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Papst Benedikt erläutert die Bedeutung der Taufe und der Absage an den "Pomp des Teufels"

Der Papst kritisiert Kultur, „bei der nicht die Wahrheit zählt, sondern der Schein“

„Gott ist kein ferner Stern, sondern das Ambiente meines Lebens.“  – Das sagte Papst Benedikt am Montagabend (11.6.2012)  in einer frei gehaltenen Betrachtung über unser Leben als Christ und als Getaufte.  In seiner Bischofskirche San Giovanni (Lateran) eröffnete er einen Pastoralkongreß:
„Wenn die Taufe bedeutet, dass wir mit Gott verbunden werden, dass wir mit einer einzigen, neuen Existenz zu ihm gehören, dann bedeutet das: Gott ist für uns nicht weit entfernt, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, ob es ihn gibt oder nicht. Wir sind in Gott, und Gott ist in uns. Der Vorrang Gottes in unserem Leben ist eine erste Konsequenz der Taufe. Auf die Frage „Gibt es Gott?“ lautet die Antwort: „Es gibt ihn, er ist mit uns, er ist der Mittelpunkt unseres Lebens  –  kein ferner Stern, sondern das Ambiente meines Lebens.“

Das heiße dann gleichzeitig: „Wir machen uns nicht selbst zu Christen“, so der Papst. „Christwerden ist nicht eine Entscheidung, die ich treffe – auch wenn natürlich meine Entscheidung mit dazukommen muss.“
Zugleich verbinde die Taufe mit anderen Christgläubigen,  mit den Lebenden und den Verstorbenen.  Taufe sei „eine erste Etappe der Auferstehung“, ein „Hineingehen in das unzerstörbare Leben Gottes“.
Wasser und Wort spielen eine große Rolle beim Sakrament der Taufe.  Dazu gehören auch die „Widersagungen“: Widersagst du dem Bösen und all seinen Verlockungen?
In der Urkirche habe die entsprechende Formel lange gelautet „Widersage dem Pomp des Teufels“, so der Papst.
Das sei einerseits auf grausame Spektakel wie etwa im Kolosseum gemünzt gewesen, andererseits aber auch „auf eine Art Kultur, von Lebensstil, bei dem nicht die Wahrheit zählt, sondern der Schein, wo man nicht die Wahrheit sucht, sondern den Effekt, die Sensation, und wo man unter dem Alibi der Wahrheit in Wirklichkeit Menschen zerstört und selbst als Sieger erscheinen will“.
Zudem sagte der Papst: „Ich lasse jeden von euch jetzt einmal nachdenken über diesen Pomp des Teufels, über diese Kultur, zu der wir Nein sagen. Getauft sein heißt vor allem, sich emanzipieren, sich befreien von dieser Kultur.
Wir kennen auch heute eine Art Kultur, in der die Wahrheit nicht zählt, auch wenn man sich auf sie beruft; nur die Sensation zählt, die Verleumdung und die Zerstörung. Eine Kultur, die nicht das Gute sucht, deren Moralismus nur eine Maske ist, in der die Lüge als Wahrheit und Information verkleidet auftritt. Zu dieser Kultur sagen wir Nein!  – Die Taufe und ihr Weg, der unser ganzes Leben dauert, ist genau dieses Nein, das jeden Tag erneuert wird, auch unter Opfern.“

Eine weitere Frage aus dem Taufritus, über die der Papst laut nachdachte: Widersagt ihr der Sünde, um in der Freiheit der Kinder Gottes leben zu können? In unserer heutigen Kultur gelte das Christentum vielen als eine Religion der Regeln; Freiheit bedeute dann, sich von diesen Regeln zu lösen.
Aber das sei keine wirkliche Freiheit, vielmehr sei es das Eingehen von „Sklaverei, Abhängigkeit von so vielen Diktaturen unserer Zeit, denen man sich unterwerfen muss, um auf der Höhe der Zeit zu gelten“.
Neben den Widersagungen kenne der Taufritus auch die positive Kehrseite: das Bekenntnis zum Glauben:
„Die positive Formel der Taufe ist auch ein Dialog, nicht nur eine Formel. Vor allem aber ist das Bekenntnis des Glaubens nicht nur etwas Verstandesmäßiges, etwas, das man auswendig lernt  –  es rührt vor allem an unsere Art zu leben. Und das scheint mir sehr wichtig. Es ist nicht eine intellektuelle Sache, sondern ein Gespräch Gottes mit uns, sein Handeln an uns, und unsere Antwort; es ist ein Weg.
Erst wenn wir Christus wirklich als Weg begreifen, können wir auch seine Wahrheit verstehen. Eine Wahrheit, die man nicht lebt, erschließt sich nicht. Erst als Lebensstil ist sie wirklich Wahrheit in all ihrem Reichtum und ihrer Tiefe.“
Quelle: Radio Vatikan

