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Warum viele Enthusiasten auf ihre Weise selber Teil unserer „Spaßgesellschaft“ sind

Von Felizitas Küble

Die charismatische MEHR-Konferenz und das „Gebetshaus Augsburg“, das der katholische Theologen Dr. Johannes Hartl (siehe Foto) leitet, werden allenthalben gelobt und gepriesen:

Anscheinend sind sich darin fast alle einig: von konservativen Gruppen über das eher reformerische DBK-Portal „Katholisch.de“, die kath. „Tagespost“, evangelischen Redaktionen (z.B. PRO-Medienmagazin) und erst recht seitens der erscheinungsbewegten Nachrichtenseite „Kath.net“.

Auch ARD und „Tagesschau“ berichteten mehrfach wohlwollend über die MEHR-Konferenz – Herz, was willst du MEHR…?!

Als Kritiker dieses frommen Festivals steht man somit jenseits eines Jubelchores von „links bis rechts“ – das soll mich jedoch nicht weiter stören.

Was mir aber doch verwunderlich vorkommt: Wenn dann ausgerechnet dieses enthusiastische Spektakel als Kontrast zu unserer Spaßgesellschaft gewürdigt wird.

Dabei ist MEHR gerade der „spirituelle“ Ausdruck unserer Erlebnis- und Wohlstandsgesellschaft, die eben auch in puncto Religion MEHR sucht, will, begehrt – die das tolle Feeling wünscht, sich von rockiger Lobpreismusik, gruppendynamischen Prozessen, Lichtshow-Effekten und prominenter Besetzung faszinieren läßt: https://mehrkonferenz.org/

In einem solch erlebnisorientierten Umfeld werden dann auch „konservative“ Reden und Ansprachen gerne in Kauf genommen, sicherlich teils auch an-genommen. Die Frage bleibt, was davon auf Dauer hängen-bleibt  – und was sich als emotionales Strohfeuer erweisen wird. 

Sophia Kuby schrieb voriges Jahr auf „Katholisch.de“, dem amtlichen Portal der Deutschen Bischofskonferenz, ebenfalls ein warmes Lob auf die MEHR-Konferenz: http://www.katholisch.de/aktuelles/standpunkt/mal-ehrlich

Die katholische Publizistin erwähnt den spirituellen „Durst nach mehr“: „Mehr als dieses Leben, als unsere Konsum- und Spaßgesellschaft, mehr als unser nach Effizienz strebendes, aber oft sinnleeres Dasein zu bieten hat.“  – Für die Erneuerung in der Kirche sei die Hartl-Veranstaltung „ein beeindruckendes Beispiel“, erklärt Kuby ihren Lesern.

Das „Neue“ daran sei eine „kraftvolle Verkündigung, die zeigt, dass der Heilige Geist nicht alt, sondern jung, das Evangelium brandaktuell ist“.  –  Einmal abgesehen davon, daß der Heilige Geist nicht „jung“, sondern  e w i g   ist, schreibt die Verfasserin sodann, die MEHR biete noch mehr, denn sie gebe evangeliumsgemäße Antworten auf  „die innere Farb- und Geschmacklosigkeit unserer Wohlstandsgesellschaft“.

Manche Beobachtung trifft sicherlich zu, allerdings ist die MEHR  –  nur eben auf einer anderen Ebene als der üblichen  –  selber Bestandteil unserer Konsum-, Spaß und Wohlstandsgesellschaft – und nur auf den ersten Blick ein Kontrast dazu.

Mal ehrlich:

Der Glaube wird in schwärmerischen Kreisen und auch bei der MEHR vor allem als Event erlebt, Gottes „Sieg“ wird programmiert, ein Halleluja-Christentum präsentiert, in der Religion vor allem ekstatische Gefühle und Erlebnisse gesucht  –  und dabei durchaus tief in die Tasche gegriffen: Der MEHR-Eintrittspreis beträgt immerhin regulär 149 €  – Spendensammeleien während der Konferenz gibt es zusätzlich.

Natürlich kann ein solch rockiges und zugleich frommes Festival für den einen oder anderen erst einmal ein Impuls, ein Rippenstoß in Richtung Glaube sein – für manche weckt es aber dauerhaft schwarmgeistige Vorstellungen von einem religiösen Dauer-Trip, prägt eine ruhelose Suche oder gar Sucht nach enthusiastischen Erlebnissen – und das wäre durchaus ein Irrweg und kein „Aufbruch“.
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Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.

