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BUCH-TIP: „Völkermord als Staatsgeheimnis“ von Dr. Alfred de Zayas

Rezension von Pater Lothar Groppe SJ

NS-Judenvernichtung als „Geheime Reichssache“: Wieviel wußte unser Volk?

Alfred de Zayas, Völkermord als Staatsgeheimnis. Vom Wissen über die „Endlösung der Judenfrage“ im Dritten Reich. Olzog-Verlag, München 2011, Hardcover, 208 S., 26,90 €, ISBN-10: 3789283290
Dem geschichtlich Interessierten ist der Name des amerikanischen Völkerrechtlers (Harvard) und Historikers (Göttingen) Alfred de Zayas vertraut. Nicht zuletzt wegen seiner verschiedenen Stellungnahmen als Sachverständiger im Bundestag für die Beurteilung von Desertion während des Krieges.

Deutsch: Prof. Dr. Dr. Alfred de Zayas Datum: ...
Dr. Alfred de Zayas

Prof. Dr. Alfred de Zayas scheut keinen Konflikt mit der political correctness, wenn es um Wahrheit und Gerechtigkeit geht. So kam sein Werk „nach mehr als 35 Jahren Forschung in amerikanischen, britischen, deutschen und schweizerischen Archiven, sowie Hunderten von Interviews mit Zeitzeugen und darüber hinaus einer kritischen Auseinandersetzung mit den Forschungsergebnissen anderer Wissenschaftler“ zustande (Klappentext).
Dem Verlag ist zu danken, dass er sich zur Veröffentlichung entschloß, obwohl mit heftigen Reaktionen von selbsternannten „Antifaschisten“ zu rechnen ist, sofern man sein Buch nicht einfach totschweigt.
Professor Doehring schreibt in seinem Vorwort, dass sein eigener Vater zeitweise Häftling im Konzentrationslager war und später im Untergrund überlebte, „diese Art der „Endlösung der Judenfrage“ vielleicht geahnt, aber doch letztlich nicht für denkbar gehalten und von ihr konkret nichts „gewußt“ hat.“ (S. 9)
Dem Verfasser geht es um die Frage, ob man von einer Kollektivschuld der Deutschen für die Judenmorde sprechen kann. Dabei stellt er klar heraus, dass der Massenmord ein historisches Ereignis ist, an dem man nicht rütteln kann. Es steht für ihn fest, dass der Führerbefehl Nr. 1 vom 11.1.1940 eine entscheidende Rolle bei der Geheimhaltung spielte. Desgleichen die berüchtigte Posener Rede Himmlers vom 4. Oktober 1943, in der dieser von der Notwendigkeit der „Endlösung“ sprach, für die das deutsche Volk aber noch nicht reif sei und worüber deswegen nicht gesprochen werden dürfe: „Zwei Schwätzer wurden erschossen“.
Es ist nicht allgemein bekannt, daß deutsche Soldaten, die sich Vergehen oder Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung zuschulden kommen ließen, hart bestraft wurden, selbst wenn es sich „nur“ um Plünderungen bei Juden handelte. Ein Batteriechef wurde deswegen zum Tode verurteilt. Ein Unteroffizier, der eine russische Familie ermordete, wurde samt seinen Helfern ebenfalls erschossen. (S. 23)
Einige jüngere Historiker behaupten, dass die Kriegsgeneration über den Holocaust Bescheid wußte. Daniel Goldhagen meint in seinem Machwerk „Hitlers willige Vollstrecker“ sogar, das deutsche Volk sei mit dem Holocaust einverstanden gewesen.
Professor Jäger schreibt in seinem Buch „Verbrecher unter totalitärer Herrschaft“, das Alfred de Zayas anführt: „Nur ein relativ kleiner Kreis von Eingeweihten durfte von ihnen (Vernichtungsmaßnahmen) Kenntnis haben; kein Presse- oder Wehrmachtsbericht erwähnte sie; im Unterschied zu den militärischen Siegen, die offen verkündet, gefeiert und von der Propaganda ausgewertet wurden, mußten die ‚Erfolge‘, die das Regime auf dem Gebiet des ‚Rassenkampfes‘ errang, absolut geheim gehalten werden.“ (S. 227)
Der Chef der Parteikanzlei, Martin Bormann, gab am 11. Juli 1943 einen Erlaß heraus, nach dem „im  Einvernehmen mit dem Führer (angeordnet wird), daß man bei einer öffentlichen Diskussion über die Judenfrage davon absehen soll, über eine Endlösung zu sprechen: Juden wurden zur Arbeit geschickt, en bloc und in angemessener Weise.“ (S. 33)
Zahlreiche Leserbriefschreiber weisen darauf hin, dass die Feindsender keinerlei Berichte über die Massenmorde an Juden brachten. Auch in unserer Familie wurde regelmäßig BBC gehört. Niemals kamen Berichte über Massenmorde.
