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Paul Gerhardt: Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand…

1) Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand;
der Himmel soll mir werden, da ist mein Vaterland.
Hier reis ich bis zum Grabe; dort in der ewgen Ruh
ist Gottes Gnadengabe, die schließt all Arbeit zu.

2) Was ist mein ganzes Wesen von meiner Jugend an
als Müh und Not gewesen? Solang ich denken kann,
hab ich so manchen Morgen, so manche liebe Nacht
mit Kummer und mit Sorgen des Herzens zugebracht.

3) Mich hat auf meinen Wegen manch harter Sturm erschreckt;
Blitz, Donner, Wind und Regen hat mir manch Angst erweckt;
Verfolgung, Haß und Neiden, ob ich’s gleich nicht verschuld’t,
hab ich doch müssen leiden und tragen mit Geduld.

4) So ging’s den lieben Alten, an deren Fuß und Pfad
wir uns noch täglich halten, wenn’s fehlt am guten Rat;
sie zogen hin und wieder, ihr Kreuz war immer groß,
bis dass der Tod sie nieder legt in des Grabes Schoß.

5) Ich habe mich ergeben in gleiches Glück und Leid;
was will ich besser leben als solche großen Leut?
Es muss ja durchgedrungen, es muss gelitten sein;
wer nicht hat wohl gerungen, geht nicht zur Freud hinein.

6) So will ich zwar nun treiben mein Leben durch die Welt,
doch denk ich nicht zu bleiben in diesem fremden Zelt.
Ich wandre meine Straße, die zu der Heimat führt,
da mich ohn alle Maße mein Vater trösten wird.

7) Mein Heimat ist dort droben, da aller Engel Schar
den großen Herrscher loben, der alles ganz und gar
in seinen Händen träget und für und für erhält,
auch alles hebt und leget, wie es ihm wohlgefällt.

8) Zu dem steht mein Verlangen, da wollt ich gerne hin;
die Welt bin ich durchgangen, dass ich’s fast müde bin.
Je länger ich hier walle, je wen’ger find ich Freud,
die meinem Geist gefalle; das meist ist Herzeleid.

9) Die Herberg ist zu böse, der Trübsal ist zu viel.
Ach komm, mein Gott, und löse mein Herz, wenn dein Herz will;
komm, mach ein seligs Ende an meiner Wanderschaft,
und was mich kränkt, das wende durch deinen Arm und Kraft.

10) Wo ich bisher gesessen, ist nicht mein rechtes Haus.
Wenn mein Ziel ausgemessen, so tret ich dann hinaus;
und was ich hier gebrauchet, das leg ich alles ab,
und wenn ich ausgehauchet, so scharrt man mich ins Grab.

11) Du aber, meine Freude, du meines Lebens Licht,
du ziehst mich, wenn ich scheide, hin vor dein Angesicht
ins Haus der ewgen Wonne, da ich stets freudenvoll
gleich wie die helle Sonne mit andern leuchten soll.

12) Da will ich immer wohnen – und nicht nur als ein Gast –
bei denen, die mit Kronen du ausgeschmücket hast;
da will ich herrlich singen von deinem großen Tun
und frei von schnöden Dingen in meinem Erbteil ruhn.

Paul Gerhardt

Kommentare

5 Antworten

  1. Weltliche Version von Gerhard Schöne (geb. 1952):

    Ich bin ein Gast auf Erden. Bald muss ich wieder gehen
    Umarme ich Gefährten, sag ich:“Auf Wiedersehn!“
    Dann denke ich beklommen: Ob wir wohl noch einmal
    wie heut zusammenkommen? Wer weiß der Stunden Zahl?

    Ich bin ein Gast auf Erden, versuch mich dann und wann
    Als Hausherr zu gebärden, der alles machen kann
    Dann sterben Wälder, Meere, dann bleibt kein Lüftchen rein
    Dann gehen ganze Heere von andern Gästen ein

    Ich bin ein Gast auf Erden. Ich bin noch auf dem Weg
    Hab mancherlei Beschwerden vom schweren Marschgepäck
    Muss mich beizeiten wenden von allem, was mich hält
    Ganz nackt, mit leeren Händen geh ich von dieser Welt

    Ich bin ein Gast auf Erden. Ich weiß, es muss so viel
    Bis morgen anders werden und ferne liegt das Ziel
    Wills mit in Ordnung bringen, will stillen manches Weh
    Mein schönstes Danklied singen, bevor ich von ihr geh.