Kommentare

20 Antworten

  1. Liebe Frau Jüngling,

    mein Schlußsatz ist erfahrungsgeprägt.

    Im Übrigen glaube ich nicht, dass Sie den Überblick haben, Früchte der MEHR auszumachen oder zu verneinen. Es ist auch nicht mein Job, die MEHR zu verteidigen. Was ich sehe, ist dass sich viele tausend Menschen versammeln, um Jesus Christus und den Vater anzubeten und sich nach „mehr“ (was immer Sie oder ich darunter verstehen, ist erst mal irrelevant) von diesem Gott ausstrecken. Das finde ich gut. Denn da sehe ich inhaltlich nichts grundlegend Falsches.

    Gehe ich hingegen mit Vorurteilen an die Sache heran, dann interpretiere ich auch entsprechend.

    Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

    Und was Ihre Empfindlichkeiten betrifft: Sie dürfen entspannen und nicht jeden Schuh anziehen, den Sie meinen, vorgesetzt zu bekommen.

    Mich beruhigt ungemein, dass mein Gott genau weiß, was unsere Herzen wirklich begehren, wenn sie „mehr“ von ihm erwarten als das, was wir bisher „kennen“. Gott arbeitet dann auch mit „schwierigen“ Motiven. Deshalb kann ich ihm auch das Urteilen darüber völlig entspannt überlassen. Nur den Fehler, zu meinen, mein Verstand sei der Maßstab für Alles, noch dazu für geistliche Inhalte und Aufbrüche – den mache ich schon lange nicht mehr.

    1. Ach was, Herr Merl, ich ging damals ohne jedes Vorurteil zu dieser Konferenz – mit einem Priester und einer Gruppe von Gläubigen. Ich wusste gar nicht, was auf solchen Events genau läuft und hielt das zunächst für etwas anderes, als es sich dann entpuppte. Je länger ich auf der Konferenz war, desto entsetzter war ich. Zeitweise hatte ich das Gefühl, in der Hölle zu sein: dieses Geschrei, dieses unheimliche „Zungenreden“ wie in schamanistischen Sekten, dieses Gezucke und Gehampel, diese laute Nonstopbeschallung, dieses Gemix aus Technodisko und kultischer Handlung, dieser Entertainerstil mancher Prediger und dazwischen moralistische Vorträge des Dr. Hartl in diesem künstlichen Sprech, die natürlich sehr genau wissen, wo man den heutigen (jungen) Menschen packt.. Ich hatte damals auch meinen Sohn dabei – er war noch ein Kind und völlig überfordert von dem permanenten Lärm und Geschrei und wollte nach Hause.
      Mir war das alles unheimlich.
      Ich konnte das nicht einordnen und Christus ist mir dort jedenfalls nicht begegnet. Ich kann auch nicht bestätigen, dass der Vater und Christus gepriesen worden seien. man nahm zwar diese Worte in den Mund, aber wen man genau meinte, erschloss sich nicht. Es gibt viele, die einen „Vater anbeten oder einen „Christus“, aber sie meinen nicht dieselben wie ich.

      Und ganz gewiss habe ich nicht nur verstandesmäßig reagiert, sondern als ganzer Mensch, emotional genauso. Die Krönung war der Hass, der mir entgegenschlug, weil ich nicht begeistert war. Der Hochwürden unterstellte mir sogar, „nicht zu wissen, was mit mir ist“,also von bösen Geistern abgehalten zu werden, dieses ach so wunderbare Geschehen zu verstehen. damit ist man schnell bei der Hand: wer diesen Wahnsinn, der sein Vorbild eher in heidnischen Praktiken als im Christentum hat, nicht klasse findet, kann ja nur vom Teufel besessen sein: Früchte dieses Umfeldes…

      Ich gehe eben nun mal mit Kopf, Herz und Hand an die Dinge – für Sie vielleicht „Vorurteile“, für mich eine notwendige Vorsicht, zu der auch Sie angehalten wären, um nicht verführt zu werden. Jesus hat uns vor verführung gewarnt. Also ist das wirklich ernst!