In etlichen Feldpostbriefen berichteten deutsche Soldaten von Morden der SD-Einsatzgruppen. Es gibt auch einige Fotoaufnahmen von Judenerschießungen, die aber in der Presse nicht veröffentlicht wurden. „Tatsächlich war es strengstens verboten, Erschießungen zu fotografieren. Gerüchte machten vielfach die Runde. Aber glaubten die „Volksgenossen“ daran? War es nicht  Feindpropaganda? Die Älteren erinnerten sich, dass die Alliierten während des Ersten Weltkriegs die deutschen „Hunnen“ beschuldigten, belgischen kleinen Kindern die Hände abzuhacken. Waren Juden, die erschossen wurden, nicht womöglich Partisanen und Heckenschützen?
Der Reichspressechef erteilte am 11. Juni 1942 die generelle Weisung: „Veröffentlichungen über die Maßnahmen gegen die Juden sind  verboten.“ (S. 44)
In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde deutlich, daß die „Endlösung der Juden“ als geheime Reichsache eingestuft war. Hitler erließ am 11. Januar 1940 den „Grundsätzlichen Befehl“:
„Niemand: Keine Dienststelle, kein Offizier dürfen von einer geheim zu haltenden Sache erfahren, wenn sie nicht aus dienstlichen Gründen unbedingt davon Kenntnis haben müssen.“ –  Dieser Befehl wird in den Nummern 2 – 4 noch weiter präzisiert. (S. 189)
Hitlers ehemalige Sekretärin, Christa Schröder, schrieb: „Dieser Befehl war in allen militärischen Büros und Schreibstuben aufgehängt.“ (S. 48)
In seiner berüchtigten Posener Rede vom 4. Oktober 1943 über die „Judenevakuierung“ sagte Himmler u. a.: „Unter uns soll  es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie darüber reden… Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht  – das jüdische Volk wird ausgerottet ….. Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen und jeder hat seinen anständigen Juden …“
Mit diesem letzten Satz macht Himmler ungewollt deutlich, dass das deutsche Volk nicht antisemitisch war. Erinnern wir uns daran, daß der ehemalige Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Paul Spiegel, in seinem Buch: „Was ist koscher?“ vom „Volk der Täter“ spricht. (S. 301)
Hinsichtlich der Beurteilung von Generalfeldmarschall v.  Manstein erscheint dem Rezensenten die Sicht de Zayas doch etwas zu optimistisch. Der amerikanische Ankläger in Nürnburg, Telford Tayler geht davon aus, dass Manstein über die Verbrechen an Juden informiert gewesen sei. In dessen Befehl vom 20.11.1941 heißt es u. a.:
„Das jüdische-bolschewistische System muß ein für alle Mal ausgerottet werden… Der deutsche Soldat hat daher nicht allein die Aufgabe, die militärischen Machtmittel des Systems zu zerschlagen, er tritt auch als Rächer einer völkischen Idee und Rächer für alle Grausamkeiten, die ihm und dem deutschen Volk zugefügt wurden, auf.“  –  Verfasser dieses Befehls war der „braune General“, Feldmarschall v. Reichenau. Hitler war davon so begeistert, dass er ihn allen Befehlshabern zukommen ließ.
Dass der hochintelligente Manstein nicht seine Bedeutung  erkannt hätte, ist schwer nachzuvollziehen. Der deutsche Soldat müsse „für die Notwendigkeit der harten Sühne am Judentum, dem geistigen Träger des bolschewistischen Terrors …Verständnis aufbringen.“  –  Dass die „harte Sühne“ zum Massenmord an den Juden führen würde, mag sich dem Vorstellungsvermögen Mansteins entzogen, die „Eichmänner“ aber in ihrem Bewußtsein bestärkt haben, dass Befehl eben Befehl sei.
Es ist unbestritten, dass alle erwachsenen Deutschen, die von 1933 bis 1945 in Deutschland lebten, von der aggressiv antijüdischen Haltung der Machthaber wußten: „Deutsche, kauft nicht bei Juden!“  – Selbst in kleineren Ortschaften gab es Stürmerkästen mit Hetzparolen gegen Juden. 1938 kam es zur „Reichskristallnacht“, die aber von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung mißbilligt wurde. Daß 1941 der Judenstern eingeführt wurde, bekamen alle mit. Als im Lauf des Krieges zahlreiche Juden verschwanden, wurde dies mit Auswanderung erklärt. Später hieß es, sie kämen zum Arbeitseinsatz in den Osten.
