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8. September: FEST der Geburt Mariens

Von der „Goldenen Pforte“ und anderen Legenden

Der heutige Festtag erinnert an die Geburt der Gottesmutter, aus derem Leib später unser Erlöser, das Heil der Welt, die menschliche Natur angenommen hat, empfangen vom Heiligen Geist. Dieses Glaubensgeheimnis bezeichnet die Kirche als „jungfräuliche Empfängnis Christi“ –  oder kürzer auch Jungfrauengeburt genannt. mutter-anna

Wie sich aus Gesprächen selbst mit glaubensfesten Katholiken, die seit Jahrzehnten treue Kirchgänger sind, immer wieder zeigt, wird nicht nur die „Unbefleckte Empfängnis“ oft mit der jungfräulichen Empfängnis Christi verwechselt.
Manche Gläubige meinen sogar, das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis der Madonna beinhalte die Lehre, daß Maria nicht auf natürlichem Wege gezeugt worden sei, sondern  – ebenso wie Christus  – jungfräulich empfangen.
Noch vor wenigen Tagen sagte mir dies eine marienfromme Frau, wobei sie sich gleichzeitig selber etwas darüber wunderte, denn die Ehe sei doch heilig und eine natürliche Befruchtung von daher ja „eigentlich“ kein Problem.
Sie berief sich aber auf die Geschichte von der „Goldenen Pforte“. Ich erklärte ihr, daß es sich hierbei lediglich um eine Sage handelt, die in der Heiligen Schrift nicht überliefert ist, sondern aus apokryphen (nicht-kanonischen, kirchlich nicht anerkannten) „Evangelien“ stammt.
Dabei sollen sich Joachim und Anna  – die Eltern Mariens  –  unter der Goldenen Pforte in Jerusalem begegnet sein, was aber nicht bedeuten muß, daß sie dort eine wunderbare Empfängnis erlebt haben. Vielmehr hätten sie wohl, so will es jene Geschichte verdeutlichen, über eine Engelsbotschaft gesprochen, welche ihnen die Empfängnis Marias ankündigte.
Selbst die Namen Joachim und Anna sind biblisch nicht erwähnt, sondern entstammen Legenden aus frühchristlicher Zeit. Es spricht aber nichts dagegen, daß diese Information zutrifft, zumal sie immerhin dem 2. Jahrhundert entspringt. 011_7A

Eine Verehrung der Mutter Anna bzw. der Eltern Mariens ist erst im Laufe der späteren Kirchengeschichte entstanden, vor allem im Spätmittelalter hinsichtlich eines speziellen Anna-Kultes. Diese Verehrung hat sich zumal in Schlesien stark ausgebreitet, wobei vor allem der Wallfahrtsort auf dem Annaberg große Bedeutung erlangte. 
Die Kirche geht also von einer normalen ehelichen Empfängnis und Geburt Mariens aus. Auch die Erzählungen, wonach Maria im kindlichen Alter als Tempeljungfrau nach Jerusalem gebracht worden sei, sind nicht nur legendär, sondern schlicht unsinnig. Es gab im Judentum grundsätzlich keine Tempeljungfrauen oder kleine Mädchen, die im Tempel „erzogen“ wurden. Daran ändern auch allerlei „Privatoffenbarungen“ und diverse Visionen nichts.

IMMACULATA: Maria als Erst-ERLÖSTE des Neuen Bundes

Das Dogma von der „Unbefleckten Empfängnis“ (Maria Immaculata) hat nichts mit einer jungfräulichen Empfängnis Mariens im Leib ihrer Mutter Anna zu tun, zumal die Madonna auf natürlichem Wege das Licht der Welt erblickte.
Die Immaculata-Lehre besagt vielmehr, daß Maria durch eine besondere Gnadengabe Gottes bei ihrer Empfängnis von jedem Makel der Erbsünde bewahrt worden ist – und zwar (so heißt es im Dogma wörtlich) „im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers“.
Maria ist also eine Voraus-Erlöste, Erst-Erlöste und Voll-Erlöste durch Christus und für Christus.
Diese gleichsam „vollendete“ Erlösung und göttliche Begnadigung ermöglichte es ihr, als auserwähltes Geschöpf und „Magd des HERRN“ am Heilswerk Christi mitzuwirken. Die Mithilfe der Madonna „von Gottes Gnaden“ ändert freilich nichts daran, daß Christus unser alleiniger und vollkommener Erlöser und daß ER unser einziger Mittler zum Vater ist.
Die Geburt Mariens wird am 8. September gefeiert, das Immaculata-Hochfest genau drei Monate später, am 8. Dezember. Davon ebenfalls zu unterscheiden ist die jungfräuliche Empfängnis Christi, an welche die Kirche am Fest der Verkündigung des HERRN erinnert  – also am 25. März.

Kommentare

Eine Antwort

  1. Da ranken sich natürlich vor allem späte und fantastische Mythen um Maria. Ihre Kindheit und Jugend ist ein beliebtes Thema der bekannten Seherinnen (Maria von Agreda, Emmerick etc.). Und je mehr die Zeit verstreicht, desto atemberaubender werden die Stories. Das ist aber die eine Seite.
    Dennoch würde ich eine Tempel“jungfrauschaft“ nicht generell ablehnen für die damalige Zeit. Natürlich nicht im römischen Sinne einer Vestalin oder dergleichen…
    Aber selbst das NT beschreibt uns die Prophetin Hanna (lat. „Anna“) aus dem Stamm Ascher, die nach sieben Ehejahren verwitwet war und sich seither offenbar im Tempel aufhielt, um Gott zu dienen:
    „Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
    nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“ (Lk 2, 36f)
    Aus dieser Beschreibung geht eindeutig hervor, dass eine zölibatäre Lebensweise im Tempelbezirk für Frauen sehr wohl möglich war. Das war sicher keine institutionelle „Tempel“-Lebensform. Zumindest scheint das so – andererseits muss man überlegen, ob es zulässig war, dass sich Leute im Tempel ohne offizielle Regelungen aufhalten konnten – da sind also viele Fragezeichen zu setzen, alleridngs in beide „Denkrichtungen“. Dieses Fasten und Beten der Hanna hatte mit Sicherheit auch einen rituellen Charakter und nicht bloß einen „selbstbestimmt“ persönlichen.
    Eine solche persönliche „Weihe“ oder informelle Ausrichtung hatte die Gottesmutter tatsächlich auch schon nach dem Protoevangelium des Jakobus aus der Mitte des 2. Jh.
    Damals stand man den tatsächlichen Zuständen im inzwischen geschleiften Tempel noch näher und eine blanke Erfindung solcher Möglichkeiten ist daher eher unwahrscheinlich. Immerhin hat die Kirche die Wahrheit dieses frühchristlichen Textes nie bestritten, sondern die ganze Zeit Informationen über die Gottesmutter aus diesem Text als real angenommen, unter anderem etwa die Namen von Marias Eltern, und nicht zuletzt stützt sich auch die Lehre, dass sie ein Jungfräulichkeitgelübde abgelegt hatte, auf diesen Text, weil daran nicht unwahrscheinlich oder unglaubwürdig ist und auch mit der biblischen Aussage Marias übereinstimmt, dass sie generell „keinen Mann erkennt“, nicht „noch“ nicht sondern, sondern im Präsens, was ebenfalls ein Hinweis auf ein Gelübde war, wenn auch undeutlicher als im Protoevangelium des Jakobus.

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