Von Stefan P. Teppert
Im September 1953 wurde Dr. Herbert Czaja über die Landesliste Baden-Württemberg in den Deutschen Bundestag gewählt. 37 Jahre lang war er ununterbrochen Abgeordneter der CDU/CSU-Fraktion.
1983 und 1987 wurde er mit über 46 % der Erststimmen im Stuttgarter Wahlkreis Nord direkt gewählt. Nie zuvor war dieser Wahlkreis von der CDU bei Bundestagswahlen erobert worden.
Herbert Czaja (siehe Foto) entfachte eine umfangreiche publizistische Tätigkeit, auch schon in der Zeit als Stuttgarter Stadtrat (1947 – 1953).
Neben Beiträgen für Tages- und Wochenzeitungen sowie Sammelwerken veröffentlichte er zahlreiche Einzelschriften. In dem wegweisenden und vielbeachteten Taschenbuch „Ausgleich mit Osteuropa. Versuch einer europäischen Friedensordnung“ (Seewald-Verlag, Stuttgart 1969 u. 1979) legte er seine Vorstellungen von einer europäischen Friedensordnung dar, die auf einem europäischen Volksgruppenrecht gründet.
Siehe hierzu diese Besprechung vor drei Jahren: https://christlichesforum.info/herbert-czaja-zum-ausgleich-mit-osteuropa-und-dem-versuch-einer-friedensordnung/
Rückblick und Vermächtnis zugleich ist sein Buch „Unterwegs zum kleinsten Deutschland? Marginalien zu 50 Jahren Ostpolitik“ (Knecht-Verlag, Frankfurt a. M. 1996), in dem Czaja nachdrücklich für die Aufnahme Polens in die NATO eintritt und als Gegenleistung den „Ausbau des Volksgruppenschutzes auch für Deutsche“ fordert (S. 913) samt dem Recht auf deutsche Schulen.
Inzwischen hat Frau Dr. Evelyne Adenauer (geb. im oberschlesischen Groß-Strehlitz) den anspruchsvollen Text von „Ausgleich mit Osteuropa“ ins Polnische übersetzt.
Vorläufig ist diese Übersetzung nachzulesen bei www.kulturstiftung.org/30782-2
Eine Antwort
Dr. Herbert Czaja habe ich noch persönlich erlebt. Er war ein sehr kluger und auf Ausgleich bedachter Mann – ein gläubiger Christ. Anfang der 1990-er Jahre meinte er zu Beginn einer Tagung in Berlin-Hohenschönhausen, der ehemaligen Stasi-Zentrale: „Erich Mielke hätte sicher nie gedacht, dass ich einmal hier auf seinem Sessel sitze. Und ich auch nicht.“ Möge die Übersetzung seines Buches ins Polnische weite Verbreitung finden und zum Abbau der Vorurteile beitragen. Polen steht die Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels seiner Geschichte – der millionenfachen Vertreibung und Enteignung aller Deutschen – noch bevor.