Den zweifellos in weiten Teilen verbreiteten Antisemitismus kann man nicht einfach mit dem Massenmord gleichsetzen: „Judenverfolgungen hat es über Jahrhunderte hin in allen Staaten Europas gegeben; Pogrome haben sich vor allem in der Ukraine, Rußland und Polen im 19.und 20. Jahrhundert ereignet.“ (S. 87 f.)
Gerüchte über Tötungen und Massaker wurden bisweilen durch Feldpostbriefe und gelegentliche Äußerungen von Fronturlaubern bekannt. Bereits während des Nürnberger Prozesses wertete eine ganze Armee von alliierten Juristen die NS-Akten aus, „um die zentralen Fragen zu klären, wer, was wann über den Holocaust wußte.“ (S. 94)
Nach Befragung von über 150 Militärrichtern und zahlreichen Interviews mit führenden Offizieren und Diplomaten ergab sich ein eindeutiges Bild: „Die „Endlösung der Judenfrage“ war nicht nur geheime Reichssache  –  sie ist in der Tat weitestgehend  geheim gehalten worden.“ (S. 97)
Wenngleich man nicht Verbrechen von Deutschen und Verbrechen an Deutschen gegeneinander aufrechnen kann, muß man feststellen, dass die NS-Verbrechen als „deutsche“ Verbrechen in den Mittelpunkt historischer Erinnerung gerückt werden. Dagegen wird die Erinnerung an die zahllosen, an Deutschen begangenen Verbrechen zusehends minimiert oder historisch ausgeblendet. Die amtlich erfaßten Opfer der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa liegt bei über 2 Millionen Toten und Vermißten. Alfred de Zayas kommt auf ca. 3 Millionen (S.101)
Der vielleicht wichtigste jüdische Zeitzeuge, Viktor Klemperer, notierte am 2. April 1944 in seinem Tagebuch: „Einzeln genommen sind fraglos neunundneunzig Prozent der männlichen und weiblichen Belegschaft (in dem Betrieb, in dem er zwangsverpflichtet war) in mehr oder minder hohem Maße antinazistisch, judenfreundlich, kriegsfeindlich, tyranneimüde …Aber die Angst vor dem einen Prozent Regierungstreuer, vor Gefängnis, Beil und Kugel bindet sie.“ (S. 115 f.)
Aus der Rede Himmlers in Posen geht hervor, dass dieser dem deutschen Volk nicht traute, auch nicht der Wehrmacht und nicht einmal seiner SS. Als sich 1943 etwa 200 SS-Leute zur Front meldeten, weil sie die Belastungen bei der Durchführung von Judenmorden nicht mehr tragen konnten und einige bereits Selbstmord verübt hatten, lehnte Himmler dies wegen der Geheimhaltung ab. (S. 120)
Denjenigen, die in einem Rechtsstaat aufgewachsen sind und immer wieder mit dem Holocaust konfrontiert werden, ist es unbegreiflich, dass viele der damals in Deutschland lebenden Juden in einer Zeit, da es noch möglich war, nicht emigrierten. Es war ja unübersehbar, dass das Ausland Hitler hofierte, nicht nur, aber ganz besonders bei den Olympischen Spielen 1936.
Churchill schrieb am 12. November 1938 in der „Times“:
„Ich habe immer gesagt, dass wenn Großbritannien in einem Krieg bezwungen worden wäre, wir einen Hitler ausfindig machen müßten, um uns zu dem uns gebührenden Platz unter den Nationen zurückzuführen.“ (S. 131, Anm. Nr. 227)
Der ehem. amerikanische Richter im 11. Nürnberger Nachfolgeprozeß, Leon W. Powers, erklärte in seinem abweichenden Votum vom 14. April 1949: „Das Beweismaterial hat gezeigt, dass das Ausrottungsprogramm unter strengster Geheimhaltung gehandhabt wurde. Hitler wies Himmler an, die Aktion anlaufen zu lassen. Himmler suchte sich die Leute sorgfältig aus, die …die Ausrottung durchführen sollten und verpflichtete sie zur Geheimhaltung. (Es ging darum) …die Vorgänge vor dem deutschen Volk und allen, die nichts mit dem Unternehmen zu tun hatten, zu verbergen.“ (S. 146)
Heutige Anklagen von „Spätgeborenen“, warum die Menschen im Dritten Reich nicht mehr Widerstand geleistet  haben, ermangeln jeglicher Kenntnis der historischen Situation. Wer im „Tausendjährigen Reich“ öffentlich gegen das Regime protestierte, verschwand umgehend im Konzentrationslager, ohne den Verfolgten hierdurch helfen zu können.
Erstveröffentlichung dieser Besprechung in der Zeitschrift „Theologisches“ (Nr. 3-4/2012)

