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Berlin: SELK-Gottesdienst zum Marsch für das Leben mit Impulsen von Hartmut Steeb

Am Samstag, dem 16.9.2023, hat die SELK (Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche) in Berlin ihre Kirche in der Annenstraße zur Verfügung gestellt für einen Predigt-gottesdienst, der als geistliche Vorbereitung zum Marsch für das Leben gefeiert wurde.

Wir dokumentieren daraus hier nun die Begrüßung und das „Wort in den Tag“ von Hartmut Steeb (siehe Foto), dem ehem. Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland, einem theologisch konservativen Dachverband landes- und freikirchlicher Initiativen und Persönlich-keiten.

Begrüßung                                          

Guten Morgen. Ich heiße Sie herzlich willkommen.  Ich freue mich, dass Sie sich zu diesem evangelischen Gottesdienst am Tag des Marsch des Lebens aufgemacht haben. Mein Name ist Hartmut Steeb. Ich war bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand etwas über 31 Jahre lang Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland.

Heute aber darf ich Ihnen die Grüße des Vorstands des Bundesverband Lebensrecht überbringen. Von seiner Gründung 2001 bis im Herbst letzten Jahres gehörte ich – mit kurzer Unterbrechung – dazu.

Als wir 2002 zum ersten Mal einen Marsch für das Leben – damals unter dem Titel „1000 Kreuze für das Leben“ – hier in Berlin durchführten, lag es uns daran, in die Öffentlichkeit hinein ein deutliches Zeichen zu geben, dass wir mit dem Abtreibungsrecht – besser, mit dem Abtreibungsunrecht – in unserem Land nicht zufrieden sind.

Denn es hatte sich schon fast so etwas wie eine Grabesruhe über unser Land gelegt und man schien sich an diesen unheilvollen Kompromiss zu gewöhnen. Ja, man schien sich daran zu gewöhnen, dass mehr als 100.000 Menschen am Ende der Schwangerschaft nicht das Licht der Welt erblicken durften. Ihr Leben wird vorzeitig während der Schwangerschaft durch Menschenhand beendet, nach wie vor die schlimmsten und häufigsten Tötungsdelikte.

Und dann dachten wir: Wahrscheinlich kommen viele Christen zu dieser Kundgebung und dem Marsch und dann laden wir einfach noch ein zu einem ökumenischen Gottesdienst ein, damals in die St. Hedwigs-Kathedrale. Und wir waren bass erstaunt, dass offenbar alle – oder fast alle – mitkamen; sich zu einem Gottesdienst einladen ließen. Und so haben wir das natürlich beibehalten.

Zum erstenmal feiern wir heute nun vor dem Marsch einen evangelischen Gottesdienst. Ja, es können jetzt um diese Uhrzeit viele noch nicht dabei sein, die heute nur an- und wieder abreisen. Das ist natürlich bedauerlich. Aber es ist auf der anderen Seite auch wirklich gut, zuerst den Gottesdienst zu feiern.

Wort für den Tag   

Ich darf Ihnen noch ein paar Worte in den Tag hinein sagen. Aber zuerst sage ich einen ganz herzlichen Dank an die Kirchengemeinde der Selbständig Evangelisch Lutherischen Kirche in Berlin-Mitte, hier in der Annenstraße. Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer Hillermann, und allen Verantwortlichen, dass Sie uns hier haben zu Gast sein lassen.

Leider müssen wir heute feststellen, dass dazu nicht nur die christliche Gabe der Gastfreundschaft gehört – die sie zweifellos haben  und leben – sondern auch noch Mut. Denn mit diesem Gottesdienst in Ihrer Kirche an diesem Tag und mit diesen Gästen und zu diesem Thema haben Sie sich nicht nur für uns eingesetzt, sondern sich gleichzeitig auch öffentlichen  Anfeindungen ausgesetzt.

Den Anfeindungen derer, die gegen unsere gemeinsamen Überzeugungen eintreten. Die Beschmierungen der Kirchentüren und des Schaukasten geben davon leider Zeugnis.

Danke! Danke auch den Musikern Martin Schubach und Jonathan Voigt und den Bläsern, die diesen Gottesdienst mit gestaltet und unseren Gesang begleitet haben. Und danke allen Gemeindemitarbeitern, die die mit dem Gottesdienst verbundene zusätzliche Arbeit auf sich genommen haben.

