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Die Familien-Synode in Rom ist mit den Folgen der „Sexuellen Revolution“ konfrontiert

Mathias von Gersdorff

Vom 5. bis zum 19. Oktober 2014 wird im Vatikan eine Bischofssynode unter dem Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ stattfinden. Solche Synoden sind nicht ganz außergewöhnlich, und so nimmt die große Öffentlichkeit meist wenig Notiz von ihnen. Bildungsplan-Demo-1.2.1448b

Diesmal ist es anders: Der deutsche Kardinal Walter Kasper hielt vor der Versammlung der Kardinäle (Konsistorium) am 20. und 21. Februar 2014 in Rom eine Ansprache, die den Diskussionsrahmen abstecken sollte.

Er regte an, darüber nachzudenken, ob man wiederverheiratete Geschiedene zum Empfang der Kommunion zulassen sollte. Seitdem ist eine hitzige Diskussion im Gange. Es haben sich mehrere Meinungsströmungen gebildet, die völlig konträre Ansichten vertreten.

Für einen Nicht-Katholiken mag diese Debatte schwer verständlich sein, doch für Katholiken geht es um einen essentiellen und seit vielen Jahrhunderten und in vielen gewichtigen kirchlichen Dokumenten eigentlich geklärten Punkt der katholischen Lehre.

Wiederverheiratete Geschiedene leben nämlich entsprechend der katholischen Morallehre in fortlaufendem Ehebruch und somit in einem öffentlichen Zustand der schweren Sünde. Dieser Umstand schließt sie vom Empfang der Kommunion aus. Eine Änderung dieser Praxis würde einen schwerwiegenden Bruch mit der traditionellen Lehre bedeuten.

Nicht Kirche, sondern Popkultur ist bestimmend

In der Synode geht es aber nicht nur um die Frage der Kommunion. In diesem Aspekt verdichtet sich im Grunde eine viel umfassendere Problemstellung: Wie soll die katholische Kirche mit der Tatsache umgehen, daß eine große Zahl der Gläubigen die Ehe- und Familienlehre der Kirche nicht kennt oder zumindest nicht verinnerlicht hat? DSC05485

In kaum einem anderen Bereich läßt sich so deutlich feststellen, wie stark der Einfluß, die moralische Autorität und die Gestaltungskraft der katholischen Kirche abgenommen haben.

Selbst viele Katholiken lassen sich nicht mehr von der Lehre der Kirche zu Ehe und Familie orientieren, sondern vom Ehebild, das Spielfilme, Fernsehserien, Pop-Stars usw. vermitteln. Kurz: Sie lassen sich von einem Zeitgeist orientieren, der stark von der „Sexuellen Revolution“ der 1960er Jahre geprägt ist.

Mit der Folge, daß immer weniger Ehen überhaupt zustande kommen und viele der geschlossenen nicht mehr christlich geführt werden und zerbrechen. Die Synode soll sich nun Gedanken machen, wie man mit diesem Riesenproblem fertig wird.

Prophetische Sorge der Päpste des 20. Jahrhunderts

Im Oktober dieses Jahres wird sich die Kirche natürlich nicht zum ersten Mal mit diesem so wichtigen Thema beschäftigen. Die Krise der Familie, wie wir sie heute sehen, begann allerspätestens nach dem 1. Weltkrieg mit dem definitiven Ende der Agrargesellschaft und dem Anbruch einer säkularen Kultur, die die christlichen Werte immer mehr in Frage stellte.

Auf diese Situation machte Papst Pius XI. im Jahr 1930 in seiner Enzyklika „Casti connubi“ aufmerksam und schilderte die vielen Angriffe auf die moralischen Grundlagen für die Existenz stabiler Ehen: Pornographie, sittenlose Schauspiele und Spielfilme, unzüchtige literarische Werke, aber auch Abtreibung und Euthanasie.

Im Jahr 1968 erschien die Enzyklika „Humanae Vitae“ von Papst Paul VI. Diese ist insbesondere für die Verurteilung der künstlichen Empfängnisregelung bekannt, doch ihr inhaltlicher Gegenstand sind Ehe und Familie und die Angriffe auf sie.

