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Osterpredigt von Bischof Voderholzer: Unser JA zur Schöpfungsordnung Gottes!

Die „Ökologie des Menschen“ wieder beachten

Ein wenig gespenstisch wirkt die Szenerie des Domes zu Regensburg, als Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Ostersonntag 2020 um 10 Uhr das feierliche Pontifikalamt beginnt.

Gähnend leer ist der Dom. Nur eine Handvoll Menschen tragen mit ihrem Dienst zur Eucharistiefeier bei. Zwar feiern Zehntausende im ganzen Bistum Regensburg und weit darüber hinaus diese Auferstehungsfeier an Bildschirmen mit. Trotzdem fehlen die singenden und betenden Menschen im Raum, dennoch vermisst man die Freude dieses Morgens und die spürbare Auferstehungshoffnung.

Hat die Pandemie selbst Ostern im Griff?

Bischof Rudolf geht darauf ein:

„Noch am Beginn der zurückliegenden Fastenzeit, am Aschermittwoch, hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot organisierter Beihilfe zum Suizid gekippt mit Hinweis auf die überragende Bedeutung der Autonomie des Menschen. Keine vier Wochen später werden in unserem Land Grundrechte wie Versammlungsfreiheit, Reisefreiheit, Freiheit der Religionsausübung auf vorerst unbestimmte Zeit in einer Weise beschnitten, wie es noch nicht einmal in Zeiten schlimmster Diktatur der Fall war.“

Bischof Rudolf trägt diese Entscheidungen mit, „weil wir uns gerade auch als Kirche nicht mitverantwortlich machen dürfen für eine Situation, in der unser Gesundheitswesen  zusammenbrechen würde.“

Seine Frage aber lautet: „Lässt sich das Bundesverfassungsgericht nicht plötzlich doch auch noch von anderen Gesichtspunkten leiten als nur der Wahrung der grenzenlosen Autonomie des Einzelnen? Und bringt die gegenwärtige Krise die Rechts-Philosophie der grenzenlosen Autonomie nicht doch an ihre Grenzen?“

Der Regensburger Bischof stellt im Licht der Osterbotschaft die zentrale Frage, die viele Menschen jetzt bewegt: Wie geht es weiter? Was bedeutet die Pandemie?

Denjenigen, die in der lähmenden Pandemie eine Strafe Gottes erkennen wollen, pflichtet der Bischof nicht bei: „Gott ist Gott und kein Mensch, der von Stimmungen oder gar Kränkungen abhängig wäre.“ – Vielmehr seien es die Folgen unseres Tuns, die jetzt auf uns zurückfallen:

„Ist es nicht vielmehr so, dass wir uns selbst bestrafen, wenn wir uns nicht an den Lebensweisungen Gottes orientieren? Wiederum biblisch gesprochen: „Wer sündigt, ist der Feind seines eigenen Lebens“ (Tob 12, 10).“

Etwas salopper mit der alten Lebensweisheit gesagt: „Wer zum Himmel spuckt, trifft sich selbst.“

Es sei der Mensch selbst, der dem Corona-Virus die Türen geöffnet hat: „Die Pandemie und ihre Auswirkungen sind die Folge einer Kette von Schuld und menschlichem Versagen, in der sich menschliche Hybris, Stolz, Leichtsinn und Profitgier zu einer unheilvollen Allianz verbinden.“

Bischof Rudolf entfaltet diesen Gedanken sodann: Eine Zeit der Lähmung habe Israel während der Babylonischen Gefangenschaft erlebt:

„Zu den beeindruckendsten Erkenntnissen seiner Besinnung gehört das Wort aus dem Zweiten Buch der Chronik im Alten Testament: „Dem Land wurden seine Sabbate ersetzt“ (2 Chr 36,21). Das heißt: Die Zeit der erzwungenen Ruhe im Exil wurde Israel zu einer Zeit, in der es all die Sabbate nachholen konnte, die es zuvor unter Missachtung der heilsamen Weisung Gottes verschleudert hatte. Der Sabbat steht dabei (…) für ein Leben im Einklang mit dem Schöpfergott und seiner Schöpfung.“

Was wir brauchen ist „ein Ethos für den Menschen im Einklang mit dem Schöpfer und der Schöpfung.“ Dieses Ethos findet in der europäischen Tradition seinen Ausdruck u.a. in der Naturrechtslehre.

Bischof Rudolf weiter: „Ich frage: Brauchen wir nicht eine neue, zeitgemäße Formulierung einer Naturrechtslehre, die ausgeht von einer größeren Wahrnehmung und Wertschätzung des von der Schöpfung Vorgegebenen; Schöpfung neu zu denken, die eben nicht weitgehend ein Konstrukt des Menschen, sondern Gabe des Schöpfers ist.“

Der Regensburger Oberhirte entfaltet einen umfassenden Begriff ökologischer Verantwortung, in deren Mitte eine Ökologie des Menschen stehen müsse, die bereits Papst Benedikt XVI. in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag in die deutsche Debatte eingeführt hat:

„Das fängt an bei der Achtung der Positivität der Geschlechterdifferenz des Menschen, der von Gott als Mann und Frau geschaffen wurde. Hierher gehören alle Themen des Lebensschutzes, an seinem Beginn und in Alter und Hinfälligkeit. Das hat Konsequenzen für einen ehrfurchtsvolleren Umgang mit der Weitergabe des Lebens, Stichwort: Fortpflanzungsmedizin.

