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Kardinal Müllers Einwände zu Dubia-Kardinälen steigern die Verwirrung

Mathias von Gersdorff

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, kritisierte das Vorgehen der Kardinäle Burke, Brandmüller, Meisner und Cafarra bezüglich des Apostolischen Schreiben Amoris Laetitia von Papst Franzikus. gersdorff

[Zur Erinnerung: Diese vier Kardinäle haben einen Fragenkatalog mit sog. „dubia“ (Zweifel) an Papst Franziskus gesandt, in welchem um Präzisierungen zu bestimmten Aussagen im päpstlichem Schreiben gebeten wird. Insbesondere geht es um die Frage, ob unter bestimmten Voraussetzungen wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen dürfen. Nach traditioneller Kirchenlehre ist dies nicht möglich. Amoris Laetitia enthält Passagen zu dieser Problematik, die zu völlig konträren Auslegungen geführt haben. Nicht selten werden diese Passagen nach eigenem Geschmack ausgelegt. So sind nun liberale Bischöfe oder sogar Bischofskonferenzen der Auffassung, die früheren Einschränkungen zur Erteilung der Kommunion seien aufgehoben worden. Konservative behaupten, es hätte sich nichts geändert. Der normale Gläubige schaut verblüfft dieser Debatte zu, die zunehmend an Schärfe gewinnt.]

Nun hat sich Kardinal Müller in einem Internet-Fernsehinterview am 8. Januar 2017 zu diesem Thema geäußert und die Vorgehensweise der vier Kardinäle kritisiert, vor allem die Tatsache, dass sie ihre Anfrage an den Papst veröffentlicht haben. Zudem erklärte der Präfekt der Glaubenskongregation, Amoris Laetitia stelle keine Gefahr für den Glauben dar.

In der Tat hat Kardinal Müller seit der Veröffentlichung versucht, das Amoris-Laetitia–Problem dadurch zu lösen, dass er das päpstliche Schreiben im Sinne der Tradition auslegte. Insofern ist seine Haltung nicht ganz neu.

Dennoch wirft sein letztes Fernsehinterview Fragen auf: Bischof Gerhard Ludwig Müller Internet

Es ist schon bemerkenswert, dass Kardinal Müller den Rahmen eines Fernsehinterviews wählt, um seine Brüder im Kardinalskollegium zu kritisieren. Als Präfekt der Glaubenskongregation stehen ihm geeignetere Möglichkeiten zur Verfügung als ein 11-minütigen Interview, in welchem lediglich ca. drei Minuten dem Apostolischen Schreiben gewidmet waren.

Besitzt die Aussage im Fernsehinterview überhaupt eine relevante Autorität? Von einem Präfekten hätte man eine derart gewichtige Stellungnahme, die geradezu ein Erdbeben verursacht hat, entweder im „L´Osservatore Romano“ oder in einer Fachzeitschrift für Theologie erwartet.

Somit stellt sich eine weitere Frage: Kardinal Müller hatte nicht die Zeit, seine Kritik angemessen zu begründen. Ein derart kurzes Format lässt eine ausführliche Begründung, die der Bedeutung der Aussagen entspricht, gar nicht zu.

Doch das wäre wirklich angebracht. Es kann Kardinal Müller unmöglich entgangen sein, dass etliche Bischöfe und Bischofskonferenzen das Schreiben ganz anders als im Sinne der Tradition (und dessen eigener Auffassung) auslegen und die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene öffnen wollen. Das ist auch die klare Tendenz in Deutschland, dem Heimatland des Glaubenspräfekten.

Foto: Radio VatikanWenn er schon der Meinung war, die Autoren der „dubia“ kritisieren zu müssen, so wäre es angebracht gewesen, auch diejenigen zu kritisieren, die vorpreschen und Amoris Laetitia in Widerspruch zur Tradition auslegen, Kardinal Marx vorneweg.

Durch seine einseitige Kritik hat Kardinal Müller leider die Verwirrung rund um das päpstliche Schreiben gesteigert. Die normalen Gläubigen empfinden eine noch nie dagewesene Kakophonie in einer moraltheologischen Frage, die eigentlich schon seit Jahrhundert von vielen Päpsten, Theologen und Konzilien geklärt wurde.