Jetzt haben wir Gottesdienst gefeiert. Der lebendige Gott hat uns eingeladen, mit ihm Gemeinschaft zu haben, auf sein Wort zu hören und damit im Meer der Orientierungslosigkeit den Anker zu erkennen, der unserem Leben Halt und Kraft und Richtung gibt und uns fest stehen lässt.

Ich lade Sie jetzt ein, mit dem Brandenburger Tor zu kommen, auf die Westseite. Dort beginnt um 13 Uhr unsere Kundgebung unter dem phantastischen Motto des Lebens: EINZIGARTIG.LEBEN WAGEN. Und danach auch mit uns diesen Marsch durch einige Berliner Straßen zu machen. Ihr Marsch jetzt zum Brandenburger Tor ist also so etwas wie das Warmlaufen!

Nach der Rückkehr zum Brandenburger Tor werden wir dann dort in einer kurzen Sendungsfeier verabschiedet. Zwar ist vielleicht die Gegendemonstration auch spannend. Aber es kann sein, dass sie von unserer Seite her deshalb nicht durch das Brandenburger Tor zu unserer Kundgebung durchkommen können. Deshalb empfehle ich, dass Sie gegebenenfalls die beiden Parallelstraßen nutzen, die Behringstraße oder die Dorotheenstraße.

Unsere Gesellschaft lebt von Voraussetzungen, die sie selbst nicht geschaffen hat und schaffen kann. Auch wenn der österreichische Psychotherapeut, Kommunikations-wissenschaftler und Philosoph Paul Watzlawick darauf hingewiesen hat, dass man bei der Auswahl seiner Eltern nicht sorgsam genug sein könne – wir wissen alle, wir konnten sie uns nicht aussuchen.

Die Selbstbestimmung der Menschen scheint wie ein Religionssatz heutzutage bestimmend zu sein. Aber das Wesentliche unseres Lebens konnten wir nicht selbst bestimmen: Weder dass wir überhaupt Leben, noch wann, wie, unter welchen Umständen, in welcher Zeit und wo wir zum Leben gekommen sind. Wir dürfen hier schon ein wenig die Mär der Selbstbestimmung entmythologisieren.

Nein, wir leben – menschlich gesprochen – alle nur deshalb, weil unsere Eltern, mindestens unsere Mutter, uns bis zur Geburt ausgetragen hat und damit ein Ja zu unserem Leben sagte. Aber wir wissen noch viel mehr: Letztlich leben wir alle, weil der lebendige Gott selbst sein Ja über unserem Leben gesprochen hat.

Selbst wenn uns in dieser Welt niemand lieben, achten, schützen und wertschätzen würde: Der lebendige Gott hat sein Ja gesagt. Darin liegt unsere Menschenwürde. Dass wir nach Gottes Willen von ihm als seine Ebenbilder geschaffen sind. Und das gilt für jeden Menschen, von der Zeugung bis zu seinem natürlichen Ende.

Gott ist der Herr des Lebens, zu allen Zeiten. Wenn wir uns deshalb heute in besonderer Weise für diese menschliche Leben aussprechen, dann tun wir das auch aus Dankbarkeit gegenüber Gott und den Menschen, die uns das Leben geschenkt haben. Und das macht auch deutlich: Unser Gottesdienst endet jetzt nicht hier mit der Entlassung aus dieser Kirche und dem Segen.

Unser Gottesdienst geht weiter, jetzt, wenn wir hinaustreten, indem wir weiter betend diesen Tag in Gottes Hände legen, indem wir beten für die Menschen in unserem Volk und Land, die nichts mit dieser von Gott selbst kommenden Würde anzufangen wissen. Es ist bezeichnend, dass einer der seit 2002 regelmäßig gerufenen Parolen der Gegner unseres Einsatzes lautet: „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!“

Damit anerkennen sie ja, dass wir nicht einfach eine politisch andere Meinung vertreten. Wir setzen uns nicht nur um der Menschen Willen, sondern um Gottes Willen für das Leben ein.

Sie machen deutlich: Die Behauptung der Selbstbestimmung des Menschen, auch wenn es ein anderes Menschenleben kostet, ist letztlich eine Ablehnung gegen Gott und seine Herrschaft in dieser Welt. Und auch eine Ablehnung des Staates, der von Gott eingesetzt für die Gerechtigkeit und die Humanität zu sorgen hat.