Kommentare

4 Antworten

  1. Dem CHRISTLICHEN FORUM sei Dank gesagt für die Meldung über die Ausführungen von Papst Benedikt XVI. zum „Pomp des Teufels“ in der früheren Taufliturgie.
    Es zeichnet den ehem. Dogmatikprofessor Joseph Ratzinger aus, dass er auch im Alter noch offen ist für bessere Erkenntnis. In einem zweiteiligen Beitrag in Nr. 10 und Nr. 11 der Münchner Kirchenzeitung des Jahres 1973 hatte er den Satan, die Dämonen und den Teufel noch in einen Topf geworfen und behauptet, der Teufel sei eine Person bzw. eine Unperson und der K e r n des Auftrags Jesu sei es gewesen, mit den Dämonen zu r i n g e n und die Werke des Teufels zu vernichten. Kritiker in Leserzuschriften kanzelte er in Nr. 16/73 der MKZ einfach ab.
    Prof. Ratzinger rechtfertigte damals den sog. Großen Exorzismus, den die Kath. Kirche bis heute vorsieht, wenn jemand vom Teufel besessen sei. 1976, also drei Jahre nach seinen Ausführungen zum Teufel, starb dann beim Exorzismus durch zwei kath. Priester eine deutsche Studentin. Im Juni 2005 kam eine rumänische Nonne beim Exorzismus ums Leben. Trotzdem ermutigte Papst Benedikt XVI. kurz darauf bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz am 15.September 2005 die zweihundert italienischen Exorzisten, „mit ihrem wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren“.
    Schon die Ermordung Hunderttausender Frauen als Hexen von ca. 1500 – 1800 ging auf ein verkehrtes und abstruses Verständnis des Teufels zurück, das christliche Theologen unaufhörlich weiter verbreiteten und sich damit mitschuldig machten.
    Spät kam deshalb die Erkenntnis von Joseph Ratzinger, dass es sich beim Exorzismus der frühen Kirche in der Absage an den Pomp des Teufels in erster Linie um eine Distanzierung von den grausamen Spielen ging, die der römische Kaiser veranstalten ließ. Eine liturgische Konsequenz folgte aus dieser Erkenntnis allerdings nicht. Mir ist auch nicht bekannt, dass vom Vatikan den katholischen Teufelsaustreibern inzwischen Einhalt geboten worden wäre.
    Für den Ritus der Kindertaufe schlägt die Erzdiözese München und Freising dem Taufspender weiterhin vor zu beten: „Bewahre das Kind vor Satans Macht!“ Anschließend sollen die Eltern und Paten dem Satan, all seinen Werken und all seinen Verlockungen widersagen.
    „Teufel“ wurde zwar durch „Satan“ ersetzt, aber es wird nicht gesagt, worin die Macht des Satans bestehen soll und welchen seiner Werke und Verlockungen Eltern und Paten widerstehen sollen. Hier wird der Gläubige mit bloßen Worthülsen weiterhin allein gelassen.
    Warum schwört man Eltern und Paten nicht auf das Gute ein wie Wahrhaftigkeit, Friedfertigkeit, einfachen Lebensstil usw., wie der Papst es hier andeutet, und lässt sie versprechen, mit gutem Beispiel voranzugehen?

  2. Wenn ich das so lese, was der Papst über die Taufe sagt, frage ich mich, wie das mit der Säuglingstaufe zusammen passen soll?
    Taufe lässt sich nur verstehen und interpretieren mit Matth. 20,22 bzw. Luk. 12,50.
    Die Taufpraxis der RK wie der ev. Kirche ist Nonsens in der Handlung wie auch im Erfolg. Vorausgehen MUSS eine persönliche Busse und Umkehr zu Jesus. Dass die Säuglingstaufe barer Unsinn istzeigen die Millionen Getauften, die als Gottlose durchs Leben gehen. Gottes Angebot in Jesus Christus ist der Ruf zur Umkehr, zur Einsicht persönlicher Rebellion gegen Gott und sein Gnadengeschenk. Daraufhin läßt sich der wiedergeborene Christ zeugnishaft taufen zum Zeichen: Ich war in meinen Sünden mit Christus begraben in den Tod.
    Ergo: Christ werde ich nicht durch die Taufe, sondern durch Bekehrung und Wiedergeburt.
    Liebe Grüße von Elise Mehl.

    1. Guten Tag,
      bereits in der Apostelgeschichte können wir nachlesen, daß damalige Christen sich mit „ihrem ganzen Haus“ taufen ließen, womit selbstverständlich keine Bausteine gemeint sind, sondern Kinder – siehe auch zB. den alttestamentlichen Spruch: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!“. – Diesen kernigen Ausspruch Josuas findet man als Hausspruch auch in Fluren oder neben Haustüren gläubig-evangelischer Christen.
      Die Taufe ist keine Belohnung für Frömmigkeit, auch nicht in erster Linie eine Antwort Gottes auf den menschlichen Glauben, sondern ein Gnadengeschenk Gottes, das man auch Kindern nicht vorenthalten sollte. Gottes Gnade geht auch unserem menschlichen Glauben voraus.
      Im Judentum wurden bereits die männlichen Säuglinge beschnitten, was eine religiöse Handlung war, nämlich die Aufnahme in das erwählte Bundesvolk. Auch hier f o l g t e der Glaube, er ging dieser Handlung aber nicht voraus.
      Daß bei der Erwachsenentaufe der persönliche Glaube sehr wohl Voraussetzung ist, liegt auf der Hand, sonst ginge es in Richtung Zwangstaufe (Taufe gegen den Widerstand des Betreffenden).
      Bei Kleinkindern sollen die Eltern und Taufpaten dafür sorgen, daß der Glaube des Täuflings wachsen kann. Dies wird ihnen durch die Taufe erleichtert, da sie göttliche Hilfe vermittelt. Diese Gnade Gottes ist kein Zwang und kein Automatismus, sondern eine Anregung, eine Stärkung von oben.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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