    2. Wenn man die Bibel liest, braucht man nicht Mehr.
      In der Bibel ruft Paulus uns zur Nüchternheit auf… und es heisst: Sollte er uns mit IHM nicht alles gegeben haben ???

      Römer 8 …31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? 32 welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.…

      .. ich empfehle allen, die „shocking message“ von Paul Washer anzuschauen.
      Gibt es auf youtube.
      https://www.youtube.com/watch?v=S2CGcc5b-jg

      GOTT ist zuallererst ein Heiliger Gott. Und es gibt nur einen Mittler, und es ist nur in einem Namen Heil: JESUS CHRISTUS.
      Und Heiligkeit und Ehrfurcht sind nicht mehr optional, denn die Welt ist auf Rausch getrimmt. Vor allem die Jugend.
      Und so denkt man, dass man die Jugend nur durch Rausch und Events einfängt.
      Und führt sie geradewegs auf den Weg in die Hölle.

      Und wie heisst es in Hebräer: Schrecklich ists, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

      http://www.auftanken.de/bl_andachten/2012-02-29/

    3. Also – Herr Merl – dieses „Mehr“ … Wenn sie es schon biblisch rechtfertigen wollen…Wer sagt denn, dass es um Lebensqualität geht – sprich – sich befriedigt zu fühlen o.ä. .. ? Vesuchen sie dieses „Mehr“ doch mal, mit dem Begriff „Wahrheit“ oder „Erkenntnis“ zu ersetzen. Spätestens dann befinden sie sich wirklich am Beginn einer gesellschaftlichen Veränderung – oder eben dort, wo die biblische Botschaft anfängt, Hoffnung zu machen.

      Seien wir doch ehrlich – wenn sich jemand gut fühlen möchte – dann braucht er keine „Mehr“ dazu.. Wenn aber jemand nach der Wahrheit strebt – kann er mit einer „Mehr“ in diesem Sinne nichts anfangen – denn er soll sich ja gut fühlen und nicht mehr – oder ?

    4. … im übrigen dürfen auch sie sich entspannen – Herr Merl. Warum sollte Gott einen Menschen für etwas richten, was dieser nicht zu verschulden hat ? Wenn sie „mehr“ erwarten, als nämlich die Liebe, dann fragen sie sich, ob das nicht Eitelkeit ist.

  2. Lieber Herr Merl,

    Ihren Schlusssatz verbuche ich unter „nicht satisfaktionsfähig“, da er ad personam klotzt – indes: Sie weichen meiner Frage aus und tun Ihrerseits etwas ab, das nicht aus vernachlässigbaren „intellektuellen“ Gründen im Raum steht, sondern aus den legitimen Gründen, die ein Mensch, der eben nicht nur aus Mangelgefühlen heraus suchend ist, sondern eben eine für die Ewigkeit geschaffenen Verfasstheit aufweist, hat.
    Ich habe ja nicht bestritten, dass in Hartls Grundanliegen ein wahrer Kern sitzt.
    Sie sollten genau lesen, was ich schreibe!
    Auch bin ich die letzte, die sich einfach nur auf tradierten Meinungen ausruht – auch sie waren allzuoft irgendwann man eine „opinio nova“, auch wenn die Kirche so tut, als sei das alles immer geglaubt worden. Gerade ich forsche viel herum und sehe doch relativ scharf, dass vieles von dem, was wir heute als so scheinbar „unumstößliches Glaubensgut“ ansehen, zeitbedingte Interpretationen sind, die die Kirche und das Abendland letztendlich an einen Abgrund geführt haben. Werke wie die von Giorgio Agamben führen uns das ja mit erschreckender Unabweislichkeit vor Augen. Die Strategie der Kirche schon im 14./15. Jh und massiv dann im 16. Jh (und danach im Rahmen ihrer beweihräucherten „Reform“), ganz einfach alle Fragen zu verketzern und das Bücherlesen zu verbieten, hatte eine verheerende Wirkung. Sie sollten sich überlegen, ob Ihre Abwehr der intellektuellen Fragen nicht dieser Index-Tradition folgt – freilich unbewusst! Natürlich hatten die Frager nicht immer Recht und die Kirche nicht immer unrecht – so einfach ist es nicht, aber die Kirche forderte gewaltsam Zustimmung zu ihren Konstrukten ein. Das taten die Frager zunächst jahrhundertelang nicht, ahmten aber, nachdem viel Blut geflossen und eine schreiende Ungerechtigkeit geschaffen worden war, die Kirche in ihrem Verhalten schließlich nach. Das zeigte sich schon im 30jährigen Krieg und setzte sich fort in den Revolutionen (v.a. 1789 – die Guillotine als verfremdete Abbidung der Scheiterhaufen, die sich rühmte, beim Ermoden wenigstens „human“ vorzugehen und nicht – wie die Kirche – die Menschen auch noch grausam zu quälen). Im Ergebnis aber spielten nun eben andere „Kirche“ und forderten totale Zustimmung zu ihrer Ideologie unter Flüchen und Morden.