Es macht sich der Eindruck breit, das Lehramt gelte nicht mehr bzw. sei nicht mehr ernst zu nehmen. Viele fragen sich: Wieso bestätigen der Papst und der zweite Mann im Vatikan, also der Präfekt der Glaubenskongregation, nicht die Lehre der Kirche in dieser wichtigen Frage, wo doch so viele Leute diese Lehre bestreiten?

Unser Autor Mathias von Gersdorff  aus Frankfurt leitet die Aktion „Kinder in Gefahr“ und veröffentlicht seine aktuellen Berichte hier: http://mathias-von-gersdorff.blogspot.de/

HINWEIS: Kardinal Müller und Co. hatten vor der Veröffentlichung von AL viele Verbesserungsvorschläge an den Papst eingereicht, angeblich war es sogar eine „zwanzigseitige Liste mit Korrekturvorschlägen“.  Quelle: http://www.kath.net/news/58114

Fotos: M. v. G., Bistum Regensburg, Radio Vatikan

Kommentare

5 Antworten

  1. Ich habe da zwei Gedanken:
    1. Kard. Burke nimmt Gott als eine reale Person an, und dass er Ihm am Jüngsten Tag Rechtfertigung ablegen muss bzw. von IHM beurteilt wird. Also nimmt er das sehr ernst. Im Gegenteil sieht es die Kompanie von Franziskus gelassen an: es wäre ja alles nicht so „rigid“ und nicht „schwarz und weiß“ … Vielleicht ist Gott für sie nur eine Idee? Die Zweite Person der Dreifaltigkeit nur ein „netter Kerl“, der niemanden wirklich verdammen würde? Bei dem Aufwachen könnte das etwas unangenehm sein.
    2. Einmal habe ich gelesen, dass der (Roh)stoff für das Martyrium eigentlich „normale“ Personen wie du und ich sei. Das ist furchterregend.

    Wenn ich im Angesicht von Peinigung oder Folter die Wahl zwischen: „Ja, ich bin Christ!“ und physischen und psychologischen Schmerz zu erleiden und „Nein, ich bin es nicht!“, um den Schmerz zu meiden, gestellt würde, wie würde ich reagieren? Ich hoffe nur, dass Gott mir genügend Gnade verleiht, damit ich mit „Ja, ich bin Christ!“ antworten könnte.
    Kard. Müller ist ein normaler Mensch wie du und ich. Wie einst Simon Petrus: Er hat mehr Angst vor den Menschen als vor Gott.

  2. Hat dies auf Des katholischen Kirchfahrters Archangelus unbotmäßige Ansichten – ob gelegen oder ungelegen. rebloggt und kommentierte:
    Die zunehmende Kurzatmigkeit der „konservativen“ Konzilsbefürworter ist für mich ein Indiz, dass sie zunehmend zu realisieren beginnen, wie die selbstgeschaffene nachkonziliare „Alles ist, wie es war“-Traumwelt gerade krachend zerbricht. Die in den Konzilsdokumenten gezielt versteckten „Zeitbomben“ gehen nacheinander hoch, die „progressiven“ Konzilsbefürworter schalten den Turbo der Kirchenumgestaltung ein, wodurch die armen „Konservativen“ gerade noch die Rücklichter der sich rapide beschleunigenden Entwicklung wahrnehmen. Um im Bild zu bleiben, krallt sich S. Em. Müller krampfhaft fest, um nicht abgeworfen zu werden…

  3. Naja, was denkt der Laie nach dem Rauswurf der drei Priester aus der Glaubenskongregration?
    Der Herr Kardinal kuscht.
    Ganz einfach.
    Und das auf eine unwürdige Weise.
    Was ist seine angebliche Glaubenstreue also noch wert?

    1. Sie treffen den Nagel auf den Kopf.
      Für die nur noch sehr wenigen uneingeschränkt glaubenstreuen Männer im Vatikan kann es derzeit einzig darum gehen, dieses Pontifikat irgendwie (freilich mit „Würde“) zu „überleben“, um in der Nach-Franziskus-Zeit Trümmer und Schutt aufräumen zu helfen.

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