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Reformer wie Bassam Tibi und Seyran Ates wollen Muslime besser integrieren

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Wie kann man eine Gesellschaft unterschiedlicher Geschichte und Kultur in einer befriedeten Gemeinschaft zusammenhalten?  – Dies ist seit Beginn der 60er Jahren in Europa ein wichtiges Gesprächsthema.

Bassam Tibi ist eine profilierte Stimme in der Islam- und Migrationsdebatte. Er stammt aus einer gelehrten Familie in Damaskus. Als Kind lernte er den Koran auswendig. 1962 kam er nach Frankfurt und studierte Philosophie bei den Professoren Adorno und Horkheimer. Dieses Studium bezeichnet er als seine zweite Offenbarung. Er lernte die jüdisch-deutschen Vorstellungen von Ernst Bloch kennen.

Tibi bezeichnet sich als Kantianer. Dessen Kernsatz „Wage es, deinen Verstand zu gebrauchen!“ brachte ihn dazu, sich von der Scharia zu lösen und den Koran historisch-kritisch zu lesen.

In 22 islamischen Ländern lehrte und forschte er über den höheren Standard islamischer Lehre vor dessen Niedergang im 13. Jahrhundert. Tibi sagt: „Die islamische Welt ist heute in einem schlechteren Zustand als zu Beginn des kulturellen islamischen Niedergangs.“

Er kennt auch die islamischen Reformdenker des 20. Jahrhunderts. Diese haben wichtige Impulse zum Ausdruck gebracht, die den Koran als „spirituelle Botschaft“, aber nicht als „gesellschaftliche Anleitung“ verstanden haben.

Wir brauchen eine klare Werteordnung

Tibi vermisst eine deutsche Leitkultur. Er meint: „In Deutschland gibt es einen starken ideologischen Widerstand gegen die Erkenntnis, dass eine Gesellschaft eine klare Identität und klare Werteordnung braucht, wenn sie große Gruppen von Zuwanderern aus anderen Kulturen integrieren will“.

Seine Konzeption einer europäischen Leitkultur wird weitgehend abgelehnt. Ihm geht es um die Werte der Aufklärung. Unser Rechtsstaat arrangiert sich inzwischen mit Polygamie und Kinderehen und nimmt es hin, dass Streitigkeiten im Clan-Milieu von Friedensrichtern nach der Scharia geregelt werden.

Der Islamkenner führt das Verhalten deutscher Justizurteile auf die NS-Vergangenheit zurück. Dieses Bewusstsein lässt sich von Schuldgefühlen leiten und „riskiert den Zusammenhalt des Gemeinwesens“. Er meint, viele verwechseln eine „offene Gesellschaft mit offenen Grenzen und grenzenloser Toleranz“.

Kulturelle Regeln sind einzuhalten

Tibi hält kulturelle Unterschiede für möglich. Aber es müsse kulturelle Regeln geben, die nicht mit Verweis auf Religionsfreiheit außer Kraft gesetzt würden. Umgekehrt muss das Land jene, die dauerhaft bleiben wollen, auch als Staatsbürger anerkennen und behandeln. Eine ausgrenzende Identität dürfe es nicht geben.

Tibi will sich an den Realitäten orientieren und meint, „dass vier Fünftel der hiesigen Muslime überhaupt keine Deutschen sein wollen“. Er führt das teilweise auf ihr Religionsverständnis zurück, das einen „Euro-Islam“ nicht duldet.

Nach dem „US-amerikanischen PEW-Institut“ wird 2050 ein Fünftel der deutschen Bevölkerung muslimisch sein. Aus diesem Grund sind Lösungen für ein befriedetes Zusammenleben in Deutschland existenziell wichtig.

Aber wie soll eine europäische Leitkultur in Deutschland tragfähig sein, wenn lt. Tibi Bassam vier Fünftel der islamischen Bevölkerung kein Interesse zeigen, sich politisch zu integrieren und andererseits bei der einheimischen Bevölkerung ein ausgeprägtes Kultur- und Geschichtsbewusstsein fehlt?

