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Der Regensburger Diözesan-Administrator stichelt gegen Glaubenspräfekt Müller

Dr. Gegenfurtners Aussagen beim Presseclub ließen „aufhorchen“

Am Donnerstag, den 22. November, tagte der Regensburger Presseclub mit Dompropst Dr. Wilhelm Gegenfurtner, der vom Domkapitel am 3. Juli 2012 zum Diözesan-Administrator gewählt wurde, also zum obersten Verwalter des Bistums, der in diesem Amt tätig ist, bis der Papst einen neuen Oberhirten von Regensburg ernennt.  0007

Dabei soll der Diözesan-Administrator  –  vereinfacht gesagt  –  nicht „gestalten“, sondern „verwalten“, also keine wesentlichen Änderungen vornehmen.

Die Wahl eines Bistumsverwalters wurde erforderlich, nachdem der Regensburger Bischof Dr. Gerhard L.  Müller von Papst Benedikt zum Präfekten der römischen Glaubenskongregation ernannt worden war.

Die Entscheidung des Domkapitels für Dr. Gegenfurtner erstaunte manche vor allem deshalb, weil er als eher liberaler Kirchenmann und insoweit als Gegner von Bischof Müller (siehe Foto)  gilt  –  und daher als Generalvikar vor einigen Jahren abtrat.   

Foto: Bischöfl. Presseamt Regensburg

Offenbar nutzt der 66-Jährige die jetzige Übergangszeit bzw. „bischofsfreie“ Phase, um ein paar Sticheleien in Richtung Erzbischof  Müller vom Stapel zu lassen.
Natürlich kann der Dompropst mit derlei Seitenhieben bei vielen Medienvertretern recht gut landen, weshalb seine Journalistenrunde vom vorigen Donnerstag in Presse, Funk und Fernsehen erwartungsgemäß positiv kommentiert wurde.
Mehrfach wurde Dr. Gegenfurtner hierbei auch als „Reserve-Bischof“ oder „Übergangsbischof“ bezeichnet.
Der Regensburger Presseclub selber titelte auf seiner Homepage wörtlich:
„Mehr als ein „Übergangsbischof“: Diözesanadministrator Dr. Wilhelm Gegenfurtner“

(Link: http://www.presseclub-regensburg.de/?page_id=12)

Natürlich ist der Domprobst kein Bischof (geschweige gar „mehr“ als ein Übergangsbischof)  – er wurde nie zum Bischof geweiht, sondern er leitet als Diözesan-Administrator für eine begrenzte Zeit die Bistumsverwaltung.

Ähnlich ungenau wie der Presseclub titelte auch die Mittelbayerische Zeitung: „Klare Worte vom Übergangsbischof“
(Siehe hier: http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=10008&pk=853054)
Sodann heißt es dort einleitend und andeutend:
„Im Trachtenjanker und ganz entspannt sitzt Dr. Wilhelm Gegenfurtner, der derzeitige Reservebischof von Regensburg, im Presseclub.  Nach dem Wechsel von Gerhard Ludwig Müller nach Rom ist Gegenfurtner vom Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt worden.
Man kann einen Zwischenraum gestalten und ein paar Akzente setzen, sagt Gegenfurtner über diese Aufgabe und lächelt vieldeutig. So wie noch oft an diesem Abend.“

„Nicht die Menschen müssen sich auf ihre Kirche einlassen…“

Außerdem berichtet die Zeitung über weitere Äußerungen des Bistumsverwalters:

„Nicht die Menschen müssen sich auf ihre Kirche einlassen, die Kirche muss sich auf die Menschen einlassen, so versteht Gegenfurtner den Glauben in der heutigen Zeit.“
Sollen sich die Menschen etwa nicht an Christus und seiner Kirche orientieren? Soll sich stattdessen die Kirche der Welt anpassen? 
Heißt es nicht ganz anders bei Paulus in Röm 12,2: „Paßt euch nicht dieser Welt an, sondern erneuert Eure Gesinnung und Euer Leben!“

Die Mittelbayerische Zeitung(-online) schreibt sodann:

„Der 66-jährige Geistliche liefert dafür im Laufe des Abends eine Reihe von Denkanstößen, die man in Teilen der Kirche als provokant betrachten dürfte. Frauen in Führungsfunktionen? Das ist ein Gebot der Stunde.“
Das Regensburger Wochenblatt berichtete ebenfalls von dieser Runde im „Presseclub“  (siehe hier: http://www.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/Der-Reserve-Bischof-bei-dem-der-Heilige-Geist-irrte;art1172,148159).
Das Blatt schreibt einleitend über Dr. Gegenfurtners Positionen:

„Offene Worte ließen aufhorchen“

„Heute spricht er das aus, was viele Menschen in Regensburg, ja in ganz Deutschland denken. Offene Worte, wie man sie im deutschen Klerus und in der Kirche insgesamt vermisst, ließen im Regensburger Presseclub aufhorchen.“
Auf die Journalistenfrage nach dem kirchlichen Arbeitsrecht bzw. einer Entlassung von geschieden-Wiederverheiraten erklärt der Diözesanadministator, daß er eine solche Maßnahme keineswegs mittrage.
Hierzu zitiert ihn das „Wochenblatt“ wie folgt:

„Ich habe als Studentenpfarrer vielfach erlebt, wie schwer es ist, eine Beziehung zu führen. Die Menschen versuchen es, scheitern manchmal – das kann man ihnen nicht vorwerfen“, sagt Gegenfurtner. Das Maß an Zustimmung im Saal ist groß.“
Den Beifall kann man sich leicht vorstellen. Offenbar unterscheidet der Bistumsverwalter jedoch nicht klar zwischen den (nur) Geschiedenen auf der einen und den geschieden-Wiederverheirateten auf der anderen Seite.
Das „Scheitern“ der Ehe bei Geschiedenen führt durchaus nicht zur Entlassung durch das kirchliche Arbeitsrecht, sondern vielmehr erst die Wiederverheiratung, weil dadurch das unauflösliche Eheband mißachtet wird, was biblisch eindeutig belegt ist.
Überdies ist die Ehe in der katholischen Kirche ein Sakrament und damit besonders geheiligt  – sie gehört sowohl zur Schöpfungsordnung Gottes wie auch zur Erlösungsordnung des HERRN, zumal die Ehe ein wirkmächtiges Sinnbild für die Liebe und Treue Christi zu seiner Kirche ist.

„Offene Spitze gegen Gerhard Ludwig Müller“

Zudem gab Dr. Gegenfurtner eim Presseclub zu verstehen, warum er unter Erzbischof Müller nicht Generalvikar blieb:
„Erstmals sagte er in der Öffentlichkeit, was der Grund für sein Ausscheiden aus diesem Amt war: „Eine Reform kann ich nur machen, wenn ich mit den Betroffenen in einen Dialog trete“, eröffnete Gegenfurtner eine offene Spitze gegen Gerhard Ludwig Müller, heute Präfekt der mächtigen Glaubenskongregation. Gegenfurtner spielte damit auf die Abschaffung des Diözesanrates an; Gerhard Ludwig hatte das Gremium per Dekret aufgelöst und durch zwei andere Gremien ersetzen lassen.“
Der Dompropst erwähnte anscheinend nicht, daß das damalige Vorgehen Bischof Müllers in Form und Inhalt kirchenrechtlich korrekt war, was damals vom Vatikan ausdrücklich bestätigt wurde.
Die Zeitung schreibt weiter: „Nicht diese Reform an sich hält Gegenfurtner für falsch, sondern das „Wie“:  „Er hat es angeordnet, das war das Schwierige.““
Wirklich? Was hätte Bischof Müller wohl sonst tun sollen?  – Wird nicht auch im Staat vieles „angeordnet“? Werden Steuerzahler etwa gefragt, wie hoch  –  oder besser gesagt: niedrig  –  sie sich ihre Abgabenlast wünschen?
Hätte der Diözesanrat vielleicht vorher gefragt werden sollen, ob er gleichsam seiner eigenen Selbstauflösung zustimmen möchte?
Immerhin bescheinigt Dr. Gegegenfurtner dem früheren Regensburger Oberhirten Gerhard L. Müller ein „heilsames Wirken“   – so etwa bei den „kirchlichen Schulen“, den bekannten Domspatzen usw…

Frauenweihe?  – „Theologische Debatte erst am Anfang“

Zum Thema „Priesterinnen“ positionierte sich der Diözesan-Administrator ebenfalls in einer Weise, die vielen Zeitgenossen angenehm in den Ohren klingt:

„Nicht direkt zur Ordination von Frauen wollte sich der Dompropst äußern, wohl aber dazu, was er von Frauen in kirchlichen Diensten hält: „Als Superior der Mallersdorfer Schwestern habe ich gelernt, wie viele Begabungen die Kirche nicht nützt!“  – Frauen als Priester, sagte Gegenfurtner, sei ein ganz anderes Thema. „Hier steht die theologische Debatte erst am Anfang.“
In Wirklichkeit ist die „theologische Debatte“ hierüber nicht etwa „erst am Anfang“, sondern seit 2000 Jahren zu Ende  –  und zwar mit Recht, denn aus der Heiligen Schrift und der apostolischen Überlieferung (Urkirche) läßt sich ein Ja zur Frauenweihe nicht begründen.
Die Bibel kennt keine Priesterinnen  –  bzw. nur in Form der Abgrenzung, nämlich gegenüber den heidnischen Priesterinnen des Altertums:
Im Alten Bund  – bei den Israeliten, dem Volke Gottes   – gab es zwar Prophetinnen (z.B. Hannah, Miriam) und Heldinnen bzw. Retterinnen (Esther, Judith), zudem ranghohe Richterinnen bzw. Volksführerinnen wie Deborah, aber keine einzige Priesterin. Daran hat sich im Neuen Bund nichts geändert – und das ist auch gut so.

Dr. Gegenfurtner äußerte sich beim Presseclub auch darüber, wie er sich den neuen Oberhirten von Regensburg vorstellt:
„Der Dompropst, der zusammen mit neun Mitbrüdern aus dem Domkapitel eine Liste mit Vorschlägen an die Bischofskongregation schickte, hat aber klare Vorstellungen von einem Kandidaten: „Ich hoffe, dass der Papst einen Bischof ernennt, der offen mit Menschen umgehen kann, der lange pastorale Erfahrungen hat und der die Zeichen der Zeit erkennt, um die Menschen zu erreichen“, beschrieb Gegenfurtner sein Bild von einem Bischof.“
Zudem berichtet die Zeitung:
„Moderator Gerhard Schiechel hatte sich ein nettes Spiel einfallen lassen. Gegenfurtner sollte auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, welche Eigenschaften ihm wenig wichtig (1) oder sehr wichtig seien (10 Punkte)
Rückgrat vor Rom? „Zehn!“  –   Sinn für Karriere? „Eins!“   –  Kontinuität im Wirken von Gerhard Ludwig Müller? Gegenfurtner schmunzelt: „Diese Frage überspringen wir!“
Also die höchste Punktezahl für „Rückgrat“ vor Papst und Vatikan.
Um gegenüber Rom „Rückgrat“ zu zeigen, braucht es freilich heutzutage kein wirkliches Rückgrat. Vielmehr darf man sich des Beifalls der veröffentlichten Meinung sicher sein  –  wie sich bei diesem Presseclub-Termin sichtlich bewahrheitete.

Ist Papst Benedikt ein „Rückschritt“?  

Auf die Journalistenfrage, ob der gegenwärtige Papst ein „Rückschritt“ sei, heißt es im Wochenblatt:
„Gegenfurtner überlegt lange. „Ich habe es schon mit Befremden zur Kenntnis genommen, dass Benedikt den Stab Pauls VI. abgelegt hat. Der sollte ja dafür stehen, dass der Papst den Armen nahe steht.“   –  Paul VI. hatte das Vatikanum weiter geführt und gleichzeitig die Tiara, die dreifache Papstkrone, abgelegt. „Da wird mancher Thron wieder hervorgeholt, der längst vergessen war“, sagt Gegenfurtner, sichtlich bedrückt. „Aber andererseits ist dieser Papst ein klarer Deuter des Konzils. Ich weiß es nicht. Ich kann das geschichtlich nicht einordnen.“
Wie immer der Dompropst das Pontifikat von Papst Benedikt „geschichtlich einordnet“ oder auch nicht  –  der Papst wird es möglicherweise auch „einordnen“, was der Bistumsverwalter der Journalistenrunde hier inhaltlich präsentiert hat  –  und möglicherweise noch in diesem Jahr einen neuen Oberhirten für die bayerische Diözese einsetzen.

Mitunter dauert die Ernennung eines neuen Bischofs ein Jahr oder gar länger.  In diesem Fall wäre es – wie ich meine  – zu wünschen, daß recht bald ein prinzipienfester  Hirte als Nachfolger von Bischof Müller ernannt wird, damit das Bistum Regensburg glasklar auf der Spur des Glaubens bleibt, statt auf dem Sand des Zeitgeistes auszurutschen.
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Fotos: Bischöfliches Presseamt Regensburg

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