Angriffe auf Ehe und Familie

Papst Johannes Paul II. befaßte sich mehrmals mit den Schwierigkeiten der Familie in der modernen Welt. Sein wichtigstes Dokument ist „Familiaris Consortio“ aus dem Jahr 1981. Auch das Oberhaupt aus Polen schilderte die Gefahren, die von der modernen Kultur auf die Familie ausgehen:

Gemälde: Evita Gründler
Gemälde: E.Gründler

„Es gibt Anzeichen einer besorgniserregenden Verkümmerung fundamentaler Werte: eine irrige theoretische und praktische Auffassung von der gegenseitigen Unabhängigkeit der Eheleute; die schwerwiegenden Mißverständnisse hinsichtlich der Autoritätsbeziehung zwischen Eltern und Kindern; die häufigen konkreten Schwierigkeiten der Familie in der Vermittlung der Werte; die steigende Zahl der Ehescheidungen; das weit verbreitete Übel der Abtreibung; die immer häufigere Sterilisierung; das Aufkommen einer regelrechten empfängnisfeindlichen Mentalität.“

Die päpstlichen Texte stießen nicht auf ungeteilte Zustimmung. Insbesondere in Deutschland versuchte man immer, einen „Sonderweg“ zu finden, der im Grunde daraus bestand, zu resignieren und vor der „Sexuellen Revolution“ einzuknicken.

So gab der deutsche Episkopat als Reaktion auf „Humane Vitae“ am 30. August 1968 die „Königsteiner Erklärung“ heraus, in der man den Gläubigen die Entscheidung überließ, ob sie künstliche Verhütungsmittel verwenden wollen oder nicht. Das österreichische Pendant zur „Königsteiner Erklärung“ ist die „Maria Troster Erklärung“.

Um liberale Positionen nicht verlegen

Am 10. Juli 1993 erschien ein vielbeachteter Hirtenbrief der Bischöfe von Freiburg (Oskar Saier), Stuttgart-Rottenburg (Walter Kasper) und Mainz (Karl Lehmann), in welchem ein geänderter Umgang mit den geschiedenen Wiederverheirateten gefordert wurde, auch hinsichtlich des Empfangs der Kommunion.

Der Präfekt der Glaubenskongregation und spätere Papst Benedikt XVI., Joseph Kardinal Ratzinger, lehnte jeden Kompromiß in dieser Hinsicht ab.

Auch bei der laufenden, von Kardinal Kasper angestoßenen Diskussion sind die Deutschen nicht um liberale Positionen verlegen. Herder, immerhin der größte katholische Verlag hierzulande, veröffentlichte das Buch „Keine Christen zweiter Klasse“ des Theologen Hermann Häring.

Dieser hält die katholische Lehre über die Ehe schlicht für mittelalterlich und überholt. Die katholische Kirche solle sich endlich an die geänderten Ansichten des Kirchenvolkes anpassen und den heutigen Wissenstand über Natur, Mensch und zwischenmenschliche Beziehungen zur Kenntnis nehmen. 120505184_B_July und Mike draussen

Nicht viel anders denkt die reformkatholische Initiative „Wir sind Kirche“, die eine „katastrophale Weltferne und Unbeweglichkeit der kirchlichen Lehre“ bedauert.

Eines der wichtigsten Presseorgane des liberalen Lagers  –  sie selber nennen sich Reformkatholiken  –  ist erstaunlicherweise die FAZ. Vor allem Daniel Deckers ergreift offen Position und weiß schon jetzt, wie Papst Franziskus zum Thema „Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete“ steht. Am 4. September 2014 schrieb er: „Der Kampf um Rom hat begonnen: Wie Papst Franziskus und einige Gleichgesinnte die Irrwege der kirchlichen Lehre von Ehe und Familie nach dem II. Vatikanischen Konzil korrigieren wollen.“

Kardinäle veröffentlichen Buch über die Ehe

Die Verteidiger der traditionellen Lehre über Ehe und Familie sind unterdessen nicht untätig geblieben. So wird unmittelbar vor der Synode das Buch „Remaining in the Truth of Christ“ (Verbleiben in der Wahrheit Christi) der Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Leo Burke, Carlo Caffarra, Velasio De Paolis und Gerhard L. Müller auf englisch und italienisch erscheinen.