Was bedeutet das für uns? Wir beten auch für jene, die unseren Gottesdienst und unseren Einsatz für das Leben furchtbar finden und uns daran hindern wollen. Unser ganzes Leben darf ein Gottesdienst sein. Gerade auch unser Einsatz für jeden Menschen.

In dieser Gewissheit und in dieser Haltung dürfen wir diesen Tag gestalten.

Fotos: Felizitas Küble, Archiv

 

 

Kommentare

5 Antworten

  1. Jedem, der behauptet es sei kein Mord, Embryos abzutreiben, empfehle ich einer Abtreibung „beizuwohnen“ und zu schauen, wie die „Einzelteile“ dieser Tat aus der Gebärmutter der Frau herausgefischt werden.
    Ich war nicht dabei, habe aber das Beschriebene in einem Videofilm angeschaut. Nicht nur, dass mir übel wurde, von da an wusste ich es ganz genau:
    „Das war Mord, das ist Mord und bleibt für alle Zeiten Mord!
    Ich habe großen Respekt für alle Menschen, die sich öffentlich trauen, diese Meinung auf „der Straße“ und sonst wo zu vertreten!

  2. Danke für dieses eindeutige Statement. Missstände und Fehlentwicklungen müssen angesprochen werden! Hier darf auch Kirche „laut“ werden und ihrem Auftrag nachkommen.

  3. „GOTT IST DER HERR DES LEBENS, ZU ALLEN ZEITEN“

    „Unser Gottesdienst geht weiter, jetzt, wenn wir hinaustreten, indem wir weiter betend diesen Tag in Gottes Hände legen, indem wir beten für die Menschen in unserem Volk und Land, die nichts mit dieser von Gott selbst kommenden Würde anzufangen wissen.“

    Danke. Es macht einen Unterschied, die Entwicklung in unserem Land aufmerksam, aber doch aus einer „sicheren“ Entfernung zu verfolgen oder selbst auf die Straße zu gehen und auf einmal „mittendrin“ zu sein.

    Die Verrohung, die Härte des Kampfes finde ich erschreckend.
    Durch das Zeugnis der Lebensrechtler wurde das einmal mehr offengelegt.

    Noch erschreckender als der erwartbare Protest der pro-choicer ist die ABWESENHEIT DER POLITIKER, die noch vor einigen Wochen hoch auf den Wagen der CSD-Leute mitgefahren sind, die es zuliessen und feierten, dass Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung als eigene Gruppen mitmarschierten.
    Kai Wegner gehört der C DU an..
    In diese Richtung gibt es offenbar keine ANGST VOR KONTAKTSCHULD.

    Eure Kinder werden queer –
    Eindrücke vom Berliner Marsch für das Leben, von einer jungen Youtuberin „Eingollan“

    https://youtu.be/fBXJUL80ef0?si=cUbpUtVSiJ3bWmVs. 13min

  4. Ganz herzlichen Dank, lieber Herr Hartmut Steeb, für diese gottesfürchtige Einführungsrede; und ganz herzlichen Dank an das Christliche Forum, diese Rede berichtet zu haben.
    Ja, Gott hat uns allen (auch denen, die zu Hause geblieben sind) das Lebendig-Sein geschenkt, indem Er uns sein Leben anvertraut hat, welches allein sein Eigentum ist und bleibt, auch, solange wir es „für uns verwalten“ dürfen. Deshalb „trachtet, wer nach dem menschlichen Leben trachtet, Gott selbst nach dem Leben“ (JP II; Ev. Vitae)

  5. Herrn Steeb danke ich als Katholik für den Denkanstoß „kein Staat“ sehr herzlich. Das bestärkt leider meine schon gewonnene Sicht, daß bereits mit Links der Extremismus und Menschenfeindlichkeit beginnt.
    Das Elend, das in der ganzen Gesellschaft sichtbar wird, ist Folge von linkem Denken. Die Groß-, bzw. die große Familie wäre ein erheblicher Schutz vor Einsamkeit und Altersdemenz. Außerdem eine kostengünstige Pflegeeinrichtung.
    Sozialisten und natürlich auch Sozialpolitiker ruinieren jeden Staat.

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