    Dennoch ist es nicht bloß eine intellektuelle Frage, ob es um ein „MEHR“ geht oder ein „aliud“. Ihr Beispiel vom Wasser zeigt es doch:
    Wollen wir ein „MEHR“ an verdorbenem Wasser oder brauchen wir FRISCHES Wasser, also das „aliud“?
    Und vor allem: woher wissen wir, was wir suchen, wenn wir es nicht kennen?
    Mit dem Begriff „MEHR“ geht man daran entschieden vorbei und täuscht die Menschen.
    Ich war selbst schon auf einer „MEHR“ und weiß, dass es dort nicht um ein „aliud“ geht, sondern nur ein einfaches, irdisches MEHR. Im Prinzip wird dort Politik betrieben und viel Psychologie, und es wird viel Geld gemacht. Es ist so etwas wie eine spirituelle Disko mit totlaitärem Anspruch.
    Wie wollen Sie einem, der nur psychologisch auf „mehr“ gepolt wird, klarmachen, was das „aliud“ ist, und dass es das „aliud“ ist, das er braucht, um sein Leben zu gewinnen, weil er es mit wenig oder MEHR verlieren wird? Das „aliud“ würde ihn unabhängig setzen, und genau das wollen die meisten nicht.

    Ihre unverschämte Abwehr meiner beiden Beispiele (Emmaus, Stephanus) entbehrt nicht nur der Kinderstube, sondern auch der Argumente:
    Ich gehe von dem aus, was die Apostelgeschichte über Stephanus berichtet und Punkt. Spekulationen über andere „geistliche“ Erfahrungen, die er gehabt haben soll, kann ich nicht tätigen – es fehlt die Information. Wir können darüber schlicht… nichts… sagen.
    Im übrigen müssten Sie wenigstens Gegenbeispiele für ein MEHR aus dem NT anbringen können, um mich zu widerlegen.
    Das haben Sie aber nicht getan.
    Es weist auch die paulinische Erfahrung der Entrückung in den 3. Himmel in dieselbe Richtung, die ich bereits mit den beiden anderen Beispielen zeigen wollte. Johannes vom Kreuz wies auch darauf hin, dass Paulus sich fragte, ob er diese spirituelle Erfahrung „in seinem Leib oder außerhalb seines Leibes“ gemacht habe und fragt, wieso Paulus sich das fragt. Johannes v.K. antwortet darauf, dass es daran liegen mag, dass man in diesem irdischen Leib nicht „unaussprechliche“ Worte hören kann, sondern nur außerhalb des begrenzten, noch nicht verklärten Leibes.
    Der Mensch spürt zwar oder ahnt, dass er für andere Worte und andere Gestalten Ohren und Augen bekam („aliud“), aber er kommt dort nicht hin in diesem Äon, egal wie sehr er sich müht. Unser Unterpfand ist der Hl. Geist – aber der entrückt uns nicht aus diesem Leben, sondern durchwirkt uns ganz – übrigens auch intellektuell, wenn wir es wollen. Wir müssen dabei wohl kaum wie Baalspriester hin- un hergeschüttelt werden.
    Er (der Mensch) weiß ja alleine, dass die Endlichkeit ihn auf die Unendlichkeit hinweist, die Unendlichkeit aber auf andere Unendlichkeiten und alle zusammen auf das Ewige, dessen Abbild sie sind. Diesen Monat hat sich der 100. Todestag Georg Cantors (Mathematiker) gejährt. Er hat sich über diese Fragen intensive Gedanken gemacht.