  2. Großartig! Sehr empfehlenswert die Bücher von Beate und Winrich Scheffbuch mit den exakten Erklärungen der Lieder und den Biografien der Autoren — u a „den Kummer sich vom Herzen singen“

  3. Gerhardts Text hat den katholischen Autor Georg Thurmair dazu angeregt, ein neues Lied zu schaffen: „Wir sind nur Gast auf Erden“.

    Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh
    mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.

    Die Wege sind verlassen, und oft sind wir allein.
    In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein.

    Nur einer gibt Geleite, das ist der Herre Christ.
    Er wandert treu zur Seite, wenn alles uns vergisst.

    Gar manche Wege führen aus dieser Welt hinaus.
    O dass wir nicht verlieren den Weg zum Vaterhaus!

    Und sind wir einmal müde, dann stell ein Licht uns aus,
    o Gott, in deiner Güte, dann finden wir nach Haus.

  4. Paul Gerhardt, der durch den dreißigjährigen Krieg größtes Leid erlebte, beschreibt in diesem Lied zwei Aspekte des Evangeliums:

    1) Das Leben ist ein Jammertal.
    2) Im Himmel erwartet die Erlösten die Herrlichkeit.

    Im Alten Testament hatte Gott Seinem Volk den Segen und den Fluch präsentiert: Wenn es Sein Gesetz hält und Gott die Treue hält, geht es dem Volk in Gottes Land gut. Wenn das Volk das Gesetz nicht hält und Ihm untreu wird, geht es ihm schlecht und es muss das Land verlassen.

    Paul Gerhard beschreibt also die zweite Situation: Die Menschen hielten das Gesetz nicht und es ging ihnen sehr schlecht.

    Jesus Christus fasst das Gesetz und die Propheten in Matth. 7,12 mit der Goldenen Regel zusammen. Wir sollen die anderen so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen.

    Die zehn Gebote verleihen der Goldenen Regel Inhalt und Ausdruck.

    Wenn wir also NICHT ZULASSEN wollen, dass wir selbst belogen, betrogen, bestohlen, verunglimpft, verleumdet, verachtet, verraten, beneidet, enteignet, beschädigt, unterdrückt, versklavt und ermordet werden wollen, dürfen wir auch NICHT ZULASSEN, dass andere von uns oder anderen belogen, betrogen, bestohlen, verunglimpft, verleumdet, verachtet, verraten, beneidet, enteignet, beschädigt, unterdrückt, versklavt und ermordet werden.

    Gott hat als Schöpfer und Erlöser unseren Dank und unsere Ehre verdient (Röm. 1,18ff und Joh. 13,6). Das ist die Grundlage für die Goldene Regel und die Zehn Gebote.

    Deshalb sollten wir uns alle jetzt im Great Reset informieren und so viele wie möglich aufklären.

    https://www.youtube.com/watch?v=dUFlLBTRMoA
    The Great Reset (heute) – Historische „Vorläufer“ – Zwei imperialistische Weltkriege – E. Wolff

    https://www.youtube.com/watch?v=K3Ufj08_ez4&t=2677s
    Der 3. Weltkrieg wäre der perfekte Nährboden für das digitale Zentralbankgeldsystem nach chinesischem Vorbild

    https://rumble.com/v3od8kj-dr.-wodarg-warnt-who-vertrag-birgt-globale-gesundheitsdiktatur-in-sich.html

    Wer sich informiert, andere aufklärt und nach der Wahrheit und Objektivität strebt, dem kann es so gehen wie Paul Gerhardt:

    „Mich hat auf meinen Wegen manch harter Sturm erschreckt;
    Blitz, Donner, Wind und Regen hat mir manch Angst erweckt;
    Verfolgung Haß und Neiden, ob ich’s gleich nicht verschuld`t,
    hab ich doch müssen leiden und tragen mit Geduld.“

    Da können Millionen Aufklärer ein Lied von singen, wie z.B. Prof. Dr. Stefan Hockertz, Dr. Michael Yeadon, Dr. Maaßen, Dr. Krall, Dr. Weidel u.a.

    https://www.youtube.com/watch?v=sYaxdL-8OZA
    Hockertz – Weihnachtsbotschaft

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