Auf deutsch wird am 3. Oktober „Das wahre Evangelium der Familie: Die Unauflöslichkeit der Ehe: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“ des Professors für Pastoraltheologie in Rom, Juan José Pérez-Soba, herauskommen. Das Buch mit einem Vorwort von George Kardinal Pell wurde aus dem Spanischen übersetzt und wird im Verlag Media Maria erscheinen. Es zeigt akribisch die Unhaltbarkeit von Kaspers Vorschlag.

Das Thema wird uns noch länger begleiten, denn die außerordentliche Synode, die nächste Woche beginnt, ist nur eine Vorbereitung für eine größere Synode, die im Oktober 2015 stattfinden soll.

Jedoch ist schon jetzt abzusehen, daß die „Reformkatholiken“ alles in ihrer Macht stehende nutzen werden, um die katholische Ehe- und Sexualmoral zu demolieren.

Unser Autor Mathias von Gersdorff leitet die Frankfurter Aktion „Kinder in Gefahr“ und betreibt das Webmagazin „Kultur und Medien online“

Erstveröffentlichung dieses Beitrags in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“

Kommentare

4 Antworten

  1. Zu den 68ern und ihren negativen Folgen und Spätfolgen in der Gesellschaft und Ideologie siehe auch die Bürgerrechtsbewegung Solidarität und das internationale Schiller-Institut und das Zeit-Fragen Magazin aus der Schweiz und die Ökologisch Demokratische Partei ÖDP und den Theologen und Journalisten und Philosophen David Berger mit „Philosophia Perennis“ usw.

    Geolitico-Magazin

    http://www.geolitico.de

  2. Siehe auch Judith Reisman und James DeMeo aus den USA zur Thematik und Klagemauer.TV aus der Schweiz und den Internetauftritt von Eva Hermann und Christa Meves und so weiter.
    Siehe auch „Eine schreckliche nette Familie“ als Fernseh-Serie zur Asozialisierung des Familien-Lebens. Respekt und Anstand und Erziehung und Ordnung und Disziplin sind dahin.

  3. All diesem und ähnlichem ist immer nur wieder entgegenzuhalten, daß die katholische Kirche sicht IRRT – daß die Lehre (das Dogma) der Kirche FALSCH ist. Weil die eigentliche, ursprüngliche, GEMEINTE, christliche Lehre von den Römern falsch verstanden UND seitdem falsch vermittelt wurde. Nicht nur inhaltlich falsch, sondern auch von der Art der Vermittlung her falsch und falsch vom Bewußtsein der Vermittelnden her.

    Wenn man sich offenen Geistes mit diesem Zustand und den Symptomen befaßt, muß man zu der Erkenntnis gelangen, daß die „Verantwortlichen“ und Mitträger der katholischen Kirche in einem in sich – für sie – schlüssig scheinenden „Wahn-System“ gefangen sind. Kritik bzw. Aufforderung zur Überprüfung wird immer nur mit Argumenten geantwortet (wenn überhaupt!), die auf dem Wahn, dem Irrtum, fußen. Etwas davon in Frage zu stellen, wäre „Blasphemie“ oder ähnliches und dürfe schon deswegen nicht sein. Eine „Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt“, könnte man das nennen – oder einen „Teufelskreis“, wie der Volksmund solche Zustände nennt. Besser würde hier der Begriff „Teufels-SPIRALE“ passen, denn der hier zu erkennende „Teufelskreis“ dreht sich nicht immer auf der selben Ebene, sondern es handelt sich in Wahrheit um eine DYNAMISCHE Entwicklung, eine abwärts gerichtete Spirale.