Kommentare

4 Antworten

  1. Der britische Premier Winston Churchill war auch Mitglied der freimaurerisch-zionistischen Paneuropa-Union – siehe auch „American Free Press“ nach Pat Buchanan und Dr. Paul Craig Roberts dazu und die Bücher von Gerhoch Reisegger und Israel Shamir und so weiter.
    „Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß dieser Krieg nicht gegen Hitler oder den Nationalsozialismus geht, sondern gegen die Kraft des Deutschen Volkes, die man für immer zerschlagen will, gleichgültig, ob sie in den Händen Hitlers oder eines Jesuitenpaters liegt.“
    A search on Google (on „not against Hitler“ +Churchill) shows on several sites: „This war is not against Hitler or National Socialism but against the strength of the German people, which is to be smashed once and for all, regardless whether it is in the hands of Hitler or a Jesuit priest.“ (Emrys Hughes, Winston Churchill, His Career in War and Peace p. 145) – Wutsje 23:40, 16. Feb. 2009 (CET)
    das Zitat steht unter anderem in „Churchill. Ein Mann in seinem Widerspruch“ von Emrys Hughes, 1959
    „Das unverzeihliche Verbrechen Deutschlands vor dem 2. Weltkrieg war der Versuch seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austauschsystem zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mehr mitverdienen konnte.“
    Winston Churchills „Biographie in 4 Bänden“

  2. Eventuell ist in diesem Zusammenhang auch das Buch des jüdischen Prof. Israel Shahak zum babylonischen Talmud und Talmudismus und Zionismus und der zionistischen Freimaurerei wie der fm.Paneuropa-Union interessant. Man findet zahlreiche Talmud-Zitate und Auszüge aus dem babylonischen Talmud und den Büchern von Prof. Israel Shahak auf zahlreiches Websites im Netz, auch als freie Online-Texte.

  3. Der Rezensent zitiert einen Kommentar von Churchill, den angeblich Prof. Zayas in seinem Buch auf S. 130 wiedergegeben hat. Dort steht aber dergleichen nicht. Ich kann diesen Kommentar im ganzen Buch nicht finden. Gibt es dafür eine Erklärung?

    1. Gutern Tag,
      das Zitat befindet sich im englischen Original und in der vom Rezensenten richtig zitierten deutschen Übersetzung auf S. 131 – bei den Fußnoten Nr. 227. – Die vorherige Quellenangabe „S. 130 f.“ habe ich nunmehr korrigiert.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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