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Donauschwäbische Heimatvertriebene pilgerten wieder zum Dreifaltigkeitsberg

Von Stefan P. Teppert

Zur traditionellen Wallfahrt „Kirche – Heimat“ auf den Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen, ausgerichtet vom St. Gerhardswerk in der Diözese Rottenburg, trafen sich am 18. Juni 2023 wieder donauschwäbische Heimatvertriebene und Aussiedler.

Zu Beginn der Festmesse um 11 Uhr begrüßte Pater Superior Alfons Schmid CMF die Pilger und hieß sie herzlich auf dem Dreifaltigkeitsberg willkommen, der bereits seit 1415 ein Wallfahrtsort ist.

Bei aller Sorge um die gegenwärtigen Spannungen in der Welt freue er sich, die Donauschwaben und den Banater Chor wieder zu Gast zu haben.

Pfr. Paul Kollar aus Ludwigshafen, Geistlicher Beirat im St. Gerhardswerk, zelebrierte die Messe. Er bedankte sich zunächst für die altbewährte Gastfreundschaft der Claretiner und begrüßte die zahlreichen Wallfahrer, auch im Namen des Weltdachverbands der Donauschwaben.

Namentlich begrüßte er den Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Vertriebenenorganisationen (AKVO) und Organisator der Veranstaltung, Prof. Dr. Rainer Bendel, den Vize-Vorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben, Jürgen Harich, und den Referenten aus Freiburg, Prof. Michael Prosser-Schell.

In der Eucharistie, so Kollar, begegnen wir uns in der Gemeinschaft, ganz nach dem Motto dieser Wallfahrt: „Gemeinsam vertrauensvoll mit Maria“. An sie richten wir unsere Fürbitten in besonderer Weise.

In seiner Predigt lotete der Pfarrer aus, was Vertrauen in alltäglichen und extremen Situationen bedeutet, zog dabei das Beispiel der Jünger bei einem heftigen Sturm im Boot auf dem See Genezareth heran, die in ihrer Panik den schlafenden Jesus wecken und er sie tadelt: „Warum habt ihr solche Angst?“

Nicht nur in Freundschaft, Partnerschaft und Familie sei Vertrauen lebensnotwendiges Element, sondern auch im Verhältnis der Herrschenden gegenüber dem Volk. Wird das Vertrauen erst einmal enttäuscht oder missbraucht, sei nicht selten alles verloren. Auch wenn unser Leben nicht immer geradeaus verlaufe, so vertrauen wir auf Maria als Fürsprecherin und auf Gottes Zusage, dass er bei uns ist.

Für die musikalische Gestaltung des Wallfahrtsgottesdienstes sang wie in den Vorjahren der Darowaer Kirchenchor (siehe Foto oben) mit Orgelspiel unter Leitung von Erich Meixner die Messtexte und Marienlieder.

Prof. Dr. Rainer Bendel dankte am Ende der Feier den Wallfahrern, dass sie sich aufgemacht hatten, dem Chor und Pfr. Kollar für die Gestaltung des Gottesdienstes und lud alle ein, in der Gaststätte auf dem Dreifaltigkeitsberg dem Vortrag beizuwohnen.

BILD v. l. n. r.: Pfr. Paul Kollar, Prof. Dr. Michael Prosser-Schell, Jürgen Harich, Prof. Dr. Rainer Bendel, Erich Meixner, Alfred Kellner, Josef Koch

Auch am Nachmittag in der Gaststätte gab der Chor Proben seines Könnens.

Nach dem Mittagessen informierte der Völkerkundler Prof. Dr. Michael Prosser-Schell über „Europäische Kulturhauptstädte im Südosten“, insbesondere über Timişoara / Temeswar im westlichen Rumänien. Dazu zeigte er Bilder aus dem situativen Kontext seines Besuchs dort.

Die Gründe für die Auswahl Timişoaras als Kulturhauptstadt seien neben Gesichtspunkten wie Lebensqualität, kulinarischen Spezialitäten und dem Dialog mit europäischen Kulturkreisen in ihrer seit je schon sehr intensiven europäischen Prägung zu suchen, in ihrer historischen Mehrsprachigkeit sowie in ihrer andauernden ethnischen und konfessionellen Vielfalt.

Auch die Vorreiterrolle der Stadt innerhalb Rumäniens in technischen Belangen habe dabei eine wichtige Rolle gespielt mit der ersten Bierbrauerei, dem ersten Binnenschiff-Kanal, dem ersten städtischen Krankenhaus, der ersten Zeitung und Pockenschutzimpfung, der ersten asphaltierten Straße und elektrischen Straßenbahn, der ersten vom Kommunismus freien Stadt des Landes, aber auch der ersten Stadt in Europa mit elektrischer Straßenbeleuchtung und der einzigen europäischen Stadt mit drei Staats-Theatern.

Diese Einrichtungen und Nachwirkungen mit ihrer bürgerlichen Tradition, ihrer aufgeklärten Sozialordnung, ihren klassischen Symbolbauwerken wie dem Dom und dem Schauspielhaus sowie der Wiener Kaffeehauskultur entstammen der Habsburgerzeit und seien zwar ein idealtypischer Fall, aber kein Einzelfall, denn andere Städte, die ganz oder anteilig dem historischen Habsburgerstaat angehört hatten – wie Pécs, Kosice, Rijeka und Novi Sad –, machten zuvor schon in ihren Bewerbungskampagnen die sprachliche und ethnische, die kulturelle und konfessionelle Uneinheitlichkeit stark.

Diese Diversitätskonzeption gelte in der Europäischen Union seit den beginnenden 2000-er Jahren wieder als modellhaft, lebenskräftig und entwicklungsfähig. Vielfalt und Toleranz bieten gegenüber anderen Modellen mit dominierenden und kulturprägenden nationalen Gruppen den Vorteil stärkerer Innovationskraft.

Das Europa der Siebenundzwanzig brauche Einheit, aber nicht Einheitlichkeit, es brauche den Beitrag aller, ohne ihre jeweilige Einzigartigkeit zu mindern.

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