    Eine Theologie, die meint, sie könne sich die Auseinandersetzung mit der gesamten menschlichen Geistespotenz sparen, liegt grundsätzlich falsch!
    Eine Erneuerung in den Gemeinden geht jedenfalls von der MEHR nicht aus. Wo also sollen die reichen Früchte sein?

  3. Liebe Frau Küble,

    vielleicht sollten Sie einfach mal Ihre Stereotypen hinterfragen. Nur so als Anregung.

    Liebe Frau Jüngling:

    Es geht doch immer darum, WAS man mit dem „mehr“ meint. Ich gebe Ihnen mal das Paradebeispiel einer „Mehrverheißung“ in der Bibel:

    „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh. 10, 10)

    Hungrig und durstig sein nach mehr Leben von Gott. Was kann daran schlecht sein? Erklären Sie es mir!

    Natürlich stellt sich dann die Frage nach dem WIE. Also danach, wie im Leben des Gläubigen Platz geschaffen wird für das „MEHR“ von Gott. Und da kommt diese Sache mit Selbstverleugnung usw. usf. ins Spiel. Die aber im Kern nichts Anderes ist als die Abwendung von einem „Ersatz-Mehr“, das nicht von Gott ist. Oder anders gesagt: Erst soweit wir loslassen, was nur Pseudoleben ist und Jesus im Gehorsam nachfolgen, können wir echtes Leben empfangen. Ich kenne keinen einzigen Vortrag von Herrn Dr. Hartl oder in den Mehrkonferenzen, der das in Frage stellt.

    Schönen Tag noch.

    1. Ich gebe Ihnen auch eine Anregung:

      Ist die „Überfülle“ des Lebens, das Gott uns schenken will, „MEHR“ als die Segnungen des Lebens in Sünde?

      Als die Emmausjünger Jesus erkannten, sahen sie ihn nicht mehr…
      Als Stephanus starb – erst dann sah er den Himmel offen und den Sohn Gottes zur rechten Gottes stehen…

      Denken Sie sehr tief nach, so tief Sie können…

      Da Ihre Frau Mathematikerin ist, gebe ich Ihnen eine analoge Frage aus der Mathematik, die die Problematik vielleicht verdeutlicht:

      Ist das „Ewige“ einfach eine Aneinanderreihung von Endlichkeiten ohne Schlusspunkt und damit das „Unendliche“, oder handelt es sich um eine ganz andere Seinsebene, die wir hier (im Glauben) noch nicht erkennen können, dann im Himmel aber schon (im Schauen)?

      Denken Sie nach, das ist eine ernsthafte und sehr tiefe Frage, von der Dr. Hartl, soweit ich sehe, nicht einmal von ferne erfasst, dass hier eine Problematik besteht. Er ist sehr plump in der Kategorie sündhafter Perspektive, die er korrigieren will. das finde ich zwar grundsätzlich richtig,aber der zweite Schritt, diese Seligkeit, für die uns hier noch das Vermögen fehlt, spürbar zu machen, kann nur ins Gegenteil umschlagen.

      Dass die Kirche selbst denselben Fehler gemacht hat in vielem Ähnlichen, bestreite ich ja nicht…(falls Sie darauf hinauswollen sollten).

      1. Liebe Frau Jüngling,

        für einen essentiellen Hunger und Durst nach „Mehr“ von Gott sind intellektuelle Fragestellungen nicht geeignet. In der Sache selbst würde ich persönlich auch eher von einem „aliud“ sprechen, einer anderen Qualität, wenn es um Gottes Gegenwart und um die Offenbarung seiner Selbst geht im Gegensatz zu dem, was uns die Sünde scheinbar bietet.

        Ich hatte heute Gelegenheit einen Impuls zu Offenbarung 21,6 in einer ökumenischen Gemeinschaft zu halten. Deshalb bin ich gerade im Thema drin. Es geht dort um das Angebot des lebendigen Wassers an alle, die dürsten. Und natürlich fiel mir dazu die Szene Jesu mit der Samariterin und Jeremia ein, wo Gott sich beklagt, dass sein Volk Israel ihn, die Quelle des lebendigen Wassers verlassen hat und sich rissige Zisternen gegraben hat, die das Wasser nicht halten können.

