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Konservatives Schlitzohr meldet sich auf Pfarrer-Inserat

Provinzposse: Verleger Dr. Friedrich Engelmann will jetzt „Pfarrer“ werden…

In der österreichischen Diözese Linz, die als ausgeprägt liberal bis modernistisch gilt, gibt es derzeit Wirbel im Blätterwald wegen einer ungewöhnlichen Annonce und einer Stellenbewerbung, die noch mehr aus dem Rahmen fällt als die Anzeige selber.
In der katholischen Kirche, die im Unterschied zu protestantischen Konfessionen nicht „basisdemokratisch“ aufgebaut ist, entscheidet der zuständige Bischof darüber, welcher Priester  in welcher Kirchengemeinde seelsorglich wirken darf.
Wenn also eine Pfarrstelle frei wird, erfolgt normalerweise eine Stellenausschreibung im bischöflichen Amtsblatt oder in der Bistumszeitung, worauf sich interessierte Priester beim Bischof bzw. Ordinariat melden können.
Was in Deutschland als Pfarrgemeinde, Kirchengemeinde oder Pfarrei bezeichnet wird, heißt in Österreich schlicht „Pfarre“. Eine solche hat sich nun auf bislang einzigartige Weise mit einem Inserat an die Öffentlichkeit gewandt, um sich einen neuen Pfarrer an Land zu ziehen.
In einer Stellenanzeige, die am 25.2.2012 in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ erschien, präsentierte sich die Pfarre Taufkirchen im Innviertel mit ihren speziellen Vorzügen.
Das Inserat, das von einem Pfarrgemeinderatsmitglied in Absprache mit dem bisherigen Pfarrer aufgegeben wurde,  beginnt mit den Worten:
„Wir sind eine aktive Pfarre und zählen mit unserer Nachbargemeinde Sigharting 3600 Mitglieder. Infolge Ortswechsels unseres Pfarrers suchen wir zum 1. September 2012 einen PFARRER.“
Dem möglichen Interessenten werden in etwas dürren Worten seine zukünftigen „Aufgaben“ vorgelegt: „Leitung der Pfarre, Liturgie, Seelsorge.“  –  Ende der Durchsage.
Umso wortmächtiger und schreibseliger erweist sich die Annonce freilich bei der Schilderung pfarreilicher Vorteile samt dazugehörendem „Laien-Einsatz“:

„Wir bieten:
–  zeitgemäße Infrastruktur und neu errichtetes Pfarrheim
–  weitgehende Erledigung von Verwaltungsaufgaben durch Ehrenamtliche
–  Mitarbeit von Ehrenamtlichen bei pastoralen Aufgaben
–  Mitgestaltung von Gottesdiensten durch Kirchenchor, mehrere Organisten und andere Gruppierungen
–  aktive Gruppen und Initiativen in der Pfarre
–  sehr gute finanzielle Ausstattung der Pfarre
–  sehr gute Zusammenarbeit mit Gemeinde und Schulen
aktives Vereinsleben.“

Für weitere Infos wird der Leser aufs Linzer Bistumsblatt vom 1. Februar verwiesen, in dem bereits eine amtliche Stellenausschreibung veröffentlicht war.
Soweit  – so ungewöhnlich genug für katholische Verhältnisse, aber auch Anregung genug für Dr. Friedrich Engelmann, den Herausgeber der konservativen Monatszeitschrift „Der 13.“, sich als Interessent für diese interessante Stelle zu melden, um die ganze Aktion „a bißerl“ auf die Schippe zu nehmen.
Für die „Oberösterreichischen Nachrichten“, die das außergewöhnliche Inserat veröffentlicht hatten, war dies wiederum ein Anlaß für einen mehrspaltigen Artikel und eine zusätzliche Glosse von Alfons Krieglsteiner.
Unter dem Titel „Erzkonservativer Publizist möchte in Taufkirchen Seelsorger werden“ befaßt sich die Regionalzeitung am heutigen Dienstag, den 28.2.2012, mit der aktuellen Sachlage. Der Bericht läßt seine Leser eingangs wissen:
„Das Echo war groß auf das ungewöhnliche Stelleninserat in den OÖNachrichten, mit dem man in Taufkirchen/Pram einen neuen Pfarrer sucht. Auch Friedrich Engelmann (71) aus Kleinzell, Herausgeber der papsttreuen Zeitschrift „Der 13.“, hat sich gemeldet. Er wurde an die Diözese Linz verwiesen.“
Neben einer Zeichnung des Taufkirchener Gotteshauses ist der Artikel mit einem Porträtbild von Dr. Engelmann illustriert, dazu seine Worte: „Wenn mich die Pfarre Taufkirchen und der Bischof wollen, würde ich das gerne machen.“  
Außerdem fügte der gewitzte Verleger hinzu, er sei „zwar kein geweihter Priester, aber immerhin akademisch gebildet“; überdies könne er gut mit Menschen umgehen: „Ich würde gerne die Seelsorge machen, hätte keine Berührungsängste.“
Christoph Crepaz, der das Pfarrer-Inserat geschaltet hatte, war bei aller liberalen Modernität wohl doch etwas ratlos, wie die Zeitung zu berichten weiß; sie zitiert das Taufkircher Pfarrgemeinderatsmitglied wie folgt:  „Herr Engelmann hat den Kontakt zu uns gesucht. Ich habe ihm gesagt, dass wir einen geweihten Priester suchen und er sich an den Leiter der diözesanen Personalstelle wenden soll.“
Bislang hat sich außer Dr. Engelmann kein Interessent auf die Annonce hin gemeldet. Der Verfasser der Zeitungsglosse, Alfons Krieglsteiner, hat freilich zielsicher erkannt, weshalb sich der glaubenskonservative Publizist Engelmann in die Stellenausschreibung eingeschaltet hat: er wollte kritisches Nachdenken provozieren  – auch angesichts einer in Österreich virulenten sog. „Pfarrer-Initiative“, die öffentlich zum Ungehorsam gegen die Kirche aufruft und seit längerem mit zeitgeistgemäßen „Reform“-Forderungen von sich reden macht.
Zeitungsredakteur Krieglsteiner schreibt über diese linkskirchliche Initiative und über Dr. Engelmanns kritische Linie gegenüber diesem zeitgeistlichen Treiben:
„Ein Mann, der polarisiert  – und gerade dadurch auf den Grundkonflikt in der Kirche aufmerksam macht. Da gibt es eine Pfarrer-Initiative, die zum Ungehorsam gegen die Hierarchie aufruft, kollegiale Strukturen fordert. Auf der anderen Seite die Vertreter eines starken Papsttums, in dem sie die letzte Entscheidungsinstanz fürs „Seelenheil“ sehen. Über allem steht die Frage: Wie soll eine zeitgemäße Kirche aussehen? Und kann sie überhaupt zeitgemäß sein?“
Nein, das kann sie durchaus nicht, denn die Kirche soll nicht „zeitgemäß“, sie muß vielmehr gottgemäß sein, um ihrem Auftrag gerecht zu werden.
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Kommentare

Eine Antwort

  1. Haha, köstlich! Hätte bestens zum Faschingdienstag gepasst. Als Humorist ist mir ja Engelmann bisher noch nicht aufgefallen; die Stellenbeschreibung („Wir bieten: … – aktive Gruppen und Initiativen in der Pfarre…“) war auch haarscharf auf ihn als geborenen Initiativpfarrer zugeschnitten 🙂 . Sollte er abgelehnt werden, wird er sich sicher wegen Diskriminierung bei den zuständigen Beauftragtinnen beschweren. Katholischer Galgenhumor.

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