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Radio Horeb und Charismatik: Wenn der Segen sich in Proklamationen verwandelt

Von Felizitas Küble

Auf dem erscheinungbewegten Privatsender „Radio Horeb“ gibt es neben vernünftigen Vorträgen und Beiträgen leider auch irrgeistige und charismatische Zumutungen bzw. vermessene „Heilungsgebete“.

Zudem kommt dort der klassische, überlieferte Rosenkranz zwar auch noch vor, doch er wird zunehmend verdrängt von allerlei Sonder-Rosenkränzen, die fast alle auf „Seherinnen“ zurückzuführen sind.

Typisch für diese Kreise ist auch ein „Charismatisches Segnen“, der unter dem Zwischentitel „Weitere Gebete“ vorgestellt und empfohlen wird: https://www.horeb.org/beten/gebete/

Dieser Segen geht auf die „Friday Blessings“ in Wales zurück und ist insofern aufschlußreich, als er einige typische Elemente enthält, die in ähnlicher Form auch in anderen charismatischen Gebeten auftauchen. Diese Kennzeichen sind – bei genaurer Betrachtung  –  letztlich ein Zeichen von spiritueller Schwarmgeisterei und Verstiegenheit.

Dies sei anhand einiger Auszüge kurz begründet. Die erwähnte „Segnung“ beginnt mit den Worten:

Himmlischer Vater, wir stellen uns unter deine Macht, die wir als Kinder Gottes in Anspruch nehmen dürfen und sprechen im Namen Jesu zu jedem Haushalt in unserer Pfarrei: Seid gesegnet im Namen des Herrn Jesus Christus.

Dieses „Proklamieren“ ist in der pfingstlerischen Szene seit jeher weit verbreitet, anscheinend dringt es nun auch in katholische Kreise ein. Unter „Proklamieren“ verstehen Charismatiker, daß man die „Verheißungen“ Gottes nicht etwa nur erbetet und erbittet, sondern kurzerhand „in Anspruch nimmt“.

Teils werden in extremen Pfingstlerkreisen grundsätzlich alle Bitt-Gebete abgelehnt (weil sie sich bei einer konsequenten „Inanpruchnahme“ schlicht erübrigen), teils wird beides noch nebeneinandergestellt wie in dieser (vergleichsweise gemäßigten) Anrufung, wo Gottes „Machtin Anspruch genommen wird  – was immer das wohl heißen mag?

Sodann segnet sogar der Priester üblicherweise in einer indirekter Sprache: „Es segne Euch der allmächtige Gott….“ –  Hingegen typisch verstiegen wird hier direkt „im Namen des Herrn Jesus Christus“ gesprochen, als handle es sich bei diesen Segensleuten um bevollmächtigte Propheten.

Recht vielsagend sind weiter folgende Abschnitte:

Wir segnen euch und bitten um Gesundheit und Stärke. Im Namen Jesu Christi bitten wir um Verhinderung jeder Krankheit, die versucht, in unsere Region einzudringen und sich auszubreiten. Jeden, der zurzeit krank ist, segnen wir im Namen Jesu mit der Bitte um Genesung und Heilung.“

Typisch charismatisch ist hier diese Fixierung auf körperliche „Heilung“ und auf die „Verhinderung jeder Krankheit“.

Aber auch die „Segnung“ durch Wohlstand und Erfolg gehört zum frommen Programm, schließlich führen die Geistesgabenträger ein „siegreiches“ Leben in Fülle:

„Wir segnen euch mit der Bitte um Wohlstand und darum, gut versorgt zu sein…Wir segnen alle integren Unternehmen und Geschäfte, dass sie florieren, neue, kreative Ideen entwickeln und Arbeitsplätze schaffen.“

Am Schluß stehen dann eher die „geistlichen“ Gaben im Vordergrund, freilich bezogen auf die charismatische Zauberformel von „Heilung und Befreiung“, „Zeichen und Wundern“   – auch die Anbetung Christi im Altarsakrament wird diesem schwarmgeistigen Zweck untergeordnet:

Wir bitten um einen offenen Himmel und um die Ausbreitung des Reiches Gottes, besonders auch durch die eucharistische Anbetung, damit Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen. Wir segnen unsere Region, dass sie ein Zufluchtsort ist, an dem Menschen ganzheitlich geheilt und befreit werden, um Jesus mehr kennen und lieben zu lernen sowie im Leben Erfolg zu haben, soweit dies im Plan Gottes vorgesehen ist. Amen.“

Das bekannte Pfingstler-Ehepaar Dr. Derek und Ruth Prince aus England haben dem hier besprochenen Thema sogar eine eigene Schrift gewidmet: „Gebete und Proklamationen“.

Dabei wird Gott gleichsam an seine eigenen (angeblichen) „Verheißungen“ und „Zusagen“ erinnert und diese werden reichlich selbstbewußt „in Anspruch genommen“…

 

 

Kommentare

3 Antworten

  1. Ich war heute Nachmittag in einer Andacht, gestaltet von einer neuen geistlichen Gemeinschaft. Zum Schlusssegen sagte der Priester: es segne dich im Namen Jesu Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Die Formulierung im Namen Jesu erschien mir sonderbar, kann ich nicht verstehen.

  2. Ich finde die Diktion dieses „Segens“ ziemlich erschreckend, denn dieses „Inanspruchnehmen“ ist im Grunde ein dreistes Einfordern. Die Tatsache, dass wir durch die Taufe Kinder Gottes sind, sollte nicht zu einer unverschämten Anspruchshaltung einladen. Wir sind immer noch Geschöpfe, die ihren Schöpfer demütig um Gnade und Barmherzigkeit bitten.

    Leider ist unsere Kirche schon viel zu lange viel zu duldsam gegenüber jeglicher zügelloser „Kreativität“ und jeder überspannter Sonderidee und erlaubt eigentlich schon fast alles. Ich wünschte, wir hätten uns mehr an den Ostkirchen orientiert, die „kreative“ Auswüchse scharf verurteilen und sich in der Tradition der Kirchenväter wissen. Das wäre auch für uns kein schlechter Rat gewesen, aber jetzt ist es wohl zu spät.

    Ich fürchte, dass in einer Zeit, in der das Individuum mit seinen subjektiven Befindlichkeiten, Ideen, Ausdrucksformen etc. ohnehin überall im Mittelpunkt steht, dem Vormarsch der Pfingstler/Charismatiker und aller möglicher sonderbarer Gruppierungen kaum noch Einhalt geboten werden kann. Es steht nicht mehr Gott im Mittelpunkt, dem wir jegliche Anbetung schulden, sondern die Frage: „Was gibt es mir, wenn ich bete?“ Die Fixierung auf die Heilung kommt dem heutigen Gesundheitskult und dem Therapiewahn sicherlich zusätzlich entgegen.

    Andererseits gibt es natürlich in der Tat viele Menschen, die z.B. unter Depressionen und Ängsten leiden oder die chronisch krank und verzweifelt sind und sich von der „normalen“ Kirche alleingelassen sehen. Hier würden oft schon die „normalen“ katholischen Praktiken helfen, die man aber leider vielerorts kaum noch findet.

  3. Der Evangelikalismusexperte Prof. Dr. Stephan Holthaus kennzeichnet Evangelisch-Konservative auch durch deren Ablehnung aller Charismatik/Pfingstlerei. Wir lehren, daß mit der Vollendung der Bibel jede weitere Offenbarung Gottes und darunter auch die sog. charismatischen Gaben aufhörten. In der Satzung des wohl bekanntesten Verbandes Evangelisch-Konservativer steht: Wer mit der Pfingstbewegung zusammenarbeitet, ist ausgeschlossen. Genauso wird laut der Satzung ausgeschlossen, wer mit der Evangelischen Allianz zusammenarbeitet. Prof. Hothaus nennt als einen Grund für diese Ablehnung durch uns die Öffnung der Ev. Allianz für Charismatiker/Pfingstler. Beide Großkirchen dulden Charismatiker/Pfingstler.

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