        Der entscheidende Punkt auf der menschlichen Seite ist der Hunger und Durst nach Gottes spürbarer Gegenwart und der Kampf des Glaubens, der die Täuschungsangebote des Feindes von sich weist und alles von Gott in Christus erwartet.

        Zu meinen, man könne an dem Begriff „mehr“ irgendetwas von dem beurteilen, was die Menschen bewegt, die solche Konferenzen besuchen, ist in meinen Augen Unsinn. Dazu kommt noch, dass jemand der „Mehr“ erwartet, durchaus schon etwas von der selben Qualität erfahren haben kann, was eben bedeutet, dass der Gegenstand des „Mehr“ sehr wohl geistlicher Natur sein kann. Wer freilich von vornherein alles als schwarm- und zeitgeistig abtut, der zeigt sich an einer differenzierten Sicht nicht interessiert.

        Die Emmausjünger und Stephanus sind auch nicht schlechthin DIE Blaupause für geistliche Erfahrungen im Neuen Testament. Man kann sich natürlich immer die Beispiele heraussuchen, die einem zu Pass kommen. Mal abgesehen davon, dass Sie doch gar nichts über weitere geistliche Erfahrungen des Stephanus zu dessen Lebzeiten wissen. Man sollte auch nie der Versuchung erliegen, sich den eigenen Mangel schön zu reden.

  4. Wenn ich mich richtig erinnere, war eines der von Pius X. in der Enzyklika „Pascendi“ genannten Merkmale der Modernisten, dass sie glaubten, eine religiöse Erfahrung gemacht zu haben anstatt gläubig und gleichzeitig mit Verstand den Glaubens-Aussagen zuzustimmen. Ich formuliere jetzt auf die Schnelle, ohne Zeit zum Nachprüfen, erinnere mich aber an einen dementsprechenden Absatz.

    1. Das stimmt zwar, nur hat Pius IX. offenbar gar nicht realisiert, dass in einer gewissen Weise diese „Modernisten“ (wobei er das als pauschalen Hetzbegriff für höchst unterschiedliche Phänomene anwandte, was selbst bereits eine irrationale Verhaltensweise seinerseits war…immerhin hatte die Kirche davor stets genaue Phänomene eingegrenzt, die sie verurteilen zu müssen meinte…immerhin! Mit Pius X. geschah ein Einbruch geistigen Niveaus, dessen Ausmaß viele noch nicht begriffen haben) ein Problem aussprachen, das von Anfang an bestand:

      Die „Zeugen“ unseres Glaubens waren ja keine Leute, die verstandesmäßige Beweise vorlegen konnte. Sie bewiesen nicht, sondern sie waren Zeugen in großer Vollmacht! Sie bezeugten, was sie selbst erfahren hatten!
      Im Gegenteil also – ein großer Teil der Auseinandersetzung zwischen Juden und Jesus bestand bereits in der Irritation des Verstandes der Juden. Paulus: „den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit“…und merke nun, was kommt: „denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“. Und ein großer Teil des Glaubens verkündete Dinge, die den Verstand geradezu beleidigten und entlarvten als eine aufgeblasene Funktion menschlicher Verblendung.

      Die Kategorie der „Kraft“ und der „Weisheit“, die Christus gem. Paulus darstellt, ist immer eine Brüskierung des sündhaften Verstandes! Der „Friede Gottes“ ist nun mal lt. Schriftwort „höher als alle Vernunft!“. Ob es der Kirche nun passt oder nicht. Die „Erleuchtung“ des persönlichen Verstandes jedes einzelnen Gläubigen bleibt demgegenüber tatsächlich ein Geheimnis und kann nicht durch die pharisäische Kette von Befehl und Gehorsam gelöst werden, den die Kirche sich bald zu eigen machte und darum zurückfiel in die Irrtümer der verblendeten Synagoge. Es wäre der Hl. geist gewesen, der erleuchtet UND verbindet zum leib Christi – nicht eine hierarchische Decke von Glaubensanweisern, die verhindert, dass der Himmel, nach oben hin offen bleibt. Ja, diese Hierarchie behauptete einfach, dass sie dieses „Rohr“ in den Himmel sei und behinderte damit das freie Wirken Gottes in den Herzens, weil sie leugnete, dass er auch ohne sie wirken könne. Und das widerspricht der Schrift eklatant!