Mehr Achtung, Ehrfurcht und Respekt auch vor der Wirklichkeit von Vaterschaft und Mutterschaft. Das muss letztlich auch Konsequenzen haben für eine artgerechte Tierhaltung und auch für gerechtere Preise für entsprechende landwirtschaftliche Produkte.

Wir brauchen, so scheint mir, eine Reformulierung der Naturrechtslehre, die die Schöpfungsordnung und Erlösungsordnung aufeinander bezieht und daraus eine Antwort entwickelt auf die Katastrophe der Gegenwart.“

Bischof Rudolf rief dazu auf, die Osterbotschaft jetzt und gerade in der existentiellen Erfahrung der Krise im täglichen Leben zu bekennen:

„Wenn wir die Krise, so schwer sie auch auf uns lastet, als Aufruf zur Gewissenserforschung nehmen, kann auch tatsächlich Segen und Heil aus ihr erwachsen. Und bitten wir um Gottes Geist, dass er uns helfe, die Bitte der Oration des heutigen Ostersonntags wahr werden zu lassen: „Schaffe uns neu, o Gott, damit auch wir auferstehen und im Licht des Lebens wandeln“. 

Text-Quelle: https://www.bistum-regensburg.de/news/das-corona-virus-hat-sich-der-mensch-selbst-geholt-eine-seuche-zeigt-uns-die-grenzen-menschlicher-autonomie-7394/

Kommentare

6 Antworten

  1. „Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft“
    „Tolerance is the last virtue of a depraved society“ – D. James Kennedy: “The New Tolerance“, „Christian Post“, 17. Mai 2007; vgl. Christian Feichtinger: „Warum Toleranz vielleicht doch nicht die Tugend einer untergehenden Gesellschaft ist“, derStandard.at, 26. August 2014

    https://de.wikiquote.org/wiki/Aristoteles

    1. Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf.
      Platon

      (427 – um 348 v. Chr.), lateinisch Plato, griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates

      Denn welcher Kampf ist härter als das Leben?
      Denn wie der Philosoph Heraklit schon wusste, es gibt den Logos, doch die meisten meisten verstehen ihn nicht richig und verhalten sich nicht ihm gemäß bzw. handeln nicht ih gemäß.
      Das ist das tragische Mangel an Vernunft und Rationalität, der weise chinesische Philosoph Lao-Tse sagte ähnliches über das dem griechischen Logos entsprechende Tao/Dao usw.
      Siehe auch den Theologen und Philosophen und Journalisten David Berger mit seinem Weblog „Philosophia Perennis“ und das internationale Schiller-Institut und die BüSo und die ÖDP.

  2. „Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft“
    „Tolerance is the last virtue of a depraved society“ – D. James Kennedy: “The New Tolerance“, „Christian Post“, 17. Mai 2007; vgl. Christian Feichtinger: „Warum Toleranz vielleicht doch nicht die Tugend einer untergehenden Gesellschaft ist“, derStandard.at, 26. August 2014

  3. Na ja… Bischof Voderholzer hat mit all seinen Forderungen natürlich Recht, aber ich sehe keinen klaren Bezug zum Coronavirus.

    Erst einmal verstehe ich nicht, was er mit seiner Behauptung, das Bundesverfassungsgericht lasse sich „plötzlich doch auch noch von anderen Gesichtspunkten leiten als nur der Wahrung der grenzenlosen Autonomie des Einzelnen“. Wägt es nicht immer zwischen verschiedenen Rechtsgütern ab?

    Außerdem irritiert mich der Satz „Die Pandemie und ihre Auswirkungen sind die Folge einer Kette von Schuld und menschlichem Versagen, in der sich menschliche Hybris, Stolz, Leichtsinn und Profitgier zu einer unheilvollen Allianz verbinden.“
    Wenn das Virus nicht im Labor gezüchtet wurde (wofür es keine ausreichenden Beweise gibt), dann ist der Ausbruch der Krankheit erst einmal nicht die Schuld eines Menschen. Es mag sein, dass die chinesische Regierung (bzw. einige chinesische Behörden) eine Mitschuld an der jetzigen Lage trifft. Es ist aber auch keineswegs sicher, dass die Unterdrückung von Informationen die Entwicklung einer Pandemie verhindert hätte.
    Und heutzutage tun die Staaten, was sie können. Es herrscht Uneinigkeit über den richtigen Weg, deswegen unterscheiden sich die Maßnahmen. Aber grobes menschliches Versagen sehe ich derzeit nicht.

    Allgemein sehe ich nicht, dass eine Missachtung der Schöpfungsordnung die Ausbreitung des Coronavirus maßgeblich begünstigt hätte. Epidemien hat es immer gegeben – auch und gerade im Mittelalter, der „goldenen Zeit“ des Christentums, als mutmaßlich das allermeiste nach dem Naturrecht funktionierte.

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