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"Zartbitter"-Chefin: "Sexueller Mißbrauch betrifft beide Kirchen gleich stark"

Ursula Enders: „Zölibatsdebatte ist im Sinne des Kinderschutzes kontraproduktiv“

Das Problem von Mißbrauchstätern in eigenen Reihen betrifft nach Meinung der Kölner Expertin Ursula Enders beide großen Kirchen in Deutschland in gleich starker Weise:
„Die evangelische Kirche hat sich lange Zeit in Sicherheit gewiegt und geglaubt, ‚bei uns doch nicht, das liegt ja am Zölibat`“, sagte Enders am gestrigen Donnerstag in Hamburg.
Das sei jedoch ein Mythos: „Missbrauch hat mit Zölibat wenig zu tun“, so die Vorsitzende der seit Jahrzehnten aktiven Beratungsstelle „Zartbitter“, einer bekannten Einrichtung in Köln, die sich gegen Mißbrauch an Kindern und Jugendlichen einsetzt.
Ursula Enders betonte, ihren Beobachtungen zufolge komme das Problem in der evangelischen Kirche nicht seltener vor. Nachdem diese aber lange die Augen vor dem Thema verschlossen habe, würden jetzt verstärkt Fälle in protestantischen Einrichtungen bekannt.
Die Therapeutin äußerte sich bei der Fachtagung „Missbrauch in Institutionen“ der evangelisch-lutherischen Kirche in Hamburg.
Quelle: Radio Vatikan

Ergänzend hierzu folgen Äußerungen von Ursula Enders
aus ihrer Stellungnahme (veröffentlicht am 15. März 2010)
speziell zum Dauerbrenner Zölibat:

„So kritisch man dem Zölibat gegenüberstehen mag, die breite Erfahrung von Zartbitter entlarvt die Reduzierung der Täterschaft auf zölibatäre katholische Priester als Mythos, der zu einer grundlegenden Vernachlässigung eines ausreichenden Schutzes von Mädchen und Jungen vor sexuellen Grenzverletzungen führen kann.

  • Eine allzu einseitige Diskussion über das Zölibat lenkt ab von dem großen Ausmaß der sexuellen Ausbeutung von Kindern in Schulen, Einrichtungen der Jugendhilfe, Sportvereinen, kommerziellen Angeboten für Kinder und Jugendliche (Ballett, Ferienreisen, Musikunterricht).
  • Folglich ist die mit großer Heftigkeit geführte aktuelle Diskussion über das Zölibat im Sinne des Kinderschutzes kontraproduktiv.
  • Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften (zum Beispiel der evangelischen Kirche, den Zeugen Jehovas, dem Islam) verkünden häufig mit einem trügerischen Seufzer der Erleichterung: „Bei uns sind die Geistlichen verheiratet und unsere Kinder somit vor Missbrauch durch Geistliche sicher“.  – Derart „naive“ Gläubige werden nicht selten mit der bitteren Realität konfrontiert, dass ein vermeintlich ungefährlicher, heterosexuell lebender Geistlicher oder Laienhelfer Mädchen und/oder Jungen missbraucht hat!
  • Die Beratungsarbeit von Zartbitter Köln in den letzten 25 Jahren hat deutlich gemacht, dass auch der Missbrauch innerhalb kirchlicher Institutionen vorrangig von heterosexuell lebenden Tätern und Täterinnen verübt wird, die sich in kirchlichen Institutionen als Gemeindereferenten, Diakone, Gruppenleiterinnen, Jugendbetreuer, jugendlichen Messdienerführer, Koch auf Ferienfreizeiten etc. engagieren.“

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