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Erzbischof Müller über sein Elternhaus, sein Studium und sein Hineinwachsen in den Glauben der Kirche

In der vatikanischen Wochenzeitung „Osservatore Romano“ (Nr. 30/2012) wurde ein ausführliches Interview mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller  –  dem früheren Oberhirten von Regensburg  –  veröffentlicht. Dem Chef der römischen Glaubenskongregation wurde dabei auch die folgende Frage gestellt:

„Man hat viel über Sie als neuen Präfekten geschrieben, jedoch viel interessanter ist Ihre Selbstbeschreibung. Möchten Sie uns etwas über sich erzählen, über Ihre Familie, Ihre Studien, die Wahl zum Priesteramt, Ihre Erfahrungen als Gelehrter und Theologieprofessor, als Bischof?“

Hier die Antwort des Glaubenspräfekten: 

Foto: Bischöfl. Presseamt Regensburg
 

„Mein Vater war fast vierzig Jahre lang einfacher Arbeiter in der OPEL-Firma in Rüsselsheim. In der Nähe wohnten wir, in Mainz-Finthen, einem kleinen Ort, der von den Römern gegründet worden ist. Dort gibt es heute noch Reste eines römischen Aquädukts.

Insofern ist unsere Grundprägung römisch. Man ist sich in Mainz dessen noch sehr bewußt  –  und wir sind stolz darauf. Es hat uns geprägt, mitten in Deutschland einen romanischen Horizont zu haben. Wenn man katholisch ist, verbindet sich das ja automatisch.

Meine Mutter war Hausfrau. Ich bin meinen Eltern dankbar, daß sie uns Kinder ganz normal menschlich erzogen haben, ohne Übertreibungen in diese oder jene Richtung.

So wuchsen wir in den katholischen Glauben und in die Glaubenspraxis hinein, in die richtige Mischung von Freiheit und Bindung mit klaren Grundsätzen. Da stimme ich bis zum heutigen Tag voll mit meinen Eltern überein.

Dann folgte das Theologiestudium. Dabei habe ich mir eine vertiefte Dimension des Glaubens zu eigen gemacht. Für meine Entscheidung zum Priestertum war wichtig, daß ich immer wieder Priestern begegnet bin, die ein vorbildliches geistliches Leben mit einem intellektuellen Anspruch führten.

Insofern gab es für mich nie einen Gegensatz zwischen Priestersein und Studium. Ich war immer davon überzeugt, daß der katholische Glaube den höchsten intellektuellen Ansprüchen genügt und wir uns nicht zu verstecken haben. Die Kirche hat viele große Gestalten in der Geistesgeschichte vorzuweisen.

Deshalb können wir uns ganz zuversichtlich den großen Herausforderungen der Naturwissenschaft, der Geschichte, der Soziologie, der Politik stellen. Der Glaube ist geprägt durch die größte geistige Weite.

Er ist ein personales Verhältnis zu Gott, der alle Schätze der Weisheit in sich trägt. Deshalb ist unsere endliche Vernunft immer dynamisiert auf den unendlichen Gott hin. Deshalb können wir immer dazulernen, immer tiefer den Reichtum der Offenbarung verstehen, können sie nie ausschöpfen.

Als Bischof habe ich gegenüber den Seminaristen oft betont, daß die Identität einer priesterlichen Berufung die Begegnung mit authentischen Priestern braucht. Der Glaube beginnt bei den personalen Begegnungen, angefangen bei den Eltern, Priestern, Seelsorgern, Freunden  –  in der Pfarrei, der Diözese, in der großen Familie der Weltkirche.

Er braucht nie die intellektuelle Auseinandersetzung zu scheuen, wir haben keinen blinden Glauben, aber der Glaube darf auch nicht rationalistisch verkürzt werden.

Ich wünsche jedem ähnliche Erfahrungen, wie ich sie machen durfte: daß man sich einfach ganz problemlos mit dem katholischen Glauben identifiziert, ihn praktiziert. Das ist wunderbar.“

Quelle (Text/Foto) und vollständiges Interview hier: http://www.bistum-regensburg.de/download/borMedia1675405.PDF

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