      Man muss es anders herum sehen: Jahrhundertelang gaukelte die Kirche den Menschen vor, man könne mit dem Verstand den Glauben erklären. Steht in der Schrift: „Es sollen nicht viele lehren“, weil eben das auch das größte Übel der Verwirrung erzeugt, hechelte man geradezu danach, zu lehren – mit dem erkennbaren Ergebnis der Verwirrung… Sie verstieg sich in ein gigantisches Gebäude, höher und immer höher, bis eines Tages Gott zuließ, dass ein paar einfache, aber hochintelligente Menschen einfache Fragen stellten und einen großen Teil dieses babylonischen Gedankenturms zum Einsturz brachten. Jeder, der ein bisschen denken konnte, begriff, dass die Kriche Dinge behauptet hatte, die man zwar prinzipiell im Glauben immer und in der Kraft des Hl. Geistes auch überzeugend und gewiss bezeugen kann, NICHT aber verstandesmäßig grundlegen und darum auch niemandem abzwingen kann.

      Die sog. „Modernisten“ suchten daher einen Weg aus der Falle und zogen sich drauf zurück, dass das Überlieferte auf eine unbekannte Art in den Herzen zur „Erfahrung“ wird und dies real sei.

      Die Kirche antwortete darauf mit einer Absurdität, die eigentlich so irre ist, dass es die Züge einer Komödie trägt. Sie verlangte eine noch größere Irrationalität als Antwort: der Gläubige muss sich vollkommen der „Erfahrung (Meinung)“ der Kirche überlassen, ohne irgendetwas infrage zu stellen und sei dann auf der sicheren Seite. Er muss sowohl sein gewissen als auch seinen Verstand der „lehre“ der Kirche bzw des aktuellen Papstes überlassen und muss auf jegliches eigene Urteil verzichten (Ignatius). Die Gewissheit dieser „wahren Erfahrung des Glaubens der Kirche“ (ich nenne das mal so) läuft am Punkt Omega des Papsttums zusammen. Bereits im 14./15. Jh benannten gläubige Männer und Frauen diesen denkerischen Irrsinn – ihr Ende war auf dem Scheiterhaufen (Hus, Marguerite Porete u.a.).

      Damit stellte sich die Kirche als die Supermodernistin bloß… und war so beschränkt, dass sie das philosophische Problem nicht einmal erkannte. es ist das klassische Splitter- und Balkendrama. natürlich haben solche kritischen Geister nicht in allem Recht 8wie auch, wo wir doch alle nur Sünder sind), aber ihre Irrtümer wiegen leicht, weil sie niemanden gezwungen haben, ihre Irrtümer als „Wahrheit“ anzunehmen, sondern meist nur ein Frage stellten oder ein Angbeot formulierten.

      Ich raufe mir die Haare über all dem – aber halten kann ich es nicht.

      Die mehr oder weniger tapsende Suche vieler im hausgemachten Chaos der Kirche nach einer persönlichen Inspiration durch den Hl. Geist als der wahren Kraft Gottes in Christus ist ja nicht völlig irrig – im Gegenteil, nur überwindet sie die veräußerlichte kirchliche Sicht nicht, sondern verstärkt sie noch. Auch das also ein Irrweg.
      man kann sagen, dass insgesamt schlicht und einfach…. zu wenig GEDACHT wird.
      Ein Paradox.

  5. Alleine der Name der Konferenz spricht für sich: „MEHR“, man will mehr, wie all die Typen, die nicht genug bekommen in diesem Leben und von einer skrupellosen kapitalistischen Wirtschaft schamlos für ein ständiges „MEHR“ ausgebeutet werden und sich wie betäubt ausbeuten lassen.

    Ist ein Leben in Christus nicht sogar ein „WENIGER“?

    Sagte Paulus nicht, man solle nicht nach höheren Dingen streben, sondern das Niedrige suchen?

    „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wirds gewinnen.“
    Und ich glaube, damit war nicht zuerst ein konkretes Ermordetwerden für Christus gemeint, sondern eine Haltung, die dieser Welt abstirbt – AUCH DIESER GEISTLICHEN Welt frommer Blasengel, „Beter“, „Seher“ und „Heiliger“.