    Zur langen Reihe der Kritiker der Kirche gehörte auch Sigmund Freud, der in seinem Werk „Über das Unbehagen in der Kultur“ die „Religion“ für hauptverantwortlich hielt für die „Menschheitsneurose“, wie er die Krankheit nannte, die in der modernen Soziologie als die „Kollektive Neurose“ bekannt ist. Andere Autoren haben auch andere Bezeichnungen benutzt.

    Diese „Krankheit der Gesellschaft“ (Dr. Wilhelm Kütemeyer um 1950) ist keine Krankheit der letzten 100 Jahre oder 300 Jahre oder 1500 Jahre, sondern ist so alt wie der Prozeß der Zivilisation. Und so ist es kein Wunder, daß auch schon sehr alte Schriften davon berichten – wie sehr intensiv auch die BIBEL.

    Die Geschichten von Adam und Lilith sowie Adam und Eva berichten von den Veränderungen im menschlichen Bewußtsein, die nach der traumatisierenden Ursache eintraten. Die Geschichte von Kain und Abel beschreibt die Unterschiede zwischen dem Bewußtsein des traumatisierten / neurotischen Menschen einerseits und dem UN-traumatisierten, NICHT-neurotischen Menschen andererseits. Und diese Geschichte beschreibt (damit) den GRUND-Konflikt zwischen diesen beiden „Lebens-Konzepten“.

    Die große Mehrheit der Menschen der heutigen zivilisierten Gesellschaft sind „Kain-Typen“ bzw. „Nachfahren“ des Kain – der nach dem Brudermord in das „Land NOD“, in die NOT, die Seelen-Not, ziehen mußte.
    In dieser Seelen-Not, in DER Krankheit, befinden sich die Menschen noch heute. Denn die Krankheit wurde seitdem nicht geheilt. Weder nach dem „Tanz um das Goldene Kalb“, wie die Krankheit bei Moses beschrieben wird, noch irgendwann später. Jesus spricht über diese Krankheit, wenn er am Kreuz sagt: „… denn sie wissen nicht, was sie tun.“
    Und im Johannes-Evangelium finden wir dazu die Worte: „… hat ihre Augen verblendet und ihre Herzen verstockt, auf dass sie nicht sehen und ich sie heile.“

    Die KRAFT zur grundlegenden Heilung ist in jedem Menschen allgegenwärtig. Er braucht sich ihr nur – GLÄUBIG! – zuzuwenden.
    „Gläubig“ heißt vor allem MIT VERTRAUEN bzw. OHNE ANGST / Zweifel.

    „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“ heißt, der Mensch muß – wieder – SO werden, wie er war, als er auf die Welt kam und noch mit dem göttlichen Ur-Vertrauen ausgestattet und offen im Geiste, ALLES für möglich zu halten und zu glauben, was ihm durch andere Menschen vermittelt wurde.
    Das bedeutet für die allermeisten Menschen der zivilisierten Gesellschaft, zuerst die ANGST überwinden zu müssen, bevor das wahre Menschwerden erreicht werden kann, das wahre Erwachsenwerden – durch den Bewußtseins-Wandel / -Wechsel, wie er im Prozeß der Initiation / Ascension gottgewollt und evolutionär entwickelt die Regel ist. Wovon nur die zivilisierten „Kulturen“ entfremdet sind.

    Herzlichen Gruß!

    1. Siehe auch Elias Erdmanns freie Online-Texte zu mystischen biblischen und hermetischen Symbolik und Philo(n) von Alexandrien und zur 4 bzw. 5 Elemente-Lehre von den Elemente-Prinzipien als „Principiis“ in der Bibel. Und siehe auch den jüdischen Religionswissenschaftler Gershom Scholem und den Benediktiner Odo Casel mit seiner wiederentdeckten Mysterien- und Bogumil-Theologie und den Internetauftritt von Eva Hermann zur Hildegard-Medizin nach der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen und den Adepten Franz Bardon als Sohn eines christlichen Mystikers und Theurgen im Sinne des Mystikers Dionysios Areopagita.

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