Perioden wie die zwölfjährige NS-Vergangenheit sollten das Bewusstsein hoher kultureller Leistungen nicht auslöschen. Es ist aber eine Aufgabe der Schule und der Medien, das wieder ins Bewusstsein zu bringen. (Quelle: Katholische Sonntagszeitung für Deutschland Nr. 18, 4./5. Mai 2024)

Seyran Ates warnt vor „Religionskrieg“ in Schulen

Was das zukünftige Zusammenleben von Christen, Moslems und nichtgläubigen deutschen Bürger betrifft, möchte ich noch einen „unverdächtigen“ Hinweis von Seyran Ates beifügen: Ates ist Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin sowie Mitbegründerin der liberalen Ibn Rushd-Goethe-Moschee in Berlin. Sie sagt u.a.:

„An deutschen Schulen haben muslimische Kinder den Religionskrieg schon lange gewonnen. Einer nichtrepräsentativen Erhebung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zufolge sagt eine Mehrheit muslimischer Schüler (67,8%): „Die Regeln des Korans sind mir wichtiger als die Gesetze in Deutschland“. Knapp die Hälfte (45,8%) glaubt, ein islamischer Gottesstaat sei die beste Staatsform.

Die Situation ist dramatisch. Manche Schulen würde ich sogar als islamistische Hochburgen bezeichnen. Die Allgemeinbildung hat sich schon lange aus vielen Schulen verabschiedet. Der Islam hat den höchsten Stellenwert. Der ganze Tagesablauf wird an die Religion angepasst, so mangelhaft das Wissen auch sein mag…
Dazu kommt vielleicht der entscheidende Faktor: Kinder und Jugendliche haben einfach Angst, Außenseiter zu sein. Ausgrenzung und Mobbing sind keine einfache Sache…“
(Quelle: Katholische Sonntagszeitung für Deutschland, 18./19. Mai 2024, Nr. 20, S. 8.)

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert ist Gründer des Dachverbands FORUM DEUTSCHER KATHOLIKEN und Herausgeber der Zeitschrift FELS

Kommentare

11 Antworten

  1. Danke für diesen SEHR interessanten und lesenswerten Artikel!

    Leider sind „liberale“ Muslime, wie ich aus Gesprächen mit syrischen jungen Menschen aus erster Hand weiß, für die meisten Anhänger dieser Religion ein „no go“. Ein Kommentar von einem von ihnen zu Frau Ates: „Stell dir vor, die betet ohne Kopftuch“ sagt, denke ich, mehr dazu als ein langer Leserkommentar von mir.

  2. Haben wir im Westen und in Deutschland wirklich keine Leitkultur? Warum fehlt die von unten nach oben gewachsene, vitale und klare Identität und Werteordnung?

    Ich zitiere aus obigem Beitrag:

    „Tibi vermisst eine deutsche Leitkultur. Er meint: ,In Deutschland gibt es einen starken ideologischen Widerstand gegen die Erkenntnis, dass eine Gesellschaft eine klare Identität und klare Werteordnung braucht, wenn sie große Gruppen von Zuwanderern aus anderen Kulturen integrieren will‘.“ – Ende Zitat

    Natürlich hat bzw. hatte Deutschland eine Leitkultur, wie auch die anderen westlichen Staaten, die auf jüdisch-christlicher Wurzel demokratische Denkweisen und Strukturen entwickelt haben.

    Offiziell wird diese Leitkultur allerdings allzu oft verleugnet.

    Wenn man die Ideengeschichte der deutschen Demokratie betrachtet, stellt man fest, dass DIESE LEITKULTUR EIN RINGEN UM ANERKENNUNG UND UMSETZUNG DER VON GOTT GEGEBENEN MENSCHENWÜRDE UND MENSCHENRECHTE, UM UNABHÄNGIGKET, FREIHEIT, RECHTSSTAATLICHKET UND DEMOKRATIE IST – UND ZWAR MITTEN IN DER ENTWICKLUNG UND DEM AUF UND AB DER DEUTSCHEN GESCHICHTE.

    Die westliche Leitkultur ist ein zielorientiertes Streben nach Demokratie innerhalb der jeweiligen Geschichte der Völker. Sie wird gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen Phasen des demokratischen Aufblühens und des Niedergangs.

    Die demokratische Leitkultur Deutschlands stellt also eine Bestrebung dar, die auf der Grundlage des jüdisch-christlichen Weltbildes laufend mit Leben gefüllt werden muss. Sie ist kein automatisch funktionierendes System, das ein für allemal in Stein gegossen ist.

    Die deutsche Leitkultur muss von jedem Einzelnen verinnerlicht, praktiziert und durchbuchstabiert werden – und zwar auf der Grundlage der Goldenen Regel von Jesus Christus in Matth. 7,12 (entspricht ein wenig dem kategorischen Imperativ Kants, geht aber weit über denselben hinaus) im Zusammenhang mit den Zehn Geboten.