    Ob man gut beraten ist, sich dann nur auf die Kirche als „Ausspenderin der Sakramente“ zu verlassen?
    Auch das ist im Grunde ein Vorläufer dieses „MEHR“.
    Die Kirche hat genau dasselbe betrieben wie diese Enthusiasten – sie hat die Leute gedrängt, möglichst oft und häufig die Sakramente zu suchen, ja, oft sogar mit Psychoterror… und impfte ihnen Angst ein, wenn sie das nicht täten, würden sie aus dem Dunstkreis der „Gnaden“ wegrutschen.
    Ich plädiere hier für eine ehrliche Analyse dessen, was dem Charismatismus zugrunde liegt: es ist nicht zuletzt eine falsche Lehre in der Kirche, die nach dem Motto „Viel hilft viel“, auch wenn es sinnlos war oder die Leute in Bigotterie trieb, mithilfe frommer Kitschdevotionalien dieselben affigen Gefühle erzeugte, auch wenn man dabei vielleicht nicht hintenüber kippte, und diesen typisch katholischen Aufziehvogel modellierte, der stundenlang in Demutspose Rosenkränze betet, je mehr, desto besser, auf Knopfdruck irgendwelche ideologischen Flsokeln ablässt, aber irgendwie seltsam geistlos ist, sobald man mal etwas nachhakt…und dass sich da schon vor Jahrhunderten vor lauter „MEHR“-Spannung aufgrund der sakramentalen „Gnaden“ Visionen und Delirien einstellten, Maria und Petrus erschienen und endlose Einsprechungen vornahmen, ja selbst Dogmen vom Himmel her befahlen, sollte niemanden wundern. AUCH DAS WAR BEREITS EINE FORM DES CHARISMATISMUS!
    Mit nüchternem Glauben hatte das schon lange nichts mehr zu tun.
    Nachdem der fromme Gefühlskitsch im 19. Jh einen Hype erlebte und anschließend mit großem marianischem Getöse zu Staub zerfiel, versuchte man mithilfe der Charismatik auf zeitgemäße Art, die zusammengeknickten Leute wieder aufzurichten: und siehe da, es klappt doch. Daher ist Rom immer dahinter gestanden…

  6. Auch mir spricht der Beitrag Frau Kübles aus der Seele.
    Wenn tatsächlich einige Teilnehmer, sofern sie bis jetzt kirchenfern eingestellt waren, glaubensmäßig „angeschubst“ wurden, so wäre das ja zu begrüßen.
    Doch kann das als rein gefühlsmäßig erlebte „MEHR“-Event helfen, im Fall des Falles schwierige, belastende Lebenssituationen zu bewältigen und glaubend und geduldig durchzustehen?
    Was bleibt, wenn keine Vorträge und keine fetzende Musik mehr zu hören sind und das Versinken in ein angenehmes Massengefühl vorüber ist?
    Trägt „MEHR“ auch dann noch?

  7. Vielleicht der Hinweis, dass in der katholischen Kirche alles seinen Platz haben sollte. Jesus hat es ja auch geduldet, dass ihm die Menschen mit Palmzweigen und Hosianna Rufe in Jerusalem begrüßt haben. Da war auch sicherlich zum größten Teil Schwärmerei im Spiel.

  8. Volle Zustimmung, liebe Frau Küble! Mir geht diese ganze Euphorie nur noch auf die Nerven… Und dann die wirklich ganz unmögliche Rede Kubys vom „jungen“ Hl. Geist… Das sind eindeutig keine guten Früchte der MEHR-Wirkungsgeschichte!
    M.E. sind wir Katholiken gut damit beraten, uns an die Kirche als Ausspenderin der Sakramente zu wenden und daraus unser Leben nach den Geboten Gottes in aller Kleinheit und Alltäglichkeit (!) zu meistern. Und hierbei ist eines ganz wichtig: Religon ist kein Gefühl, keine Emo-Bombe…, nein katholische Religion ist vom Verstand erkannte und vom Willen zugestimmte Hinwendung zum ewigen und allmächtigen Gott, die auch im Zustand der „Gottesferne“ durchträgt. Das haben uns durch die Jahrhunderte unsere Heiligen gezeigt: Rosa von Lima und Mutter Teresa sind hier nur zwei exponierte Beispiele solchen Durchtragens in der Trockenheit. Und an solchen Früchten können wir bis heute viel erkennen!

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