN WILLEN GOTTES.

    Etwas ganz anderes ist der seelsorgerisch sensible Umgang mit den vielen Menschen, deren Ehen und Familien durch eigenes Verschulden oder das Verschulden anderer beschädigt oder zerbrochen wurden. Die Kirche hat jedoch nicht die Befugnis, die offenbarten Wahrheiten über die Einheit der Ehe (Monogamie), ihre Unauflöslichkeit und ihre Fruchtbarkeit (Annahme der Kinder als Geschenk Gottes) zu relativieren. GUTE SEELSORGE BASIERT AUF GUTER DOGMATIK, denn nur ein guter Baum mit gesunden Wurzeln bringt auch gute Früchte hervor.

    Haynes: Erzbischof Fernandez hat erklärt, dass „ich in vielen Fragen weitaus fortschrittlicher bin als der Papst.“ Welchen Rat würden Sie als ehemaliger Präfekt der CDF Erzbischof Fernandez geben, damit er die Glaubenslehren sicher schützen kann?

    Kardinal Müller: In Lateinamerika hat die Kirche die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Im synodalen Deutschland haben sich allein im Jahr 2022 mehr als 500.000 Katholiken öffentlich von der Gemeinschaft mit der Kirche losgesagt. Überall sind Seminare leer, Klöster werden geschlossen und der Prozess der Entchristlichung Amerikas und Europas wird auf raffinierte und gewalttätige Weise von antiklerikalen „Eliten“ vorangetrieben.

    Nur ein Narr kann von einem Frühling in der Kirche und einem neuen Pfingsten sprechen. Das Lob der Mainstream-Medien für die fortschrittlichen Reformer hat sich bisher nicht in einer Hinwendung der Menschen zum Glauben an Jesus Christus niedergeschlagen. Denn allein auf den Sohn des lebendigen Gottes können sie ihre Hoffnung auf Leben und Sterben setzen.

    Hier noch in den alten kulturtheoretischen Kategorien „progressiv/liberal und konservativ“ zu denken oder die Gläubigen auf der politischen Skala von „rechts nach links“ einzuordnen, ist bereits kriminell naiv.

    Entscheidend ist nicht, wo wir uns im ideologischen Spektrum einordnen, sondern ob wir „dem in Christus offenbarten Gott den ‚Gehorsam des Glaubens‘ erweisen und seiner Offenbarung bereitwillig zustimmen“. Wir orientieren uns nicht an den Menschen und ihren Ideologien, sondern am Sohn Gottes, der allein von sich selbst sagen kann: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Johannes 14:6).

    Ob meine Beratung bei den betreffenden Adressaten erwünscht ist, ist zweifelhaft. Was die Lehre der Kirche vom wahren und heilbringenden Glauben betrifft und was den Präfekten und sein Dikasterium im Lichte des universalen Lehramtes des Papstes zu tun hat, lassen wir lieber die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils sprechen: „Diesen Akt  des Glaubens zu vollziehen, müssen die Gnade Gottes und die innere Hilfe des Heiligen Geistes vorangehen und helfen, das Herz zu bewegen und es Gott zuzuwenden, die Augen des Geistes öffnen und jedem die Freude und Leichtigkeit geben, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben. Um ein immer tieferes Verständnis der Offenbarung herbeizuführen, vollendet derselbe Heilige Geist den Glauben durch seine Gaben ständig.“ ( Dei verbum 5).“

  7. Priester sind Menschen, wie du und ich! Die kath. zwingt sie zur Enthaltsamkeit!! Ich bin überzeugt, weniger Verbot, weniger Reiz zur unerlaubten Tat!

    1. Quatsch.
      Tut mir leid, wenn das drastisch klingt.
      Dann muss man auch Ehebruch legitimieren.
      Ja, es ist schwer mit dem sogenannten Sexualtrieb zu leben, der auch noch befeuert worden ist und wird durch Bilder, Film und Fernsehen, Magazine, Internet.

      Und da muss Gott ins Spiel kommen…Ganzhingabe..zur Not auch flüchten…
      Auch Benedikt XVI kannte Versuchung….
      Gebet und Vertrauen.
      Und wer homosexuell empfindet, erst recht mit strenger barmherziger Begleitung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Blog Stats

686039
Total views : 8768949

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.