Top-Beiträge

Links

Erzbischof Michael von Faulhaber: Der „umstrittene“ Kardinal und die Fakten

Von Prof. Dr. Konrad Löw

Das neueste Heft der Kathollischen Akademie Bayern mit dem Titel „zur debatte“ (Nr. 1/2023) brachte auf 18 Spalten einen Bericht über eine Veranstaltung, die am 10. Oktober 2022 in ihren Münchner Räumen stattgefunden hatte. Überschrift: „Die katholische Kirche zwischen Anpassung und Abgrenzung“ –  Autor: Olaf Blaschke. 

Der erste Satz lautet:  „Den umstrittenen Münchner Erzbischof Michael von Faulhaber (1869 – 1952), seit 1921 Kardinal, ins rechte Licht rücken heißt, nicht allein auf Faulhaberquellen fixiert zu bleiben,  sondern den Horizont zu weiten.“

Wer wollte widersprechen? Doch das, was Faulhaber gesagt und getan hat, sollte als Primärquelle gelten und nicht der wenig kirchenfreundliche Zeitgeist, von Nachgeborenen gestaltet.

BILD: Prof. Löw bei einem seiner Vorträge

Insofern scheinen kritische Ergänzungen geboten.

Schon auf der ersten Textseite wird Faulhaber als „Brückenbauer zum Nationalsozialismus“ angesprochen, ohne das mit Zitaten überzeugend zu belegen. Soweit mir  einschlägige Verlautbarungen des Erzbischofs gegenwärtig sind, wollte er Hitler beim Wort nehmen, aber nicht als Staatsmann würdigen, der seine Versprechen eingelöst hat.

In der sechsten Spalte erfahren wir: „Als Juden waren die Juden den Bischöfen gleichgültig. Den Rassenantisemitismus indes lehnten alle ab. Aber das muss man aus verstreuten Nebensätzen zusammenstellen.“

Wirklich? – Allein die von Faulhaber entworfene Enzyklika „Mit brennender Sorge“ bietet reichlich Belege für die entschiedene Missbilligung des Rassismus. Die in deutscher Sprache verfasste Enzyklika wurde von allen Kanzeln in Deutschland verlesen.

Das Parteiorgan der NSDAP, der „Völkische Beobachter, schrieb damals wutentbrannt: „Der Vatikan hat die Rassenlehre von Anfang an abgelehnt…“

Es folgte in Hitlers Sprachrohr eine ausführliche Begründung: „Der Vatikan musste die Rassenlehre aber auch ablehnen, weil sie seinem Dogma von der Gleichheit aller Menschen widerspricht…“

BILD: Eines der zahlreichen Sachbücher des Staatsrechtlers und Marxismus-Experten Löw

Von Domkapitular Johannes Neuhäusler erfahren wir, er habe bereits 1946 das Buch „Kreuz und Hakenkreuz“ veröffentlicht und „er ging bei Faulhaber ein und aus“. Sicher nicht vor Kriegsende, denn Neuhäusler war über vier Jahre im KZ Dachau. Die Annahme liegt nahe, dass er für seinen Chef leiden musste, dessen Inhaftierung für weltweites Aufsehen gesorgt hätte. Doch davon kein Wort. Wirklich unwichtig?

Der letzte Abschnitt, der vor dem „Fazit“ kommt, steht unter der Überschrift „Faulhabers Adventspredigten“. Gleich darunter: „Auch Faulhaber selber hielt seine Predigten inzwischen für einen vortrefflichen ´Beweis´ dafür, dass die Bischöfe von Anfang an die wahnsinnigen Auswüchse des Nationalsozialismus, Rassendogma und Antisemitismus abgelehnt haben. Tatsächlich aber handelten die Predigten nur vom Alten Testament. … Der Widerstandsbegriff wäre deplatziert.“

Warum nimmt die Akademie ihren Hören und Lesern die Chance, sich ein eigenes Urteil zu bilden? Weil dann der Spott, den sie glaubt, über den Bischof und sein Gefolge ausgießen zu können, in Respekt umschlagen müsste.

Hier einige Sätze Faulhabers: 
„Erstens darf die Liebe zur eigenen Rasse in der Kehrseite niemals Hass gegen andere Völker werden … Rasse ist Verbundenheit mit dem Volk, Christentum ist  zunächst Verbundenheit mit Gott. Rasse ist völkische Geschlossenheit und Abgeschlossenheit, Christentum ist weltweite Heilsbotschaft an alle Völker … Wir dürfen niemals vergessen: Wir sind nicht mit deutschem Blut erlöst.“ Und abschließend: „Wir lassen an der Stelle des Kreuzes keine Donar-Eichen pflanzen.“

Kein geistiger Widerstand?

Allein die Tatsache, dass das dem Dauerbeschuss ausgesetzte Fundament des jüdischen Glaubens, die Thora, verteidigt und zugleich als Fundament auch des Christentums herausgestellt wurde, genügte damals, um die Verbreitung zu untersagen und den Kardinal als Judenfreund zu ächten.

Geradezu selbstverständlich hat die Presse den Text des Hirtenbriefes nicht zugänglich gemacht. In der Nacht vom 27. auf den 28. Januar 1934 wurde der große Salon des Erzbischöflichen Palais‘ beschossen. Wie kaum anders zu erwarten, konnten die Täter nicht ermittelt werden.

HIER unser Artikel über den Autor: https://christlichesforum.info/zeitgeistkritischer-professor-konrad-loew-feierte-den-90-geburtstag-an-weihnachten/

Titelbild-Quelle: https://www.karl-leisner.de/online-edition-der-tagebuecher-von-michael-kardinal-von-faulhaber/

 

 

Kommentare

Eine Antwort

  1. Ich bin nicht in der Lage, diesen (innerkatholischen) Streit gut zu beurteilen. Immerhin hat meines Erachtens Herr Kardinal Faulhaber sich selbst den Vorwurf des Schweigens (zum Schlimmstem) zum Vorwurf gemacht. Nach den Äußerungen, die Herr Prof.Löw macht, liegt bei ihm wohl (!) beides vor: Klare Kritik und eben dessen Abwesenkeit. Ein katholischer Professor und Priester des (eher konservativen) Ordens Opus Dei wirft genau das auch vor den Päpsten der NS-Zeit.
    Unbestreitbar ist (anderes Thema) die theologische Schuld von Herrn Kard. Faulhaber als wichtigem Vertreter der katholischen Bibelkritik.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Blog Stats

687552
Total views : 8772473

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.