    Die Aufklärung, das Zeitalter der Lichter begann ja schon viel früher als im achtzehnten Jahrhundert. Jesus kam als das Licht der Welt (Johannes 1). Leider haben sich nicht alle diesem Licht geöffnet, deswegen verzögert sich die Aufklärung. Lüge, Betrug und Krieg herrschen, wo Wahrheit und Realitätssinn herrschen sollten.

    Dr. Markus Krall analysiert diese Situation:

    https://www.youtube.com/watch?v=wnaI6_pcwSc
    Dr. Markus Krall: Deutschlands explosive politische Wahrheit
    – mit massiver Warnung vor der Kriegstreiberei

    https://www.youtube.com/watch?v=Gefd-gVPSP8
    Dr. Markus Krall: Deutschlands Weg 2024 – Freiheit oder Untergang?

    1. Dem stimme ich voll zu und es kann nicht sein, dass unsere Regierung vorsätzlich Menschen aus islamischen Ländern für die Islamisierung rekrutieren will als Vorstufe zur versklavenden Welteinheitsreligion. Es gibt so viele islamische Länder, die sehr wohl ihren in Not geratenen islamischen Glaubensgesellschaften helfen könnten, aber sie unterstützen den Feldzug gegen Christentum und Judentum.

  3. Schon vergessen? Basam Tibi hat den Begriff von der deutschen Leitkultur erst überhaupt eingeführt und ist dafür sehr kritisiert worden. Und das tolerante Islam-Projekt von Frau Ates ist gescheitert. Außerdem wurde sie von der deutschen Politik geschnitten, aber auch vom Islamrat, den Schäuble etabliert hat.

  4. Madame KGE Grüne fordert Aufstand der Anständigen, dass ist ein Witz. Was ist mit all den ermordeten, verletzten einheimischen Opfern, sind die inzwischen rechtlos, wo AK Schmidt, letzter anständiger Sozialdemokrat, voraus sagte „Mehr Migration geht nicht, das gibt Mord und Totschlag“
    Hat sie jetzt Angst, dass ihr die importierten Glücksritter an die Wäsche gehen, ohne gepanzerte Luxuslimousine. Wo herrscht in Ghana Krieg, das seine Grenzen im Gegensatz zu Deutschland schützt? Alle wollen nach Deutschland in das angebliche Schlaraffenland, wo die Einheimischen unter Entbehrungen sich eine Existenz aufgebaut haben und die überteuerten Diäten der Politiker löhnen soll, wie die der Küchenhilfe, die uns ständig mit ihrem Schwachsinn nervt?

    1. Kleine Ergänzung: Wir sollen uns selbst anzustrengen, um die eigene neue Heimat Lebens- und Liebenswert zu machen, wobei es natürlich auch eine Minderheit zu integrieren gibt. Das Volk spürt, wie es für den Größenwahn der Politiker betrogen wird.
      Alle Sonderrechte müssen aufgehoben werden und Migranten haben sich zu integrieren und gleiches Leid und Freud zu tragen und auch Pflichten.

  5. Shalom, vielleicht würde eine Neutralität der Kleidung in der Öffentlichkeit helfen. Kopftuch ist islamisch politische Sharia.
    Wenn jemand ohne Sharia nicht leben kann, dann ist Deutschland nicht das richtige Land, um Sharia zu leben . Die Attentäter können mit Ungläubigen nicht leben . Sharia lässt sich nicht integrieren. Ex-Muslime und Atheisten, die als Muslime geboren wurden und EX-Muslime, die jetzt Christen sind, oder Muslime, die den Koran nicht ernst nehmen, sind integrierbar .
    Frauen, die Angst haben, in die Hölle zu kommen ohne Kopftuch, sind nicht integrierbar, weil sie ihre Kinder islamistisch/nach Sharia regeln erziehen muss. Sie muss ihren Kindern sagen , dass sie ins Paradies kommt und die Frauen ohne Kopftuch in die Hölle kommen. So kann keine Akzeptanz und Respekt für Menschen beigebracht werden, die in Deutschland zu Hause sind .

  6. Wie soll man Unintregierbare intregieren? Das ist noch nirgends in der 1400 jährigen Geschichte des Islam passiert. Das ist Wunschdenken von Träumern.

    Die einzige Rettung für uns, dass christliche Abendland, mit seiner jüdisch-christlichen Kultur, zusammenn mit anderen Ländern christlicher Kultur, auch der Westen genannt, sehe ich nur Begrenzung von weiterer Migration von Muslimen in
    unsere Länder und zügige Abschiebungen.

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